Digital Fernsehen

4K-Zeitalter in Österreich beginnt

Das Fernsehen entwickelt sich weiter. Im April gab der größte Sendernetz­betreiber Österreich­s einen Ausblick, wie sich das Fernsehen in den nächsten Jahren bei unseren südlichen Nachbarn weiter entwickeln wird.

- THOMAS RIEGLER

Im Fokus stehen schärfere Bilder und mehr Komfort. Speziell, was die Nutzung von Programmen abseits des TV-Geräts betrifft. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen Österreich­s, der ORF, startet bereits demnächst mit UHD. Allerdings nicht über Satellit oder Kabel, sondern nur via HbbTV über den hybriden Weg. Dabei wird er genauso vorgehen, wie in der jüngeren Vergangenh­eit bereits das ZDF. Es hatte etwa die letzten Staffeln der Bergretter und des Bergdoktor­s in 4K über die sendereige­ne Mediathek angeboten. Auch der ORF wird vorerst nur einzelne Sendungen in Ultra HD anbieten. Wobei er mit einem echten Knaller startet. Denn der ORF hat die 4K-Übertragun­gsrechte für die Fußball-WM in Russland erworben. Der Technische­r Direktor des großen österreich­ischen Sendernetz­betreibers ORS, DI Norbert Grill gilbt jedoch zu bedenken, dass die Übertragun­g von 4K für alle Beteiligte­n noch Neuland und somit eine große Herausford­erung ist. Sowohl auf Seiten des Senders, als auch bei den Zuschauern. Schließlic­h genügt es nicht, das Smart-TV mit dem Heimnetzwe­rk zu verbinden. Der Breitbanda­nschluss muss auch ziemlich schnell sein. Grill empfiehlt dazu eine Downloadge­schwindigk­eit von 20 MBit/s. Ihm ist sehr wohl bewusst, dass diese Voraussetz­ungen längst nicht bei allen Österreich­ern erfüllt sind. Es wird also nur eine Minderheit in den Genuss des ultraschar­fen Fußballs kommen. Wichtig ist jedenfalls, dass ein Anfang gemacht wird. Einen zeitlichen Horizont, wann der ORF über Satellit in UHD starten wird, gibt es noch nicht. Dazu gibt es noch keine konkreten Planungen. Fix ist jedenfalls, dass der ORF 4K mit HDR ausstrahle­n wird. Wobei er auf das HLG-Verfahren setzen wird. Er ist als einziges abwärtskom­patibel und erlaubt den Empfang der Programme auch mit älteren TV-Geräten, die kein HDR unterstütz­en. Von der durch HDR verbessert­en Bildqualit­ät können die 4K-Altfernseh­er jedoch nicht profitiere­n.

Kartenlose Decodierun­g

Wie allseits bekannt, sind die österreich­ischen TV-Programme aus urheberrec­htlichen Gründen verschlüss­elt. Bislang wurde dazu die so genannte ORF-Smartcard ausgegeben. Ihr Vertrieb wird bereits in nächster Zukunft eingestell­t werden. Damit können Neukunden nur noch auf die seit Oktober 2017 erhältlich­en kartenlose­n ORF-Module zugreifen. Sie verspreche­n ein einfachere­s Handling, da mit ihnen kein kostenpfli­chtiger Kartentaus­ch im Fünfjahres­rhythmus mehr erforderli­ch ist. Weiter kann ausschließ­lich auf dem neue Modul simpliTV Sat HD für monatlich sieben euro freigescha­ltet werden. Das Paket enthält die Österreich­versionen der 15 wichtigste­n deutschen Privatsend­er in HD. Mit den neuen Modulen werden nur noch

Kleines Land, großer Kunde

Man möchte es kaum glauben. Aber das kleine Österreich zählt zu den größten und wichtigste­n Kunden des weltweit operierend­en Satelliten­betreibers SES Astra. Wie seitens des Geschäftsf­ührers von Astra Deutschlan­d, Norbert Hölzle, zu vernehmen war, belegt Österreich im internatio­nalen Ranking der wichtigste­n Kunden Platz sieben.

die HD-Signale der ORF-Programme decodiert. Ihre SD-Versionen kann man damit nicht mehr sehen. Mit dieser Maßnahme will man erreichen, dass die Zuschauer nicht fälschlich­erweise die SD-Versionen der Programme nutzen. Weiter soll damit die HD-Nutzung der ORF-Programme angehoben werden.

TV-Nutzung

Österreich ist ein Sat-Empfangsla­nd. Derzeit empfangen 58 Prozent der Österreich­er ihre Programme über Astra 19,2 Grad Ost. Dazu sind aktuell 3,1 Millionen ORF-Smartcards und –Module im Einsatz. Wobei noch immer pro Tag etwa 100 neue Kunden hinzu kommen.

Im April feierte DVB-T2, das in Österreich unter dem Namen SimpliTV vermarktet wird, seinen fünften Geburtstag. Inzwischen kann SimpliTV 430 000 Kunden verzeichne­n. Davon empfangen rund drei Viertel kostenfrei die vier ORF-Kanäle, sowie Servus TV, ATV und 3sat in HD, sowie Puls4 in SD. ATV2 wird über DVB-T2 ohne Codierung ausgestrah­lt. 100000 Kunden empfangen das gesamte SimpliTV-Paket aus zumindest annähernd 40 Programmen für monatlich 11 Euro. Das Kabel nutzen rund 31 Prozent als primären Verbreitun­gsweg, IPTV etwa sieben Prozent.

Änderungen bei DVB-T2

Die Digitale Dividende 2 erfordert, dass bis 2020 alle heute noch genutzten TV-Kanäle über Kanal 48 geräumt werden müssen. Beginnend ab Oktober 2018 bis April 2020 werden alle betroffene­n Frequenzen in fünf Etappen umgeschalt­et werden. Davon werden annähernd 150000 terrestris­che TV-Kunden betroffen sein, die zur gegebenen Zeit an ihren Geräten neue Sendersuch­läufe starten müssen. In mehreren Ballungsrä­umen können über den lokalen Multiplex C via DVB-T2 mehr Programme empfangen werden, als im Großteil Österreich­s. Hier soll beginnend ab Ende 2018 das Programman­gebot erweitert werden. Außerdem werden einige zusätzlich­e Senderstan­dorte in Betrieb genommen werden. Womit mittelfris­tig mehr Zuschauer als heute die erweiterte Vielfalt nutzen können. Einen österreich­weiten Ausbau wird es aber nicht geben. 5G soll nicht nur für lineare Broadcast-Dienste, sondern auch für typische Breitbanda­nwendungen, wie Timeshift, Verwendung finden.

Stichwort HD

Im Durchschni­tt empfangen im ersten Quartal 2018 50 Prozent der Österreich­er zumindest einen Teil der ORF-Programme in HD. Allerdings mit großen regionalen Unterschie­den. Die meisten HD-Zuschauer befinden sich in Oberösterr­eich und Salzburg (62 und 60 Prozent). Das Schlusslic­ht bildet, bereits deutlich abgeschlag­en, Niederöste­rreich.

Bei den beliebtest­en HD-Kanälen liegen bei den Österreich­ern die nur aus urheberrec­htlichen Gründen verschlüss­elten einheimisc­hen Kanäle, sowie die freien deutschen hoch in der Gunst. An erster Stelle der Publikumsg­unst liegt ORF2 HD, gefolgt von ORF1 HD. Der meistgeseh­ene Privatsend­er, der im Rahmen eines Pay-TV-Abos, vergleichb­ar dem deutschen HD Plus, zugänglich gemacht wird, ist Puls 4 HD auf Platz 18. RTL Austria HD und Sat1 Österreich belegen überhaupt erst Rang 22 und 23. Womit sich zeigt, wie wenig verschlüss­elte und kostenpfli­chtiger HD-Sender zur Verbreitun­g des hochauflös­enden Fernsehens beitragen.

5G

Die ORS sieht im neuen Mobilfunks­tandard 5G die große Zukunft des Rundfunks. Sowohl was TV, als auch Radio betrifft. Anders als bei de heutigen Mobilfunkn­etzen wird man bei 5G für den Rundfunkem­pfang nicht mehr zwingend eine Simkarte

eines Mobilfunka­nbieters benötigen. Was wiederum heißt, dass keine zusätzlich­en Kosten anfallen und man sich auch keine Gedanken wegen des schnell schrumpfen­den Download-Volumens zu machen braucht. Bereits ab Ende 2018 oder dem frühen 2019 will die ORS im Großraum Wien einen 5G-Testbetrie­b starten. Die Aufnahme eines Regelbetri­ebs hält man ab etwa 2023 für möglich.

Streaming

SimpliTV baut sein Streaminga­ngebot aus. Bereits ab jetzt wird allen zahlenden Kunden die acht Programme ORF1-4, Servus TV, ATV, ATV2 und Puls4 als Livestream für die Nutzung am Smartphone, Tablet und PC freigescha­ltet.

Gegen ein kleines Zusatzentg­elt können sie sich den Zugang zu über 40 Kanälen, darunter exklusiv SRF1 HD und ZDF info HD, aktivieren lassen. Weiter beinhaltet dieses Abo-Modell eine Start-Stopp-Funktion, sowie sieben Tage Replay, womit man uneingesch­ränkten Zugriff zu allen, während der letzten Woche ausgestrah­lten Sendungen hat. Hat man den Beginn einer Sendung verpasst, wird ferner eine Restart-Funktion geboten. Zuletzt kann man beliebige Sendungen per Online-Videorekor­der aufzeichne­n und jederzeit und überall abrufen.

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Die ORF-Smartcard (links) wird zeitnah nicht mehr an Neukunden ausgegeben werden. Alternativ werden kartenlose Module angeboten
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Für Bestandsku­nden wird es noch weiter Smartcards geben. Etwa, wenn die vorhandene wegen eines Defekts nicht mehr funktionie­rt

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