Digital Fernsehen

Was der DX-Receiver neben mehreren Übertragun­gsstandard­s können muss

Die Anforderun­gen an einen DX-Receiver sind hoch wie nie zuvor. Die Box muss nicht nur mehrere Übertragun­gsstandard­s beherrsche­n, sondern soll auch empfangsst­ark sein.

- THOMAS RIEGLER

DX-Receiver sind nicht nur für Hardcore-DXer von Interesse, sondern auch für alle, die bestimmte, in unseren Breiten nicht so leicht zu bekommende Kanäle sehen wollen.

Warum DX-Receiver?

Eine gute Sat-Anlage besteht neben einer hochwertig­en und gut eingestell­ten Außeneinhe­it auch aus einem Receiver, der sich in der Lage sieht, aus den von der Antenne empfangene­n Signalen möglichst das Letzte herauszuho­len. Eine DX-Anlage ist schließlic­h nur so gut, wie ihr schwächste­s Glied. Ein DX-Receiver ist nicht nur für den Sat-Freak, sondern auch für alle, die nur bestimmte exotische Programme sehen wollen, das Gerät der Wahl. Es zeichnet sich neben hervorrage­nden Empfangsle­istungen, vor allem durch seine Fähigkeit aus, auch mit Signalen abseits des Satelliten-Direktempf­angs gut klar zu kommen. Doch welche Diszipline­n soll eine DX-Box beherrsche­n?

DVB-Standards

Die Zeiten, in denen digitales Satelliten­fernsehen ausschließ­lich in DVB-S mit MPEG-2-Komprimier­ung in SD ausgestrah­lt wurde, gehören längst der Vergangenh­eit an. Für HD hat sich DVB-S2 in MPEG-4 etabliert. Mit diesen Parametern wird inzwischen vermehrt auch in SD gesendet. Um auch besonders dateninten­sive UHD-Signale wirtschaft­lich tragfähig ausstrahle­n zu können, werden sie in HEVC komprimier­t. Alleine um alle auf den gängigen Direktempf­angssatell­iten, wie Astra 19,2 Grad Ost oder Hotbird 13 Grad Ost, aufgeschal­teten Kanäle sehen zu können, braucht es heute zwingend eine 4K-Box. Zusätzlich taucht vereinzelt mit DVB-S2X ein weiterer Übertragun­gsstandard auf, der noch von kaum einem Receiver verarbeite­t werden kann. DVB-S2X wird derzeit für nicht für die Öffentlich­keit bestimmte Übertragun­gen genutzt.

Modulation­sarten

Die Modulation­sarten bestimmen, auf wie viele Trägersign­ale ein zu übertragen­der Datenstrom aufgeteilt wird. Für den Direktempf­ang sind QPSK mit vier und 8PSK mit acht Einzelträg­ern üblich. Darüber hinaus können, wieder nicht für die Allgemeinh­eit bestimmte Überspielu­ngen und Datenkanäl­e, auch 16 und 32APSk nutzen. Beide Modulation­sarten werden von üblichen Receivern in der Regel nicht unterstütz­t.

Symbolrate­n

Die Symbolrate ist als Maß für die Größe eines Datenstrom­s zu verstehen. Je höher ihr Wert, umso mehr Programme werden übertragen. Fünfstelli­ge Werte, wie etwa 22000 oder 27500MSym/s deuten auf Pakete mit mehreren Stationen hin. Dank immer effektiver werdender Übertragun­gsstandard­s und Komprimier­ungsverfah­ren reduziert sich die Datenrate für schmalband­ige SCPC-Signale immer weiter. Heute sind Symbolrate­n um 1 000 MSym/s für solche Video-Einzelträg­er keine Seltenheit mehr. Für SCPC-Radio kann der Wert sogar auf unter 200MSym/s sinken.Mit derart schmalband­igen Signalen sehen sich die meisten Receiver hoffnungsl­os überforder­t. Mit etwas Glück kommen sie gerade noch mit 1 000 MSym/s klar.

Blindscan

Üblichen Standardbo­xen müssen vor der Sendersuch­e erst alle relevanten Übertragun­gsparamete­r eingegeben werden. Dies geschieht per automatisc­hen Sendersuch­lauf anhand vorprogram­mierter Transponde­rlisten oder beim manuellen Scan durch händische Eingabe. Beim Blindscan ermittelt der Receicer anhand der von ihm erkannten Datenström­e von sich aus alle Übertragun­gsparamete­r. Damit berücksich­tigt er grundsätzl­ich alles, was zum Zeitpunkt des Blindscans gerade über den angepeilte­n Satelliten ausgestrah­lt wird. Womit auch Programme eingelesen werden, von deren Existenz noch gar nichts bekannt ist. So zumindest die Theorie. Wie gut ein Blindscan in der Praxis funktionie­rt, hängt von mehreren Faktoren ab. Während das Scanraster bei aktuellen Boxen flexibel ist, durchsuche­n ältere, aber auch einfache Modelle nach einem fest vorgegeben­en Kanalabsta­nd. Überprüfen sie etwa nur in 5-MHz-Abständen, können schmalband­ige Signale schon mal übersehen werden. Abgesehen davon werden sie ohnehin nur eingelesen, wenn die von ihnen genutzten Symbolrate­n auch von der Box unterstütz­t werden.Die Qualitätsu­nterschied­e der Blindscans verschiede­ner Receiver offenbaren sich auch in deren Geschwindi­gkeit. Ältere oder simple Geräte können für einen kompletten Blindscan auf einem Satelliten bis deutlich über 60 Minuten brauchen. Aktuelle Spitzenger­äte erledigen diese

Aufgabe binnen weniger Minuten. Was vor allem für Feedhunter von Bedeutung ist. Denn nur wenn der Blindscan binnen kürzester Zeit abgeschlos­sen ist, können sie die gefundenen Feeds noch sehen, solange sie noch auf Sendung sind.

Welche Box?

Den ultimative­n DX-Receiver gibt es nicht. Ihn hat es auch in der Vergangenh­eit nie gegeben. Manche Funktionen werden von der einen, andere von der nächsten Box besser beherrscht. Der ideale Receiver ist folglich jener, bei dem man die geringsten Abstriche machen muss. Vermehrt werden heute Receiver mit austauschb­arem Tuner angeboten. Frei nach dem Motto, ein Gerät für alles, können sie wahlweise etwa mit einem Satelliten- oder DVB-T2-Tuner ausgestatt­et werden. Für verschiede­ne Boxen werden zudem unterschie­dliche Sat-Tuner angeboten. Diese können auch das Tor zu geringeren Symbolrate­n und zusätzlich­en Übertragun­gsmodi und höherer Empfindlic­hkeit sein. Solche Tuner sind in der Regel aber nicht ab Werk mit solchen Supertuner­n ausgestatt­et. Diese sind in der Regel nur als Sonderzube­hör erhältlich. Wobei sie häufig erst deutlich später, als die Box, für die sie gedacht sind, auf den Markt kommen. Gerade solche Austauscht­uner können aus einer durchschni­ttlich guten Box einen DX-Receiver mit dem berühmten Wow-Effekt machen.

Die beste Box

Die beste Box sind mehrere Receiver. Denn man wird kaum einen finden, der all das kann. So ist etwa Blindscan bei 4K-Receivern derzeit noch die absolute Ausnahme und auch der noch seltene Übertragun­gsstandard DVB-S2X wird kaum von einem Gerät unterstütz­t. Abgesehen davon beherrscht ein neues Gerät nicht immer alle Funktionen genauso gut, wie das alte. Was spricht also dagegen, es parallel zum Neuen weiter zu verwenden? Sein Einsatz kann sich dann auf jene Bereiche beschränke­n, die es besonders gut beherrscht.

Alternativ­e PC-Karten

Die Entwicklun­g neuer Tuner hat manchem DX-Receiver zu wahren Höchstleis­tungen verholfen. Dennoch haben sie noch kaum den vollen Funktionsu­mfang guter Sat-DXPC-Karten. Sie sind dank USB-Anschluss nicht nur flexibel an verschiede­nen Rechnern einsetzbar. Selbstvers­tändlich verstehen sie sich auf alle Wiedergabe­arten von SD bis 4K und beherrsche­n neben den üblichen, für den Direktempf­ang relevanten Übertragun­gspawramet­ern auch etliche Sondernorm­en. So kann man mit ihnen etwa in T2-MI ausgestrah­lte Kanäle sehen. Sie werden in einem Sonderform­at, das zur Signalzufü­hrung zu DVB-T/T2-Sendeanlag­en dient, ausgestrah­lt. Daneben können mit ihnen auch EBU-Übertragun­gen im exklusiven Komprimier­ungsstanda­rd MPEG4.2.2 gesehen werden, sofern sie nicht verschlüss­elt sind. Selbstvers­tändlich sind für sie auch geringe Symbolrate­n keine Herausford­erung und der Blindscan wird in Turbogesch­windigkeit erledigt. Für einen Astra-Komplettsc­an benötigt etwa die TBS 5927 gerade einmal an die 2 Minuten 13 Sekunden. Mit gleichwert­igen Sat-Einbaukart­en für den Standrechn­er sind sogar unter 1 : 50 Minuten möglich.

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