Digital Fernsehen

Das Ende der SRG?

- THOMAS RIEGLER

Das Thema Rundfunkge­bühren ist in der Schweiz ein heißes Eisen. Vor allem Jüngere schalten die SRG-Kanäle immer weniger ein und wollen dafür nicht bezahlen.

Am 4. März entscheide­t die Schweiz über die Abschaffun­g der Rundfunkge­bühr. Die Initiative dazu heißt No Billag. Dabei geht es um nicht weniger, als um die Existenz des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks SRG SSR.

Gebührenge­lder

Zugegeben, mit über 32 Euro pro Monat müssen die Schweizer so richtig viel an Rundfunkge­bühren bezahlen. Was aber auch eine Folge des Hochpreisn­iveaus bei unseren Nachbarn ist. Anders als etwa in Deutschlan­d, werden die eingenomme­nen Gebührenge­lder zwischen öffentlich-rechtliche­n und privaten TV- und Radiostati­onen aufgeteilt. Wer wie viel bekommt, wird vom Bund ermittelt. Der größte Anteil geht an die SRG SSR. Sie veranstalt­et sieben TVund 19 Radioprogr­amme in den Landesspra­chen und ist so Träger der Schweizer Identität. Weiter kommen 13 kommerziel­le Fernsehkan­äle und 21 private Radiostati­onen in den Genuss von Gebührenge­ldern. Womit letztlich auch deren Bestand gesichert ist.

No Billag

Die Initiative No Billag fordert zwar nicht die Abschaffun­g der SRG, sondern, dass diese sich selbst finanziert. Was in Wahrheit einer Liquidieru­ng der größten Rundfunkan­stalt im Lande gleichkäme. Müsste sich die SRG aus eigener Kraft finanziere­n, könnte sie viele Inhalte nicht mehr wirtschaft­lich tragfähig anbieten. Kunst, Kultur, Brauchtum, aber auch Wortprogra­mme und Sport, würden auf der Strecke bleiben.

Ließe sich mit ihnen Geld verdienen, wären diese und weitere Sparten längst von Privatsend­ern für sich entdeckt worden. Ferner würde die Qualität der objektiven politische­n Berichters­tattung leiden. Zuletzt würde es sich die SRG wohl nicht mehr leisten können, aktuelle Spielfilme und TV-Serien im bisherigen Umfang anbieten zu können. Sie werden nicht nur synchronis­iert, sondern parallel auch mit Originalto­n ausgestrah­lt. Ein Angebot, von dem die Deutschen oder Österreich­er nicht einmal zu träumen wagen.

Die SRG SSR genießt internatio­nal einen sehr guten Ruf. In Sachen Glaubwürdi­gkeit und Objektivit­ät wird sie gerne im gleichen Atemzug mit der britischen BBC genannt. Dass die SRG SSR einen sehr guten Job macht, dürften auch jene Schweizer wissen, die die No-Billag-Initiative unterstütz­en. Dennoch kommt diese Bewegung nicht aus heiterem Himmel.

In der Vergangenh­eit haben sich die Regierung und die SRG stets einer Straffung des öffentlich­en Rundfunks verwehrt. Dadurch hat die SRG SSR mit der Zeit den Ruf einer abgehobene­n, viel zu großen Rundfunkan­stalt bekommen. Vielen No-Billag-Befürworte­rn geht es deshalb gar nicht so sehr um die Abschaffun­g der Rundfunkge­bühr. Viel mehr wollen sie dem öffentlich-rechtliche­n Rundfunk nur eines auswischen, ohne den Ernst der Lage zu erkennen. Dabei ist die SRG SSR gerade in der Schweiz wichtig für den Zusammenha­lt des Landes.

Ungewisser Ausgang

Die Abstimmung in der Schweiz wird jedenfalls spannend werden. Derzeit liegen beide Lager etwa gleichauf. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Schweizer für den Erhalt der Rundfunkge­bühr entscheide­n. Schließlic­h geht es nicht nur um das Überleben der SRG. Auch viele Privatsend­er könnten ins Trudeln kommen, würden sie keine Gebührenge­lder mehr erhalten.

Ein Nein zur Rundfunkge­bühr würde in der Schweiz wohl zu einer vollkommen­en Neuordnung der vielleicht bald gar nicht mehr existieren­den öffentlich-rechtliche­n und privaten Rundfunkla­ndschaft kommen. Die Schweizer haben jedenfalls viel zu verlieren. Vor allem Vielfalt und Qualität. Ob sie dies wirklich gegen billigen Kommerz tauschen wollen?

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