1&1 renoviert IPTV-Angebot
Vor wenigen Wochen hat der Internetanbieter 1&1 sein IPTV-Angebot komplett neu aufgestellt. Wir haben uns einmal genauer mit dem Angebot beschäftigt und zeigen Ihnen, dass nicht immer das Neueste das Bessere ist.
Alles neu: Nicht immer ist das Neuste das Beste
Bisher hat 1&1 seine Kunden mit IPTV-Paketen vom Mitbewerber Telekom und dessen Paket Entertain versorgt. Diese Partnerschaft endet nun allerdings. Seit Dezember letzten Jahres wird ein neues IPTV-Angebot in den Netzen verbreitet. Dieses basiert auf einer Partnerschaft mit dem Anbieter Zattoo und Abox42. Dabei wurde die Technologie komplett auf den Kopf gestellt wodurch die Bedienung und grundlegende Funktionen sich komplett verändern.
Schonfrist für Stammnutzer
Wer heute schon 1&1 mit IPTV-Nutzer ist und noch Entertain als Dienstleister hat, kann bis Ende des Jahres laut Angaben der 1&1 Pressestelle dieses Angebot weiternutzen und muss erst danach auf den neuen Service umsteigen. Verschiedene Tatsachen sprechen dafür, dass Altabonnenten versuchen den Wechsel hinauszuzögern. Zum ersten natürlich die Tatsache, dass die bisher getätigten Aufnahmen nach dem Wechsel nicht mehr nutzbar sind, da beim neuen Angebot eine neue Box zum Einsatz kommt. Leider lassen sich
diese Mitschnitte auch nicht sichern, vor dem Umstieg sollten also alle Aufnahmen noch in Ruhe geschaut werden.
Sport und Regional-TV Mangelware
Auch das Senderangebot ist nicht identisch mit dem bekannten. Im Free-TV wurde dieses leicht reduziert, vor allem private Regionalsender, wie sie Entertain TV in großen Umfang anbietet, bleiben außen vor. Auch HDTV wird im großen Umfang angeboten, wobei die Privatsender nur gegen Zusatzgebühr bei Buchung der HD-Option sichtbar sind.
Ganz dicke kommt es allerdings für Sportfans, denn im neuen Paket von 1&1 bleibt die Bundesliga komplett außen vor. Weder Sky noch Eurosport 2 Bundesliga sind verfügbar und können somit auch nicht gebucht werden. Auch die bei der Entertain TV angebotenen Sportangebote für Basketball, Eishockey und die dritte Fußballliga sind in den neuen 1&1 IPTV-Angeboten nicht verfügbar. Wer nun etwa hofft dann auf Informationen beim Free-TV-Sender Sky Sport News zurückgreifen zu können, wird ebenfalls enttäuscht, denn auch dieser Sender taucht in der neuen Paketstruktur bei 1&1 nicht auf.
Was für den Sport gilt, gilt aber auch allgemein, denn Sky kann aktuell mit dem neuen 1&1 IPTV nicht genutzt werden, da die Sender weder über die neue Plattform verbreitet werden und auch nicht abonnierbar sind.
Neue Übertragungstechnik
IPTV-Angebote lassen sich auf verschiedene Weisen zum Kunden transportieren. Zum einen als Multicaststream, bei dem mehrere Empfänger auf einen Stream zurückgreifen, zum anderen als Unicaststream, bei dem jeder Empfänger vom Server seinen eigenen Stream abholt. Der bisherige Dienstleister für das IPTV-Angebot von 1&1, Entertain TV überträgt seine Signale im Multicast-Verfahren, das neue Paket wird hingegen als Unicast übertragen. Vor allem bei Mehrfachnutzung kann dies für Probleme sorgen, da der gleichzeitige Abruf eines Senders an zwei Geräten doppelte Bandbreite benötigt. 1&1 schlichtet allerdings und teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass die Nutzung von bis zu drei Streams parallel möglich ist.
Aufnahmen gehen fremd
Ein Grund für die Wahl der Unicast-Methode liegt darin, dass das neue IPTV-Angebot von 1&1 ausschließlich auf die Cloudarchivierung setzt. Die ausgegebenen Receiver von Abox42 besitzen weder ein internes Speichermedium noch lassen sich externe Datenträger an ihnen betreiben. In der Grundversion stellt der Anbieter seinen Kunden zehn Stunden Onlinespeicher zur Verfügung. Wer mehr will, muss zusätzlichen Speicher buchen. 100 Stunden schlagen dabei mit 2,99 Euro monatlich zu Buche, 200 Stunden kosten bereits 4,99 Euro im Monat. Bedenkt man, dass eine Terrabyte große Festplatte, auf der sich bis zu 500 Stunden Material archivieren lassen gerade einmal mit rund 50 Euro zu Buche schlägt und diese Kosten einmalig sind, wird schnell deutlich wie preisintensiv die 1&1 Cloudspeicherung wirklich ist. Internetausfälle sollten auch nicht zu oft vorkommen, denn in dem Fall ist Entertainment beim 1&1 IPTV-Angebot komplett lahmgelegt.
Mobil nutzbar
Natürlich möchten wir die Vorteile der Cloudspeicherung nicht unter den Tisch kehren. Von allen Geräten – auch von Tablet oder Smartphone – kann jederzeit auf die Aufnahmen zugegriffen werden. Allerdings ist die Wiedergabe nur bei aktiver Internetverbindung möglich, es fällt für jede Wiedergabe erneut Traffic an und bei einem Anbieterwechsel sind alle Aufnahmen weg. Letzteres passiert aber auch bei anderen Anbietern, etwa all jene die auf Mietreceiver setzen.
Neustart möglich
Ausgebaut wurde die Neustart-Funktion, welche nun bei der Mehrzahl der Sender zur Verfügung steht. Die so genannte CatchUp-TV-Funktion bedient sich dabei einmal mehr dem Unicaststream. CatchUp TV bedeutet, dass eine laufende Sendung – sofern es der TV-Anbieter erlaubt – mittels Tastendruck neu gestartet werden kann. Eine Komfortfunktion die speziell die IPTV-Anbieter – darunter auch die Telekom bei Entertain TV – ihren Kunden anbietet und somit dem Kunden einen Mehrwert bereitstellt, denn wer kennt es nicht: Man zappt durch die Kanalliste, trifft auf eine interessante Sendung, stellt aber schnell fest, dass diese bereits zum Großteil gezeigt wurde und nur noch wenige Minuten läuft. Mit CatchUp-TV kann die Sendung mittels Tastendruck nun neu gestartet werden. Einziger Nachteil: Der TV-Anbieter hat Einfluss welche Sendungen über diesen Zusatzdienst bereitstellt und welche nicht. Es kann somit durchaus passieren, dass der eine oder andere Hollywoodfilm nicht per CatchUp-Tv neu gestartet werden kann.
Fazit
Für 1&1 IPTV-Nutzer bedeutet der Anbieterwechsel in der Regel einen Rückschritt. Zum einen ist das Senderangebot geschrumpft, zum anderen die neue Technologie nur nach außen hin vielversprechend. Dass nun die Aufnahmen nicht einmal mehr nur beschnitten, sondern sogar noch ausschließlich auf Servern ge- lagert werden, auf die der Endverbraucher nur begrenzten Einfluss hat, halten wir für eine besorgniserregende Lösung. Neben dem Persönlichkeitsrecht besteht auch jederzeit die Möglichkeit für den Anbieter Aufnahmen zu entfernen. Zwar nutzt 1&1 diese aktuell nach unseren Informationen nicht, die Technik allerdings bietet aber die Schnittstelle dafür.
Bleibt dennoch zu hoffen, dass es beim Anbieter ein Einsehen gibt und vielleicht mit einem späteren Update die USB-Schnittstelle doch zum Anschluss externer Datenträger geöffnet wird.