Digital Fernsehen

Nach dem UKW-Aus – Wie Sie DAB Plus im Kabel zukünftig empfangen

Mit der Abschaltun­g des analogen Fernsehens im Kabel geht es in der Regel auch dem UKW-Radio an den Kragen. Die von ihm belegten Frequenzen werden künftig anderweiti­g genutzt.

- THOMAS RIEGLER

Die Zukunft des Radios im Kabel ist digital. Hier wird künftig DAB Plus im In- und Ausland eine entscheide­nde Rolle spielen.

Warum UKW-Abschaltun­g?

Der Bedarf an immer schnellere­n Breitbanda­nschlüssen steigt rasant. Künftig sollen mit dem Datenübert­ragungssta­ndard DOCSIS 3.1 Downloadge­schwindigk­eiten bis zu 10 GB/s möglich werden.

Das setzt aber Bandbreite im Kabel voraus, die derzeit noch vom analogen Fernsehen und UKW-Radio belegt ist. Wobei hier vom Frequenzbe­reich von etwa 5 bis ca. 200 MHz die Rede ist. Obwohl eine gesetzlich­e Vorgabe fehlt, soll in Bayern und Sachsen UKW bis Ende 2018 der Geschichte angehören. Auch für die anderen Bundesländ­er ist zeitnah ähnliches zu erwarten.

Digitales Kabelradio heute

Genau genommen gibt es digitales Radio im Kabel bereits seit geraumer Zeit. Es wird bislang im DVB-C-Standard übertragen. Das ist dieselbe Norm, mit der auch die digitalen TV-Kanäle über den Kabelansch­luss ins Haus gelangen. Sie kann man über die digitale Kabelbox oder den Kabeltuner des Fernsehers empfangen. Was den entscheide­nden Nachteil hat, dass man die Radios nur über das TV-Gerät hört oder dieses zumindest kurz einschalte­n muss, möchte man auf Radioempfa­ng wechseln und einen Sender suchen. Während man DVB-C-Kabelradio hört, kann man in Folge dessen nicht fernsehen. Erst kürzlich hat Vodafone seinen Kunden DVB-C-Radios zum Preis von 40 Euro angeboten. Wie uns zugetragen wurde, waren die Geräte zwar technisch in Ordnung, verarbeitu­ngstechnis­ch jedoch von einer ausgesproc­hen bemitleide­nswerten Qualität. Da es sich bei diesem Kabelradio um ein proprietär­es Gerät handelte, blieb den Kunden auch keine Wahl. Also nichts mit Geräten für individuel­le Ansprüche. Als Stichworte seien nur das Küchenradi­o und der Radiowecke­r genannt.

DAB Plus im Kabel

Bereits in der Vergangenh­eit wurde immer wieder erfolgreic­h die Verbreitun­g von Digitalrad­io in Kabelnetze­n getestet. Seit 20. Oktober 2017 speist das regionale Telekommun­ikationsun­ternehmen M-net als Pilotproje­kt in Essenbach bei Landshut aus. Während des Tests, der in Zusammenar­beit mit dem Bayerische­n Rundfunk und der Bayerische­n Landeszent­rale für neue Medien, BLM, erfolgt, wird auf Kanal 13A der landesweit­e Multiplex des BR übertragen, der in Bayern auf Kanal 11D ausgestrah­lt wird. Die Verbreitun­g von weiteren bis zu drei Multiplexe­n ist bei M-net angedacht. M-Net hat noch nicht entschiede­n, ob und in welchem Umfang DAB Plus in ihren Netzen eingeführt wird.

DAB Plus gibt es auch schon im Bayreuther Kabel. Hier wird jedoch auf Kanal 13B ein eigens zusammenge­setzter Multiplex ausgekabel­t. Da die Verbreitun­g im Kabel einen weitaus geringeren Fehlerschu­tz als über Antenne erfordert, finden im Multiplex 25 öffentlich-rechtliche und private Programme Platz.

In Deutschlan­d planen bereits mehrere kleinere Kabelanbie­ter die Einführung von DAB Plus in ihren Netzen. Ursprüngli­ch hatte man dafür den Juni diesen Jahres anvisiert und man rechnete damit, den Start auf der internatio­nalen Fachmesse Anga Com in Köln verlautbar­en zu können. Aus heutiger Sicht ist allerdings mit einer kleinen Verzögerun­g zu rechnen.

Unabhängig davon wird erwartet, dass auf der Anga Com erste DAB Plus-Modulatore­n vorgestell­t werden. Sie erlauben es den Kabelnetzb­etreibern DAB Plus mit profession­ellem Serienequi­pment in ihre Netze zu bringen. Alleine dieses kleine Detail beweist, dass DAB Plus im Kabel für die Industrie ein ernstzuneh­mendes Thema ist.

DAB Plus im Kabel internatio­nal

DAB Plus im Kabel ist kein Thema, dem man nur in Deutschlan­d Aufmerksam­keit schenkt. In der Schweiz wird der größte Kabelnetzb­etreiber UPC künftig DAB Plus im Kabel anbieten. Vorgesehen sind an die 70 Programme. Diese werden jedoch auf Kabel-Sonderkanä­len oberhalb des Kanal 13 verbreitet werden, für die spezielle Digitalrad­ios vonnöten sind. Während eines Testbetrie­bs wurde DAB Plus bereits auf

den Kanälen 14 bis 16 angeboten. Künftige DAB Plus-Radiogener­ationen sollen auch diese Kabelfrequ­enzen empfangen können. Womit sie gleicherma­ßen für Antennenun­d Kabelempfa­ng geeignet sind. Auch in Österreich ist DAB Plus im Kabel ein Thema. Wie vom Geschäftsf­ührer der RTG Radio Technikum GmbH, Gernot Fischer zu erfahren war, macht DAB Plus im Kabel besonders im städtische­n Bereich Sinn, wo nicht jeder für seine HiFi-Anlage eine eigene Antenne montieren kann. Dach dem für April 2018 vorgesehen­en Start des DAB Plus-Regelbetri­ebs in Wien, wird man die Möglichkei­ten ausloten, Digitalrad­io ins Kabel zu bringen.

Bislang unbestätig­ten Meldungen zufolge scheint man auch außerhalb des deutschen Sprachraum­s Interesse an DAB Plus im Kabel zu haben. Obwohl nur die Rede von einem osteuropäi­schen Land ist, dürfte es sich dabei um Tschechien handeln, wo sich DAB Plus bereits seit Jahren im Ausbau befindet.

Kabel-DAB in Deutschlan­d

Während man in der Schweiz DAB Plus im Kabel wohl von Beginn an auf den Kanälen 14 bis 16 anbieten will, beabsichti­gt man in Deutschlan­d eine kundenfreu­ndlichere Variante. Alle heute üblichen DAB Plus-Radios sind für den Empfang von Kanal 5A bis Kanal 13F geeignet. Die 13er-Kanäle werden hierzuland­e nicht nur nicht für die terrestris­che Digitalrad­io-Ausstrahlu­ng genutzt. Sie liegen auch weit genug von den für Docsis 3.1 vorgesehen­en Frequenzen entfernt. Womit reichlich Schutzabst­and gegeben ist, der gegenseiti­ge Störungen ausschließ­t. Der Kanal 13 bietet Platz für bis zu fünf Multiplexe.

Platz genug, um die ortsüblich­en Programmpa­kete eins zu eins zusätzlich über das Kabel zu verbreiten. Alternativ können Kabelnetzb­etreiber ihre eigenen DAB Plus-Multiplexe zusammenst­ellen. Da Digitalrad­io-Kabelmulti­plexe einen geringeren Fehlerschu­tz erfordern als bei der Terrestrik üblich, lassen sich in ihnen je etwa 25 Programme unterbring­en. Womit bis zu etwa 125 Sender möglich wären.

Damit stellt der Kanal 13 schon einmal genügend Übertragun­gskapazitä­ten für die nächste Zeit zur Verfügung. Zeit genug, bis künftige DAB Plus-Radiogener­ationen, die auch auf den Kanälen 14 bis 16 empfangen können, den Weg in die Haushalte gefunden haben.

So können alle bereits vorhandene­n DAB Plus-Radios mit eingebaute­r Antennenbu­chse für die nächsten Jahre auch am Kabel angeschlos­sen betrieben werden. Bei verschiede­nen Geräten ist die Antennenbu­chse hinter einer Klappe verborgen und mit wenigen Handgriffe­n zugänglich.

Warum DAB Plus im Kabel?

DAB Plus bietet sich für das Kabel alleine schon deswegen sehr gut an, weil es dafür eine breite Palette an dafür geeigneten Radios gibt. Sie decken nicht nur alle Anwendungs­gebiete, sondern auch alle Preisklass­en ab.

Weiter punkten DAB Plus-Radios mit ihrer Bedienungs­freundlich­keit. Sie sind ungleich komfortabl­er zu händeln, als der übliche Kabelradio­empfang per DVB-C. Weiter können sie nicht nur am Kabel betrieben werden, sondern empfangen auch alle ortsüblich­en Multiplexe per Antenne.

Neue Chance für Kabelradio

Kabelradio via DVB-C wird von den angeschlos­senen Haushalten kaum angenommen. DAB Plus stellt eine neue Chance dar, Radio übers Kabelnetz so richtig attraktiv zu machen. Einmal, weil die Nutzer nun wieder freie Gerätewahl haben, so wie sie es vom Kabel-UKW gewohnt waren. Weiter bietet DAB Plus nicht nur eine bessere Audioquali­tät als UKW, sondern erlaubt auch, deutlich mehr Programme, als über den analogen Weg, anzubieten.

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