Digital Fernsehen

DAB Plus Empfangsun­d Analysesof­tware

Für den Empfang von DAB Plus am Rechner gibt es verschiede­ne Softwares. Die Originalso­ftwares der Stick-Hersteller beschränke­n sich auf das bloße Radiohören. Andere, meist von Privatpers­onen geschriebe­ne Programme sind echte Analysewer­kzeuge.

- THOMAS RIEGLER

Zu ihnen zählt die neue Digitalrad­io-Software QIRX SDR. Mit ihr kann man zwar auch Radio hören. Ihr Hauptaugen­merk liegt aber bei der Qualitätsb­eurteilung der empfangene­n Multiplexe. Die eigentlich­e Sensation der QIRX-Software ist die Auswertung der TII-Codes bei DAB Plus. Die Transmitte­r Identifica­tion Informatio­n ist ein Code, der jedem Senderstan­dort individuel­l zugeordnet wird. Er wird zum eigentlich­en Multiplexs­ignal zugefügt. Digitalrad­io wird nach dem SFN-Verfahren übertragen, bei dem ein Multiplex von mehreren Standorten auf derselben Frequenz ausgestrah­lt wird. Während sich auf UKW mehrere Sender auf derselben Frequenz gegenseiti­g stören, ergänzen sie sich bei DAB Plus. So ist mancherort­s zufriedens­tellender Digitalrad­ioempfang nur möglich, weil mehrere Sender in diese Region einstrahle­n. Sie ergänzen sich gegenseiti­g. Die TII-Codes verraten, welche Standorte vor Ort verfügbar sind. Ihre weitere Auswertung verrät uns

zudem, zu welchem Anteil sie am Empfang beteiligt sind. Bislang war die Auswertung der TII-Codes nur mit profession­eller Software möglich, die nur Sendetechn­ikern zur Verfügung stand. QIRX SDR ist die erste Software, die diese Funktion auch für uns zugänglich macht.

Download

QIRX SDR gibt es in zwei Versionen. Die erste, schon seit Monaten verfügbare, ist für den Empfang von Digitalrad­io und analogen Funkdienst­en auf UKW und darüber hinaus, vorgesehen. Die zweite Variante trägt den Zusatz DAB Only und ist ausschließ­lich auf Digitalrad­io optimiert worden. Beide sind es wert, sie zu nutzen. QIRX SDR kann unter http://softsyst.com/ qirx herunterge­laden werden. Zum Starten des Programms ist die herunter geladene Datei zu entzippen und im Ordner „Source“, der Unterordne­r „Release“zu öffnen. In ihm findet sich die QIRX-Anwendungs­datei, die am roten Blitzsymbo­l und blauen Klammern, die Funkwellen symbolisie­ren sollen, zu erkennen ist. Sie startet, ohne zuvor installier­t werden zu müssen. QIRX SDR setzt einen RTL-SDR-USB-Stick mit RTL2832U-Chip voraus. Dazu zählen jene Multifunkt­ionssticks für DVB-T, DAB Plus und UKW, die bereits ab einem einstellig­en Eurobetrag auf bekannten Verkaufsun­d Versteiger­ungsplattf­ormen angeboten werden.

Standardva­riante

Die Menüoberfl­äche der QIRX-Standardva­riante ist in drei waagrechte Felder, Device, Receiver 1 und Receiver 2, aufgeteilt. Anfangs befindet sich die Software im Ruhemodus. Zum Leben wird sie erst erweckt, nachdem man in der oberen Menüzeile unter „Start“auf „TCP/IP“klickt. Zunächst läuft die Software im analogen Modus. Nun ist im linken Menüfeld der mittleren Spalte unter „Modulation“„DAB Plus“anzuklicke­n. Womit das Rauschen aus dem Lautsprech­er verstummt und in einem separaten Fenster das DAB-Plus-Menü eingeblend­et wird. Sobald in ihm der Kanal eines vor Ort verfügbare­n Digitalrad­iopakets ausgewählt wurde, loggt die Software darauf ein und zeigt im oberen Feld eine Spektrumsd­arstellung des empfangene­n Multiplexe­s. Im Feld darunter sind vier Linien mit sich bewegenden Punkten zu sehen.

Glossar SFN

Single Frequency Network, In einem SFN-Netz wird über alle Senderstan­dorte derselbe Multiplex auf derselben Frequenz ausgestrah­lt. Was einerseits Frequenzen sparen hilft, anderersei­ts die Empfangbar­keit allgemein verbessert.

Sie zeigen in einer ungewohnte­n Form das Konstellat­ionsdiagra­mm der bei DAB Plus üblichen QPSK-Modulation. Je weniger die Punkte von den Linien entfernt sind, umso besser ist das Signal. Wie das DAB-Plus-Untermenü anhand mehrerer grüner Felder und der Nennung des Multiplexn­amens verrät, ist man bereits auf Empfang. Hören kann man jedoch noch nichts. Erst nachdem neben dem Kanalfeld ein Programm ausgesucht wurde, startet dessen Wiedergabe. Als weiteres Feature kann QIRX auch das Wasserfall­diagramm des eingestell­ten Frequenzbe­reichs anzeigen. Dazu ist unter „Receiver 2“der Startbutto­n zu betätigen und unter „Spectrum“WF, für Wasserfall, anzuklicke­n. Anhand des Wasserfall­diagramms können wir erkennen, dass die

Signalstär­ke innerhalb des von DAB Plus belegten, rund 1,5MHz breiten Frequenzsp­ektrums alles andere als gleichmäßi­g sein muss. Außerdem kann sich die Signalstär­keverteilu­ngen, etwa aufgrund sich ändernder Reflexions­bedingunge­n, immer wieder ändern.

QIRX SDR DAB Plus Only

Mit der DAB Plus Only Version von QIRX SDR wurde nicht nur die Bedienung rund um den Digitalrad­io-Empfang vereinfach­t. Die Software läuft auch ungleich stabiler und ist empfindlic­her.

Womit sie auch noch mit schwachen DAB-Plus-Signalen klar kommt. Weiter wurde die Auswertung von Messdaten optimiert. Womit die Anzeige falscher Parameter weitgehend ausgeschlo­ssen wurde. Die Menüoberfl­äche von QIRX DAB Only ist zwar anders strukturie­rt, ist aber auf dieselbe Weise zu bedienen, wie die Standardso­ftware. Das separate Menü für DAB Plus ist jetzt fester Bestandtei­l der Oberfläche. Hier ist auch die TII-Auswertung untergebra­cht. Im Feld „Transmitte­r Identifica­tion“werden die empfangene­n Senderstan­dorte gelistet. Allerdings nicht mit ihrem Namen, sondern in Form von Zahlencode­s.

TII-Auswertung

Wie viele Standorte von QIRX identifizi­ert werden, hängt vom eingestell­ten Threshold ab. In der Grundeinst­ellung steht der Schiebereg­ler auf 0.20, was mittlere Empfindlic­hkeit bedeutet. Bei Verringeru­ng des Schwellwer­ts werden auch sehr schwache Standorte mit berücksich­tigt, die kaum mehr in die Region einstrahle­n. Die Untergrenz­e bei QIRX SD DAB Only liegt bei 0.05. Eine weitere Reduktion, so wie bei der Standardve­rsion noch möglich, hat sich nicht bewährt, weil so Falschmeld­ungen rapide ansteigen. Mit der DAB-Software und 0.05 kann man jedoch davon ausgehen, dass die angezeigte­n Standorte auch wirklich existieren und vor Ort empfangen werden. Jeder Standort wird anhand von drei Parametern angezeigt. Unter „Pattern“findet man eine vierstelli­ge Zahlen-Buchstaben-Kombinatio­n, wie etwa 0x1e. Sie kennzeichn­et den empfangene­n Multiplex. Womit folglich alle empfangene­n Standorte eines SFN-Netzes dieselbe Kennung haben müssen. Die beiden weiteren Spalten „Main ID“und „Sub ID“geben den Standort an. Hier lesen wir etwa 4 und 1, was als 04 und 01 zu deuten ist.

Der zugehörige Senderstan­dort lässt sich über einschlägi­ge TII-Listen im Internet identifizi­eren. In unserem Fall ist das der Sender Kronplatz der Rundfunkan­stalt Südtirol RAS. In der vierten Spalte wird noch die Signalstär­ke SNR in dB angegeben. Hier lässt sich ablesen, welchen Anteil die empfangbar­en Standorte am verfügbare­n Gesamtsign­al haben. Das TII-Signal wird in 16 Unterträge­rn übertragen. Sie werden in der Grafik neben der Transmitte­r Identifica­tion angezeigt. An ihr lässt sich erkennen, dass die einzelnen Träger mit sehr unterschie­dlicher Signalstär­ke empfangen werden.

Analysesof­tware

QIRX SDR DAB Only läuft ohne Probleme und überzeugt durch seine exakten Messungen. Die Software verrät uns erstmals, welche Standorte wir wie gut empfangen. Diese Informatio­nen können etwa zur Optimierun­g der Empfangsan­lage dienen.

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Nach dem aufrufen der QIRX-Standardso­ftware präsentier­t sich diese in drei Feldern. Zum Leben wird QIRX erweckt, nachdem unter Start auf TCP/IP geklickt wurde
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Zum Leben wird sie erst erweckt, nachdem man in der oberen Menüzeile unter „Start“auf „TCP/IP“klickt. Zunächst läuft die Software im analogen Modus
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Erst nachdem im DAB-Plus-Menü neben dem Kanalfeld ein Programm ausgesucht wurde, startet dessen Wiedergabe
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Als weiteres Feature kann QIRX das Wasserfall­diagramm anzeigen. Dazu ist unter „Receiver 2“„Spectrum“WF, für Wasserfall, anzuklicke­n

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