Nach dem UKW-Aus – Wie Sie DAB Plus im Kabel zukünftig empfangen
Mit der Abschaltung des analogen Fernsehens im Kabel geht es in der Regel auch dem UKW-Radio an den Kragen. Die von ihm belegten Frequenzen werden künftig anderweitig genutzt.
Die Zukunft des Radios im Kabel ist digital. Hier wird künftig DAB Plus im In- und Ausland eine entscheidende Rolle spielen.
Warum UKW-Abschaltung?
Der Bedarf an immer schnelleren Breitbandanschlüssen steigt rasant. Künftig sollen mit dem Datenübertragungsstandard DOCSIS 3.1 Downloadgeschwindigkeiten bis zu 10 GB/s möglich werden.
Das setzt aber Bandbreite im Kabel voraus, die derzeit noch vom analogen Fernsehen und UKW-Radio belegt ist. Wobei hier vom Frequenzbereich von etwa 5 bis ca. 200 MHz die Rede ist. Obwohl eine gesetzliche Vorgabe fehlt, soll in Bayern und Sachsen UKW bis Ende 2018 der Geschichte angehören. Auch für die anderen Bundesländer ist zeitnah ähnliches zu erwarten.
Digitales Kabelradio heute
Genau genommen gibt es digitales Radio im Kabel bereits seit geraumer Zeit. Es wird bislang im DVB-C-Standard übertragen. Das ist dieselbe Norm, mit der auch die digitalen TV-Kanäle über den Kabelanschluss ins Haus gelangen. Sie kann man über die digitale Kabelbox oder den Kabeltuner des Fernsehers empfangen. Was den entscheidenden Nachteil hat, dass man die Radios nur über das TV-Gerät hört oder dieses zumindest kurz einschalten muss, möchte man auf Radioempfang wechseln und einen Sender suchen. Während man DVB-C-Kabelradio hört, kann man in Folge dessen nicht fernsehen. Erst kürzlich hat Vodafone seinen Kunden DVB-C-Radios zum Preis von 40 Euro angeboten. Wie uns zugetragen wurde, waren die Geräte zwar technisch in Ordnung, verarbeitungstechnisch jedoch von einer ausgesprochen bemitleidenswerten Qualität. Da es sich bei diesem Kabelradio um ein proprietäres Gerät handelte, blieb den Kunden auch keine Wahl. Also nichts mit Geräten für individuelle Ansprüche. Als Stichworte seien nur das Küchenradio und der Radiowecker genannt.
DAB Plus im Kabel
Bereits in der Vergangenheit wurde immer wieder erfolgreich die Verbreitung von Digitalradio in Kabelnetzen getestet. Seit 20. Oktober 2017 speist das regionale Telekommunikationsunternehmen M-net als Pilotprojekt in Essenbach bei Landshut aus. Während des Tests, der in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, BLM, erfolgt, wird auf Kanal 13A der landesweite Multiplex des BR übertragen, der in Bayern auf Kanal 11D ausgestrahlt wird. Die Verbreitung von weiteren bis zu drei Multiplexen ist bei M-net angedacht. M-Net hat noch nicht entschieden, ob und in welchem Umfang DAB Plus in ihren Netzen eingeführt wird.
DAB Plus gibt es auch schon im Bayreuther Kabel. Hier wird jedoch auf Kanal 13B ein eigens zusammengesetzter Multiplex ausgekabelt. Da die Verbreitung im Kabel einen weitaus geringeren Fehlerschutz als über Antenne erfordert, finden im Multiplex 25 öffentlich-rechtliche und private Programme Platz.
In Deutschland planen bereits mehrere kleinere Kabelanbieter die Einführung von DAB Plus in ihren Netzen. Ursprünglich hatte man dafür den Juni diesen Jahres anvisiert und man rechnete damit, den Start auf der internationalen Fachmesse Anga Com in Köln verlautbaren zu können. Aus heutiger Sicht ist allerdings mit einer kleinen Verzögerung zu rechnen.
Unabhängig davon wird erwartet, dass auf der Anga Com erste DAB Plus-Modulatoren vorgestellt werden. Sie erlauben es den Kabelnetzbetreibern DAB Plus mit professionellem Serienequipment in ihre Netze zu bringen. Alleine dieses kleine Detail beweist, dass DAB Plus im Kabel für die Industrie ein ernstzunehmendes Thema ist.
DAB Plus im Kabel international
DAB Plus im Kabel ist kein Thema, dem man nur in Deutschland Aufmerksamkeit schenkt. In der Schweiz wird der größte Kabelnetzbetreiber UPC künftig DAB Plus im Kabel anbieten. Vorgesehen sind an die 70 Programme. Diese werden jedoch auf Kabel-Sonderkanälen oberhalb des Kanal 13 verbreitet werden, für die spezielle Digitalradios vonnöten sind. Während eines Testbetriebs wurde DAB Plus bereits auf
den Kanälen 14 bis 16 angeboten. Künftige DAB Plus-Radiogenerationen sollen auch diese Kabelfrequenzen empfangen können. Womit sie gleichermaßen für Antennenund Kabelempfang geeignet sind. Auch in Österreich ist DAB Plus im Kabel ein Thema. Wie vom Geschäftsführer der RTG Radio Technikum GmbH, Gernot Fischer zu erfahren war, macht DAB Plus im Kabel besonders im städtischen Bereich Sinn, wo nicht jeder für seine HiFi-Anlage eine eigene Antenne montieren kann. Dach dem für April 2018 vorgesehenen Start des DAB Plus-Regelbetriebs in Wien, wird man die Möglichkeiten ausloten, Digitalradio ins Kabel zu bringen.
Bislang unbestätigten Meldungen zufolge scheint man auch außerhalb des deutschen Sprachraums Interesse an DAB Plus im Kabel zu haben. Obwohl nur die Rede von einem osteuropäischen Land ist, dürfte es sich dabei um Tschechien handeln, wo sich DAB Plus bereits seit Jahren im Ausbau befindet.
Kabel-DAB in Deutschland
Während man in der Schweiz DAB Plus im Kabel wohl von Beginn an auf den Kanälen 14 bis 16 anbieten will, beabsichtigt man in Deutschland eine kundenfreundlichere Variante. Alle heute üblichen DAB Plus-Radios sind für den Empfang von Kanal 5A bis Kanal 13F geeignet. Die 13er-Kanäle werden hierzulande nicht nur nicht für die terrestrische Digitalradio-Ausstrahlung genutzt. Sie liegen auch weit genug von den für Docsis 3.1 vorgesehenen Frequenzen entfernt. Womit reichlich Schutzabstand gegeben ist, der gegenseitige Störungen ausschließt. Der Kanal 13 bietet Platz für bis zu fünf Multiplexe.
Platz genug, um die ortsüblichen Programmpakete eins zu eins zusätzlich über das Kabel zu verbreiten. Alternativ können Kabelnetzbetreiber ihre eigenen DAB Plus-Multiplexe zusammenstellen. Da Digitalradio-Kabelmultiplexe einen geringeren Fehlerschutz erfordern als bei der Terrestrik üblich, lassen sich in ihnen je etwa 25 Programme unterbringen. Womit bis zu etwa 125 Sender möglich wären.
Damit stellt der Kanal 13 schon einmal genügend Übertragungskapazitäten für die nächste Zeit zur Verfügung. Zeit genug, bis künftige DAB Plus-Radiogenerationen, die auch auf den Kanälen 14 bis 16 empfangen können, den Weg in die Haushalte gefunden haben.
So können alle bereits vorhandenen DAB Plus-Radios mit eingebauter Antennenbuchse für die nächsten Jahre auch am Kabel angeschlossen betrieben werden. Bei verschiedenen Geräten ist die Antennenbuchse hinter einer Klappe verborgen und mit wenigen Handgriffen zugänglich.
Warum DAB Plus im Kabel?
DAB Plus bietet sich für das Kabel alleine schon deswegen sehr gut an, weil es dafür eine breite Palette an dafür geeigneten Radios gibt. Sie decken nicht nur alle Anwendungsgebiete, sondern auch alle Preisklassen ab.
Weiter punkten DAB Plus-Radios mit ihrer Bedienungsfreundlichkeit. Sie sind ungleich komfortabler zu händeln, als der übliche Kabelradioempfang per DVB-C. Weiter können sie nicht nur am Kabel betrieben werden, sondern empfangen auch alle ortsüblichen Multiplexe per Antenne.
Neue Chance für Kabelradio
Kabelradio via DVB-C wird von den angeschlossenen Haushalten kaum angenommen. DAB Plus stellt eine neue Chance dar, Radio übers Kabelnetz so richtig attraktiv zu machen. Einmal, weil die Nutzer nun wieder freie Gerätewahl haben, so wie sie es vom Kabel-UKW gewohnt waren. Weiter bietet DAB Plus nicht nur eine bessere Audioqualität als UKW, sondern erlaubt auch, deutlich mehr Programme, als über den analogen Weg, anzubieten.