Kleiner Digitalreceiver Anadol HD 222 Plus im Test
Wer auf der Suche nach einem preiswerten HD-Zapper mit Campingtauglichkeit ist, der sollte einen Blick auf den neuen HD 222 Plus von Anadol werfen. Der Einstiegsreceiver bietet praktisch alles, was für einen entspannten Fernsehabend nötig ist und das zu e
Beim HD 222 Plus handelt es sich um einen gut ausgestatteten HD-Receiver mit Single-Tuner und Aufnahmefunktion. Mittels optionalem WLAN-Empfangsstick lassen sich sogar in kleinerem Umfang Netzwerkdienste nutzen. Zur Nutzung an älteren Fernsehgeräten hat Anadol dem HD 222 Plus neben HDMI und einem koaxialen Digitalausgang auch Cinch-Buchsen für FBAS und analoges Audio spendiert. Zwei USB-Buchsen (USB 2.0) – je eine an Front und Rückseite – erlauben den Anschluss externer Datenträger und eines WLAN-Sticks, der allerdings separat geordert werden muss.
Auch für Camper geeignet
Dank externem 12-Volt-Netzteil eignet sich der Receiver auch perfekt zum mobilen Einsatz beim Camping. Denn dort kann das Gerät alternativ auch an einer normalen Autobatterie betrieben werden. Besonders gut gefallen hat uns übrigens die außergewöhnlich üppig ausgestattete Frontseite. Nicht in jedem Fall muss der Nutzer nämlich auf die mitgelieferte mittelgroße Fernbedienung zugreifen. Denn frontseitig hat Anadol insgesamt fünf Tasten – zwei davon mit Doppelfunktion – angebracht. Neben dem üblichen Standbyschalter gibt es eine Lautstärke- und Kanalwahltaste, die jeweils als Wippe ausgelegt zum hoch- und herunterschalten geeignet ist. Zwei weitere
Tasten sind mit M und OK beschriftet und erlauben das Aufrufen des Menüs sowie eine Bestätigung der gewünschten Aktion. Im Menü-Modus dient dann die Kanalwahltaste zum Hangeln durch die Menüs. Zugegeben, mit Fernbedienung ist eine deutlich komfortablere Steuerung möglich. Dennoch gebührt Anadol Lob für die selten gewordene Bedienbarkeit ohne Signalgeber. Neben dem schon erwähnten USB-Anschluss gibt es an der Front schließlich noch ein vierstelliges blaues numerisches Display. Das sieht gut aus und passt zum Design des Gerätes. Eine Netzwerkbuchse gibt es allerdings nicht, somit ist der Netzwerkzugriff ausschließlich drahtlos über WLAN möglich, wenn der zusätzliche USB-Netzwerkstick geordert wurde.
Ersteinrichtung
Der Receiver wird komplett vorkonfiguriert und funktionstüchtig für den TV-Empfang in Deutschland geliefert. Wer also den HD-Zapper an einer Astra-Einzelanlage betreibt, kann diesen sofort nach dem ersten Anschließen benutzen. Die voreingestellten Kanäle sind schon weitestgehend nach unseren Standards sortiert. Begonnen wird mit Das Erste HD und ZDF HD. Danach folgend einige Privatsender in SD. Damit ist klar, dass es sich um eine herstellereigene Sortierung und nicht etwa die LCN-Kanalliste von Astra handelt. Wer die Vorsortierung ändern möchte, hat natürlich hierzu auch die Möglichkeit. Wird der optionale WLAN-Stick an die hintere USB-Buchse gesteckt, kann über das Einstellungsmenü Einstellungen/Netzwerk/ Update das gewünschte Drahtlosnetzwerk einrichten. Einzige Einschränkung: Das System ist nicht WPS-fähig. Somit muss das Netzwerkkennwort relativ mühselig mit der Fernbedienung über die Bildschirmtastatur eingegeben werden.
Tuner
Der Tuner des HD 222 Plus ist durchgeschleift, somit lassen sich bei Bedarf auch weitere Receiver nach schalten. Kaum Kompromisse muss der Nutzer bei den Anschlusseigenschaften eingehen. Neben Einzelempfang können auch Multifeed-Anlagen nach den Protokollen DiSEqC 1.0 und 1.1. eingebunden werden. Außerdem lässt sich der Receiver im Einkabelmodus betreiben, wobei der LNB-Typ von KU-Band auf „unkaputtbar“umgestellt werden muss. Sicherlich handelt es sich bei dieser lustigen Bezeichnung eher um einen kleinen Übersetzungsfehler in der Firmware. Die wird übrigens auf Wunsch per USB-Update auf den neuesten Stand gebracht. Einen extra Menüpunkt hat der Hersteller der Drehanlagensteuerung spendiert. Hier können DiSEqC-Motoren bequem über USALS oder per Positionsspeicher über DiSEqC 1.2 eingebunden werden. Beim Suchlauf kann sich der Nutzer übrigens zwischen einem manuellen Suchlauf, einer Transpondersuche und einem einfachen Blindscan entscheiden. Letzterer ist zwar nicht konfigurierbar, erfüllt aber zumindest auf exotischen Positionen seinen Zweck. Zahlreiche Satelliten sind im Gerät bereits hinterlegt. Natürlich können diese bei Bedarf auch editiert und neue Positionen hinzugefügt werden.
Im Betrieb
Der Receiver ist angenehm einfach zu bedienen. Alle Menüfunktionen erklären sich von alleine. Wir mussten während des Tests nicht einmal eine Funktion im Handbuch nachschlagen. Allerdings wirkt das
OSD ein wenig altbacken und erinnert an SD-Empfangszeiten. Hier hätten wir uns eine etwas peppigere HD-Oberfläche gewünscht. Das ist aber natürlich nur ein kleiner Mangel in der Optik, der keinen Einfluss auf die Funktionen des Receivers hat. Der EPG wartet mit einer Mehrkanalansicht für sieben Sender auf und kann auf Wunsch auch mit der roten Taste auf Einzelkanalbetrieb umgestellt werden. Hier entdeckten wir einen kleinen Bug in der Firmware: Um weitere Informationen zu einer Sendung anzuzeigen, soll auf die i+ Taste gedrückt werden. Diese Taste gibt es aber auf der Fernbedienung nicht. Drückt man auf INFO, was am uns am logischsten erscheint, bleibt der Receiver hängen und kann nur durch eine kurze Trennung vom Netz wieder zum Leben erweckt werden. Ein weiteres Problem bereitete uns die Standby-Funktion des Receivers. Beim Druck auf die entsprechende Taste fuhr der Receiver zwar vorbildlich in den Deep-Standy, der Stromverbrauch blieb aber mit 5,7 Watt kaum unter den gemessenen Werten im Betrieb. Dabei kann es sich nur um einen Bug in der Firmware handeln, denn ein solcher Stromverbrauch im Standby ist deutlich zu hoch und zudem eine Kostenfalle. Grund: ofenbar wird der Tuner nicht abgeschaltet und zieht weiter Strom. Wir gehen davon aus, dass der Hersteller dieses Problem schnell mit einem Firmwareupdate beheben wird.
Kanalsortierung
Die Standard-Kanalliste kann natürlich den eigenen Wünschen angepasst werden. Kanäle können dabei gesperrt, gelöscht und verschoben werden. Auch ein Umbenennen ist möglich. Praktisch: Mehrere Kanäle können ausgewählt und dann in einem Ruck bearbeitet werden. Besonders interessante Sender können zudem in eine der acht Favoritenlisten hinzugefügt werden. Was uns ebenfalls positiv aufgefallen ist: Sowohl bei der Kanaleinstellung als auch in den Menüs selber wird stets der aktuelle Sender in einem kleinen Fenster angezeigt. Kleines Manko: Hier stimmt das Seitenverhältnis nicht mehr, das Bild ist vertikal gestaucht.
Aufnahme
Der Receiver wird mit aktivierter Aufnahmefunktion geliefert. Zur Nutzung ist lediglich der Anschluss eines externen Speichers notwendig. Die angeschlossene Festplatte muss nicht neu formatiert werden, sofern sie in einem kompatiblen Datenformat formatiert wurde. Das ist gut, so werden vorhandene Dateien nicht gelöscht. Aufgrund des Single-Tuners sind natürlich die Möglichkeiten der Aufnahmen begrenzt. Möglich ist jeweils nur eine Einzelaufnahme. Parallel dazu kann ein weiterer Sender geschaut werden, der sich auf dem gleichen Transponder befindet. Praktisch: Eine Infobox zur Aufnahme zeigt neben einigen Daten zur Aufnahme auch den restlichen Speicher des Datenträgers an und aktualisiert in Echtzeit. So hat der Nutzer immer die Kapazität der Festplatte im Blick. Störend empfanden wir allerdings, dass bei laufender Aufnahme stets ein Symbol mit einem R rechts oben im Bildschirm eingeblendet wird und auch nicht ausgeblendet werden kann. Aufgezeichnet wird übrigens wie beim Ali-Chipsatz üblich als Datei im Format tsv. Einer Nachbearbeitung am PC mit entsprechenden Tools steht also nichts im Wege.
Multimedia
Natürlich können auch bereits vorhandene Medien wie Filmen, Fotos und Musikdateien von dem externen Datenträger abgespielt werden. Das klappte erfreulich gut und auch bei den Formaten ist der Receiver nicht sonderlich wählerisch. Im Test spielte er problemlos alles Testfiles ab, auch WMV-HD. Lediglich ISO-Dateien konnten nicht wiedergegeben werden. Etwas enttäuscht sind wir von den Netzwerkfunktionen. Wird ein passender WLAN-Stick angeschlossen, kann der Receiver zwar mit dem Netzwerk verbunden werden, bietet in der Originalfirmware aber lediglich einen YouTube-Player. Ob sich die Mehrkosten dafür rechnen, muss jeder Nutzer für sich entscheiden. Allerdings gibt es auch alternative Firmwareversionen, die möglicherweise in Verbindung mit dem Netzwerk ein paar zusätzliche Funktionen bieten. Hier werden wir aber im Rahmen dieses Tests nicht weiter auf die Möglichkeiten eingehen. HbbTV oder das Nachladen von Plugins für weitere Multimediafunktionen ist mit dem Gerät nicht möglich.
Fazit
Der Anadol HD 222 Plus ist ein grundsolider FTA-Receiver mit guten Multimediaeigenschaften. Er machte im Test stets eine gute Figur und konnte durch seine einfache Bedienbarkeit und Schnelligkeit überzeugen. Lediglich im EPG fanden wir einen kritischen Bug, der den Receiver zum Absturz bringt. Gut gefallen hat uns darüber hinaus die komplette Bedienbarkeit ohne Fernbedienung und die Möglichkeit der Nutzung beim Camping. Dringender Handlungsbedarf besteht aber beim beschriebenen Standby-Bug, der mit einem Update der Firmware behoben werden muss. Bis dahin ist zu empfehlen, den Receiver bei Nichtnutzung komplett vom Netz zu trennen. Alles in allem kann das Gerät zum moderaten Preis rundum empfohlen werden, sofern keine verschlüsselten Sender empfangen werden sollen.