Qviart Lunix 3
Der Markt an 4K-Receivern nimmt weiter zu. In der Oberklasse möchte sich nun eine weitere Marke etablieren. Qviart hat dazu das Modell Lunix3 in den Handel gebracht, welches schon bei der Ausstattung einige Besonderheiten aufweist. Wir haben uns die Box e
Zugegeben, ganz neu ist die Marke Qviart am Markt nicht, denn bereits Anfang 2015 stellten wir Ihnen eine Box der Marke vor. Damals wollte der Hersteller im Android-Bereich Fuß fassen, was aber nicht gelang. Nun kommt ein erneuter Anlauf, der definitiv vielversprechender klingt, denn man setzt auf Enigma2 und somit ein offenes Linux-Betriebssystem, für das viele Softwareteams und Entwickler arbeiten. Neben dem Lunix3, der mit einer Preisempfehlung von 369 Euro angeboten wird, ist auch ein Einstiegsgerät unter dem Namen Lunix1 erhältlich. Letzteres stellen wir Ihnen aber erst im kommenden Magazin vor. In unserer Jubiläumsausgabe konzentrieren wir uns auf den UHD-Receiver des Herstellers.
Ausstattung
Die Rückseite wirkt auf den ersten Blick sehr übersichtlich. Sofort stechen allerdings die drei Tuner ins Auge. Neben zwei fest verbauten zukunftsfähigen FCB-Tunern, auf diese wir später noch genauer eingehen, steht auch ein Wechseltunerplatz zur Verfügung in dem wahlweise ein DVB-T2/DVB-C Kombimodul aber auch ein weiterer Satellitentuner verbaut werden kann. Auch bei Qviart muss allerdings darauf geachtet werden, dass nur Tuner des Herstellers selbst verwendet werden können. Unser Testmodell ist an dieser Stelle
mit einer Empfangseinheit für den Empfang von DVB-T, DVB-T2 und DVB-C ausgestattet. Aber Achtung: Der Hersteller setzt auch beim terrestrischen Tunermodul auf F-Anschlüsse, die entsprechenden Adapterstecker um eine terrestrische Zimmerantenne unproblematisch und ohne Bastelarbeit anschließen zu können, liegen aber dem Lieferumfang bei.
Bei den Videoschnittstellen staunen wir nicht schlecht, denn die Box trumpft neben dem HDMI-Anschluss auch mit einer analogen Schnittstelle in Form eines AV-Cinchsets auf. Dies ist bei 4K-Boxen eher selten zu finden und erlaubt den Anschluss des Receivers an ältere TV-Geräte, wenngleich auch darüber natürlich nur Bilder in SD-Auflösung ausgegeben werden. Wer HDTV-Auflösungen oder gar die 4K-Auflösung wünscht muss auf den HDMI 2.0 Anschluss zurückgreifen. Der digitale Tonausgang wurde auch nicht vergessen. In optischer Form können Tonsignale an Verstärker ausgegeben werden. Natürlich sind wie bei jedem Enigma2-Gerät auch ausreichend Multimedianschlüsse vorhanden, eine rückwärtige USB-3.0-Schnittstellen sowie ein Gigabit-Anschluss verdeutlichen dies. Im Inneren der Box kann zudem eine kleine 2,5 Zoll große SATA-Festplatte eingebaut werden. Die Verwendung von etwas höheren zwei Terrabyte Datenträgern ist problemlos möglich. Das Netzteil hat Qviart bei dem Oberklassegerät ausgelagert.
An der Front überzeugt der neue Enigma2-Kandidat mit einem übersichtlichen 12 Segment VFD-Display, das neben Kanalname und Nummer auch noch Möglichkeiten besitzt Sonderfunktionen zu signalisieren. So wird eine Aufnahme etwa oberhalb des Kanalnamens dauerhaft angezeigt. Rechts neben dem Display finden wir, hinter einer Frontklappe versteckt, je einen CA-Kartenleser, einen CI-Schacht sowie den Front-USB-Anschluss vor. Im Gegensatz zum rückwärtigen USB ist dieser aber nur als 2.0 Ausführung vorhanden. Die Grundbedienelemente befinden sich unterhalb des Displays und auf der linken Gehäuseseite. Bei der Fernbedienung setzt Qviart auf einen übersichtlichen, aber einfachen Signalgeber. Die Tastenaufteilung dieser Fernbedienung ist gut, die Druckpunkte geben ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, einzig die Tatsache, dass der Signalgeber nicht multifunktional ist und den Fernseher nicht mitsteuern kann, dürfte den einen oder anderen nicht gefallen.
Betriebssystem
Unsere Testbox startet direkt mit dem beliebten OpenATV-Image in der Version 6.1. Der Hersteller hat dies vorinstalliert, sodass der Nutzer nurmehr die Grundinstallation durchlaufen muss. Wie gewohnt, müssen die Bildschirmauflösung, die Menüsprache aber auch Netzwerkeinstellungen und Antenneneinstellungen durchlaufen werden. Da die Box mit einem Twin-FBC-Sat-Tuner ausgestattet ist, kann dies beim Anschluss an eine Unicableanlage schon etwas Zeit in Anspruch nehmen, denn jeder der acht Einzeltuner muss separat konfiguriert werden. Wer dies aber macht, hat im Nachgang gerade beim Streamen oder der Nutzung von Mehrfachaufnahmen viel Freude. Da OpenATV auch eine aktuelle Senderliste für Astra an Bord hat, ist die Ersteinrichtung nach Durchführung der genannten Einstellungspunkte abgeschlossen und der TV-Betrieb kann beginnen.
Schnelle Box
Rund 30 Sekunden vergehen zwischen dem Einschalten am Netzschalter und dem ersten Bild auf dem angeschlossenen Fernseher im Alltagsmodus. Möglich ist dies aufgrund des verbauten flotten ARM-Prozessors im Inneren der Box. Bei der Zappinggeschwindigkeit arbeitet die Box auf gutem Niveau, wenngleich die Vorzüge des FBC-Tuners dabei leider nicht ausgespielt werden. Rund 1,25 Sekunden sind für den Senderwechsel nötig. Das von VU+-Geräten bekannte Fast Channel Change (FCC), mit Umschaltzeiten unter 0,5 Sekunden, ist aktuell nicht implementiert. Beim Programmführer hat der Nutzer natürlich wie bei jedem anderen Enigma2-Gerät die freie Ansichtenauswahl. Ein Druck auf die Info-Taste öffnet dabei die Infos zur aktuellen Sendung. Wird hingegen die Guide-Taste betätigt, bekommt der Nutzer den elektronischen Programmführer aller Sender angezeigt. Mittels der Farbtasten kann dann wahlweise die Einzelkanaloder Multikanalvorschau aufgerufen werden. Zusatzfunktionen wie die direkte Timerübernahme untermauern den positiven Eindruck.
Aufnahme
Mehrfachaufnahmen beherrscht natürlich auch das neuste Modell ohne Probleme. Wahlweise kann eine interne, 2,5 Zoll große Festplatte fest verbaut, ein SATA-Datenträger extern oder ein USB-Speichermedium genutzt werden. Natürlich sind auch die verschieden Platten parallel nutzbar. Wie vom Enigma-Betriebssystem gewohnt, können natürlich auch bei der Lunix3 Aufnahmen parallel durchgeführt werden. Dabei stehen nahezu keine Grenzen fest, denn dank des leistungsfähigen Prozessors sind acht HD-Mitschnitte zeitgleich kein Thema. Die Aufnahmen werden dabei stets uncodiert auf der Platte abgelegt. Über die List-Taste des Signalgebers gelangen wir schnell zur Aufnahmeübersicht. Hier wird der entsprechende Titel ausgewählt und gestartet. Im Wiedergabemodus besteht die Möglichkeit die Aufnahmen mit Markern zu versehen um beispielsweise Werbung schnell überspringen zu können.
Multimedia
Wie alle Linux-Receiver bietet das Gerät natürlich auch etliche Multimedia Zusatzfeatures an. So ist es unter anderem möglich Bild in Bild zu nutzen. Nicht nutzbar ist Bild
in Bild mit zwei UHD-Sendern. Dies bleibt aktuell nur wenigen UHD-Receivern vorbehalten da die gänigen Prozessoren diese Funktion leider noch nicht unterstützen. Auch das Abspielen fremder Aufnahmen im Format MKV und diverse SD-Formate in MPEG2 und DIVX ist möglich. Dabei können sich die Inhalte sowohl auf der internen Festplatte als auch auf externen USBoder Netzwerkdatenträgern befinden.
Ist das Gerät über den Netzwerkanschluss mit dem Internet oder Heimnetzwerk verbunden, stehen auch die bekannten Plugins wie das Mediaportal oder diverse IPTV-Angebote mit der Qviart-Box bereit. Leider noch nicht möglich ist aktuell die HbbTV-Nutzung sowie die Nutzung von Youtube mit der Box. Wer die Mediatheken nutzen möchte muss zwangsläufig auf das MediaPortal-Plugin ausweichen. Auch die Steuerung über eine App verläuft mit der UHD-Box unproblematisch. Alle gänigen Apps unter Android und iOS für Enigma2-Receiver sind verwendbar.
Tuner
Die beiden fest verbauten FBC-Tuner besitzen eine überzeugende Empfindlichkeit. Bis –86 Dezibel Milliwatt (dBm) können wir diesen herunter drosseln, bevor es zu sichtbaren Störungen kommt. Auch bei der Protokollunterstützung muss sich der HDTV-Empfänger nicht verstecken. Mit DiSEqC 1.0, 1.1, 1.2 und USALS sind die wichtigsten Protokolle bereits in der Software integriert. Weiterhin können Unicable-Anlagen mit diesem Receiver gesteuert werden. Dies ist auch wichtig, da nur so die FBC-Tuner ohne Einschränkungen genutzt werden können und bis zu acht verschiedene Transponder empfangbar sind. Ein Blindscan steht aktuell noch nicht zur Verfügung. Ist allerdings das OpenATV-Image auf der Box, und es werden hin und wieder Updates durchführt, bekommt das Gerät mit diesen Updates auch eine aktuelle Satellit.xml-Datei übermittelt. Diese ist die Transponderdatenbank bei Enigma2. Somit wird auch beim klassischen automatischen oder manuellen Suchlauf in der Regel die komplette Sendervielfalt eines Satelliten aufgespürt. Im Test stellen wir auch bei diesem Punkt keine Mängel fest. DVBS2X wird aktuell vom Lunix3 des Herstellers Qviart noch nicht unterstützt. Ob später ein Erweiterungsmodul für den dritten Tunerschacht angeboten wird, ist uns nicht bekannt. In dem Aufnahmeschacht können allerdings schon heute DVB-T2/DVB-C-Tunermodule genutzt werden. Somit ist der Empfang der neuen DVB-T2-HD-Signale unter anderem möglich. Weitere Tuner können via Sat-IP integriert werden. Bis zu vier zusätzliche Empfangseinheiten lassen sich so einbinden. Zukünftig soll die Box auch als Sat-IP-Server arbeiten können, eine entsprechende Funktion testet OpenATV in der beta-Firmware OpenATV 6.2 bereits.
Bildausgabe
Bei den AV-Einstellungen sind natürlich viele Konfigurationsmöglichkeiten vorhanden. Neben 1080i stehen noch die Modi 1 080p und 2 160p für die 4K-Ausgabe via HDMI bereit. An unseren Testfernseher des Herstellers Panasonic, sowie auch an Geräten von Philips, Samsung und Loewe können wir im Test mit dem neuen Gerät keine Unregelmäßigkeiten feststellen. Wer die Box vorübergehend noch an einem Full-HD-Fernseher betreiben möchte, sollte allerdings Vorsicht walten lassen, denn bei herkömmlichen TV-Geräten ist nach Auswahl der Auflösung von 2160p nichts mehr zu sehen. Dank des Displays an der Front der Box kann aber das entsprechende Einstellungsmenü schnell wieder aufgespürt werden und die Einstellung korrigiert werden. Anhand von Testsequenzen können wir beim Qviart auch im klassischen HDTV-Modus keine Schwächen feststellen. Laufbalken und andere schwierige Inhalte stellt der neue Oberklassereceiver ruckelfrei dar.
Decodierung
Eine CI-Schnittstelle sowie der CAS-Kartenleser sorgen bei der Lunix3 für die Decodierung von Pay-TV-Inhalten. Natürlich ist es in letzter Zeit etwas schwieriger geworden mittels dieser Hardware hochwertige Pay-TV-Inhalte zu entschlüsseln weshalb in alternativen Images für die Box auch die CI-Plus-Unterstützung implementiert werden kann. Dazu sind aber Tricks nötig auf die wir an dieser Stelle nicht näher eingehen werden.
Fazit
Qviart hat mit dem Lunix3 wahrhaftig eine konkurrenzfähige Engma2-Box im Markt positioniert, welche zum günstigen Preis ab 259 Euro jede Menge Funktionsumfang liefert. Im Alltagsbetrieb stellten wir keine Schwächen fest. Einzig eine Komfortfunktion wie etwa der Fast-Channel-Switch oder auch ein Blindscan sowie die DVB-S2X-Empfangsmöglichkeit fehlen gegenüber vergleichbaren aber teureren Geräten wie der Dreambox DM920.