Labornotizen
Bald zündet Freenet die nächste Stufe bei DVB-T2. Weitere Regionen werden dann in den Regelbetrieb überführt und können das terrestrische Digitalfernsehen empfangen. Die nötige Empfangstechnik gibt es mittlerweile von zahlreichen Herstellern. Zur Freude der Nutzer auch zu erstaunlich günstigen Preisen.
Als im vergangenen Jahr die ersten Geräte für DVB-T2 in den Handel kamen, konnte man eine gewisse Preisstabilität feststellen. So um die 50 Euro waren für einfache Einstiegsgeräte für Free-TV fällig. Ab etwa 70 Euro gab es dann schon Digitalreceiver mit Freenet TV und teilweise Aufnahmefunktion. Für Flaggschiffe mit Hybridfunktionen legte man etwa 100 Euro auf den Tisch. Dabei war schon abzusehen, dass dieses Preisgefüge nicht allzu lange halten würde. Doch was mittlerweile selbst für die hochwertigeren Geräte aufgerufen wird, ist schon erstaunlich.
Amazon-Preisvergleich
Wir haben uns einmal bei Amazon umgeschaut und einen Überblick über die aktuellen Preise bei terrestrischen Receivern verschafft und waren etwas geschockt. Insgesamt 521 Treffer gab es bei der Suche nach solchen Geräten. Wie üblich schlichen sich hier auch Antennen oder Kabel mit in die Liste, dennoch ist das Angebot sehr ansehnlich. Beim Sortieren nach dem niedrigsten Preis landeten wir auf der Ersten Seite schon unter der magischen Grenze von 20 Euro die ersten Treffer. Allerdings stellte sich bei näherer Betrachtung heraus, das die dort angebotenen Geräte nicht für den Empfang in Deutschland geeignet sind, weil diese kein HEVC darstellen können. Doch schon auf der zweiten Seite gab es den ersten richtigen Treffer.
DVB-T2 HD für 23,91 Euro
Exakt 23,92 Euro kostete der günstigste Receiver inkl. Versand an unserem Ver- gleichstag. Es war der Opticum Terra HD 265. Ein FTA-Receiver, aber immerhin mit Aufnahmefunktion. Empfehlenswert ist ein solches Gerät ohne Freenet-TV-Entschlüsselungsmodul allerdings nicht. Hier stießen wir als nächstes auf den Xoro HRT 8720 für 25,49 Euro. Diesen Receiver hatten wir als einen der ersten Empfänger überhaupt in der Ausgabe 07/2016. Schon damals war das Gerät mit einem UVP von 69 Euro sehr günstig und verfügt neben Freenet TV auch über PVR-Funktionen. Rechnet man beim Aktionspreis noch die drei Testmonate Freenet TV für zusammen 17,25 Euro ab, kostet das Gerät rechnerisch gerade einmal 8,24 Euro. Das ist weniger als manches Kinoticket…
Hybridreceiver für 33,67 Euro
Doch auch Flaggschiffe – wenn man sie so nennen mag – sind extrem preiswert zu haben. Beispiel Samsung MediaBox Lite. Ein Receiver mit eingebautem WLAN, Hybridfunktion und Empfang des kostenlosen Freenet Connect TV – für sage und schreibe 33,67 Euro. Hier verbleiben nach Abzug der Testmonate noch ganze 16,42 Euro. Ein Preisverfall, der doch enorm ist und in der Branche die Alarmglocken läuten lassen sollte – auch wenn Amazon natürlich mit seinen Tagespreisen sehr schwankt und diese Geräte heute wieder deutlich teurer sein könnten.
Preisverfall gefährdet Existenz
Denn die Frage ist doch: Was verdient ein Receiverhersteller noch bei solchen Dumpingpreisen? Vermutlich nicht viel, möglicherweise ist es sogar ein Verlustgeschäft. Die Gefahr ist groß, dass wieder einmal so mancher Anbieter auf der Strecke bleiben wird. Denn im Gegensatz zu Weltkonzernen wie Samsung kann ein kleiner deutscher Distributor kaum mithalten. Die Gefahr ist groß, dass eine Containerlieferung aus Fernost schon so stark an Wert verliert, dass von der ursprünglich beim Einkauf kalkulierten Marge ein Minusgeschäft beim Verkauf wird. Das verkraftet eine kleine GmbH unter Umständen nicht. Wir finden diese Entwicklung jedenfalls bedenklich.
Verbraucher freuen sich
Natürlich sind günstige Preise im Interesse der Kunden, aber auf der anderen Seite darf das Geschäft auch nicht zu ruinös werden, dass Firmen in den Konkurs getrieben werden.
Denn was nützt ein preiswertes Gerät, wenn sich der Käufer im Garantiefall dann auf eine Gläubigerliste setzen lassen muss und im Zweifelsfall auf dem defekten Gerät sitzen bleibt. Doch nun scheint der aktuelle Trend genau in diese Richtung zu gehen. Leider.