Labornotizen
Wer im Auto schon einmal in den Genuss von Digitalradio über DAB Plus gekommen ist, wird sich kaum noch mit dem rauschenden UKW-Radio zufrieden geben. Die Lobby für diesen Bereich scheint allerdings in der Realität noch sehr schwach zu sein.
Wer sich in den 1990er Jahren für Digitalradio im Auto interessierte, der benötigte noch eine spezielle Blackbox im Kofferraum. Kaum erwähnenswert, dass die hierfür notwendige Technik noch sündhaft teuer war und selbst staatliche Subventionen nur wenige dazu bewegten, auf DAB umzusteigen. Zugegeben, auch das Programmangebot und damit der Anreiz zum Umstieg und nicht zuletzt die flächendeckende Verfügbarkeit waren alles andere als gut. Dies hat sich mit DAB Plus eindeutig geändert. Bezahlbare Empfänger stehen in ausreichendem Maße und von zahlreichen Herstellern zur Verfügung, der Empfang von Digitalradio hat sich deutlich verbessert und mit einem Deutschlandmux und demnächst einem zweiten Bouquet sowie zahlreichen Ländermuxen stehen mehrere dutzend interessante Radioprogramme in hörenswerter Qualität zur Verfügung. Doch während es bei stationären und tragbaren Radios mittlerweile eine unüberschaubare Zahl an Geräten gibt, wird die Nutzung im PKW nach wie vor sträflich vernachlässigt.
Meist nur gegen Aufpreis
Egal bei welchem Autohersteller man schaut: In den allermeisten Fällen sind Radios mit DAB-Empfang nur gegen Aufpreis zu bekommen. Häufig ist die Empfangstechnik im Auto zwar bereits verbaut, wird aber bei Neuwagen nur über Patches in der Autoelektronik freigeschaltet, wenn der Käufer dies explizit mit ordert muss entsprechend tiefer in die Tasche gegriffen werden. Im Gegensatz zu anderen angenehmen Extras wie Rückfahrwarner oder LED-Scheinwerfer sind hierzu aber nur wenige Käufer bereit. Sie verzichten damit auf ein System, welches aber genau in diesem Anwendungsbereich sein Potential am besten entfalten kann. Denn im Gegensatz zur häuslichen Umgebung steht im Auto in der Regel eben kein Internet zur Verfügung und der Empfang von Internetradio ist damit nicht ohne weiteres realisierbar. Ganz abgesehen von den Qualitätsunterschieden. Es bleibt nur das rauschende analoge UKW-Radio, das vor allem bei der mobilen Nutzung deutliche Empfangsschwächen zeigen kann. Die Schuld einseitig dem Käufer oder auch den Autobauern zu geben, ist dabei allerdings zu eng gedacht. Es fehlt uns die Unterstützung der Industrie und nicht zuletzt an der fehlenden Lobbyarbeit der Digitalradio-Befürworter.
Umrüstung möglich
Natürlich gibt es Möglichkeiten der Nachrüstung, wenn im Auto selbst kein DAB-Radio vorhanden ist. Doch der Tausch von Systemradios ist bei modernen Fahrzeugen kaum noch möglich und nicht jeder mag noch zusätzliche Technik, wie beispielsweise Digitalradioadapter von Clint oder Roberts im Auto, obwohl damit eine interessante Alternative zur Verfügung steht.
Haushaltsnahe Nutzung
Ganz anders sieht es wie bereits erwähnt bei den stationären Geräten aus. Kaum ein Radiobauer verzichtet in seinen Geräten noch auf Digitalradio. Bei uns im Testlabor schlagen monatlich neue Empfänger mit Digitalempfang auf. Doch reicht das, um dem Digitalradio einen signifikanten Schub zu verleihen, damit dieses in naher Zukunft UKW ablösen kann? Unserer Meinung nach nicht. Denn solange Digitalradio nicht maßgeblich Einzug in den PKW-Empfang erhält, wird der digitale Radioempfang eine Nische bleiben. Da spielt es keine Rolle, wie viele stationäre Geräte in Zukunft noch dazukommen werden. Der Schlüssel zum großen Durchbruch bleibt weiterhin der mobile Empfang in PKW & Co.