Das Ende der SRG?
Das Thema Rundfunkgebühren ist in der Schweiz ein heißes Eisen. Vor allem Jüngere schalten die SRG-Kanäle immer weniger ein und wollen dafür nicht bezahlen.
Am 4. März entscheidet die Schweiz über die Abschaffung der Rundfunkgebühr. Die Initiative dazu heißt No Billag. Dabei geht es um nicht weniger, als um die Existenz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks SRG SSR.
Gebührengelder
Zugegeben, mit über 32 Euro pro Monat müssen die Schweizer so richtig viel an Rundfunkgebühren bezahlen. Was aber auch eine Folge des Hochpreisniveaus bei unseren Nachbarn ist. Anders als etwa in Deutschland, werden die eingenommenen Gebührengelder zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten TV- und Radiostationen aufgeteilt. Wer wie viel bekommt, wird vom Bund ermittelt. Der größte Anteil geht an die SRG SSR. Sie veranstaltet sieben TVund 19 Radioprogramme in den Landessprachen und ist so Träger der Schweizer Identität. Weiter kommen 13 kommerzielle Fernsehkanäle und 21 private Radiostationen in den Genuss von Gebührengeldern. Womit letztlich auch deren Bestand gesichert ist.
No Billag
Die Initiative No Billag fordert zwar nicht die Abschaffung der SRG, sondern, dass diese sich selbst finanziert. Was in Wahrheit einer Liquidierung der größten Rundfunkanstalt im Lande gleichkäme. Müsste sich die SRG aus eigener Kraft finanzieren, könnte sie viele Inhalte nicht mehr wirtschaftlich tragfähig anbieten. Kunst, Kultur, Brauchtum, aber auch Wortprogramme und Sport, würden auf der Strecke bleiben.
Ließe sich mit ihnen Geld verdienen, wären diese und weitere Sparten längst von Privatsendern für sich entdeckt worden. Ferner würde die Qualität der objektiven politischen Berichterstattung leiden. Zuletzt würde es sich die SRG wohl nicht mehr leisten können, aktuelle Spielfilme und TV-Serien im bisherigen Umfang anbieten zu können. Sie werden nicht nur synchronisiert, sondern parallel auch mit Originalton ausgestrahlt. Ein Angebot, von dem die Deutschen oder Österreicher nicht einmal zu träumen wagen.
Die SRG SSR genießt international einen sehr guten Ruf. In Sachen Glaubwürdigkeit und Objektivität wird sie gerne im gleichen Atemzug mit der britischen BBC genannt. Dass die SRG SSR einen sehr guten Job macht, dürften auch jene Schweizer wissen, die die No-Billag-Initiative unterstützen. Dennoch kommt diese Bewegung nicht aus heiterem Himmel.
In der Vergangenheit haben sich die Regierung und die SRG stets einer Straffung des öffentlichen Rundfunks verwehrt. Dadurch hat die SRG SSR mit der Zeit den Ruf einer abgehobenen, viel zu großen Rundfunkanstalt bekommen. Vielen No-Billag-Befürwortern geht es deshalb gar nicht so sehr um die Abschaffung der Rundfunkgebühr. Viel mehr wollen sie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nur eines auswischen, ohne den Ernst der Lage zu erkennen. Dabei ist die SRG SSR gerade in der Schweiz wichtig für den Zusammenhalt des Landes.
Ungewisser Ausgang
Die Abstimmung in der Schweiz wird jedenfalls spannend werden. Derzeit liegen beide Lager etwa gleichauf. Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Schweizer für den Erhalt der Rundfunkgebühr entscheiden. Schließlich geht es nicht nur um das Überleben der SRG. Auch viele Privatsender könnten ins Trudeln kommen, würden sie keine Gebührengelder mehr erhalten.
Ein Nein zur Rundfunkgebühr würde in der Schweiz wohl zu einer vollkommenen Neuordnung der vielleicht bald gar nicht mehr existierenden öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunklandschaft kommen. Die Schweizer haben jedenfalls viel zu verlieren. Vor allem Vielfalt und Qualität. Ob sie dies wirklich gegen billigen Kommerz tauschen wollen?