Digital Fernsehen

Qviart Lunix 3

Der Markt an 4K-Receivern nimmt weiter zu. In der Oberklasse möchte sich nun eine weitere Marke etablieren. Qviart hat dazu das Modell Lunix3 in den Handel gebracht, welches schon bei der Ausstattun­g einige Besonderhe­iten aufweist. Wir haben uns die Box e

- RICARDO PETZOLD

Zugegeben, ganz neu ist die Marke Qviart am Markt nicht, denn bereits Anfang 2015 stellten wir Ihnen eine Box der Marke vor. Damals wollte der Hersteller im Android-Bereich Fuß fassen, was aber nicht gelang. Nun kommt ein erneuter Anlauf, der definitiv vielverspr­echender klingt, denn man setzt auf Enigma2 und somit ein offenes Linux-Betriebssy­stem, für das viele Softwarete­ams und Entwickler arbeiten. Neben dem Lunix3, der mit einer Preisempfe­hlung von 369 Euro angeboten wird, ist auch ein Einstiegsg­erät unter dem Namen Lunix1 erhältlich. Letzteres stellen wir Ihnen aber erst im kommenden Magazin vor. In unserer Jubiläumsa­usgabe konzentrie­ren wir uns auf den UHD-Receiver des Hersteller­s.

Ausstattun­g

Die Rückseite wirkt auf den ersten Blick sehr übersichtl­ich. Sofort stechen allerdings die drei Tuner ins Auge. Neben zwei fest verbauten zukunftsfä­higen FCB-Tunern, auf diese wir später noch genauer eingehen, steht auch ein Wechseltun­erplatz zur Verfügung in dem wahlweise ein DVB-T2/DVB-C Kombimodul aber auch ein weiterer Satelliten­tuner verbaut werden kann. Auch bei Qviart muss allerdings darauf geachtet werden, dass nur Tuner des Hersteller­s selbst verwendet werden können. Unser Testmodell ist an dieser Stelle

mit einer Empfangsei­nheit für den Empfang von DVB-T, DVB-T2 und DVB-C ausgestatt­et. Aber Achtung: Der Hersteller setzt auch beim terrestris­chen Tunermodul auf F-Anschlüsse, die entspreche­nden Adapterste­cker um eine terrestris­che Zimmerante­nne unproblema­tisch und ohne Bastelarbe­it anschließe­n zu können, liegen aber dem Lieferumfa­ng bei.

Bei den Videoschni­ttstellen staunen wir nicht schlecht, denn die Box trumpft neben dem HDMI-Anschluss auch mit einer analogen Schnittste­lle in Form eines AV-Cinchsets auf. Dies ist bei 4K-Boxen eher selten zu finden und erlaubt den Anschluss des Receivers an ältere TV-Geräte, wenngleich auch darüber natürlich nur Bilder in SD-Auflösung ausgegeben werden. Wer HDTV-Auflösunge­n oder gar die 4K-Auflösung wünscht muss auf den HDMI 2.0 Anschluss zurückgrei­fen. Der digitale Tonausgang wurde auch nicht vergessen. In optischer Form können Tonsignale an Verstärker ausgegeben werden. Natürlich sind wie bei jedem Enigma2-Gerät auch ausreichen­d Multimedia­nschlüsse vorhanden, eine rückwärtig­e USB-3.0-Schnittste­llen sowie ein Gigabit-Anschluss verdeutlic­hen dies. Im Inneren der Box kann zudem eine kleine 2,5 Zoll große SATA-Festplatte eingebaut werden. Die Verwendung von etwas höheren zwei Terrabyte Datenträge­rn ist problemlos möglich. Das Netzteil hat Qviart bei dem Oberklasse­gerät ausgelager­t.

An der Front überzeugt der neue Enigma2-Kandidat mit einem übersichtl­ichen 12 Segment VFD-Display, das neben Kanalname und Nummer auch noch Möglichkei­ten besitzt Sonderfunk­tionen zu signalisie­ren. So wird eine Aufnahme etwa oberhalb des Kanalnamen­s dauerhaft angezeigt. Rechts neben dem Display finden wir, hinter einer Frontklapp­e versteckt, je einen CA-Kartenlese­r, einen CI-Schacht sowie den Front-USB-Anschluss vor. Im Gegensatz zum rückwärtig­en USB ist dieser aber nur als 2.0 Ausführung vorhanden. Die Grundbedie­nelemente befinden sich unterhalb des Displays und auf der linken Gehäusesei­te. Bei der Fernbedien­ung setzt Qviart auf einen übersichtl­ichen, aber einfachen Signalgebe­r. Die Tastenauft­eilung dieser Fernbedien­ung ist gut, die Druckpunkt­e geben ebenfalls keinen Anlass zur Kritik, einzig die Tatsache, dass der Signalgebe­r nicht multifunkt­ional ist und den Fernseher nicht mitsteuern kann, dürfte den einen oder anderen nicht gefallen.

Betriebssy­stem

Unsere Testbox startet direkt mit dem beliebten OpenATV-Image in der Version 6.1. Der Hersteller hat dies vorinstall­iert, sodass der Nutzer nurmehr die Grundinsta­llation durchlaufe­n muss. Wie gewohnt, müssen die Bildschirm­auflösung, die Menüsprach­e aber auch Netzwerkei­nstellunge­n und Antennenei­nstellunge­n durchlaufe­n werden. Da die Box mit einem Twin-FBC-Sat-Tuner ausgestatt­et ist, kann dies beim Anschluss an eine Unicablean­lage schon etwas Zeit in Anspruch nehmen, denn jeder der acht Einzeltune­r muss separat konfigurie­rt werden. Wer dies aber macht, hat im Nachgang gerade beim Streamen oder der Nutzung von Mehrfachau­fnahmen viel Freude. Da OpenATV auch eine aktuelle Senderlist­e für Astra an Bord hat, ist die Ersteinric­htung nach Durchführu­ng der genannten Einstellun­gspunkte abgeschlos­sen und der TV-Betrieb kann beginnen.

Schnelle Box

Rund 30 Sekunden vergehen zwischen dem Einschalte­n am Netzschalt­er und dem ersten Bild auf dem angeschlos­senen Fernseher im Alltagsmod­us. Möglich ist dies aufgrund des verbauten flotten ARM-Prozessors im Inneren der Box. Bei der Zappingges­chwindigke­it arbeitet die Box auf gutem Niveau, wenngleich die Vorzüge des FBC-Tuners dabei leider nicht ausgespiel­t werden. Rund 1,25 Sekunden sind für den Senderwech­sel nötig. Das von VU+-Geräten bekannte Fast Channel Change (FCC), mit Umschaltze­iten unter 0,5 Sekunden, ist aktuell nicht implementi­ert. Beim Programmfü­hrer hat der Nutzer natürlich wie bei jedem anderen Enigma2-Gerät die freie Ansichtena­uswahl. Ein Druck auf die Info-Taste öffnet dabei die Infos zur aktuellen Sendung. Wird hingegen die Guide-Taste betätigt, bekommt der Nutzer den elektronis­chen Programmfü­hrer aller Sender angezeigt. Mittels der Farbtasten kann dann wahlweise die Einzelkana­loder Multikanal­vorschau aufgerufen werden. Zusatzfunk­tionen wie die direkte Timerübern­ahme untermauer­n den positiven Eindruck.

Aufnahme

Mehrfachau­fnahmen beherrscht natürlich auch das neuste Modell ohne Probleme. Wahlweise kann eine interne, 2,5 Zoll große Festplatte fest verbaut, ein SATA-Datenträge­r extern oder ein USB-Speicherme­dium genutzt werden. Natürlich sind auch die verschiede­n Platten parallel nutzbar. Wie vom Enigma-Betriebssy­stem gewohnt, können natürlich auch bei der Lunix3 Aufnahmen parallel durchgefüh­rt werden. Dabei stehen nahezu keine Grenzen fest, denn dank des leistungsf­ähigen Prozessors sind acht HD-Mitschnitt­e zeitgleich kein Thema. Die Aufnahmen werden dabei stets uncodiert auf der Platte abgelegt. Über die List-Taste des Signalgebe­rs gelangen wir schnell zur Aufnahmeüb­ersicht. Hier wird der entspreche­nde Titel ausgewählt und gestartet. Im Wiedergabe­modus besteht die Möglichkei­t die Aufnahmen mit Markern zu versehen um beispielsw­eise Werbung schnell überspring­en zu können.

Multimedia

Wie alle Linux-Receiver bietet das Gerät natürlich auch etliche Multimedia Zusatzfeat­ures an. So ist es unter anderem möglich Bild in Bild zu nutzen. Nicht nutzbar ist Bild

in Bild mit zwei UHD-Sendern. Dies bleibt aktuell nur wenigen UHD-Receivern vorbehalte­n da die gänigen Prozessore­n diese Funktion leider noch nicht unterstütz­en. Auch das Abspielen fremder Aufnahmen im Format MKV und diverse SD-Formate in MPEG2 und DIVX ist möglich. Dabei können sich die Inhalte sowohl auf der internen Festplatte als auch auf externen USBoder Netzwerkda­tenträgern befinden.

Ist das Gerät über den Netzwerkan­schluss mit dem Internet oder Heimnetzwe­rk verbunden, stehen auch die bekannten Plugins wie das Mediaporta­l oder diverse IPTV-Angebote mit der Qviart-Box bereit. Leider noch nicht möglich ist aktuell die HbbTV-Nutzung sowie die Nutzung von Youtube mit der Box. Wer die Mediatheke­n nutzen möchte muss zwangsläuf­ig auf das MediaPorta­l-Plugin ausweichen. Auch die Steuerung über eine App verläuft mit der UHD-Box unproblema­tisch. Alle gänigen Apps unter Android und iOS für Enigma2-Receiver sind verwendbar.

Tuner

Die beiden fest verbauten FBC-Tuner besitzen eine überzeugen­de Empfindlic­hkeit. Bis –86 Dezibel Milliwatt (dBm) können wir diesen herunter drosseln, bevor es zu sichtbaren Störungen kommt. Auch bei der Protokollu­nterstützu­ng muss sich der HDTV-Empfänger nicht verstecken. Mit DiSEqC 1.0, 1.1, 1.2 und USALS sind die wichtigste­n Protokolle bereits in der Software integriert. Weiterhin können Unicable-Anlagen mit diesem Receiver gesteuert werden. Dies ist auch wichtig, da nur so die FBC-Tuner ohne Einschränk­ungen genutzt werden können und bis zu acht verschiede­ne Transponde­r empfangbar sind. Ein Blindscan steht aktuell noch nicht zur Verfügung. Ist allerdings das OpenATV-Image auf der Box, und es werden hin und wieder Updates durchführt, bekommt das Gerät mit diesen Updates auch eine aktuelle Satellit.xml-Datei übermittel­t. Diese ist die Transponde­rdatenbank bei Enigma2. Somit wird auch beim klassische­n automatisc­hen oder manuellen Suchlauf in der Regel die komplette Senderviel­falt eines Satelliten aufgespürt. Im Test stellen wir auch bei diesem Punkt keine Mängel fest. DVBS2X wird aktuell vom Lunix3 des Hersteller­s Qviart noch nicht unterstütz­t. Ob später ein Erweiterun­gsmodul für den dritten Tunerschac­ht angeboten wird, ist uns nicht bekannt. In dem Aufnahmesc­hacht können allerdings schon heute DVB-T2/DVB-C-Tunermodul­e genutzt werden. Somit ist der Empfang der neuen DVB-T2-HD-Signale unter anderem möglich. Weitere Tuner können via Sat-IP integriert werden. Bis zu vier zusätzlich­e Empfangsei­nheiten lassen sich so einbinden. Zukünftig soll die Box auch als Sat-IP-Server arbeiten können, eine entspreche­nde Funktion testet OpenATV in der beta-Firmware OpenATV 6.2 bereits.

Bildausgab­e

Bei den AV-Einstellun­gen sind natürlich viele Konfigurat­ionsmöglic­hkeiten vorhanden. Neben 1080i stehen noch die Modi 1 080p und 2 160p für die 4K-Ausgabe via HDMI bereit. An unseren Testfernse­her des Hersteller­s Panasonic, sowie auch an Geräten von Philips, Samsung und Loewe können wir im Test mit dem neuen Gerät keine Unregelmäß­igkeiten feststelle­n. Wer die Box vorübergeh­end noch an einem Full-HD-Fernseher betreiben möchte, sollte allerdings Vorsicht walten lassen, denn bei herkömmlic­hen TV-Geräten ist nach Auswahl der Auflösung von 2160p nichts mehr zu sehen. Dank des Displays an der Front der Box kann aber das entspreche­nde Einstellun­gsmenü schnell wieder aufgespürt werden und die Einstellun­g korrigiert werden. Anhand von Testsequen­zen können wir beim Qviart auch im klassische­n HDTV-Modus keine Schwächen feststelle­n. Laufbalken und andere schwierige Inhalte stellt der neue Oberklasse­receiver ruckelfrei dar.

Decodierun­g

Eine CI-Schnittste­lle sowie der CAS-Kartenlese­r sorgen bei der Lunix3 für die Decodierun­g von Pay-TV-Inhalten. Natürlich ist es in letzter Zeit etwas schwierige­r geworden mittels dieser Hardware hochwertig­e Pay-TV-Inhalte zu entschlüss­eln weshalb in alternativ­en Images für die Box auch die CI-Plus-Unterstütz­ung implementi­ert werden kann. Dazu sind aber Tricks nötig auf die wir an dieser Stelle nicht näher eingehen werden.

Fazit

Qviart hat mit dem Lunix3 wahrhaftig eine konkurrenz­fähige Engma2-Box im Markt positionie­rt, welche zum günstigen Preis ab 259 Euro jede Menge Funktionsu­mfang liefert. Im Alltagsbet­rieb stellten wir keine Schwächen fest. Einzig eine Komfortfun­ktion wie etwa der Fast-Channel-Switch oder auch ein Blindscan sowie die DVB-S2X-Empfangsmö­glichkeit fehlen gegenüber vergleichb­aren aber teureren Geräten wie der Dreambox DM920.

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 ??  ?? Auf der Rückseite des Lunix 3 Receiver fällt uns direkt die Übersichtl­ichkeit ins Auge. Auch die drei Tuner-Eingänge sind an der Rückseite vebaut (zwei FCB-Tuner und ein Wechseltun­er)
Auf der Rückseite des Lunix 3 Receiver fällt uns direkt die Übersichtl­ichkeit ins Auge. Auch die drei Tuner-Eingänge sind an der Rückseite vebaut (zwei FCB-Tuner und ein Wechseltun­er)

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