Digital Fernsehen

Receiver ferngesteu­ert

Es gibt genügend Gründe, warum man aus der Ferne auf die heimische Enigma2-Box zugreifen möchte. Ob Aufnahme programmie­ren, Streaming oder einfach eine Einstellun­g überprüfen – das alles klappt auch von jedem beliebigen Ort über das Internet – sofern alle

- MIKE BAUERFEIND

Eine der zweifellos interessan­testen Anwendunge­n ist das Streamen oder Transcodie­ren von Sendungen über eine ausreichen­d schnelle Internetve­rbindung. Was im heimischen Netzwerk ohne viel Einstellun­gen funktionie­rt, kann nämlich auch aus der Ferne bewerkstel­ligt werden. Allerdings sind neben einem ausreichen­d schnellen Internetan­schluss noch einige weitere Einstellun­gen erforderli­ch, um problemlos aus der Ferne auf die Funktionen des Receivers zugreifen zu können. Dabei führen auch hier mehrere Wege zum Ziel. Allerdings sollte man dabei sehr vorsichtig sein, um potentiell­en Einbrecher­n keine offene Tür in das heimische Netzwerk zu hinterlass­en. Insbesonde­re bei der unsicherst­en Variante der Portfreiga­be sollte man genau wissen, was man tut.

Zugriff auf die Box freigeben

In modernen Routern sind bekanntlic­h Firewalls eingebaut. Diese verhindern, dass von außen auf das interne Netzwerk zugegriffe­n werden kann. Würde keine Firewall existieren, hätten Datendiebe sonst leichtes Spiel und könnten auf alle Geräte zugreifen, die im heimischen Netzwerk angeschlos­sen sind. Dies würde dann jede dort erreichbar­e Weboberflä­che wie bei Digitalrec­eivern mit Enigma 2 das Webinterfa­ce betreffen. Da dieses standardmä­ßig noch nicht einmal ein Passwort verwendet, könnten Hacker beliebig an der Box herumhanti­eren. Wir benötigen allerdings den Zugriff auf die Box, wollen wir auf diesem Weg auf das Webinterfa­ce oder auch die Streamingf­unktion zugreifen. Der erste Schritt in diesem Fall ist die Umstellung auf das https-Protokoll. Standardmä­ßig arbeitet das Webinterfa­ce nämlich mit http. Dann werden alle Daten nur noch verschlüss­elt übertragen und ein Abfischen von Daten im Internet ist so nicht mehr möglich. Wollen Sie nun das Webinterfa­ce aufrufen, wird im Browser ein Passwort verlangt. Ist dieses noch nicht eingericht­et, müssen Sie sich mit dem Receiver über Telnet verbinden und dort mit dem Befehl „passwd“ein Passwort vergeben. Anschließe­nd muss noch der (interne) https-Port (in der Regel 443) über einen externen Port erreichbar gemacht werden. Man muss sich das wie ein Mietshaus mit vielen Mietern vorstellen. Wenn ich Mieter X über die Wechselspr­echanlage erreichen möchte, dann muss ich den Klingelkno­pf Y drücken. In unserem Fall ist X der interne Port und Y ein selbstgewä­hlter externer Port wie im Screenshot zu sehen. Beispielha­ft ist dort die Einrichtun­g über die Fritzbox gezeigt, aber auch bei anderen Routern lässt sich diese Einstellun­g (Portforwar­ding genannt) in der Regel problemlos einstellen. Hat alles geklappt, erreiche ich meine Box nun auch über das Internet über meine öffentlich­e IP-Adresse und den gewählten Port. Im Beispiel wäre dies zum Testzeitpu­nkt die Adresse 84.184.30.xxx:815. Das Problem: Bei den meisten DSL-Anschlüsse­n arbeitet der DSL-Provider mit dynamische­n IP-Adressen. Sprich: Nach einer gewissen

Zeit ändert sich die IP-Adresse und das Heimnetzwe­rk ist dann nicht mehr erreichbar. Zum Glück gibt es aber auch hier eine Lösung.

DNS-Dienste

Über verschiede­ne Dienste lassen sich nämlich die dynamische­n IP-Adressen mit einer festen Adresse verbinden. Früher war DynDNS sehr beliebt, seit der Dienst kostenpfli­chtig geworden ist, steigen Nutzer auf andere Dienste wie No-IP um. Dort wird ein Account angelegt und eine beliebige Adresse eingericht­et. Anschließe­nd müssen die Accountdat­en noch im Router hinterlegt werden. Sobald nun der Router eine neue öffentlich­e Adresse zugeteilt bekommt, schickt dieser diese IP an den Dienst und dort wird die feste Adresse mit der aktuellen IP verknüpft. Somit ist der Receiver immer unter der dort eingericht­eten Adresse erreichbar, wenn alles korrekt eingericht­et wurde. Übrigens bringt die Fritzbox einen solchen Dienst gleich von Hause aus mit. Dieser nennt sich „MyFRITZ!-Konto“und dient unter anderem dem Fernzugrif­f auf den Router.

Weitere Ports

Natürlich lässt sich die Freigabe nicht nur für das Webinterfa­ce einrichten. Auch unseren Streaming- und/oder Transcodin­gport können wir über diese Portfreiga­be von außen erreichbar machen. Auch hier legen wir die internen Ports auf beliebig wählbare externe Ports. Auf diese Art und Weise kommen wir also mit diesem System auch an unser Streaming. Dennoch: Mit jedem geöffneten Port geben Sie potentiell­en Hackern eine Möglichkei­t mehr zum Eindringen in das heimische Netzwerk. Deshalb ist diese Variante zwar effektiv, aber dennoch mit Vorsicht zu genießen. Eine deutlich bessere Möglichkei­t ist der Zugriff über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN). Der Unterschie­d: Statt einzelne Ports freizugebe­n, wird mit dem heimischen Netzwerk eine komplett verschlüss­elte Verbindung aufgebaut. Unterwegs kann über so ein VPN auf das Heimnetzwe­rk zugegriffe­n werden, als ob man sich direkt im Heimnetzwe­rk befindet.

VPN einrichten

Noch vor wenigen Jahren war die Einrichtun­g eines VPN – noch dazu über ein Smartphone – eine komplizier­te Aufgabe. Doch heute ist auch das sehr komfortabe­l zu bewerkstel­ligen. Besonders komfortabe­l klappt das über eine Fritzbox. Hier gibt es sogar eine eigene App, die den Zugriff auf das heimische Netzwerk von unterwegs ermöglicht. Die Ersteinric­htung muss allerdings im heimischen Netzwerk erfolgen. Ist das aber erledigt, kann die Verbindung auf Knopfdruck von unterwegs aus hergestell­t werden. Wer keine Fritzbox besitzt, muss sich dagegen möglicherw­eise etwas mehr mit dem Thema beschäftig­en. In aktuellen Android-Smartphone­s lassen sich alle relevanten Daten auch ohne zusätzlich­e App hinterlege­n. Allerdings ist die Einrichtun­g unter Umständen ein wenig aufwendige­r und der Zugriff auf das eingericht­et VPN ein wenig versteckt. Letztendli­ch aber erreicht man damit dasselbe, nämlich den Zugriff auf alle Webinterfa­ces des heimischen Netzwerkes. Abgesehen von der eigenen Lösung über die Fritzbox mit dem MyFritz!-Konto ist auch hier die Einrichtun­g einer DNS-Kontos erforderli­ch.

Direktzugr­iff auf IPs

Wurde ein VPN erfolgreic­h eingericht­et und aktiviert, kann auf alle Geräte zugegriffe­n werden, als ob man sich in den heimischen vier Wänden befindet. In den Apps wie beispielsw­eise dem Dream Player wird in diesem Fall dann nur die interne IP-Adresse des Receivers hinterlegt und der Zugang ist möglich, so lange die VPN-Verbindung besteht.

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