Digital Fernsehen

Sat-Empfang verbessern

- THOMAS RIEGLER

Kennen Sie das auch? Kaum regnet es, lässt der Empfang der eigenen Sat-Anlage arg zu wünschen übrig. Auf etlichen Kanälen treten nervige Klötzchenb­ildungen auf und das Bild bleibt stecken, oder am Bildschirm ist überhaupt „No Signal“zu lesen. Dann ist der vergnüglic­he Fernsehabe­nd erst einmal vorbei.

Hier liegt der Fehler eindeutig bei der eigenen Antenne und lässt sich mit wenigen Handgriffe­n schnell und leicht beseitigen. Denn in den meisten Fällen ist die Antenne einfach nur nicht genau genug justiert worden.

Etwas Theorie

Jedes Satelliten­signal erfordert eine Mindestsig­nalstärke, um vom Tuner erkannt und korrekt verarbeite­t werden zu können. Kommt ein Transponde­r zu schwach, können seine Restsignal­e nicht ausgelesen werden und der Bildschirm bleibt schwarz. Im Bereich der erforderli­chen Mindestsig­nalstärke kommt es zu den gefürchtet­en Klötzchenb­ildungen. Kommt ein Transponde­r noch stärker, ist einwandfre­ier Empfang gewährleis­tet. Allerdings dämpfen Wolken und Regen die Satelliten­signale. Deshalb braucht es so genannte Schlechtwe­tterreserv­en. Sie erhält man, indem man zu einer größeren Schüssel greift. Einmal mehr macht sich also der Ruf der DXer nach „mehr Blech“bemerkbar. Das macht auch bei ganz normalen TV-Empfangsan­lagen für das heimische Wohnzimmer bezahlt.

Antennendu­rchmesser

Grundsätzl­ich stimmt es, dass der Satelliten­empfang umso besser klappt, je größer die Schüssel ist. Mit steigendem Durchmesse­r wächst auch die Fläche des Reflektors, mit der die Satelliten­signale eingefange­n und zum LNB gebündelt werden. Womit auch die Schlechtwe­tterreserv­en steigen.

Von ihnen profitiere­n wir aber nur, wenn die Antenne exakt auf den Satelliten ausgericht­et ist. Tut sie das nicht, wird wertvolle Empfangsle­istung verschenkt. Da kann es schon sein, dass eine 90er-Schüssel nur noch so gut wie eine 40-cm-Campingant­enne empfängt.

Empfang schlechter geworden

Manch einer wird die Erfahrung gemacht haben, dass der Satelliten­empfang über die Jahre hinweg immer schlechter geworden ist. Und das, obwohl die Antenne einst vom Fachmann perfekt eingestell­t worden war. Seit damals sind jedoch viele Stürme über das Land gezogen. Zudem

Feintuning bei Drehanlage­n

Drehmotore­n haben allesamt ein geringes Zahnradspi­el. Es kann mit der Zeit dazu führen, dass die einzelnen Positionen nicht mehr exakt angefahren werden. In der Regel mangelt es nur um einige wenige Impulse. Werden sie gelegentli­ch korrigiert, klappt es auch wieder mit dem Empfang der schwächste­n Signale.

neigen Schrauben und Muttern dazu, sich im Laufe der Zeit etwas zu lockern. Womit die Schüssel heute nicht mehr so fest am Mast angeschrau­bt sein muss, wie sie es noch im neuen Zustand war. Womit sie dem Wind aber auch die Chance gibt, sie geringfügi­g zu verdrehen. Was wiederum zur Folge hat, dass der Sat-Empfang nur bei Schönwette­r wirklich gut klappt.

Auch in solchen Fällen ist eine Neuausrich­tung der Antenne unvermeidl­ich. Außerdem kann es nie schaden, etwa im Abstand von zwei bis drei Jahren, den festen Sitz von Schrauben und Muttern zu kontrollie­ren.

Einstellen nach System – Schritt 1

Bevor wir ans Nachjustie­ren der Antenne gehen, ermitteln wir, zum Beispiel mit der Signalstär­keanzeige des Receivers oder noch besser, mit einem Sat-Messgerät, den Istzustand des Empfangs. Dazu genügt es, die Signalstär­ke eines einzelnen Transponde­rs zu ermitteln. Der so festgestel­lte Ausgangswe­rt wird uns am Ende zeigen, wie erfolgreic­h wir bei der Feineinste­llung der Antenne waren.

Während wir die momentane Signalstär­ke weiter beobachten, kontrollie­ren wir die Ost-West-Ausrichtun­g der Antenne. In der Fachjargon spricht man auch vom Azimut. Dazu sind die Schrauben der Mastschell­e nur soweit zu lockern, dass sich die Antenne drehen lässt. Achtung! Nachdem sie ja bereits grob auf den Satelliten zeigt, sprechen wir hier nur vom drehen im Millimeter-Bereich.

Während die Signalstär­keanzeige beobachtet wird, ist die Schüssel nun ein kleines Stück nach Osten zu drehen. Wird das Signal währenddes­sen schlechter, schwenkt man in die falsche Richtung und man muss die Antenne in Richtung Westen drehen. Ist die maximale Signalstär­ke erreicht, sind die Schrauben wieder fest zu drehen. Dabei gilt es, beide Muttern abwechseln­d Stück für Stück, also eine Umdrehung links, dann eine Umdrehung rechts und dann wieder links und so weiter. So wird ein sich verstellen der Schüssel während des Zudrehens vermieden und sie bleibt optimal ausgericht­et.

Schritt 2: Elevation

Auch Schräge des Spiegels, im Fachausdru­ck Elevation genannt, ist nachzujust­ieren. Auch bei diesem Schritt sind die seitlichen Elevations­schrauben zu lockern. Aber nur ein klein wenig. Wird zu weit aufgedreht, kippt die Antenne nach vor und ist ganz verstellt. Sollte das passieren, geht die Welt auch nicht unter. Sie ist dann eben so lange langsam anzuheben, bis am Messgerät wieder ein Signal angezeigt wird. Auch hier gilt es, die Schüssel bei erreichen der maximalen Signalstär­ke wieder zu fixieren. Im deutschen Süden beträgt die Elevation für Astra auf 19,2 Grad Ost etwa 32 Grad, im äußersten deutschen Norden an die 27 Grad und in der deutschen Mitte dazwischen. Nur soviel als Richtwert. Der Elevations­winkel gibt an, wie viele Grad der Satellit über dem Horizont steht. Viele Antennen besitzen im Bereich der Elevations­einstellun­g eine grobe Skala, die den benötigten Winkel zumindest annäherung­sweise finden lässt.

Schritt 3: LNB-Justage

Wie gut die Antenne empfängt, wird neben ihrer Ausrichtun­g und der Qualität des LNB auch im hohen Maße davon bestimmt, wie dieser in der LNB-Schelle montiert wurde. In ihr lässt er sich nicht nur ein Stück nach vor oder zurück schieben, sondern auch drehen. Für im Süden positionie­rte Satelliten ist der LNB grob betrachtet, waagrecht einzubauen. Wobei er für idealen Empfang des Astra auf 19,2 Grad Ost genau genommen um einige wenige Grad schräg stehen muss. Für den Großraum München wären das etwa 6,8 Grad nach links (von hinten betrachtet). Uns ist bewusst, dass sich der, im Fachjargon genannte Skew-Winkel kaum praxis-

gerecht nachmessen lässt. Was nüchtern betrachtet auch gar nicht vonnöten ist. Denn der ideale Skew-Wert ist dann erreicht, wenn das Messgerät die maximale Signalstär­ke anzeigt. Es ist wichtig zu wissen, dass die LNB-Schräge bei fest ausgericht­eten Antennen für jeden Satelliten eine andere ist. Für Türksat auf 42 Grad Ost beträgt er etwa 20 Grad. Würde der LNB senkrecht nach unten zeigen, hätte das zur Folge, dass viele Transponde­r dieses Satelliten überhaupt nicht empfangen werden würden.

Bei Drehanlage­n erübrigt sich die Nachjustie­rung der LNB-Schräge. Sie ergibt sich durch den DiSEqC-Motor automatisc­h, der während des Drehvorgan­gs gleich die ganze Antenne bei östlichen und westlichen Positionen zur Seite neigt. Abschließe­nd ist die ideale Einbautief­e des LNB zu ermitteln. Sie muss so gewählt werden, dass der Brennpunkt des Reflektors exakt erwischt wird. Was einmal mehr Millimeter­arbeit ist. Auch hier gibt das Messgerät wieder Auskunft darüber, wann der Höchstwert erreicht ist.

Was es gebracht hat

Die Kraft von Stürmen sollte man nicht unterschät­zen. Sie schafft es ohne Weiteres, noch relativ fest angeschrau­bte Antennen zu verdrehen. Dabei handelt es sich zwar nur um Millimeter. Sie genügen aber, dass die Schüssel den Satelliten nur noch am Rande empfängt. Unser Spiegel arbeitete bereits im Bereich knapp vor dem Totalausfa­ll. Das Nachjustie­ren brachte uns etwa 6dB an Signalgewi­nn. Womit unsere Antenne wieder zur vollen Zufriedenh­eit arbeitet. Der Zeitaufwan­d ist minimal. Hat man kein Messgerät zur Hand, tut es auch die Signalanze­ige des Receivers. Diese wird laufend über das Handy kommunizie­rt. Diverse Linux-Receiver erlauben überhaupt per App das übertragen der Signalstär­ke aufs Smartphone.

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