Die perfekte Antennenanlage
So finden DAB, UKW und DVB-T2 Einzug in die heimischen vier Wände
Spätestens seit der Umstellung auf DVB-T2 erlebt vielerorts die Dachantenne eine ungeahnte Renaissance. Doch nicht nur für terrestrisches Digitalfernsehen ist in Randgebieten eine Außenantenne erforderlich, auch Digitalradio kann je nach Standort nur durch Aufrüstung der Antennenanlage empfangen werden.
Nicht jeder hat das Glück und wohnt in einem gut versorgten Ballungsgebiet mit kristallklarem Digitalradioempfang über die eingebaute Teleskopantenne des Radios. Wer in Randgebieten nur noch gestört oder gar kein Digitalradio empfangen kann, macht sich möglicherweise Gedanken über eine Lösung via Dachantenne. Doch alleine eine passende Antenne auf dem Dach reicht häufig nicht aus, oft muss sich der Radiofan auch noch Gedanken über Signalverstärkung und nicht zuletzt die Einbindung der empfangenen Signale in das vorhandene Heimkabelnetz Gedanken machen. Zudem ist häufig neben Radioempfang auch das Einspeisen eines terrestrischen Signales in Form von DVB-T2 gewünscht. Das macht zum Beispiel als Schlechtwetterreserve sogar bei einer vorhandenen Satellitenanlage Sinn. Bei den folgenden Installationslösungen gehen wir demnach fiktiv von vorhandenem Satellitenempfang aus. Hinzugefügt werden soll hier DVB-T2 und DAB Plus über eine neu aufzustellende Antennenanlage.
Konzept entwickeln
Zunächst sollte die neue Anlage gründlich geplant werden. Je nach vorhandener Installation und der gewünschten Einspeisung sind natürlich unterschiedliche Komponenten erforderlich. Auch sollte die Signaldämpfung durch Multischalter und Anschlussdosen nicht vergessen werden. Praktisch ist natürlich die Mitnutzung einer vorhandenen Verkabelung, was in den meisten Fällen die sinnvollste Variante ist. Alternativ ist natürlich auch die Verlegung eines neuen Kabels für den geplanten terrestrischen Empfang möglich. Dann wird das Signal natürlich weniger gedämpft und man erzielt bei geringerem Aufwand möglicherweise sogar ein besseres Empfangsergebnis. Schließlich gilt es noch, die richtige Dachantenne auszuwählen. Zum Einsatz kommen kann sowohl eine kombinierte Antenne für DVB-T2, UKW und DAB als auch Einzelne Elemente für die jeweiligen
Frequenzbereiche. Denn durch die Neuaufteilung der Frequenzen kam es zu einigen Verschiebungen.
Frequenzen
Nichts geändert hat sich bei UKW. Nach wie vor senden die analogen Radiosender im Frequenzband von 87,5 bis 108MHz. Digitalradio nach dem Standard DAB Plus hingegen ist derzeit in Deutschland im Band III (Frequenz 174 bis 240MHz). Zudem ist das L-Band im Bereich 1452 bis 1 492 MHz für Digitalradio vorgesehen, wird derzeit allerdings in Deutschland nicht genutzt. Das terrestrische Digitalfernsehen DVB-T2 schließlich ist im Band IV/V zwischen 470 und 862 MHz zu finden. Sollen alle Signale empfangen werden, benötigen wir ein UKW-Element, ein Element für das UHF Band III sowie eines für die VHF-Bänder IV und V. Hier haben wir uns einmal für die Grid-Antenne UHF 4 von Maximum entschieden, die DVB-T2 empfängt. Für den Radioempfang montieren wir zusätzlich eine kombinierte UKW/DAB-Antenne ebenfalls von Maximum. Diese besteht aus einem Runddipol für UKW und einer zweiten Empfangseinheit für Digitalradio. Dem Set liegt zudem ein Combiner bei, der beide Signale auf ein Kabel aufschaltet. Da wir jedoch zusätzlich auch DVB-T2 einspeisen wollen, nutzen wir den mitgelieferten Combiner nicht. Wer auf UKW-Empfang verzichten kann, findet im Sortiment von Maximum übrigens auch eine reine DAB-Außenantenne. Diese ist identisch mit der kombinierten Antenne, allerdings fehlt der Runddipol für UKW und der DAB/ UKW-Combiner.
Signale zusammenführen
An dieser Stelle muss sich der Nutzer entscheiden, ob er die passiven Elemente schon am Mast über einen passenden Combiner zusammenführt oder drei Kabel in den Innenraum verlegt, um die Signale dort zusammenzuschalten. Möglich ist beides, wobei die zweite Variante unter Umständen etwas mehr Komfort bietet. Soll eine Mastweiche zum Einsatz kommen, so muss beim Kauf auf ein passendes Gerät mir Eingängen für UKW, Digitalradio und DVB-T2 geachtet werden. Wir haben zwei geeignete Mastweichen gefunden, nämlich die TMW00301 der Firma SKT und den Combiner Maximum XO-C3. Beide werden mit einem Wetterschutzgehäuse geliefert und können mittels mitgeliefertem Kabelbinder direkt am Mast befestigt werden. Die Koaxialkabel der einzelnen Antennen werden damit dann passiv auf ein einzelnes Koaxialkabel geführt, welches dann ins Haus geführt werden kann. Der Vorteil: Da alle Elemente passiv sind, verbraucht die Anlage natürlich auch keinen Strom. Je nach Gebiet kann das so zusammengeführte Signal auch ohne weitere Komponenten bis zur Empfangsstelle geführt werden. In unserem Fall würde das problemlos funktionieren, denn wir messen an der Antenne im Bereich DVB-T2 ausreichende 45 dbuV bei einer Signalstärke von 33 dB. Selbst bei einer moderaten Dämpfung der Antennendose von 5 bis 8dB sollte hier also noch ein problemloser Empfang möglich sein. Anders sieht es allerdings aus, wenn das terrestrische Signal über einen Multischalter im Haus verteilt werden soll.
Multischalter dämpft das Signal
In unserem Fall testen wir das Signal nun an unserem stromlosen Multischalter Dur-Line JRM1716M. Dieser Multischalter verfügt über einen Eingang für terrestrische Signale und verteilt dann unser eingespeistes Signal auf alle zu den Empfangsstellen geführte Kabel. Somit liegt unser Signal überall im Haus an. Das erkauft man sich allerdings mit einer deutlichen Signaldämpfung. Wir messen am Ausgang des Multischalters eine Dämpfung von 10dB. Wer keinen Multischalter nutzt oder der vorhandene Schalter keinen
terrestrischen Eingang hat, kann sich mit dem Kjaerulff1 Maximum Sat-TV Combiner behelfen. Dieser führt ein Satellitensignal und unser terrestrisches Signal zusammen. Bei dieser Variante liegt dann allerdings das Signal nur an einer Empfangsstelle an. Dafür fällt die Dämpfung mit 2 dB deutlich geringer aus. Dennoch ist in vielen Fällen eine Verstärkung des Signales erforderlich. Glücklicherweise gibt es hierfür zahlreiche Lösungen von verschiedenen Anbietern.
Signal verstärken
Haben wir uns für die Variante mit Mastweiche entschieden, muss ein Breitbandverstärker zum Einsatz kommen. In diesem Fall ist der Betrieb an der Anlage zulässig, da das (verstärkte) Signal über den Combiner gefiltert zu unseren Antennen kommt. Anders würde es bei einer reinen DVB-T2-Antenne aussehen. Denn ein solcher Breitbandverstärker könnte zu ungewünschten Störungen führen, die Antenne zum Sender werden. Grundsätzlich verboten ist ein Betrieb zwar im Gegensatz zu Bundespostzeiten nicht mehr, allerdings kann eine vom Nutzer verursachte Störung immer noch teuer werden. Beim der Wahl des richtigen Verstärkers hat der Nutzer ebenfalls die Qual der Wahl, denn auch hier bieten unter anderem Axing und Maximum verschiedene Varianten an. Wir haben testweise den Axing TVS 10-00 Breitband-Verstärker und einen Breitbandverstärker eingesetzt und das Signal damit verstärkt. Das so um etwa 20 dB verstärkte Signal wurde dann ebenfalls in dien Multischalter eingespeist. Eine weitere Variante ist die Nutzung eines Mehrbereichsverstärkers anstelle der Mastweiche.
Andere Anschlussvariante
Dieser nennt sich TVS 5-00 und kommt ebenfalls von der Firma Axing. In diesem Fall muss allerdings von jeder Antenne ein Koaxialkabel ins Haus geführt werden und die Kombinierung der Signale erfolgt direkt über den Mehrbereichsverstärker. Dazu werden die Kabel an die entsprechenden Eingänge angeschlossen. Der erste Eingang (Kanal 2-4, Band I) bleibt dabei frei und wird nicht genutzt. Der Ausgang des Verstärkers wird dann wieder wie gehabt mit dem Multischalter verbunden. Einen kleinen Nachteil hat diese Lösung: Der Verstärker verfügt nicht über F-Buchsen, sondern wird mittels Antennenbuchsen verbunden. Da in der Regel F-Stecker bei den Antennenkabeln verbaut sind, müssen diese ggf. noch mittels passendem Adapter angepasst werden. Die meisten anderen Anbieter haben hingegen F-Buchsen bei ihren Verstärkern verbaut. Wie auch immer unsere Antennenelemente angeschlossen wurden, nach dem Einspeisen in den Multischalter ist unser Signal zunächst mit dem Satellitensignal auf ein Koaxialkabel aufgeschaltet. Die fachmännische Montage erfordert nun ein Aufsplitten des Signales am Empfänger.
Passende Antennendose
In aller Regel wird also am Empfangsort eine Antennendose zum Einsatz kommen, die die unterschiedlichen Frequenzbereiche der einzelnen Signale wieder auftrennt. Klassische Zweilochdosen verfügen über eine weibliche Antennenbuchse für das Fernsehsignal und eine männliche Antennenbuchse für UKW-Radio. Bei Dreilochdosen kommt noch eine F-Buchse für das Satellitensignal hinzu. Unterschieden wird noch zwischen Durchgangsdosen, Stichleitungsdosen und Enddosen. Bei Satellitenempfang kommen in der Regel Stichleitungsdosen zum Einsatz. Doch es gibt ein Problem: Fast alle im Handel verfügbaren Dosen stellen am Radioausgang nur UKW zur Verfügung – also 87,5 bis 108 MHz. Ein DAB-Radio müsste demnach an die TV-Buchse angeschlossen werden, denn dieser Signalbereich steht nur dort
zur Verfügung. Dann muss der Nutzer aber auf UKW verzichten, weil alle am Markt befindlichen Digitalradios – wenn überhaupt – nur einen kombinierten Antenneneingang für UKW/DAB verfügen. Soll gleichzeitig auch noch ein Fernseher mit DVB-T2 betrieben werden, muss zusätzlich ein weiterer signaldämpfender Verteiler eingesetzt werden. Dabei kann alleine schon die Ausgangsdämpfung der Antennenbuchse zum Problem werden. Das Problem: Diese sind eher zum Einsatz in Kabelanlagen vorgesehen, wo eine Dämpfung des häufig recht starken Signales sinnvoll ist, um Übersteuerungen des Tuners zu vermeiden. In unserem Fall aber ist das empfange Signal ohnehin nicht so stark, so dass die Dämpfung an der Dose möglichst gering ausfallen sollte. Eine Lösung für beide Probleme kann die Hyperbreitbanddose BSD 21-01 von Axing sein. Diese dämpft die Signale mit etwa 5 dB nur moderat und stellt zudem an den beiden Antennenbuchsen das komplette Signalspektrum zur Verfügung. Genau genommen liegt also an der Dose das Signal aus unserem Kabel auf zwei Ausgänge geteilt an. Somit kann ein beliebiger Empfänger an jede der beiden Buchsen angeschlossen werden, vom Radio über den Fernseher bis hin zum Satellitenempfänger. An dieser Stelle wird sich der eine oder andere Leser fragen, warum dann überhaupt eine Antennendose eingesetzt werden muss.
Betrieb ohne Antennendose
In der Tat ist eine solche Konstellation denkbar, auch wenn es sich vielleicht „falsch“anfühlt. Wir haben es dennoch probiert und an unser Koaxialkabel statt einer Antennendose einen klassischen Splitter verwendet, wie er auch im Bereich des Satellitenempfangs zum Einsatz kommt. Und siehe da: Nachdem wir ein Radio, einen DVB-T2-Empfänger und einen Satellitenreceiver über einen 4-fach-Splitter verbunden hatten, gab es zwischen den Signalen eine friedliche Koexistenz. Techniker warnen bei einer solchen Konstellation zwar vor Störungen und Reflexionen, aber davon war im Test nichts zu spüren. Solange es sich also um eine klassische Sternverteilung handelt, ist dieser Weg durchaus gangbar. Denn streng genommen handelt es sich dabei um nichts anderes als unsere Multimediadose von Axing, die ebenfalls das Signal nur splittet.
Empfangsergebnisse in der Praxis
Egal, wie die Einspeisung und Verkabelung am Ende nun auch immer aussehen mag, der Erfolg der Maßnahme misst sich letztendlich am Empfangsergebnis. In unserem Testumfeld etwa 25 Kilometer vom Sender entfernt war zuvor der Indoor-Radioempfang nur eingeschränkt und der Empfang von DVB-T2 gar nicht möglich. Nach dem Aufbau der Anlage kommen nun alle TV-Sender mit ordentlicher Sendestärke herein und auch der Radioempfang hat sich deutlich verbessert. Die besten Ergebnisse erzielten wir hier übrigens mit dem Verstärker von Maximum. Bei der eingestellten maximalen Verstärkung von 30 dB war neben dem Bundesmux und dem Landesweiten Multiplex von Sachsen auch der Empfang des lokalen Multiplexes aus Leipzig und des Multiplexes aus dem benachbarten Sachsen-Anhalt möglich. Letzterer war akustisch störungsfrei, jedoch messtechnisch mit einer hohen Fehlerrate behaftet. Bei allen anderen Konstellationen mit anderen Verstärkern und der Zusammenführung über den TVS 5-00 konnten wir den Multiplex aus Sachsen-Anhalt nicht empfangen und der lokale aus Leipzig hatte eine höhere Fehlerrate.
LTE-Filter
Alle modernen Antennen für DVB-T2 verfügen über einen LTE-Filter. Dieser dämpft die Frequenzbereiche ab, die vom Mobilfunkstandard LTE genutzt werden und die
teilweise historisch bedingt in den höheren UHF-Bereich fallen. Da solche zum Teil starken Signale den Empfang unter ungünstigen Bedingungen stören können, ist dabei sicherlich bekannt. Die Hersteller wissen um das Problem und filtern diesen Bereich bzw. dämpfen diesen mit Werten um die 40 dB deutlich ab. Dann stellen die Einstreuungen vom Mobilfunk kein Problem für den Empfang des terrestrischen Fernsehens mehr dar. Im Bereich des Digitalradios besteht diese Problematik übrigens nicht, da der dortige VHF-Frequenzbereich nur für den digitalen Radiostandard reserviert ist. Übrigens: Die momentan noch für DVB-T2 genutzten höheren Frequenzen im Bereich um die 600 bis 700MHz sollen später noch in untere Bereiche wechseln, was die Problematik LTE weiter abschwächen wird.
Alternative: Kombiantenne
Eine gute Alternativlösung möchten wir an das Ende unseres Workshops stellen. Von Axing gibt es eine Flachantenne zum kombinierten Empfang von DVB-T2, UKW und DAB Plus. Diese nennt sich TAA 3-10 und ist eine kombinierte Zimmer-/Außenantenne. Diese haben wir übrigens ausgiebig getestet, den Testbericht lesen Sie auf Seite 39 dieser Ausgabe. Dort waren wir begeis- tert vom guten Empfang der aktiven Flachantenne. Auch dieses Signal kann über einen Multischalter eingespeist werden. Im Test waren wir auch hier sehr zufrieden mit einem einwandfreien Empfang des terrestrischen Radios und Fernsehens.
Gute Ergebnisse
Bis auf den Sachsen-Anhalt-Mux waren auch damit alle Sender störungsfrei empfangbar. Ein weiterer Vorteil: Das Signal muss nicht verstärkt werden und die Stromkosten fallen mit gemessenen 0,5 Watt deutlich geringer als bei der Lösung mit einem zusätzlichen Verstärker, die mit gemessenen 2,7 bis 3,1 Watt deutlich höhere Stromkosten verursachen würden. Wer also in einem vergleichbaren Gebiet wohnt und noch keine Außenantenne im Einsatz hat, der kann guten Gewissens auch die praktische Flachantenne von Axing in Erwägung ziehen. Eine ähnlich gute Alternative stellt die etwas größere Flachantenne DA-800 von Maximum dar. Dabei handelt es sich um eine reine Außenantenne, welche ebenfalls sowohl für DVB-T2 und DAB/UKW geeignet ist. Auch diese zeigte im Test sehr gute Empfangseigenschaften und ist mit rund 50 Euro sogar noch etwas preiswerter als die Kombiantenne von Axing. Voraussichtlich in der nächsten Ausgabe von DIGITAL FERNSEHEN finden Sie dann einen ausführlichen Test dieser interessanten Außeneinheit von Maximum.
Empfehlenswert?
Die Frage nach dem Sinn solcher Anlagen ist natürlich nicht unbegründet. Schließlich gibt es alle Sender auch in ähnlicher Qualität kostenlos über das Internet zu empfangen. Letztlich ist ein solches Projekt dann auch eher eine Hobby- und Entdeckeraufgabe. Aber es macht natürlich Spaß, wenn man sich nach langer Zeit wieder einmal mit dem dem terrestrischen Empfang beschäftigt.
Und es lohnt es sich dank der zahlreichen empfangbaren Radio- und Fernsehprogramme dann schlussendlich doch.