Wer ist der Schnellste? Die neuen Chip-Generationen bei Enigma2
Nüchtern betrachtet sind unsere Sat-Receiver nichts anderes als Computer. In beiden bestimmen die verbauten CPUs und Speichermedien über deren Leistungsfähigkeit.
Wir haben durchleuchtet, wie es um die Rechenleistung und Speicherkapazität in unseren Sat-Receivern bestellt ist.
Anforderungen
Wer am PC Videofilme bearbeitet weiß, dass es für den reibungslosen Arbeitsablauf einen leistungsstarken Rechner braucht. Wobei es einen gewaltigen Unterschied macht, ob SD-, HD- oder 4K-Filmmaterial geschnitten wird. Denn die Bildauflösung steht im direkten Zusammenhang mit der anfallenden Datenmenge und der für ihre Verarbeitung erforderlichen Rechenleistung. Von unseren Set-Top-Boxen verlangen wir zudem, dass sie, während wir ein Programm ansehen, eines oder mehrere aufzeichnen können. Auch Streaming, bei dem wir etwa über den zweiten Tuner empfangene Programme auf Mobile Devices, wie Tablets gucken, schraubt die benötigte Leistungsfähigkeit in die Höhe. Zuletzt finden wir Gefallen daran, wenn wir nach dem Einschalten des Receivers nicht lange warten müssen, bis dieser betriebsbereit ist. Dass sich alleine dabei manche Boxen so richtig Zeit lassen, ist hinlänglich bekannt.
Prozessor-Architektur
Obwohl Prozessoren für spezielle Anwendungen entwickelt werden, sind sie von ihrem Grundaufbau her gleich. Die meisten heute üblichen Prozessoren lassen sich auf wenige Grundtypen zurückführen. Ihre Architektur bestimmt einerseits ihre prinzipielle Arbeitsweise. Daneben spielen Verarbeitungsgeschwindigkeit und Stromverbrauch eine wichtige Rolle. Laut der uns vorliegenden Herstellerdaten, dominieren in Sat-Receivern Prozessoren mit MIPS-Architektur. Sie sind in etwa 71 Prozent aller Set-Top-Boxen zu finden. Bereits weit abgeschlagen rangieren SH-4-Prozessoren mit nur noch 13 Prozent. Den dritten Platz nimmt die ARM-Prozessor-Architektur ein. Mit ihrem Verbreitungsgrad von nur noch 5 Prozent spielt sie aber keine nennenswerte Rolle. Rang vier mit 1,7 Prozent, legen Lizenzfertigungen von MIPS-Prozessoren ein, die aktuell aber keine Bedeutung mehr haben. Zu knapp 10 Prozent der untersuchten Boxen liegen uns keine Details vor.
HD-Receiver
Welche Prozessoren in den Receivern verbaut sind, hängt davon ab, wann sie auf den Markt gebracht wurden und welcher Klasse sie zuzurechnen sind. Bei HD-Boxen neueren Datums, also solche, die es aktuell zu kaufen gibt und solche, die bis in die jüngere Vergangenheit angeboten wurden, dominieren bei der soliden Einsteiger- bis unteren Mittelklasse BCM7413-Zweikern-Chipsätze mit einer Taktfrequenz von 400MHz und einer Leistung von 1 100 DMIPS. Alternativ findet man in dieser Klasse häufig auch Chipsätze der Type BCM7358 mit 750MHz und 750 DMIPS. Ab der gehobenen Mittelklasse sind 1,3 GHz-Prozessoren mit 2000 DMIPS üblich. Meist arbeitet in diesen Geräten ein BCM7356-Chip. In einigen Boxen findet sich auch ein 1,6 GHz-Prozessor der Type BCM73565 mit ebenfalls 2000 DMIPS. Auch in der HD-Luxusklasse sind diese CPUs üblich. Einige Spitzengeräte trumpfen aber mit einem BCM7424 mit 1,3 GHz und 3 000 DMIPS oder einem BCM7241 mit ebenfalls 1,3 GHz Taktfrequenz, dafür aber mit einer Prozessorleistung von 5000 DMIPS auf. Die vier letztgenannten sind Einkern-CPUs.
Ältere HD-Boxen
Wie nicht anders zu erwarten, arbeiten in betagten, teils seit Jahren nicht mehr erhältlichen HD-Receivern, leistungsschwächere CPUs. Während der frühen 2010er-Jahre wurden zudem bevorzugt SH-4-Prozessoren verbaut. In preiswerteren Boxen fanden sich meist CPUs der Type STi7111 mit einer Taktfrequenz von 266 MHz. In der Mittelklasse waren Prozessoren der Typen BCM7325- mit 333 MHz und BCM7335 mit 405 MHz weit verbreitet. Damalige Spitzenmodelle takteten mit 450 MHz. Wobei dazu
ein STi7105 zu Ehren kam. Selbst wenn sich ihre Technischen Daten wie aus der Steinzeit anhören, muss man diesen Boxen doch lassen, dass sie auch heute noch voll ihren Mann stehen. Im täglichen Betrieb sind keine Einschränkungen im Vergleich zu modernen Boxen zu bemerken. Wohl auch deshalb, weil sich ihr Funktionsumfang auf den Fernsehempfang beschränkte. Streaming war bei ihnen bestenfalls in Ansätzen verfügbar. Woran man sich bei ihnen allerdings damals schon gewöhnen musste, waren ihre sehr langen Einschaltzeiten, die manchmal schon hart an der Minutengrenze kratzen. Was aber auch egal war und ist. Weiß man über diese Schwäche Bescheid, schaltet man die Box eben schon ein, bevor man Snacks und Getränke aus der Küche holt. Ist man wieder zurück, läuft auch der alte Kasten. Bis vor wenigen Jahren war es noch nicht üblich, die DMIP-Zahlen der Prozessorleistung anzugeben. Wahrscheinlich, weil sie so gering waren, dass sich Marketingfachleute keinen Vorteil von ihrer Veröffentlichung versprachen. Entscheidend war schließlich, dass die Boxen all das zuverlässig beherrschten, was von ihnen verlangt wurde. Von 4K-Boxen wird die mit Abstand höchste Rechenleistung verlangt. Deshalb sind bei ihnen Zweikern-Prozessoren allgemein üblich.
Moderne CPU mit 4 Kernen
In Spitzenmodellen arbeiten sogar Vierkern-CPUs. Meist kommen BCM7251Sund BCM7272S-Chipsets mit einer Taktfrequenz von 1 500 und 1 700 MHz zum Einsatz. Sie bringen es auf 10000, beziehungsweise 12 000 DMIPS. In Spitzengeräten findet sich mit dem BCM7444S sogar ein Vierkern-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 1 500 MHz und einer Prozessorleistung von 20 000 DMIPS. Vereinzelt sind in den durchweg noch neuen UHD-Receivern auch Chipsets der Typen BCM7366, BCM72604 und Hi379BCV700 zu finden. Taktfrequenz und Prozessorleistung sollten nicht überbewerten werden. Zwar ist offensichtlich, dass man bei verschiedenen Bedienschritten einen Unterschied feststellen wird, ob eine Box mit 2000 oder 12000 DMIPS aufwarten kann. Zwischen 12000 und 15000 DMIPS wird der Unterschied aber nicht allzu groß sein. Abgesehen davon sind manche datenintensive Zusatzfunktionen von Spitzengeräten ohnehin nur von theoretischem Interesse. In der Praxis wird man wohl kaum parallel acht HD-Programme aufzeichnen wollen. Einmal, weil es unwahrscheinlich ist, dass man so viele interessante Sendungen gleichzeitig ausgestrahlt werden. Weiter muss man ja auch die Zeit finden, sie später mal anzusehen. Und da warten bereits die nächsten neuen Sendungen auf uns. Die Prozessor-Entwicklung schreitet weiter voran. Damit werden künftige UHD-Boxengenerationen mit noch leistungsfähigeren CPUs ausgestattet werden. Davon wird man in der Praxis aber erst etwas merken, sobald mehr massenwirksame UHD-Sender verfügbar sind.
Speicher
Die Leistungsfähigkeit von Digitalreceivern wird auch durch die in ihnen verbauten Speicher beeinflusst. Von ihnen besitzt jede Box zwei Arten. Der Flash-Speicher lässt sich am besten mit einer Festplatte vergleichen. In ihm werden alle dauerhaft benötigten Daten, wie etwa das Image, Skins und Plugins, abgelegt. Weiter sind alle Boxen mit einem RAM-Arbeitsspeicher versehen. Seine Größe bestimmt, wie schnell einzelne Operationen ausgeführt
werden können. UHD-Receiver sind mit den größten Speichern ausgestattet. Die meisten Geräte besitzen einen 4096MB großen Flash-Speicher. Bei erst kürzlich auf den Markt gebrachten Boxen kann er mit 8192MB auch doppelt so groß sein. Erste Receiver wurden auch schon mit einem 16 GB großen Flash-Speicher gesichtet. Auch mit RAM-Speichern sind 4K-Boxen durchweg gut bestückt. In Einsteigermodellen beträgt ihr Speichervolumen in der Regel 1 024 MB.
Speicher bei HD-Boxen
Um wie viel geringer der Datenumfang bei HD und um wie viel einfacher deren Verarbeitung sein muss, zeigt sich in der Größe der in HD-Receivern verbauten Speicher. Bei aktuellen Geräten der Mittelklasse sind 512 MB große RAMs üblich. Eine Kapazität, die auch viele Flash-Speicher bieten. Einfachere Boxen finden mit 256 MB das Auslangen. Aber auch unerwartete Speichergrößen-Kombinationen sind anzutreffen. Wie etwa 8 GB für alle dauerhaften Daten, kombiniert mit 128MB RAM. In der Oberklasse sind auch mal größere Speicherbausteine verbaut. Wie etwa 2 048 oder 4 096 MB für den Flash- und 2 048 MB für den RAM-Speicher. Die verbauten Speichergrößen sind ferner ein Indiz für das Alter von Receivern.
Knapper Flash-Speicher
In älteren Boxen findet man durchweg kleinere Speichervolumen, als in neueren. In ihnen wurden mitunter nur 32 MB große Flashs verbaut. Was für das Betriebssystem nicht gerade viel Spielraum lässt. Selbst bei 64 MB kann man nicht von der großen Programmier-Freiheit sprechen. Das mussten in der Vergangenheit manche bitter am eigenen Leib erfahren, die auf ihre Linux-Boxen zum Beispiel Open-Source-Betriebssysteme aufspielen wollten. Der Speicherplatz reichte oft genug nur für das Nötigste. Zusatzfeatures, auf die man sich gefreut hatte, blieben dabei meist auf der Strecke. Hinzu kommt, dass nicht die gesamte Speicherkapazität zur Verfügung steht.
Ein Umstand, den wir auch von eingebauten oder externen PC-Festplatten und USBSticks kennen. Selbst inzwischen in die Jahre gekommene Oberklassen-Receiver waren mit vergleichsweise kleinen Speichern von etwa 128 MB Flash und 256 MB RAM bestückt. So wie die in unseren Receivern verbauten CPUs immer leistungsfähiger werden, so steigt auch die Kapazität der in den Geräten verbauten Speicher. Schließlich wollen in diesen auch immer umfangreichere Softwarepakete installiert werden. Wobei hier ganz bewusst nicht nur von den Betriebssystemen alleine die Rede ist. Viel mehr geht es um Zusatzfunktionen, die vermehrt an Bedeutung gewinnen. Zu ihnen zählen nicht nur umfassende Datensammlungen, mit denen per IPTV der Zugang zu TV-Sendern geschaffen wird, die in unseren Breiten gar nicht über Satellit erreichbar wären.
Weiter kann die die Fähigkeit sein, möglichst viele Programme speichern zu können. Die Zeiten, in denen man mit 2000 Speicherplätzen das Auslangen fand, sind längst vorbei. Heute ist, speziell bei DXern, ein Vielfaches gefragt. Die verfügbare Speicherkapazität entscheidet zudem mit, ob auf einer Box eines oder mehrere alternative Images aufgespielt werden können. Weiter benötigen zusätzliche Skins, die man ab und an mal probieren möchte, Speicherkapazität.