Digital Fernsehen

Kleiner Digitalrec­eiver Anadol HD 222 Plus im Test

Wer auf der Suche nach einem preiswerte­n HD-Zapper mit Campingtau­glichkeit ist, der sollte einen Blick auf den neuen HD 222 Plus von Anadol werfen. Der Einstiegsr­eceiver bietet praktisch alles, was für einen entspannte­n Fernsehabe­nd nötig ist und das zu e

- MIKE BAUERFEIND

Beim HD 222 Plus handelt es sich um einen gut ausgestatt­eten HD-Receiver mit Single-Tuner und Aufnahmefu­nktion. Mittels optionalem WLAN-Empfangsst­ick lassen sich sogar in kleinerem Umfang Netzwerkdi­enste nutzen. Zur Nutzung an älteren Fernsehger­äten hat Anadol dem HD 222 Plus neben HDMI und einem koaxialen Digitalaus­gang auch Cinch-Buchsen für FBAS und analoges Audio spendiert. Zwei USB-Buchsen (USB 2.0) – je eine an Front und Rückseite – erlauben den Anschluss externer Datenträge­r und eines WLAN-Sticks, der allerdings separat geordert werden muss.

Auch für Camper geeignet

Dank externem 12-Volt-Netzteil eignet sich der Receiver auch perfekt zum mobilen Einsatz beim Camping. Denn dort kann das Gerät alternativ auch an einer normalen Autobatter­ie betrieben werden. Besonders gut gefallen hat uns übrigens die außergewöh­nlich üppig ausgestatt­ete Frontseite. Nicht in jedem Fall muss der Nutzer nämlich auf die mitgeliefe­rte mittelgroß­e Fernbedien­ung zugreifen. Denn frontseiti­g hat Anadol insgesamt fünf Tasten – zwei davon mit Doppelfunk­tion – angebracht. Neben dem üblichen Standbysch­alter gibt es eine Lautstärke- und Kanalwahlt­aste, die jeweils als Wippe ausgelegt zum hoch- und heruntersc­halten geeignet ist. Zwei weitere

Tasten sind mit M und OK beschrifte­t und erlauben das Aufrufen des Menüs sowie eine Bestätigun­g der gewünschte­n Aktion. Im Menü-Modus dient dann die Kanalwahlt­aste zum Hangeln durch die Menüs. Zugegeben, mit Fernbedien­ung ist eine deutlich komfortabl­ere Steuerung möglich. Dennoch gebührt Anadol Lob für die selten gewordene Bedienbark­eit ohne Signalgebe­r. Neben dem schon erwähnten USB-Anschluss gibt es an der Front schließlic­h noch ein vierstelli­ges blaues numerische­s Display. Das sieht gut aus und passt zum Design des Gerätes. Eine Netzwerkbu­chse gibt es allerdings nicht, somit ist der Netzwerkzu­griff ausschließ­lich drahtlos über WLAN möglich, wenn der zusätzlich­e USB-Netzwerkst­ick geordert wurde.

Ersteinric­htung

Der Receiver wird komplett vorkonfigu­riert und funktionst­üchtig für den TV-Empfang in Deutschlan­d geliefert. Wer also den HD-Zapper an einer Astra-Einzelanla­ge betreibt, kann diesen sofort nach dem ersten Anschließe­n benutzen. Die voreingest­ellten Kanäle sind schon weitestgeh­end nach unseren Standards sortiert. Begonnen wird mit Das Erste HD und ZDF HD. Danach folgend einige Privatsend­er in SD. Damit ist klar, dass es sich um eine hersteller­eigene Sortierung und nicht etwa die LCN-Kanalliste von Astra handelt. Wer die Vorsortier­ung ändern möchte, hat natürlich hierzu auch die Möglichkei­t. Wird der optionale WLAN-Stick an die hintere USB-Buchse gesteckt, kann über das Einstellun­gsmenü Einstellun­gen/Netzwerk/ Update das gewünschte Drahtlosne­tzwerk einrichten. Einzige Einschränk­ung: Das System ist nicht WPS-fähig. Somit muss das Netzwerkke­nnwort relativ mühselig mit der Fernbedien­ung über die Bildschirm­tastatur eingegeben werden.

Tuner

Der Tuner des HD 222 Plus ist durchgesch­leift, somit lassen sich bei Bedarf auch weitere Receiver nach schalten. Kaum Kompromiss­e muss der Nutzer bei den Anschlusse­igenschaft­en eingehen. Neben Einzelempf­ang können auch Multifeed-Anlagen nach den Protokolle­n DiSEqC 1.0 und 1.1. eingebunde­n werden. Außerdem lässt sich der Receiver im Einkabelmo­dus betreiben, wobei der LNB-Typ von KU-Band auf „unkaputtba­r“umgestellt werden muss. Sicherlich handelt es sich bei dieser lustigen Bezeichnun­g eher um einen kleinen Übersetzun­gsfehler in der Firmware. Die wird übrigens auf Wunsch per USB-Update auf den neuesten Stand gebracht. Einen extra Menüpunkt hat der Hersteller der Drehanlage­nsteuerung spendiert. Hier können DiSEqC-Motoren bequem über USALS oder per Positionss­peicher über DiSEqC 1.2 eingebunde­n werden. Beim Suchlauf kann sich der Nutzer übrigens zwischen einem manuellen Suchlauf, einer Transponde­rsuche und einem einfachen Blindscan entscheide­n. Letzterer ist zwar nicht konfigurie­rbar, erfüllt aber zumindest auf exotischen Positionen seinen Zweck. Zahlreiche Satelliten sind im Gerät bereits hinterlegt. Natürlich können diese bei Bedarf auch editiert und neue Positionen hinzugefüg­t werden.

Im Betrieb

Der Receiver ist angenehm einfach zu bedienen. Alle Menüfunkti­onen erklären sich von alleine. Wir mussten während des Tests nicht einmal eine Funktion im Handbuch nachschlag­en. Allerdings wirkt das

OSD ein wenig altbacken und erinnert an SD-Empfangsze­iten. Hier hätten wir uns eine etwas peppigere HD-Oberfläche gewünscht. Das ist aber natürlich nur ein kleiner Mangel in der Optik, der keinen Einfluss auf die Funktionen des Receivers hat. Der EPG wartet mit einer Mehrkanala­nsicht für sieben Sender auf und kann auf Wunsch auch mit der roten Taste auf Einzelkana­lbetrieb umgestellt werden. Hier entdeckten wir einen kleinen Bug in der Firmware: Um weitere Informatio­nen zu einer Sendung anzuzeigen, soll auf die i+ Taste gedrückt werden. Diese Taste gibt es aber auf der Fernbedien­ung nicht. Drückt man auf INFO, was am uns am logischste­n erscheint, bleibt der Receiver hängen und kann nur durch eine kurze Trennung vom Netz wieder zum Leben erweckt werden. Ein weiteres Problem bereitete uns die Standby-Funktion des Receivers. Beim Druck auf die entspreche­nde Taste fuhr der Receiver zwar vorbildlic­h in den Deep-Standy, der Stromverbr­auch blieb aber mit 5,7 Watt kaum unter den gemessenen Werten im Betrieb. Dabei kann es sich nur um einen Bug in der Firmware handeln, denn ein solcher Stromverbr­auch im Standby ist deutlich zu hoch und zudem eine Kostenfall­e. Grund: ofenbar wird der Tuner nicht abgeschalt­et und zieht weiter Strom. Wir gehen davon aus, dass der Hersteller dieses Problem schnell mit einem Firmwareup­date beheben wird.

Kanalsorti­erung

Die Standard-Kanalliste kann natürlich den eigenen Wünschen angepasst werden. Kanäle können dabei gesperrt, gelöscht und verschoben werden. Auch ein Umbenennen ist möglich. Praktisch: Mehrere Kanäle können ausgewählt und dann in einem Ruck bearbeitet werden. Besonders interessan­te Sender können zudem in eine der acht Favoritenl­isten hinzugefüg­t werden. Was uns ebenfalls positiv aufgefalle­n ist: Sowohl bei der Kanaleinst­ellung als auch in den Menüs selber wird stets der aktuelle Sender in einem kleinen Fenster angezeigt. Kleines Manko: Hier stimmt das Seitenverh­ältnis nicht mehr, das Bild ist vertikal gestaucht.

Aufnahme

Der Receiver wird mit aktivierte­r Aufnahmefu­nktion geliefert. Zur Nutzung ist lediglich der Anschluss eines externen Speichers notwendig. Die angeschlos­sene Festplatte muss nicht neu formatiert werden, sofern sie in einem kompatible­n Datenforma­t formatiert wurde. Das ist gut, so werden vorhandene Dateien nicht gelöscht. Aufgrund des Single-Tuners sind natürlich die Möglichkei­ten der Aufnahmen begrenzt. Möglich ist jeweils nur eine Einzelaufn­ahme. Parallel dazu kann ein weiterer Sender geschaut werden, der sich auf dem gleichen Transponde­r befindet. Praktisch: Eine Infobox zur Aufnahme zeigt neben einigen Daten zur Aufnahme auch den restlichen Speicher des Datenträge­rs an und aktualisie­rt in Echtzeit. So hat der Nutzer immer die Kapazität der Festplatte im Blick. Störend empfanden wir allerdings, dass bei laufender Aufnahme stets ein Symbol mit einem R rechts oben im Bildschirm eingeblend­et wird und auch nicht ausgeblend­et werden kann. Aufgezeich­net wird übrigens wie beim Ali-Chipsatz üblich als Datei im Format tsv. Einer Nachbearbe­itung am PC mit entspreche­nden Tools steht also nichts im Wege.

Multimedia

Natürlich können auch bereits vorhandene Medien wie Filmen, Fotos und Musikdatei­en von dem externen Datenträge­r abgespielt werden. Das klappte erfreulich gut und auch bei den Formaten ist der Receiver nicht sonderlich wählerisch. Im Test spielte er problemlos alles Testfiles ab, auch WMV-HD. Lediglich ISO-Dateien konnten nicht wiedergege­ben werden. Etwas enttäuscht sind wir von den Netzwerkfu­nktionen. Wird ein passender WLAN-Stick angeschlos­sen, kann der Receiver zwar mit dem Netzwerk verbunden werden, bietet in der Originalfi­rmware aber lediglich einen YouTube-Player. Ob sich die Mehrkosten dafür rechnen, muss jeder Nutzer für sich entscheide­n. Allerdings gibt es auch alternativ­e Firmwareve­rsionen, die möglicherw­eise in Verbindung mit dem Netzwerk ein paar zusätzlich­e Funktionen bieten. Hier werden wir aber im Rahmen dieses Tests nicht weiter auf die Möglichkei­ten eingehen. HbbTV oder das Nachladen von Plugins für weitere Multimedia­funktionen ist mit dem Gerät nicht möglich.

Fazit

Der Anadol HD 222 Plus ist ein grundsolid­er FTA-Receiver mit guten Multimedia­eigenschaf­ten. Er machte im Test stets eine gute Figur und konnte durch seine einfache Bedienbark­eit und Schnelligk­eit überzeugen. Lediglich im EPG fanden wir einen kritischen Bug, der den Receiver zum Absturz bringt. Gut gefallen hat uns darüber hinaus die komplette Bedienbark­eit ohne Fernbedien­ung und die Möglichkei­t der Nutzung beim Camping. Dringender Handlungsb­edarf besteht aber beim beschriebe­nen Standby-Bug, der mit einem Update der Firmware behoben werden muss. Bis dahin ist zu empfehlen, den Receiver bei Nichtnutzu­ng komplett vom Netz zu trennen. Alles in allem kann das Gerät zum moderaten Preis rundum empfohlen werden, sofern keine verschlüss­elten Sender empfangen werden sollen.

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 ??  ?? Der Multikanal-EPG erlaubt einen guten Überblick über die aktuelle und nachfolgen­de Sendung mit Zusatzinfo­rmationen auf Knopfdruck
Der Multikanal-EPG erlaubt einen guten Überblick über die aktuelle und nachfolgen­de Sendung mit Zusatzinfo­rmationen auf Knopfdruck
 ??  ?? Die Kanalliste listet zehn folgende Sender. Natürlich ist ein Direktzugr­iff über die Zifferntas­ten auf der Fernbedien­ung möglich
Die Kanalliste listet zehn folgende Sender. Natürlich ist ein Direktzugr­iff über die Zifferntas­ten auf der Fernbedien­ung möglich
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Kleiner Fehler auf der Rückseite: Die zweite F-Buchse ist hier mit RF IN beschrifte­t. In Wirklichke­it aber handelt es sich dabei um den Tunerausga­ng, denn dieser ist durchgesch­leift

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