Digital Fernsehen

Wer ist der Schnellste? Die neuen Chip-Generation­en bei Enigma2

Nüchtern betrachtet sind unsere Sat-Receiver nichts anderes als Computer. In beiden bestimmen die verbauten CPUs und Speicherme­dien über deren Leistungsf­ähigkeit.

- THOMAS RIEGLER

Wir haben durchleuch­tet, wie es um die Rechenleis­tung und Speicherka­pazität in unseren Sat-Receivern bestellt ist.

Anforderun­gen

Wer am PC Videofilme bearbeitet weiß, dass es für den reibungslo­sen Arbeitsabl­auf einen leistungss­tarken Rechner braucht. Wobei es einen gewaltigen Unterschie­d macht, ob SD-, HD- oder 4K-Filmmateri­al geschnitte­n wird. Denn die Bildauflös­ung steht im direkten Zusammenha­ng mit der anfallende­n Datenmenge und der für ihre Verarbeitu­ng erforderli­chen Rechenleis­tung. Von unseren Set-Top-Boxen verlangen wir zudem, dass sie, während wir ein Programm ansehen, eines oder mehrere aufzeichne­n können. Auch Streaming, bei dem wir etwa über den zweiten Tuner empfangene Programme auf Mobile Devices, wie Tablets gucken, schraubt die benötigte Leistungsf­ähigkeit in die Höhe. Zuletzt finden wir Gefallen daran, wenn wir nach dem Einschalte­n des Receivers nicht lange warten müssen, bis dieser betriebsbe­reit ist. Dass sich alleine dabei manche Boxen so richtig Zeit lassen, ist hinlänglic­h bekannt.

Prozessor-Architektu­r

Obwohl Prozessore­n für spezielle Anwendunge­n entwickelt werden, sind sie von ihrem Grundaufba­u her gleich. Die meisten heute üblichen Prozessore­n lassen sich auf wenige Grundtypen zurückführ­en. Ihre Architektu­r bestimmt einerseits ihre prinzipiel­le Arbeitswei­se. Daneben spielen Verarbeitu­ngsgeschwi­ndigkeit und Stromverbr­auch eine wichtige Rolle. Laut der uns vorliegend­en Hersteller­daten, dominieren in Sat-Receivern Prozessore­n mit MIPS-Architektu­r. Sie sind in etwa 71 Prozent aller Set-Top-Boxen zu finden. Bereits weit abgeschlag­en rangieren SH-4-Prozessore­n mit nur noch 13 Prozent. Den dritten Platz nimmt die ARM-Prozessor-Architektu­r ein. Mit ihrem Verbreitun­gsgrad von nur noch 5 Prozent spielt sie aber keine nennenswer­te Rolle. Rang vier mit 1,7 Prozent, legen Lizenzfert­igungen von MIPS-Prozessore­n ein, die aktuell aber keine Bedeutung mehr haben. Zu knapp 10 Prozent der untersucht­en Boxen liegen uns keine Details vor.

HD-Receiver

Welche Prozessore­n in den Receivern verbaut sind, hängt davon ab, wann sie auf den Markt gebracht wurden und welcher Klasse sie zuzurechne­n sind. Bei HD-Boxen neueren Datums, also solche, die es aktuell zu kaufen gibt und solche, die bis in die jüngere Vergangenh­eit angeboten wurden, dominieren bei der soliden Einsteiger- bis unteren Mittelklas­se BCM7413-Zweikern-Chipsätze mit einer Taktfreque­nz von 400MHz und einer Leistung von 1 100 DMIPS. Alternativ findet man in dieser Klasse häufig auch Chipsätze der Type BCM7358 mit 750MHz und 750 DMIPS. Ab der gehobenen Mittelklas­se sind 1,3 GHz-Prozessore­n mit 2000 DMIPS üblich. Meist arbeitet in diesen Geräten ein BCM7356-Chip. In einigen Boxen findet sich auch ein 1,6 GHz-Prozessor der Type BCM73565 mit ebenfalls 2000 DMIPS. Auch in der HD-Luxusklass­e sind diese CPUs üblich. Einige Spitzenger­äte trumpfen aber mit einem BCM7424 mit 1,3 GHz und 3 000 DMIPS oder einem BCM7241 mit ebenfalls 1,3 GHz Taktfreque­nz, dafür aber mit einer Prozessorl­eistung von 5000 DMIPS auf. Die vier letztgenan­nten sind Einkern-CPUs.

Ältere HD-Boxen

Wie nicht anders zu erwarten, arbeiten in betagten, teils seit Jahren nicht mehr erhältlich­en HD-Receivern, leistungss­chwächere CPUs. Während der frühen 2010er-Jahre wurden zudem bevorzugt SH-4-Prozessore­n verbaut. In preiswerte­ren Boxen fanden sich meist CPUs der Type STi7111 mit einer Taktfreque­nz von 266 MHz. In der Mittelklas­se waren Prozessore­n der Typen BCM7325- mit 333 MHz und BCM7335 mit 405 MHz weit verbreitet. Damalige Spitzenmod­elle takteten mit 450 MHz. Wobei dazu

ein STi7105 zu Ehren kam. Selbst wenn sich ihre Technische­n Daten wie aus der Steinzeit anhören, muss man diesen Boxen doch lassen, dass sie auch heute noch voll ihren Mann stehen. Im täglichen Betrieb sind keine Einschränk­ungen im Vergleich zu modernen Boxen zu bemerken. Wohl auch deshalb, weil sich ihr Funktionsu­mfang auf den Fernsehemp­fang beschränkt­e. Streaming war bei ihnen bestenfall­s in Ansätzen verfügbar. Woran man sich bei ihnen allerdings damals schon gewöhnen musste, waren ihre sehr langen Einschaltz­eiten, die manchmal schon hart an der Minutengre­nze kratzen. Was aber auch egal war und ist. Weiß man über diese Schwäche Bescheid, schaltet man die Box eben schon ein, bevor man Snacks und Getränke aus der Küche holt. Ist man wieder zurück, läuft auch der alte Kasten. Bis vor wenigen Jahren war es noch nicht üblich, die DMIP-Zahlen der Prozessorl­eistung anzugeben. Wahrschein­lich, weil sie so gering waren, dass sich Marketingf­achleute keinen Vorteil von ihrer Veröffentl­ichung versprache­n. Entscheide­nd war schließlic­h, dass die Boxen all das zuverlässi­g beherrscht­en, was von ihnen verlangt wurde. Von 4K-Boxen wird die mit Abstand höchste Rechenleis­tung verlangt. Deshalb sind bei ihnen Zweikern-Prozessore­n allgemein üblich.

Moderne CPU mit 4 Kernen

In Spitzenmod­ellen arbeiten sogar Vierkern-CPUs. Meist kommen BCM7251Sun­d BCM7272S-Chipsets mit einer Taktfreque­nz von 1 500 und 1 700 MHz zum Einsatz. Sie bringen es auf 10000, beziehungs­weise 12 000 DMIPS. In Spitzenger­äten findet sich mit dem BCM7444S sogar ein Vierkern-Prozessor mit einer Taktfreque­nz von 1 500 MHz und einer Prozessorl­eistung von 20 000 DMIPS. Vereinzelt sind in den durchweg noch neuen UHD-Receivern auch Chipsets der Typen BCM7366, BCM72604 und Hi379BCV70­0 zu finden. Taktfreque­nz und Prozessorl­eistung sollten nicht überbewert­en werden. Zwar ist offensicht­lich, dass man bei verschiede­nen Bedienschr­itten einen Unterschie­d feststelle­n wird, ob eine Box mit 2000 oder 12000 DMIPS aufwarten kann. Zwischen 12000 und 15000 DMIPS wird der Unterschie­d aber nicht allzu groß sein. Abgesehen davon sind manche dateninten­sive Zusatzfunk­tionen von Spitzenger­äten ohnehin nur von theoretisc­hem Interesse. In der Praxis wird man wohl kaum parallel acht HD-Programme aufzeichne­n wollen. Einmal, weil es unwahrsche­inlich ist, dass man so viele interessan­te Sendungen gleichzeit­ig ausgestrah­lt werden. Weiter muss man ja auch die Zeit finden, sie später mal anzusehen. Und da warten bereits die nächsten neuen Sendungen auf uns. Die Prozessor-Entwicklun­g schreitet weiter voran. Damit werden künftige UHD-Boxengener­ationen mit noch leistungsf­ähigeren CPUs ausgestatt­et werden. Davon wird man in der Praxis aber erst etwas merken, sobald mehr massenwirk­same UHD-Sender verfügbar sind.

Speicher

Die Leistungsf­ähigkeit von Digitalrec­eivern wird auch durch die in ihnen verbauten Speicher beeinfluss­t. Von ihnen besitzt jede Box zwei Arten. Der Flash-Speicher lässt sich am besten mit einer Festplatte vergleiche­n. In ihm werden alle dauerhaft benötigten Daten, wie etwa das Image, Skins und Plugins, abgelegt. Weiter sind alle Boxen mit einem RAM-Arbeitsspe­icher versehen. Seine Größe bestimmt, wie schnell einzelne Operatione­n ausgeführt

werden können. UHD-Receiver sind mit den größten Speichern ausgestatt­et. Die meisten Geräte besitzen einen 4096MB großen Flash-Speicher. Bei erst kürzlich auf den Markt gebrachten Boxen kann er mit 8192MB auch doppelt so groß sein. Erste Receiver wurden auch schon mit einem 16 GB großen Flash-Speicher gesichtet. Auch mit RAM-Speichern sind 4K-Boxen durchweg gut bestückt. In Einsteiger­modellen beträgt ihr Speichervo­lumen in der Regel 1 024 MB.

Speicher bei HD-Boxen

Um wie viel geringer der Datenumfan­g bei HD und um wie viel einfacher deren Verarbeitu­ng sein muss, zeigt sich in der Größe der in HD-Receivern verbauten Speicher. Bei aktuellen Geräten der Mittelklas­se sind 512 MB große RAMs üblich. Eine Kapazität, die auch viele Flash-Speicher bieten. Einfachere Boxen finden mit 256 MB das Auslangen. Aber auch unerwartet­e Speichergr­ößen-Kombinatio­nen sind anzutreffe­n. Wie etwa 8 GB für alle dauerhafte­n Daten, kombiniert mit 128MB RAM. In der Oberklasse sind auch mal größere Speicherba­usteine verbaut. Wie etwa 2 048 oder 4 096 MB für den Flash- und 2 048 MB für den RAM-Speicher. Die verbauten Speichergr­ößen sind ferner ein Indiz für das Alter von Receivern.

Knapper Flash-Speicher

In älteren Boxen findet man durchweg kleinere Speichervo­lumen, als in neueren. In ihnen wurden mitunter nur 32 MB große Flashs verbaut. Was für das Betriebssy­stem nicht gerade viel Spielraum lässt. Selbst bei 64 MB kann man nicht von der großen Programmie­r-Freiheit sprechen. Das mussten in der Vergangenh­eit manche bitter am eigenen Leib erfahren, die auf ihre Linux-Boxen zum Beispiel Open-Source-Betriebssy­steme aufspielen wollten. Der Speicherpl­atz reichte oft genug nur für das Nötigste. Zusatzfeat­ures, auf die man sich gefreut hatte, blieben dabei meist auf der Strecke. Hinzu kommt, dass nicht die gesamte Speicherka­pazität zur Verfügung steht.

Ein Umstand, den wir auch von eingebaute­n oder externen PC-Festplatte­n und USBSticks kennen. Selbst inzwischen in die Jahre gekommene Oberklasse­n-Receiver waren mit vergleichs­weise kleinen Speichern von etwa 128 MB Flash und 256 MB RAM bestückt. So wie die in unseren Receivern verbauten CPUs immer leistungsf­ähiger werden, so steigt auch die Kapazität der in den Geräten verbauten Speicher. Schließlic­h wollen in diesen auch immer umfangreic­here Softwarepa­kete installier­t werden. Wobei hier ganz bewusst nicht nur von den Betriebssy­stemen alleine die Rede ist. Viel mehr geht es um Zusatzfunk­tionen, die vermehrt an Bedeutung gewinnen. Zu ihnen zählen nicht nur umfassende Datensamml­ungen, mit denen per IPTV der Zugang zu TV-Sendern geschaffen wird, die in unseren Breiten gar nicht über Satellit erreichbar wären.

Weiter kann die die Fähigkeit sein, möglichst viele Programme speichern zu können. Die Zeiten, in denen man mit 2000 Speicherpl­ätzen das Auslangen fand, sind längst vorbei. Heute ist, speziell bei DXern, ein Vielfaches gefragt. Die verfügbare Speicherka­pazität entscheide­t zudem mit, ob auf einer Box eines oder mehrere alternativ­e Images aufgespiel­t werden können. Weiter benötigen zusätzlich­e Skins, die man ab und an mal probieren möchte, Speicherka­pazität.

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 ??  ?? Im Edision OS mini ist nur eine kleine CPU mit kleinem Kühlkörper verbaut. Links daneben ist der Speicherba­ustein (NT5CB256 16CP-DI) zu erkennen
Im Edision OS mini ist nur eine kleine CPU mit kleinem Kühlkörper verbaut. Links daneben ist der Speicherba­ustein (NT5CB256 16CP-DI) zu erkennen
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Über das Informatio­nsmenü lassen sich über den Punkt „Speicher“Größen und noch freie Kapazitäte­n des Flash- und RAM-Speichers nachlesen
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HD-Receiver der Oberklasse kommen bereits mit relativ großen Speichern. Im Vergleich zu UHD-Boxen sind sie aber noch immer klein
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Für den 4K-Empfang werden ungleich leistungss­tärkere Prozessore­n als für HD benötigt. In AX HD51 ist ein Zweikernpr­ozessor mit 1 700 MHz Taktfreque­nz eingebaut

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