Was der DX-Receiver neben mehreren Übertragungsstandards können muss
Die Anforderungen an einen DX-Receiver sind hoch wie nie zuvor. Die Box muss nicht nur mehrere Übertragungsstandards beherrschen, sondern soll auch empfangsstark sein.
DX-Receiver sind nicht nur für Hardcore-DXer von Interesse, sondern auch für alle, die bestimmte, in unseren Breiten nicht so leicht zu bekommende Kanäle sehen wollen.
Warum DX-Receiver?
Eine gute Sat-Anlage besteht neben einer hochwertigen und gut eingestellten Außeneinheit auch aus einem Receiver, der sich in der Lage sieht, aus den von der Antenne empfangenen Signalen möglichst das Letzte herauszuholen. Eine DX-Anlage ist schließlich nur so gut, wie ihr schwächstes Glied. Ein DX-Receiver ist nicht nur für den Sat-Freak, sondern auch für alle, die nur bestimmte exotische Programme sehen wollen, das Gerät der Wahl. Es zeichnet sich neben hervorragenden Empfangsleistungen, vor allem durch seine Fähigkeit aus, auch mit Signalen abseits des Satelliten-Direktempfangs gut klar zu kommen. Doch welche Disziplinen soll eine DX-Box beherrschen?
DVB-Standards
Die Zeiten, in denen digitales Satellitenfernsehen ausschließlich in DVB-S mit MPEG-2-Komprimierung in SD ausgestrahlt wurde, gehören längst der Vergangenheit an. Für HD hat sich DVB-S2 in MPEG-4 etabliert. Mit diesen Parametern wird inzwischen vermehrt auch in SD gesendet. Um auch besonders datenintensive UHD-Signale wirtschaftlich tragfähig ausstrahlen zu können, werden sie in HEVC komprimiert. Alleine um alle auf den gängigen Direktempfangssatelliten, wie Astra 19,2 Grad Ost oder Hotbird 13 Grad Ost, aufgeschalteten Kanäle sehen zu können, braucht es heute zwingend eine 4K-Box. Zusätzlich taucht vereinzelt mit DVB-S2X ein weiterer Übertragungsstandard auf, der noch von kaum einem Receiver verarbeitet werden kann. DVB-S2X wird derzeit für nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Übertragungen genutzt.
Modulationsarten
Die Modulationsarten bestimmen, auf wie viele Trägersignale ein zu übertragender Datenstrom aufgeteilt wird. Für den Direktempfang sind QPSK mit vier und 8PSK mit acht Einzelträgern üblich. Darüber hinaus können, wieder nicht für die Allgemeinheit bestimmte Überspielungen und Datenkanäle, auch 16 und 32APSk nutzen. Beide Modulationsarten werden von üblichen Receivern in der Regel nicht unterstützt.
Symbolraten
Die Symbolrate ist als Maß für die Größe eines Datenstroms zu verstehen. Je höher ihr Wert, umso mehr Programme werden übertragen. Fünfstellige Werte, wie etwa 22000 oder 27500MSym/s deuten auf Pakete mit mehreren Stationen hin. Dank immer effektiver werdender Übertragungsstandards und Komprimierungsverfahren reduziert sich die Datenrate für schmalbandige SCPC-Signale immer weiter. Heute sind Symbolraten um 1 000 MSym/s für solche Video-Einzelträger keine Seltenheit mehr. Für SCPC-Radio kann der Wert sogar auf unter 200MSym/s sinken.Mit derart schmalbandigen Signalen sehen sich die meisten Receiver hoffnungslos überfordert. Mit etwas Glück kommen sie gerade noch mit 1 000 MSym/s klar.
Blindscan
Üblichen Standardboxen müssen vor der Sendersuche erst alle relevanten Übertragungsparameter eingegeben werden. Dies geschieht per automatischen Sendersuchlauf anhand vorprogrammierter Transponderlisten oder beim manuellen Scan durch händische Eingabe. Beim Blindscan ermittelt der Receicer anhand der von ihm erkannten Datenströme von sich aus alle Übertragungsparameter. Damit berücksichtigt er grundsätzlich alles, was zum Zeitpunkt des Blindscans gerade über den angepeilten Satelliten ausgestrahlt wird. Womit auch Programme eingelesen werden, von deren Existenz noch gar nichts bekannt ist. So zumindest die Theorie. Wie gut ein Blindscan in der Praxis funktioniert, hängt von mehreren Faktoren ab. Während das Scanraster bei aktuellen Boxen flexibel ist, durchsuchen ältere, aber auch einfache Modelle nach einem fest vorgegebenen Kanalabstand. Überprüfen sie etwa nur in 5-MHz-Abständen, können schmalbandige Signale schon mal übersehen werden. Abgesehen davon werden sie ohnehin nur eingelesen, wenn die von ihnen genutzten Symbolraten auch von der Box unterstützt werden.Die Qualitätsunterschiede der Blindscans verschiedener Receiver offenbaren sich auch in deren Geschwindigkeit. Ältere oder simple Geräte können für einen kompletten Blindscan auf einem Satelliten bis deutlich über 60 Minuten brauchen. Aktuelle Spitzengeräte erledigen diese
Aufgabe binnen weniger Minuten. Was vor allem für Feedhunter von Bedeutung ist. Denn nur wenn der Blindscan binnen kürzester Zeit abgeschlossen ist, können sie die gefundenen Feeds noch sehen, solange sie noch auf Sendung sind.
Welche Box?
Den ultimativen DX-Receiver gibt es nicht. Ihn hat es auch in der Vergangenheit nie gegeben. Manche Funktionen werden von der einen, andere von der nächsten Box besser beherrscht. Der ideale Receiver ist folglich jener, bei dem man die geringsten Abstriche machen muss. Vermehrt werden heute Receiver mit austauschbarem Tuner angeboten. Frei nach dem Motto, ein Gerät für alles, können sie wahlweise etwa mit einem Satelliten- oder DVB-T2-Tuner ausgestattet werden. Für verschiedene Boxen werden zudem unterschiedliche Sat-Tuner angeboten. Diese können auch das Tor zu geringeren Symbolraten und zusätzlichen Übertragungsmodi und höherer Empfindlichkeit sein. Solche Tuner sind in der Regel aber nicht ab Werk mit solchen Supertunern ausgestattet. Diese sind in der Regel nur als Sonderzubehör erhältlich. Wobei sie häufig erst deutlich später, als die Box, für die sie gedacht sind, auf den Markt kommen. Gerade solche Austauschtuner können aus einer durchschnittlich guten Box einen DX-Receiver mit dem berühmten Wow-Effekt machen.
Die beste Box
Die beste Box sind mehrere Receiver. Denn man wird kaum einen finden, der all das kann. So ist etwa Blindscan bei 4K-Receivern derzeit noch die absolute Ausnahme und auch der noch seltene Übertragungsstandard DVB-S2X wird kaum von einem Gerät unterstützt. Abgesehen davon beherrscht ein neues Gerät nicht immer alle Funktionen genauso gut, wie das alte. Was spricht also dagegen, es parallel zum Neuen weiter zu verwenden? Sein Einsatz kann sich dann auf jene Bereiche beschränken, die es besonders gut beherrscht.
Alternative PC-Karten
Die Entwicklung neuer Tuner hat manchem DX-Receiver zu wahren Höchstleistungen verholfen. Dennoch haben sie noch kaum den vollen Funktionsumfang guter Sat-DXPC-Karten. Sie sind dank USB-Anschluss nicht nur flexibel an verschiedenen Rechnern einsetzbar. Selbstverständlich verstehen sie sich auf alle Wiedergabearten von SD bis 4K und beherrschen neben den üblichen, für den Direktempfang relevanten Übertragungspawrametern auch etliche Sondernormen. So kann man mit ihnen etwa in T2-MI ausgestrahlte Kanäle sehen. Sie werden in einem Sonderformat, das zur Signalzuführung zu DVB-T/T2-Sendeanlagen dient, ausgestrahlt. Daneben können mit ihnen auch EBU-Übertragungen im exklusiven Komprimierungsstandard MPEG4.2.2 gesehen werden, sofern sie nicht verschlüsselt sind. Selbstverständlich sind für sie auch geringe Symbolraten keine Herausforderung und der Blindscan wird in Turbogeschwindigkeit erledigt. Für einen Astra-Komplettscan benötigt etwa die TBS 5927 gerade einmal an die 2 Minuten 13 Sekunden. Mit gleichwertigen Sat-Einbaukarten für den Standrechner sind sogar unter 1 : 50 Minuten möglich.