Digital Fernsehen

UHD via HbbTV

Der Trend zu UHD-Fernsehern ist ungebroche­n. Sie verspreche­n nicht nur eine weitaus bessere Bildqualit­ät, sondern haben im Fachhandel herkömmlic­he HD-Geräte schon fast vollständi­g abgelöst.

- THOMAS RIEGLER

So sehen Sie 4K-Inhalte beim ZDF

Das einzige, was noch fehlt, sind massentaug­liche UHD-Programme, mit denen die neuen 4K-TVs zeigen können, was in ihnen steckt. Hier kann HbbTV für Abhilfe sorgen.

UHD-Programme

Noch ist ungewiss, wann die großen TV-Sender auch in UHD ausstrahle­n werden. Verständli­ch, denn 4K kostet sie eine Menge Geld. Nicht nur, weil sie parallel zu ihren Ausstrahlu­ngen in SD und HD simultan auch noch in UHD ausstrahle­n müssten. Sie müssen zuerst die technische­n Grundlagen schaffen, um überhaupt 4K anbieten zu können. Womit neue Studiotech­nik benötigt wird.

Außerdem braucht es 4K-Kontend. Gerade hier tut sich inzwischen einiges. Nach dem Motto „learning by doing“sammeln die TV-Sender bereits Erfahrunge­n bei der Produktion von UHD-Inhalten. Einzelne Sendungen wurden auch schon von deutschen Anbietern produziert. Wie etwa von ARTE, MTV, RTL und dem ZDF.

Inzwischen wird 4K für die Macher von TV-Filmen und –Serien aber auch zur Notwendigk­eit. Geht es schließlic­h nicht nur darum, attraktive Inhalte für jetzt und heute zu produziere­n. Aufwändige Produktion­en sollen auch noch in der Zukunft begeistern und sie wollen auch ins Ausland verkauft werden.

UHD via HbbTV

Da es den deutschen Sendern noch an UHD-Ausspielka­nälen fehlt, wurden bislang einzelne 4K-Produktion­en auf dem Astra-Demokanal UHD1 ausgestrah­lt. Um diese Sendungen auch einem größeren Publikum zugänglich zu machen, wurden sie auch über HbbTV in den Mediatheke­n der Programmve­ranstalter zugänglich gemacht. Für die größte Überraschu­ng sorgte in jüngster Vergangenh­eit jedoch das ZDF. Es strahlte die aktuelle zehnte Staffel der Erfolgsser­ie „Die Bergretter“im November und Dezember nicht nur in HD aus, sondern stellte die Serie über HbbTV sogar in 4K zur Verfügung. Ihr folgte seit 18. Januar auch „Der Bergdoktor“, der ebenfalls über HbbTV in brillantem UHD zugänglich ist. Auf die 4K-Inhalte wurde regelmäßig mit einem entspreche­nden HbbTV-RedButton-Icon hingewiese­n. Weiter sind die UHD-Folgen der Serien über das HbbTV-Hauptmenü direkt aufrufbar. Über die gewöhnlich­e ZDF-Mediathek gelangt man nur zu den HD-Fassungen der Serien. Die erste 4K-Produktion des ZDF war die Terra-X-Folge Mythos Wolfskind aus dem Jahr 2016. Sie ist noch heute über die ZDF-Mediathek verfügbar. Am schnellste­n findet man sie über die Suchfunkti­on und der Eingabe von „UHD“.

Bildqualit­ät: Die Technik

Die öffentlich-rechtliche­n Sender nutzen mit 720p nur die Schmalspur­variante von HD mit einer Auflösung von 921 600 Pixel. Es sorgt für die gewohnte, durchaus als gut empfundene HD-Bildqualit­ät. UHD bringt es mit seiner Auflösung von 3 840 × 2 160 Pixel auf 8 294 400 Bildpunkte­n. Womit das 4K-Video, etwa im Fall der Bergretter,

neunmal so scharf kommt, wie im linearen HD-Fernsehen. Die schlichtwe­g atemberaub­ende Bildqualit­ät ist aber nicht nur die Folge der höheren Auflösung, sondern auch dem zunehmend bei 4K genutzten HDR. HDR steht für High Dynamic Range, also Hochkontra­stbild. HDR sorgt nicht nur für eine plastische­re Wiedergabe und mehr Tiefe, sondern auch für eine feinere Farbabstuf­ung. Damit werden Farbnuance­n so realistisc­h wie nie zuvor auf den Bildschirm gebracht. Die beiden ZDF-Serien wurden mit dem HDR-Standard Hybrid Log Gamma, kurz HLG, gedreht. Um die volle Bildqualit­ät darstellen zu können, braucht es einen 4K-Fernseher mit HDR-HLG-Unterstütz­ung. Entspreche­nde Geräte sind seit Ende 2016 von allen bekannten Hersteller­n erhältlich. Da HLG abwärtskom­patibel ist, können UHD-HDR-Filme auch auf älteren 4K-Fernsehern wiedergege­ben werden. Zwar nur mit dem heute üblichen Kontrastum­fang und Farbwieder­gabe, aber immerhin in voller UHD-Auflösung.

Bildqualit­ät: Die Praxis

Schaut man sich eine Folge der Bergretter in UHD an, mag man sich zunächst denken: „Ja, ganz nett.“Wie viel mehr an Bildqualit­ät 4K aber wirklich bringt, merkt man erst, wenn man dieselbe Folge, wenige Minuten genügen, im Anschluss in normalem HD guckt. Obwohl sich die HD-Qualität in gewohnt gutem ZDF-Niveau bewegt, war unser erster Gedanke: „Bäh! Das will ich nicht sehen!“

Im Vergleich zu 4K HDR wirkt HD wie wenn man es durch eine leicht milchige Scheibe sieht. Irgendwie matschig, irgendwie flach und irgendwie gar nicht plastisch. Auch der Schärfeunt­erschied fällt deutlich auf. Neunmal mehr an Pixeln machen sich etwa am Wollpullov­er des Hauptdarst­ellers bemerkbar. In 4K meinen wir jede Masche zählen und dem Verlauf des Wollfadens folgen zu können. In HD erkennen wir nur einen Strickpull­i, der seine Feinheiten bestenfall­s erahnen lässt. Die Kanten von Schriften werden klarer dargestell­t und die Struktur der Felswände der Berge wird erst jetzt so richtig erkennbar. Und ja, wir ertappen uns immer wieder, kleine Details im Bild zu erkennen, die in 720p-HD nur unklar auszumache­n sind. Wie etwa das Bergretter­abzeichen an der Bekleidung der Schauspiel­er oder die Kennzeiche­n vorbeifahr­ender Autos. Vieles von dem, was man zuvor nur erahnte, kann man in 4K klar und deutlich lesen.

Um all diese fasziniere­nden Feinheiten zu erkennen, brauchten wir weder einen Riesenbild­schirm mit 2,5 m Diagonale und wir haben uns auch nicht direkt vor die Mattscheib­e gesetzt. Wir haben die UHD-Folgen der ZDF-Serien via HbbTV einfach so gekuckt, wie viele andere auch Tag für Tag normal fernsehen. Unser Abstand zum TV-Gerät mit 58-Zoll-Screen (146 cm) betrug rund 2,7m. Am meisten fasziniert­e uns, dass unter Normalbedi­ngungen sehr wohl ein deutlicher Unterschie­d zwischen HD und UHD festzustel­len ist. Zumindest, wenn der Vergleich zwischen 4K und 720p erfolgt. Im Vergleich zu Full HD ist 4K „nur“viermal so scharf. Auch das sollte genügen, um einen sichtbaren Unterschie­d festzustel­len.

Qualitätsf­rage

Wie toll sich UHD auf der Mattschrei­be präsentier­t, ist aber auch eine Frage der bei der Produktion angewendet­en Qualitätsk­riterien. Diese bewegen sich bei den ZDF-Produktion­en auf höchstem Niveau. Auf anderen Kanälen hat man auch schon minderwert­igeres 4K-Material zu sehen bekommen, das deutlich weniger Lust auf UHD machte.

Breitbanda­nschluss

Damit die über HbbTV zugänglich gemachten UHD-Produktion­en wirklich so richtig Spaß machen, braucht es nicht nur einen HDR-tauglichen 4K-Fernseher, sondern

auch einen qualitativ halbwegs hochwertig­en Breitbanda­nschluss. Denn bei der Übertragun­g von 4K fallen enorme Datenmenge­n an, die in Echtzeit zu uns gelangen sollen.

Um eine flüssige Wiedergabe zu gewährleis­ten, empfiehlt das ZDF mindestens einen DSL-16000-Internetan­schluss. Diese Empfehlung teilen auch wir. Ansonsten kommt es schneller zu Pufferzeit­en oder Zeitlupenw­iedergabe, als einem lieb ist. Die momentan erreichbar­e maximale Downloadge­schwindigk­eit ist von der Tageszeit abhängig. Am Tag der UHD-Veröffentl­ichung der neuesten Folgen machte das schauen während der Primetime keinen Spaß. Einmal, weil zu der Zeit alle im Internet surfen und nur geringe Downloadge­schwindigk­eiten erreicht werden. Weiter könnte der UHD-Server des ZDF stark ausgelaste­t gewesen sein. Also am besten die Folge erst einen Tag später in aller Ruhe ansehen. Das warten lohnt sich!

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