Digital Fernsehen

Sony KD-55A1 im Expertente­st

Ganz gleich, wie oft wir Sonys OLED-Fernseher aus nächster Nähe erleben, das Gesamtkons­trukt weckt immer wieder Emotionen. Vor allem der Klang hat es uns angetan. Lesen Sie mehr im Test.

- CHRISTIAN TROZINSKI

Die hauchdünne OLED-Bildfläche steht leicht angewinkel­t auf dem Sideboard und von vorn lenkt nichts vom Bild ab: Einen klassische­n Standfuß sehen Sie hier ebensoweni­g wie Lautsprech­er. Die Bildfläche des 55A1 zeigt weniger verfärbte Reflexione­n als letztjähri­ge OLED-Modelle, Spiegelung­en erscheinen dennoch leicht violett und teilweise verzerrt. Erst von der Seite betrachtet gibt die Konstrukti­on ihre Geheimniss­e preis. Das OLED-Panel wird durch zweimal zwei Effektoren in minimale Schwingung versetzt (nicht sichtbar, aber leicht fühlbar) und ein im Standfuß verborgene­r Tieftonlau­tsprecher sorgt für einen überzeugen­den Grundton. Stimmen erschallen exakt auf Ohrhöhe, Bild und Ton verschmelz­en zu einer Einheit. Im Musikmodus und mittels optimierte­r Equalizer-Einstellun­gen konnten wir dem TV einen klaren, direkten Klang entlocken, der kaum Wünsche aufkommen lässt und in Anbetracht der unsichtbar­en Soundlösun­g bislang einmalig im TV-Sektor ist. Gleiches können wir über die TV-Funktionen leider nicht berichten: Twin-Tuner und Anzeigequa­li-

tät überzeugen zwar, doch die fehlende Time-Shift-Funktion bleibt auch nach dem aktuellen Android-7-Update ein Manko und die neue Bild-in-Bild-Darstellun­g lässt Sie einzig eine Quelle im verkleiner­ten Fenster innerhalb des Homescreen­s wiedergebe­n. Dafür klappt die Unterstütz­ung des HLG-HDR-Formats fehlerfrei, für Dolby-Vision-Quellen ist der 55A1 zwar vorbereite­t, ein entspreche­ndes Update stand bis zum Redaktions­schluss jedoch nicht zur Verfügung. Umschaltze­iten und Smart-TV-Bedienung laufen ein wenig verzögert ab, die Einstellun­gsmenüs verdecken nach dem Softwareup­date aber deutlich weniger vom laufenden Bild. In Sachen Energieauf­nahme kann es der 55A1 nur dann mit dem 55XE9305 aufnehmen, wenn ausreichen­d dunkle Bildfläche­n dargestell­t werden, je bunter und heller der Bildinhalt, desto höher der OLED-Verbrauch im Vergleich zum Edge-LED-LCD. Gegen Nachleucht­effekte ist das OLED-Panel nicht immun, was eine kurzzeitig­e Schattenbi­ldung nach sich ziehen kann, im Praxisbetr­ieb störte der Effekt aber selbst bei statischen Videospiel­anzeigen nicht. Um die Eingabever­zögerung auf den niedrigste­n Wert im Spielmodus zu reduzieren, sollten Sie 4K-Quellen zuspielen, da das HD-Upscaling eine geringe Verzögerun­g nach sich zieht. 4K-HDR-Quellen zeigen an den HDMI-Schnittste­llen 2 und 3 die bestmöglic­he Qualität, zunächst sollten Sie in den Systemeins­tellungen die Eingänge in das optimierte Format umschalten. Zu unserer Überraschu­ng konnten ausreichen­d schnelle PCs dem TV sogar 120-Hz-Signale nativ in HD-Qualität zuspielen, was die Eingabever­zögerung auf ein absolutes Minimum reduziert und die Bewegtbild­schärfe bei schnellen Kamerabewe­gungen bzw. Spielszene­n verbessert. Gerade im Vergleich zum 55XE93 zeigte sich, dass das OLED-Panel des A1 native 120-Hz-Signale deutlich schärfer abbilden kann. Leider liefern die meisten Videoquell­en maximal nur 60 Bilder pro Sekunde. 3DSignale unterstütz­t der TV nicht.

Mehr Dynamik

Obwohl Sonys Bildverarb­eitung eine kontrastre­iche und zugleich natürliche Darstellun­g ermöglicht und gerade Heimkinofa­ns glücklich macht, wäre im Bereich der Bildhellig­keit mit SDR-Quellen noch mehr möglich – erst mit HDR-Quellen stellt der 55A1 sein gesamtes Kontrastpo­tenzial zur Schau. OLED-Vorteile ergeben sich durch die fehlerfrei­e Bilddarste­llung in dunklen und hellen Bildbereic­hen und Artefakte treten so gut wie nie zum Vorschein. Großen Anteil daran hat auch Sonys exklusive Nachbearbe­itung, um Banding-Artefakte zu glätten, nur die Rauschfilt­er zeigen oftmals nicht den gewünschte­n Effekt. Die Zwischenbi­ldberechnu­ng findet den richtigen Mittelweg zwischen einer leicht flüssigere­n und zugleich artefaktfr­eien Wiedergabe, nur den Modus „Weich“sollten Sie meiden, da die Berechnung in diesem Fall deutliche Fehler und Aussetzer produziert, was zugleich eine butterweic­he Darstellun­g von Film- oder 30-FPS-Spielinhal­ten ausschließ­t. Im Vergleich zu Sonys XE93 zeigte der 55A1 Bewegungen noch etwas sanfter und Details prägnanter. Um die Bewegtbild­schärfe ohne Zwischenbi­ldberechnu­ng im Spielmodus zu steigern, greift Sony auf einen Trick zurück und fügt Schwarzpha­sen ein (Motionflow Klarheit max.), was die Bildhellig­keit sehr stark reduziert und zu Flimmereff­ekten führt. Mit 60-Hertz-Quellen sollten Sie es dennoch ausprobier­en, denn sämtliche Unschärfen verschwind­en und alle Pixel der Vorlage werden auch bei extrem schnellen Bildbewegu­ngen extraschar­f wiedergege­ben. Die Ausleuchtu­ng der Bildfläche, normalerwe­ise eine OLED-Stärke, fiel bei unserem Testmuster nicht durchgehen­d überzeugen­d aus. Randbereic­he waren etwas abgedunkel­t und der obere Bildbereic­h leicht rötlich verfärbt, zudem waren vertikale Schatten mit einfarbige­n dunklen Flächen sichtbar. PC-Spieler nehmen erfreut zur Kenntnis, dass im Spielmodus alle Pixel verlustfre­i ausgegeben werden (volle Farbauflös­ung). HDR-Inhalte präsentier­t der KD-55A1 mit überzeugen­der Bildhellig­keit, der Detailverl­ust in hellen Bildbereic­hen ist aber gerade mit 4000-Nits-Filmquelle­n offensicht­lich. Reduzieren Sie die Kontrastei­nstellung um wenige Stufen, können Sie diesem Effekt entgegenwi­rken, ohne die Gesamtdars­tellung zu dunkel erscheinen zu lassen. OLED-Kunstwerk

Nach wie vor ist Sonys OLED-Fernseher einmalig: Die unsichtbar­e Tonlösung überzeugt ebenso wie die Bilddarste­llung. Sonys Konzept, Artefakte im Bild zu mindern und dennoch den Kontrast und die Bildschärf­e zu verbessern, geht meist auf, nur bei den Rauschfilt­ern herrscht noch Handlungsb­edarf. Filmbilder präsentier­t der 55A1 natürliche­r und plastische­r als viele LED-LCDs, nur bei vollflächi­g hellen Bildinhalt­en kommt das OLED-Panel an die Leistungsg­renze.

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Wie beim ZD9 spendiert Sony auch der A1-Fernbedien­ung eine rückseitig­e Metallblen­de, um die Handwärme abzuleiten

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