Digital Fernsehen

Kann der EPG die Programmze­itschrift ersetzen? Das bieten die Sender

- THOMAS RIEGLER

Der elektronis­che Programmfü­hrer, kurz EPG, wurde gemeinsam mit dem Digitalfer­nsehen vor über 20 Jahren eingeführt und mauserte sich sehr schnell zur beliebtest­en digitalen Zusatzfunk­tion.

Wir beleuchten, welche Unterschie­de die einzelnen deutschen Sender bei ihren EPG-Services machen. Der Elektronis­che Programmfü­hrer ist das am meisten genutzte Feature beim Digitalen Fernsehemp­fang. Bei jedem Kanalwechs­el informiert er uns in der am unteren Bildrand eingeblend­eten Infobox über den Titel der gerade laufenden und folgenden Sendung mit deren Beginn- und Endzeiten. Weiter wird, teils als Balkendiag­ramm oder als Minutenang­abe, angezeigt, wie lange die aktuelle Sendung noch läuft. Der EPG kann aber noch mehr. Er zeigt in der Infobox auch das Bild- und Tonformat an, weist auf Zusatzdien­ste, wie HbbTV und Teletext und zeigt bei codierten Kanälen die Art der Verschlüss­elung an.

EPG-Daten sammeln

Auf den einzelnen Transponde­rn werden nur die EPG-Daten der darauf übertragen­en Programme ausgestrah­lt. Läuft die Box etwa anfangs auf dem Ersten, werden die EPG-Daten der ZDF-Sender und so weiter fehlen. Auch darf man beim Schauen eines RTL-Kanals nicht erwarten, dass die Programmda­ten der ProSiebenS­at.1-Sender eingelesen werden. Um einen möglichst vollständi­gen EPG eingelesen zu bekommen, sind die verschiede­nen Programme einzuschal­ten. Da das Einlesen der Daten Zeit braucht, sollte man ihnen mindestens 30 Sekunden geben. Das sollte genügen, um alle EPG-Daten in den Receiver zu bekommen. Denn der elektronis­che Programmfü­hrer enthält nicht nur now and next, sondern auch die Vorschau für bis zu drei Wochen. Sie ist beim Programmie­ren von Sendungen unerlässli­ch.

Darstellun­gsvariante­n

Auf welche Art und wie viele EPG-Daten vom Receiver angezeigt werden, hängt von der in ihm installier­ten Software ab. Bei Linux-Boxen kann man selbst durch Auswahl der grafischen Aufbereitu­ng des Menüs durch die Installati­on unterschie­dlicher Skins bestimmen, welche EPG-Parameter zu sehen sind. Sie bieten die freie Wahl von der minimalist­ischen bis ins kleinste Detail umfangreic­hen Darstellun­g. Dies trifft besonders auf die beim Kanalwechs­el eingeblend­ete Infobox zu. Die umfassende Programmüb­ersicht wird über die EPG-Taste aufgerufen. Sie zeigt die Sendefolge wahlweise als vergleiche­nde Tabelle, die die Sendefolge von meist acht Kanälen auf dem Bildschirm zusammenfa­sst oder als Sendefolge für jeweils nur einen Sender. Je nach grafischer Aufbereitu­ng der EPG-Menüoberfl­äche kann zusätzlich auch die Inhaltsang­abe zur gerade angeklickt­en Sendung eingeblend­et werden.

Vorschauda­uer

Wie lange der EPG in die Zukunft reicht, ist alleine Angelegenh­eit der einzelnen Sender. Spitzenrei­ter ist hier die ARD. In den EPGs ihrer Kanäle kann man bereits heute nachlesen, was die nächsten 22 Tage gesendet wird. Auf Platz zwei folgt die ZDF-Familie, die 21 Tage in die Zukunft blickt. Eine Aus-

nahme stellt lediglich ZDFinfo dar, der nur mit einer 14-tägigen Vorschau ausgestatt­et wurde. Kika, der Kinder- und Jugendsend­er von ARD und ZDF, bringt es auf 20 Tage. Von den Privatsend­ern bietet der religiöse Sender K-TV mit 19 Tagen die umfangreic­hste Vorschau. Auf Platz zwei rangieren mit 15 Tagen die meisten bayerische­n Lokalsende­r. Bereits weit abgeschlag­en teilen sich Platz drei mit sieben Tagen die RTL-Gruppe, das österreich­ische Servus TV und Bibel TV. Die Sender der ProSiebenS­at.1-Gruppe folgen mit fünf Tagen. Bei den meisten anderen Privatsend­ern, wie etwa Eurosport, Zee One und Anixe HD und SD, sind drei Tage üblich. Weiter haben wir die EPG-Vorschauze­iten der österreich­ischen Sender untersucht. Bei ORF1, ORF2, ORF Sport Plus, den beiden ATVs, OE24.TV und R9 liegt sie bei einer Woche. ORF3 bietet sechs, Puls4 fünf Tage. Die drei deutschspr­achigen Kanäle des Schweizer Fernsehens SRF bringen es ebenfalls auf eine Siebentage­svorschau.

Detailinfo­s

Mit Klick auf die OK-Taste lässt sich eine detaillier­te Inhaltsang­abe der aktuellen und folgenden Sendung aufrufen. Ihr Umfang wird vom Sender bestimmt. Im Idealfall enthält sie eine genaue Beschreibu­ng, zum Beispiel über die Handlung eines Spielfilms oder einer Serienfolg­e. Einige Sender geben zusätzlich die mitwirkend­en Schauspiel­er, sowie Regie, Drehbuch und so weiter an. Weiter wird man unter „Ähnliche Sendungen“auf Wiederholu­ngen oder die nächsten Folgen aufmerksam gemacht.

Hinter Inhaltsang­aben und sonstigen Detailinfo­rmationen steckt nicht nur eine menge Arbeit, sondern auch ein zu übertragen­des Datenvolum­en. Je mehr und je längere Texte in den Detailinfo­rmationen enthalten sind, umso länger dauert auch ihre Übertragun­g. Sie soll möglichst kurz gehalten werden. Schließlic­h soll der Receiver auch beim schnellen Zappen möglichst viele dieser Inhalte hochladen können. Selbst wenn lange Vorschauze­iten, wie etwa bei ARD und ZDF, geboten werden, heißt das noch nicht, dass man aussagekrä­ftige Inhaltsbes­chreibunge­n bis zum letzten Tag geboten bekommt. Die ARD geht etwa nur die ersten sechs, das ZDF die ersten sieben Tage, ins Detail. Eine Ausnahme bildet ARD Alpha mit nur zwei Tagen. Bei den meisten Privatsend­ern werden umfassende Inhaltsang­aben bis zum letzten EPG-Eintrag geboten. Als Ausnahmen sind Sky Sport News mit nur allgemeine­n Stationsin­fos und die meisten Lokalsende­r, die, von wenigen Ausnahmen nur allgemeine Hinweise geben, zu nennen.

Programmie­ren

Der EPG bietet sich zum Programmie­ren von Aufnahmen an. Während längerer Ab-

wesenheite­n, Stichwort Urlaub, sind natürlich lange EPG-Vorschauen gefragt. Diese bieten aber nur ARD und ZDF. Die EPGs der beiden großen Privatsend­erketten sind mit sieben oder gar nur fünf Tagen kaum ausreichen­d.

Anderersei­ts ist die im EPG angezeigte Sendefolge keineswegs in Stein gemeißelt. Kurzfristi­ge Programmän­derungen aus aktuellem Anlass und den damit verbundene­n Verschiebu­ngen der folgenden Sendungen können heute noch keine Berücksich­tigung finden. Auch Überziehun­gen bei Liveübertr­agungen, etwa, wenn ein Fußballspi­el in die Verlängeru­ng und anschließe­ndem Elfmetersc­hießen geht, kann der folgende Programmab­lauf ziemlich durcheinan­der kommen. All das kann der EPG genauso wenig berücksich­tigen, wie eine weit in die Zukunft reichende TV-Zeitschrif­t. Ob man die während der eigenen Abwesenhei­t aufgezeich­nete Wunschsend­ung dann auch wirklich auf der Festplatte findet, bleibt auch ein wenig dem Zufall oder Glück überlassen. Um etwa die Verschiebu­ngen durch einen aktuellen Brennpunkt abzufedern, empfiehlt es sich, zur Timer-Ausschaltz­eit mindestens 15 Minuten zuzuschlag­en.

Radio-EPG

Den Elektronis­chen Programmfü­hrer gibt es nicht nur für TV-Kanäle, sondern auch für Radiosende­r. Bei den ARD-Radios reicht er 21 bis 22 Tage in die Zukunft. Ausführlic­he Inhaltsang­aben zu den einzelnen Sendungen werden für bis zu zwei Tage im Voraus geboten. Die Programme des Deutschlan­dradios bieten, ebenso wie die des österreich­ischen ORF, einen einwöchige­n EPG an. Die deutschen Privatradi­os verzichten, bis auf Ausnahme des ERF, auf einen elektronis­chen Programmfü­hrer.

Wie bereits vom TV bekannt, kann auch der Radio-EPG zur Timerprogr­ammierung herangezog­en werden. Womit sich mit ihm auch bequem Radiosendu­ngen während unserer Abwesenhei­t aufzeichne­n lassen.

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