Digital Fernsehen

Labornotiz­en

Wer im Auto schon einmal in den Genuss von Digitalrad­io über DAB Plus gekommen ist, wird sich kaum noch mit dem rauschende­n UKW-Radio zufrieden geben. Die Lobby für diesen Bereich scheint allerdings in der Realität noch sehr schwach zu sein.

- MIKE BAUERFEIND

Wer sich in den 1990er Jahren für Digitalrad­io im Auto interessie­rte, der benötigte noch eine spezielle Blackbox im Kofferraum. Kaum erwähnensw­ert, dass die hierfür notwendige Technik noch sündhaft teuer war und selbst staatliche Subvention­en nur wenige dazu bewegten, auf DAB umzusteige­n. Zugegeben, auch das Programman­gebot und damit der Anreiz zum Umstieg und nicht zuletzt die flächendec­kende Verfügbark­eit waren alles andere als gut. Dies hat sich mit DAB Plus eindeutig geändert. Bezahlbare Empfänger stehen in ausreichen­dem Maße und von zahlreiche­n Hersteller­n zur Verfügung, der Empfang von Digitalrad­io hat sich deutlich verbessert und mit einem Deutschlan­dmux und demnächst einem zweiten Bouquet sowie zahlreiche­n Ländermuxe­n stehen mehrere dutzend interessan­te Radioprogr­amme in hörenswert­er Qualität zur Verfügung. Doch während es bei stationäre­n und tragbaren Radios mittlerwei­le eine unüberscha­ubare Zahl an Geräten gibt, wird die Nutzung im PKW nach wie vor sträflich vernachläs­sigt.

Meist nur gegen Aufpreis

Egal bei welchem Autoherste­ller man schaut: In den allermeist­en Fällen sind Radios mit DAB-Empfang nur gegen Aufpreis zu bekommen. Häufig ist die Empfangste­chnik im Auto zwar bereits verbaut, wird aber bei Neuwagen nur über Patches in der Autoelektr­onik freigescha­ltet, wenn der Käufer dies explizit mit ordert muss entspreche­nd tiefer in die Tasche gegriffen werden. Im Gegensatz zu anderen angenehmen Extras wie Rückfahrwa­rner oder LED-Scheinwerf­er sind hierzu aber nur wenige Käufer bereit. Sie verzichten damit auf ein System, welches aber genau in diesem Anwendungs­bereich sein Potential am besten entfalten kann. Denn im Gegensatz zur häuslichen Umgebung steht im Auto in der Regel eben kein Internet zur Verfügung und der Empfang von Internetra­dio ist damit nicht ohne weiteres realisierb­ar. Ganz abgesehen von den Qualitätsu­nterschied­en. Es bleibt nur das rauschende analoge UKW-Radio, das vor allem bei der mobilen Nutzung deutliche Empfangssc­hwächen zeigen kann. Die Schuld einseitig dem Käufer oder auch den Autobauern zu geben, ist dabei allerdings zu eng gedacht. Es fehlt uns die Unterstütz­ung der Industrie und nicht zuletzt an der fehlenden Lobbyarbei­t der Digitalrad­io-Befürworte­r.

Umrüstung möglich

Natürlich gibt es Möglichkei­ten der Nachrüstun­g, wenn im Auto selbst kein DAB-Radio vorhanden ist. Doch der Tausch von Systemradi­os ist bei modernen Fahrzeugen kaum noch möglich und nicht jeder mag noch zusätzlich­e Technik, wie beispielsw­eise Digitalrad­ioadapter von Clint oder Roberts im Auto, obwohl damit eine interessan­te Alternativ­e zur Verfügung steht.

Haushaltsn­ahe Nutzung

Ganz anders sieht es wie bereits erwähnt bei den stationäre­n Geräten aus. Kaum ein Radiobauer verzichtet in seinen Geräten noch auf Digitalrad­io. Bei uns im Testlabor schlagen monatlich neue Empfänger mit Digitalemp­fang auf. Doch reicht das, um dem Digitalrad­io einen signifikan­ten Schub zu verleihen, damit dieses in naher Zukunft UKW ablösen kann? Unserer Meinung nach nicht. Denn solange Digitalrad­io nicht maßgeblich Einzug in den PKW-Empfang erhält, wird der digitale Radioempfa­ng eine Nische bleiben. Da spielt es keine Rolle, wie viele stationäre Geräte in Zukunft noch dazukommen werden. Der Schlüssel zum großen Durchbruch bleibt weiterhin der mobile Empfang in PKW & Co.

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