DAB Plus Empfangsund Analysesoftware
Für den Empfang von DAB Plus am Rechner gibt es verschiedene Softwares. Die Originalsoftwares der Stick-Hersteller beschränken sich auf das bloße Radiohören. Andere, meist von Privatpersonen geschriebene Programme sind echte Analysewerkzeuge.
Zu ihnen zählt die neue Digitalradio-Software QIRX SDR. Mit ihr kann man zwar auch Radio hören. Ihr Hauptaugenmerk liegt aber bei der Qualitätsbeurteilung der empfangenen Multiplexe. Die eigentliche Sensation der QIRX-Software ist die Auswertung der TII-Codes bei DAB Plus. Die Transmitter Identification Information ist ein Code, der jedem Senderstandort individuell zugeordnet wird. Er wird zum eigentlichen Multiplexsignal zugefügt. Digitalradio wird nach dem SFN-Verfahren übertragen, bei dem ein Multiplex von mehreren Standorten auf derselben Frequenz ausgestrahlt wird. Während sich auf UKW mehrere Sender auf derselben Frequenz gegenseitig stören, ergänzen sie sich bei DAB Plus. So ist mancherorts zufriedenstellender Digitalradioempfang nur möglich, weil mehrere Sender in diese Region einstrahlen. Sie ergänzen sich gegenseitig. Die TII-Codes verraten, welche Standorte vor Ort verfügbar sind. Ihre weitere Auswertung verrät uns
zudem, zu welchem Anteil sie am Empfang beteiligt sind. Bislang war die Auswertung der TII-Codes nur mit professioneller Software möglich, die nur Sendetechnikern zur Verfügung stand. QIRX SDR ist die erste Software, die diese Funktion auch für uns zugänglich macht.
Download
QIRX SDR gibt es in zwei Versionen. Die erste, schon seit Monaten verfügbare, ist für den Empfang von Digitalradio und analogen Funkdiensten auf UKW und darüber hinaus, vorgesehen. Die zweite Variante trägt den Zusatz DAB Only und ist ausschließlich auf Digitalradio optimiert worden. Beide sind es wert, sie zu nutzen. QIRX SDR kann unter http://softsyst.com/ qirx heruntergeladen werden. Zum Starten des Programms ist die herunter geladene Datei zu entzippen und im Ordner „Source“, der Unterordner „Release“zu öffnen. In ihm findet sich die QIRX-Anwendungsdatei, die am roten Blitzsymbol und blauen Klammern, die Funkwellen symbolisieren sollen, zu erkennen ist. Sie startet, ohne zuvor installiert werden zu müssen. QIRX SDR setzt einen RTL-SDR-USB-Stick mit RTL2832U-Chip voraus. Dazu zählen jene Multifunktionssticks für DVB-T, DAB Plus und UKW, die bereits ab einem einstelligen Eurobetrag auf bekannten Verkaufsund Versteigerungsplattformen angeboten werden.
Standardvariante
Die Menüoberfläche der QIRX-Standardvariante ist in drei waagrechte Felder, Device, Receiver 1 und Receiver 2, aufgeteilt. Anfangs befindet sich die Software im Ruhemodus. Zum Leben wird sie erst erweckt, nachdem man in der oberen Menüzeile unter „Start“auf „TCP/IP“klickt. Zunächst läuft die Software im analogen Modus. Nun ist im linken Menüfeld der mittleren Spalte unter „Modulation“„DAB Plus“anzuklicken. Womit das Rauschen aus dem Lautsprecher verstummt und in einem separaten Fenster das DAB-Plus-Menü eingeblendet wird. Sobald in ihm der Kanal eines vor Ort verfügbaren Digitalradiopakets ausgewählt wurde, loggt die Software darauf ein und zeigt im oberen Feld eine Spektrumsdarstellung des empfangenen Multiplexes. Im Feld darunter sind vier Linien mit sich bewegenden Punkten zu sehen.
Glossar SFN
Single Frequency Network, In einem SFN-Netz wird über alle Senderstandorte derselbe Multiplex auf derselben Frequenz ausgestrahlt. Was einerseits Frequenzen sparen hilft, andererseits die Empfangbarkeit allgemein verbessert.
Sie zeigen in einer ungewohnten Form das Konstellationsdiagramm der bei DAB Plus üblichen QPSK-Modulation. Je weniger die Punkte von den Linien entfernt sind, umso besser ist das Signal. Wie das DAB-Plus-Untermenü anhand mehrerer grüner Felder und der Nennung des Multiplexnamens verrät, ist man bereits auf Empfang. Hören kann man jedoch noch nichts. Erst nachdem neben dem Kanalfeld ein Programm ausgesucht wurde, startet dessen Wiedergabe. Als weiteres Feature kann QIRX auch das Wasserfalldiagramm des eingestellten Frequenzbereichs anzeigen. Dazu ist unter „Receiver 2“der Startbutton zu betätigen und unter „Spectrum“WF, für Wasserfall, anzuklicken. Anhand des Wasserfalldiagramms können wir erkennen, dass die
Signalstärke innerhalb des von DAB Plus belegten, rund 1,5MHz breiten Frequenzspektrums alles andere als gleichmäßig sein muss. Außerdem kann sich die Signalstärkeverteilungen, etwa aufgrund sich ändernder Reflexionsbedingungen, immer wieder ändern.
QIRX SDR DAB Plus Only
Mit der DAB Plus Only Version von QIRX SDR wurde nicht nur die Bedienung rund um den Digitalradio-Empfang vereinfacht. Die Software läuft auch ungleich stabiler und ist empfindlicher.
Womit sie auch noch mit schwachen DAB-Plus-Signalen klar kommt. Weiter wurde die Auswertung von Messdaten optimiert. Womit die Anzeige falscher Parameter weitgehend ausgeschlossen wurde. Die Menüoberfläche von QIRX DAB Only ist zwar anders strukturiert, ist aber auf dieselbe Weise zu bedienen, wie die Standardsoftware. Das separate Menü für DAB Plus ist jetzt fester Bestandteil der Oberfläche. Hier ist auch die TII-Auswertung untergebracht. Im Feld „Transmitter Identification“werden die empfangenen Senderstandorte gelistet. Allerdings nicht mit ihrem Namen, sondern in Form von Zahlencodes.
TII-Auswertung
Wie viele Standorte von QIRX identifiziert werden, hängt vom eingestellten Threshold ab. In der Grundeinstellung steht der Schieberegler auf 0.20, was mittlere Empfindlichkeit bedeutet. Bei Verringerung des Schwellwerts werden auch sehr schwache Standorte mit berücksichtigt, die kaum mehr in die Region einstrahlen. Die Untergrenze bei QIRX SD DAB Only liegt bei 0.05. Eine weitere Reduktion, so wie bei der Standardversion noch möglich, hat sich nicht bewährt, weil so Falschmeldungen rapide ansteigen. Mit der DAB-Software und 0.05 kann man jedoch davon ausgehen, dass die angezeigten Standorte auch wirklich existieren und vor Ort empfangen werden. Jeder Standort wird anhand von drei Parametern angezeigt. Unter „Pattern“findet man eine vierstellige Zahlen-Buchstaben-Kombination, wie etwa 0x1e. Sie kennzeichnet den empfangenen Multiplex. Womit folglich alle empfangenen Standorte eines SFN-Netzes dieselbe Kennung haben müssen. Die beiden weiteren Spalten „Main ID“und „Sub ID“geben den Standort an. Hier lesen wir etwa 4 und 1, was als 04 und 01 zu deuten ist.
Der zugehörige Senderstandort lässt sich über einschlägige TII-Listen im Internet identifizieren. In unserem Fall ist das der Sender Kronplatz der Rundfunkanstalt Südtirol RAS. In der vierten Spalte wird noch die Signalstärke SNR in dB angegeben. Hier lässt sich ablesen, welchen Anteil die empfangbaren Standorte am verfügbaren Gesamtsignal haben. Das TII-Signal wird in 16 Unterträgern übertragen. Sie werden in der Grafik neben der Transmitter Identification angezeigt. An ihr lässt sich erkennen, dass die einzelnen Träger mit sehr unterschiedlicher Signalstärke empfangen werden.
Analysesoftware
QIRX SDR DAB Only läuft ohne Probleme und überzeugt durch seine exakten Messungen. Die Software verrät uns erstmals, welche Standorte wir wie gut empfangen. Diese Informationen können etwa zur Optimierung der Empfangsanlage dienen.