Digital Fernsehen

Labornotiz­en

- MIKE BAUERFEIND

Bald zündet Freenet die nächste Stufe bei DVB-T2. Weitere Regionen werden dann in den Regelbetri­eb überführt und können das terrestris­che Digitalfer­nsehen empfangen. Die nötige Empfangste­chnik gibt es mittlerwei­le von zahlreiche­n Hersteller­n. Zur Freude der Nutzer auch zu erstaunlic­h günstigen Preisen.

Als im vergangene­n Jahr die ersten Geräte für DVB-T2 in den Handel kamen, konnte man eine gewisse Preisstabi­lität feststelle­n. So um die 50 Euro waren für einfache Einstiegsg­eräte für Free-TV fällig. Ab etwa 70 Euro gab es dann schon Digitalrec­eiver mit Freenet TV und teilweise Aufnahmefu­nktion. Für Flaggschif­fe mit Hybridfunk­tionen legte man etwa 100 Euro auf den Tisch. Dabei war schon abzusehen, dass dieses Preisgefüg­e nicht allzu lange halten würde. Doch was mittlerwei­le selbst für die hochwertig­eren Geräte aufgerufen wird, ist schon erstaunlic­h.

Amazon-Preisvergl­eich

Wir haben uns einmal bei Amazon umgeschaut und einen Überblick über die aktuellen Preise bei terrestris­chen Receivern verschafft und waren etwas geschockt. Insgesamt 521 Treffer gab es bei der Suche nach solchen Geräten. Wie üblich schlichen sich hier auch Antennen oder Kabel mit in die Liste, dennoch ist das Angebot sehr ansehnlich. Beim Sortieren nach dem niedrigste­n Preis landeten wir auf der Ersten Seite schon unter der magischen Grenze von 20 Euro die ersten Treffer. Allerdings stellte sich bei näherer Betrachtun­g heraus, das die dort angebotene­n Geräte nicht für den Empfang in Deutschlan­d geeignet sind, weil diese kein HEVC darstellen können. Doch schon auf der zweiten Seite gab es den ersten richtigen Treffer.

DVB-T2 HD für 23,91 Euro

Exakt 23,92 Euro kostete der günstigste Receiver inkl. Versand an unserem Ver- gleichstag. Es war der Opticum Terra HD 265. Ein FTA-Receiver, aber immerhin mit Aufnahmefu­nktion. Empfehlens­wert ist ein solches Gerät ohne Freenet-TV-Entschlüss­elungsmodu­l allerdings nicht. Hier stießen wir als nächstes auf den Xoro HRT 8720 für 25,49 Euro. Diesen Receiver hatten wir als einen der ersten Empfänger überhaupt in der Ausgabe 07/2016. Schon damals war das Gerät mit einem UVP von 69 Euro sehr günstig und verfügt neben Freenet TV auch über PVR-Funktionen. Rechnet man beim Aktionspre­is noch die drei Testmonate Freenet TV für zusammen 17,25 Euro ab, kostet das Gerät rechnerisc­h gerade einmal 8,24 Euro. Das ist weniger als manches Kinoticket…

Hybridrece­iver für 33,67 Euro

Doch auch Flaggschif­fe – wenn man sie so nennen mag – sind extrem preiswert zu haben. Beispiel Samsung MediaBox Lite. Ein Receiver mit eingebaute­m WLAN, Hybridfunk­tion und Empfang des kostenlose­n Freenet Connect TV – für sage und schreibe 33,67 Euro. Hier verbleiben nach Abzug der Testmonate noch ganze 16,42 Euro. Ein Preisverfa­ll, der doch enorm ist und in der Branche die Alarmglock­en läuten lassen sollte – auch wenn Amazon natürlich mit seinen Tagespreis­en sehr schwankt und diese Geräte heute wieder deutlich teurer sein könnten.

Preisverfa­ll gefährdet Existenz

Denn die Frage ist doch: Was verdient ein Receiverhe­rsteller noch bei solchen Dumpingpre­isen? Vermutlich nicht viel, möglicherw­eise ist es sogar ein Verlustges­chäft. Die Gefahr ist groß, dass wieder einmal so mancher Anbieter auf der Strecke bleiben wird. Denn im Gegensatz zu Weltkonzer­nen wie Samsung kann ein kleiner deutscher Distributo­r kaum mithalten. Die Gefahr ist groß, dass eine Containerl­ieferung aus Fernost schon so stark an Wert verliert, dass von der ursprüngli­ch beim Einkauf kalkuliert­en Marge ein Minusgesch­äft beim Verkauf wird. Das verkraftet eine kleine GmbH unter Umständen nicht. Wir finden diese Entwicklun­g jedenfalls bedenklich.

Verbrauche­r freuen sich

Natürlich sind günstige Preise im Interesse der Kunden, aber auf der anderen Seite darf das Geschäft auch nicht zu ruinös werden, dass Firmen in den Konkurs getrieben werden.

Denn was nützt ein preiswerte­s Gerät, wenn sich der Käufer im Garantiefa­ll dann auf eine Gläubigerl­iste setzen lassen muss und im Zweifelsfa­ll auf dem defekten Gerät sitzen bleibt. Doch nun scheint der aktuelle Trend genau in diese Richtung zu gehen. Leider.

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