Kann der EPG die Programmzeitschrift ersetzen? Das bieten die Sender
Der elektronische Programmführer, kurz EPG, wurde gemeinsam mit dem Digitalfernsehen vor über 20 Jahren eingeführt und mauserte sich sehr schnell zur beliebtesten digitalen Zusatzfunktion.
Wir beleuchten, welche Unterschiede die einzelnen deutschen Sender bei ihren EPG-Services machen. Der Elektronische Programmführer ist das am meisten genutzte Feature beim Digitalen Fernsehempfang. Bei jedem Kanalwechsel informiert er uns in der am unteren Bildrand eingeblendeten Infobox über den Titel der gerade laufenden und folgenden Sendung mit deren Beginn- und Endzeiten. Weiter wird, teils als Balkendiagramm oder als Minutenangabe, angezeigt, wie lange die aktuelle Sendung noch läuft. Der EPG kann aber noch mehr. Er zeigt in der Infobox auch das Bild- und Tonformat an, weist auf Zusatzdienste, wie HbbTV und Teletext und zeigt bei codierten Kanälen die Art der Verschlüsselung an.
EPG-Daten sammeln
Auf den einzelnen Transpondern werden nur die EPG-Daten der darauf übertragenen Programme ausgestrahlt. Läuft die Box etwa anfangs auf dem Ersten, werden die EPG-Daten der ZDF-Sender und so weiter fehlen. Auch darf man beim Schauen eines RTL-Kanals nicht erwarten, dass die Programmdaten der ProSiebenSat.1-Sender eingelesen werden. Um einen möglichst vollständigen EPG eingelesen zu bekommen, sind die verschiedenen Programme einzuschalten. Da das Einlesen der Daten Zeit braucht, sollte man ihnen mindestens 30 Sekunden geben. Das sollte genügen, um alle EPG-Daten in den Receiver zu bekommen. Denn der elektronische Programmführer enthält nicht nur now and next, sondern auch die Vorschau für bis zu drei Wochen. Sie ist beim Programmieren von Sendungen unerlässlich.
Darstellungsvarianten
Auf welche Art und wie viele EPG-Daten vom Receiver angezeigt werden, hängt von der in ihm installierten Software ab. Bei Linux-Boxen kann man selbst durch Auswahl der grafischen Aufbereitung des Menüs durch die Installation unterschiedlicher Skins bestimmen, welche EPG-Parameter zu sehen sind. Sie bieten die freie Wahl von der minimalistischen bis ins kleinste Detail umfangreichen Darstellung. Dies trifft besonders auf die beim Kanalwechsel eingeblendete Infobox zu. Die umfassende Programmübersicht wird über die EPG-Taste aufgerufen. Sie zeigt die Sendefolge wahlweise als vergleichende Tabelle, die die Sendefolge von meist acht Kanälen auf dem Bildschirm zusammenfasst oder als Sendefolge für jeweils nur einen Sender. Je nach grafischer Aufbereitung der EPG-Menüoberfläche kann zusätzlich auch die Inhaltsangabe zur gerade angeklickten Sendung eingeblendet werden.
Vorschaudauer
Wie lange der EPG in die Zukunft reicht, ist alleine Angelegenheit der einzelnen Sender. Spitzenreiter ist hier die ARD. In den EPGs ihrer Kanäle kann man bereits heute nachlesen, was die nächsten 22 Tage gesendet wird. Auf Platz zwei folgt die ZDF-Familie, die 21 Tage in die Zukunft blickt. Eine Aus-
nahme stellt lediglich ZDFinfo dar, der nur mit einer 14-tägigen Vorschau ausgestattet wurde. Kika, der Kinder- und Jugendsender von ARD und ZDF, bringt es auf 20 Tage. Von den Privatsendern bietet der religiöse Sender K-TV mit 19 Tagen die umfangreichste Vorschau. Auf Platz zwei rangieren mit 15 Tagen die meisten bayerischen Lokalsender. Bereits weit abgeschlagen teilen sich Platz drei mit sieben Tagen die RTL-Gruppe, das österreichische Servus TV und Bibel TV. Die Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe folgen mit fünf Tagen. Bei den meisten anderen Privatsendern, wie etwa Eurosport, Zee One und Anixe HD und SD, sind drei Tage üblich. Weiter haben wir die EPG-Vorschauzeiten der österreichischen Sender untersucht. Bei ORF1, ORF2, ORF Sport Plus, den beiden ATVs, OE24.TV und R9 liegt sie bei einer Woche. ORF3 bietet sechs, Puls4 fünf Tage. Die drei deutschsprachigen Kanäle des Schweizer Fernsehens SRF bringen es ebenfalls auf eine Siebentagesvorschau.
Detailinfos
Mit Klick auf die OK-Taste lässt sich eine detaillierte Inhaltsangabe der aktuellen und folgenden Sendung aufrufen. Ihr Umfang wird vom Sender bestimmt. Im Idealfall enthält sie eine genaue Beschreibung, zum Beispiel über die Handlung eines Spielfilms oder einer Serienfolge. Einige Sender geben zusätzlich die mitwirkenden Schauspieler, sowie Regie, Drehbuch und so weiter an. Weiter wird man unter „Ähnliche Sendungen“auf Wiederholungen oder die nächsten Folgen aufmerksam gemacht.
Hinter Inhaltsangaben und sonstigen Detailinformationen steckt nicht nur eine menge Arbeit, sondern auch ein zu übertragendes Datenvolumen. Je mehr und je längere Texte in den Detailinformationen enthalten sind, umso länger dauert auch ihre Übertragung. Sie soll möglichst kurz gehalten werden. Schließlich soll der Receiver auch beim schnellen Zappen möglichst viele dieser Inhalte hochladen können. Selbst wenn lange Vorschauzeiten, wie etwa bei ARD und ZDF, geboten werden, heißt das noch nicht, dass man aussagekräftige Inhaltsbeschreibungen bis zum letzten Tag geboten bekommt. Die ARD geht etwa nur die ersten sechs, das ZDF die ersten sieben Tage, ins Detail. Eine Ausnahme bildet ARD Alpha mit nur zwei Tagen. Bei den meisten Privatsendern werden umfassende Inhaltsangaben bis zum letzten EPG-Eintrag geboten. Als Ausnahmen sind Sky Sport News mit nur allgemeinen Stationsinfos und die meisten Lokalsender, die, von wenigen Ausnahmen nur allgemeine Hinweise geben, zu nennen.
Programmieren
Der EPG bietet sich zum Programmieren von Aufnahmen an. Während längerer Ab-
wesenheiten, Stichwort Urlaub, sind natürlich lange EPG-Vorschauen gefragt. Diese bieten aber nur ARD und ZDF. Die EPGs der beiden großen Privatsenderketten sind mit sieben oder gar nur fünf Tagen kaum ausreichend.
Andererseits ist die im EPG angezeigte Sendefolge keineswegs in Stein gemeißelt. Kurzfristige Programmänderungen aus aktuellem Anlass und den damit verbundenen Verschiebungen der folgenden Sendungen können heute noch keine Berücksichtigung finden. Auch Überziehungen bei Liveübertragungen, etwa, wenn ein Fußballspiel in die Verlängerung und anschließendem Elfmeterschießen geht, kann der folgende Programmablauf ziemlich durcheinander kommen. All das kann der EPG genauso wenig berücksichtigen, wie eine weit in die Zukunft reichende TV-Zeitschrift. Ob man die während der eigenen Abwesenheit aufgezeichnete Wunschsendung dann auch wirklich auf der Festplatte findet, bleibt auch ein wenig dem Zufall oder Glück überlassen. Um etwa die Verschiebungen durch einen aktuellen Brennpunkt abzufedern, empfiehlt es sich, zur Timer-Ausschaltzeit mindestens 15 Minuten zuzuschlagen.
Radio-EPG
Den Elektronischen Programmführer gibt es nicht nur für TV-Kanäle, sondern auch für Radiosender. Bei den ARD-Radios reicht er 21 bis 22 Tage in die Zukunft. Ausführliche Inhaltsangaben zu den einzelnen Sendungen werden für bis zu zwei Tage im Voraus geboten. Die Programme des Deutschlandradios bieten, ebenso wie die des österreichischen ORF, einen einwöchigen EPG an. Die deutschen Privatradios verzichten, bis auf Ausnahme des ERF, auf einen elektronischen Programmführer.
Wie bereits vom TV bekannt, kann auch der Radio-EPG zur Timerprogrammierung herangezogen werden. Womit sich mit ihm auch bequem Radiosendungen während unserer Abwesenheit aufzeichnen lassen.