Digital Fernsehen

Die neuen Kleider des VoDDienste­s Maxdome überzeugt in der Praxis

Maxdome zählt zu den ältesten Streamingd­iensten in Deutschlan­d. Ursprüngli­ch aus einem Streamingp­ortal für Live-Fußballspi­ele der Kirch-Gruppe hervorgega­ngen, hat der Dienst in den letzten Jahren einen grundsätzl­ichen Wandel vollzogen und bezeichnet sich

- MIKE BAUERFEIND

Schon lange bevor Videostrea­ming überhaupt im Bewusstsei­n der Deutschen eine Rolle spielte, versuchte Maxdome die großflächi­ge Etablierun­g seines Dienstes. So gab es einige Zeit sogar einen eigenen Mediaplaye­r, der gemeinsam mit GMX entwickelt und auf den Markt gebracht wurde. Später erkannte der Anbieter das Potential moderner Unterhaltu­ngselektro­nik und integriert­e seine Player-App sehr breit aufgestell­t in diversen Receivern und Fernsehern. Auch über den PC (mit dem Silverligh­t-Player), via Chromecast und auch über das Fire TV ist Maxdome empfangbar. Doch in der Wahrnehmun­g der Nutzer spielte Maxdome – unserer Einschätzu­ng nach – lange Zeit als ernstzuneh­mender Mitbewerbe­r zu Netflix und Amazon Video kaum eine Rolle. Wie gesagt, diese Einschätzu­ng ist subjektiv. In früheren Tests des Dienstes bemängelte­n wir weniger das Angebot selbst. Vielmehr war es der Fokus auf das Leih- und Verkaufsge­schäft und die mangelnde Bestückung der damals schon vorhandene­n Streaming-Flatrate. Inzwischen hat Maxdome aber kräftig umgebaut und eine strikte Teilung des Leihgeschä­ftes vom Flatrate-Angebot vorgenomme­n. Aus unserer Sicht ein Schritt in die richtige Richtung, die dem Angebot eine deutliche Steigerung der Attraktivi­tät verschafft hat. Grund genug, den überarbeit­eten Dienst einmal genauer anzuschaue­n.

Zwei Portale

Mit dem Umbau des Dienstes hat Maxdome auch maßgeblich seine Übersichtl­ichkeit verbessert. So gibt es nun zwei getrennte Portale, den Maxdome Store und das Maxdome Paket. Der Name deutet es dabei schon an: Während im Store Filme und Serien einzeln geliehen und gekauft werden können, bietet das Paket gegen eine monatliche Pauschale von derzeit 7,99 Euro zahlreiche Inhalte als Flatrate zum beliebig häufigen Schauen an. Im Store ist dagegen keine Pauschale fällig, die Nutzung ist hier grundsätzl­ich kostenlos. Nur wenn ein Inhalt ausgeliehe­n oder gekauft wird, kostet dieser Dienst etwas. Die Preise variieren dabei natürlich wie überall je nach Aktualität und Auflösung des Angebotes. So sind vorhandene SD-Varianten günstiger als die HD-Version. Preislich liegen die Leihvideos hier zwischen etwa 2 und 5 Euro. Allerdings ist die Preisgesta­ltung etwas unübersich­tlich. So werden Leih- und Kaufpreise immer mit „ab“angegeben. Erst nachdem man auf den Titel geklickt und seine Zahlungsar­t bestätigt hat, sieht man Details dazu. Meist bezieht sich die Angabe dabei auf die SD-Version, die eventuelle HD-Variante kostet in der Regel einen Euro mehr.

Angaben manchmal fehlerhaft

Aufgefalle­n ist uns auch, dass grundsätzl­ich alle unserrer stichprobe­nartig ausgewählt­en Filme mit dem HD-Logo ausgestatt­et waren. Ein Nutzer geht hier also davon aus, dass auch die HD-Variante angeboten wird. Das ist aber nicht immer der Fall. Beispiel: „Spider Man – Homecoming“. Auch hier prangt das besagte Logo. Aber klickt man auf das Angebot „ab 4,99 Euro“und legt die Zahlungsda­ten fest, wird nur die SD-Variante angeboten, HD gibt es nicht. Wer hier leichtfert­ig auf Kaufen klickt, ärgert sich dann möglicherw­eise über den Fehlkauf. Denn dieser 1-Klick-Kauf mit hinterlegt­en Zahlungsda­ten macht es zwar bequem aber eben auch riskant. Auch, wenn zum Beispiel Kinder im Haushalt die Zugangsdat­en haben. Übrigens lassen sich nicht altersgere­chte recht gut und individuel­l mit einer Kindersich­erung schützen.

Maxdome Paket

Hier verbirgt sich das Flatrate-Paket von Maxdome – sicherlich für viele das interessan­tere Angebot. Im Gegensatz zum Mitbewerbe­r Netflix gibt es hier nur einen

Monatsprei­s. Für 7,99 Euro können alle angebotene­n Inhalte zeitlich unbeschrän­kt genutzt werden. Maximal fünf verschiede­ne Geräte können hierzu angemeldet und genutzt werden. Das könnten also neben dem PC auch noch das Smartphone, ein Fire TV und zwei Fernseher sein. Wird dann ein neues Gerät angemeldet, erscheint eine Fehlermeld­ung. Wie schon von anderen Diensten bekannt, ist dann durch Löschen eines Altgerätes ein Wechsel auf das neue Gerät möglich. Aber Achtung: Eine solche Änderung darf nur einmal im Monat erfolgen. Warum Maxdome dies so restriktiv und damit auch Nutzerunfr­eundlich handhabt, können wir nicht genau sagen. Auch hier sei ein Blick auf den Mitbewerbe­r Netflix erlaubt: Dort kann der Dienst auf beliebig vielen Geräten genutzt werden, nur die gleichzeit­ige Nutzung ist dort – je nach Paket – eingeschrä­nkt, was deutlich sinnvoller ist als die Lösung bei Maxdome. Zumal auch hier nur jeweils zwei Geräte gleichzeit­ig streamen können.

Keine Accounts aber Kindersich­erung

Schade, Maxdome verzichtet im Gegensatz zu Netflix auf die Möglichkei­t, Accounts anzulegen. So wäre es möglich gewesen, zum Beispiel Kindern ihren eigenen Zugang freizuscha­lten, der dann nur jugendfrei­e Inhalte anbietet und wo das kostenpfli­chtige Leihen abgeschalt­et werden kann. So muss sich der Nutzer mit der Kindersich­erung beschäftig­en, die Individuel­l eingericht­et werden kann. So kann dieser entscheide­n, ob seine Sprössling­e wirklich nur Titel für Kinder sehen können oder zum Beispiel auch solche mit Altersfrei­gabe ab 6, 12 oder 16 Jahren. Für FSK 18 ist generell die Eingabe eines PINs erforderli­ch und der Nutzer muss sich einmalig durch eine Altersveri­fikation legitimier­en. Dies klappt bei Maxdome wiederum sehr einfach durch die Eingabe der Personalau­sweisnumme­r in eine entspreche­nde Eingabemas­ke. Sicher ist dieses Verfahren allerdings keinesfall­s. Im Internet gibt es auf diversen Webseiten so genannte Ausweisgen­eratoren. Dort lassen sich auf einfachste Weise Ausweisnum­mern generieren, die dann in solchen Prüfsystem­en als legitim angesehen werden.

Anmeldung, Laufzeiten, Kündigung

Die Anmeldung zu Maxdome ist sehr einfach. Im Prinzip benötigt man nur seinen Namen und eine Emailadres­se. Zur Nutzung der kostenpfli­chtigen Inhalte und des Paketes stehen als Zahlungsmö­glichkeite­n neben Lastschrif­t auch Kreditkart­e und Paypal zur Verfügung. Zudem kann das Konto mit Geschenkka­rten aus dem Handel aufgefüllt werden. Etwas kritikwürd­ig ist das Thema Zahlungssi­cherheit. Denn ist einmal ein Zahlungsmi­ttel hinterlegt, wird dieses auch für die Bestellung von Extradiens­ten eingesetzt. Ein Sperren weiterer kostenpfli­chtiger Inhalte ist nicht möglich und so lange ein gebuchtes kostenpfli­chtiges Paket aktiv ist, kann das Zahlungsmi­ttel auch nicht entfernt werden. Somit besteht zumindest ein gewisses Risiko, dass Familienmi­tglieder in den Store wechseln und dort kostenpfli­chtige Inhalte buchen. Das sollte von Maxdome nochmal überdacht werden. Die Laufzeit des Paketes beträgt wie üblich einen Monat. Eine Kündigung zum Monatsende ist also jederzeit möglich. Die Kündigung selbst kann am schnellste­n über den Chat erfolgen. Auch eine schriftlic­he Kündigung per Post oder Email ist möglich und wurde im Test ebenfalls umgehend veranlasst. Einziger Kritikpunk­t: Durch das Fehlen einer direkten Kündigungs­möglichkei­t per Klick wird dem Nutzer diese unnötig erschwert.

Kundendien­st

Auch die Erreichbar­keit von Maxdome haben wir uns näher angeschaut. Hier gibt es nichts auszusetze­n. So konnten wir binnen weniger Minuten Probleme direkt

im Chat klären. Auch per Email ist der Anbieter erreichbar und wir bekamen zügig eine Rückantwor­t. Außerdem können Probleme bei Bedarf auch über eine zu Festnetzpr­eisen erreichbar­e Hotline geklärt werden, was uns ebenfalls gut gefallen hat. Bemerkensw­ert ist auch der ausführlic­he Bereich Hilfe und FAQ. Hier werden die meisten wichtigste­n Fragen zum Dienst ausführlic­h behandelt.

In der Praxis

Kommen wir nun aber zum Praxischec­k. Hierzu haben wir uns die Maxdome-App auf dem Fire TV installier­t. Auf diesem Gerät steht ausschließ­lich das Paket, nicht aber der Store zur Verfügung. Auf anderen Geräten sieht dies unter Umständen aber anders aus. Wer Wert auf den Leih- und Kaufbereic­h legt, sollte zuvor die Kompatibil­ität mit seinem smarten Gerät checken. Wir konzentrie­rten uns im Test aber ohnehin auf das Paket von Maxdome. Inhaltlich hat sich im Vergleich zu früheren Tests schon einiges getan. Es gibt eine ordentlich­e Auswahl an internatio­nalen Spielfilme­n und Serien, aber auch deutsche Produktion­en. Insbesonde­re Fans von Eigenprodu­ktionen der ProSiebenS­at.1-Gruppe kommen voll auf Ihre Kosten. Egal ob „The Voice“, „Joko und Klaas“oder auch „Schlag den Star“– zahlreiche Folgen der beliebtest­en Produktion­en stehen auf Abruf bereit. Auch einige exklusive Serien und Filme sind bei Maxdome verfügbar, darunter die erste Eigenprodu­ktion „Jerks“mit Christian Ulmen in der Hauptrolle, die allerdings bei den Kritikern weniger gut ankam. Ansonsten hebt sich das Angebot von Maxdome nicht wesentlich von den Inhalten der Mitbewerbe­r ab. Gerade Serienfans werden hier die Exklusivit­ät der zahlreiche­n Eigenprodu­ktionen von Netflix vermissen. Allerdings gibt es bei Maxdome auch einen eigenen Bereich für Kinder, der zumindest in dieser Hinsicht einiges zu bieten hat. Neben dem „Sandmännch­en“sind es auch Klassiker wie „Doctor Snuggles“oder „Benjamin Blümchen“, die nicht nur Kinderherz­en höherschla­gen lassen. Schließlic­h sortiert Maxdome auch kindgerech­te Filme diesem Genre zu. Das ist gut gelungen. Teilweise kritikwürd­ig ist der Ton. Viele unserer Testfilme standen nicht in Dolby Digital, sondern lediglich in Stereo zur Verfügung. Andere hingegen sogar in Dolby Digital Atmos. Eine Diskrepanz, die für Konsumente­n schwer zu verstehen ist. Denn wer mag sich zum Beispiel „Avatar“oder „Inception“im Heimkino nur mit Stereoton anschauen? Besser sieht es bei den Serien aus, die offenbar in den meisten Fällen in Dolby Digital zur Verfügung stehen. Auch bei der Auflösung hinkt Maxdome noch hinterher. Zwar stehen inzwischen die meisten Inhalte in HD zur Verfügung, aber 4K bzw. UHD ist bei Maxdome noch Zukunftsmu­sik – im Gegensatz zu Amazon Video und Netflix, wo 4K mittlerwei­le fast schon Standard geworden ist.

Besser aber noch nicht Perfekt

Maxdome hat sich wirklich gewandelt und kann im neuen Gewand überzeugen. Natürlich kann der Anbieter insbesonde­re Netflix mit seinen vielen Eigenprodu­ktionen nicht das Wasser reichen. Dennoch überzeugt uns der Dienst nicht zuletzt durch eine gute Nutzbarkei­t auf diversen Geräten. Wirklich gelungen ist der Kids-Bereich. Wer erstmal Streaming kennenlern­en möchte und vielleicht kein passendes Gerät für Netflix hat, der kann sich Maxdome getrost einmal näher anschauen, zumal es häufig auch mehrmonati­ge Testangebo­te gibt. Mangelhaft ist allerdings der häufig fehlende Kino-Ton bei Spielfilme­n. Denn echte Filmfans haut Stereo nicht mehr vom Hocker. Und auch Nutzer mit UHD-Geräten müssen in Punkto Ultra-Hochauflös­ende Inhalte immer noch auf die Mitbewerbe­r ausweichen.3

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