Dinobot 4K
Das Linuxbetriebssystem Enigma hat längst die Vorherrschaft auf dem Receivermarkt erobert. Abgesehen von sehr preiswerten Einstiegsboxen kommt kaum noch ein Receiver ohne die beliebte Software aus. Für die Hersteller nicht immer ganz einfach, denn dadurch
In Zeiten, in denen TV-Geräte alles an Bord haben was der Zuschauer braucht, haben es Hersteller von Set-Top-Boxen immer schwerer ihre Geräte an den Mann zu bringen. Dies ist nur durch zusätzliche Funktionen und Ausstattungsmerkmale möglich. Individualität zählt! Viele Kunden wollen ihre Box wahrhaftig zur eierlegenden Wollmilchsau machen und nicht nur TV-Signale damit empfangen, nein, sie wollen auch die Lampen passend zum TV-Ambiente steuern, eingehende Anrufe auf dem Bildschirm während des Schauens eines Films angezeigt bekommen oder einfach nur das Design des Bildschirmmenüs selbst anpassen. All dies ist mit Plugins auf Linuxreceivern möglich, auf Smart TVs aber nur erschwert umsetzbar. Dank der großen Entwicklerschaar die sich um Enigma2 tummeln kommen stetig neue Plugins heraus. Allerdings vermissen viele Nutzer derartige Erweiterungen um auf moderne VoD-Angebote wie Netflix, Amazon Video oder Maxdome zugreifen zu können. Auch Sky Go, Magine und weitere Angebote bleiben außen vor. Grund hierfür ist der im Linuxssystem nicht enthaltene Kopierschutz, der eine Implementierung dieser Angebote unmöglich macht. Somit muss eine alternative Lösung her. Dinobot hat sie gefunden. Die Diniobot-4K-Box ist die erste Hybridbox auf dem Markt die einen Enigma2-Receiver mit einem Android-Mediaplayer vereint. Android bietet die Anforderungen die die Rechteindustrie voraussetzt um VoD Plugins bereitzustellen, ist aber beim Thema TV-Empfang nicht so komfortabel wie Enigma 2. Das Vereinen der beiden Betriebssysteme in einer Box ist somit eine sehr clevere Alternative.
Ausstattung
Äußerlich ähnelt die neue Box eher einem Mediaplayer als einer klassischen Set-TopBox. Zweifellos, ein schickes Design besitzt sie nicht, weshalb sie gewiss in dem einen oder anderen Rack ziemlich weit hinten Platz findet. Etwas schade dabei, der Infrarotsensor ist fest verbaut sodass das komplette Verstecken des Gerätes entfällt. Doch das Design einer Box ist nur das eine, das viel wichtigere Kriterium ist die technischen Umsetzung und hier kann die Dinobot 4K-Box punkten. An der Front steht eine vierstellige Siebensegmentanzeige zur Verfügung, welche sowohl die Kanalnummer als auch die Uhrzeit anzeigen kann. Bedienelemente – selbst den Standbytaster – sucht man aber wie vom Mediaplayer gewohnt vergebens. Zwei USB-Anschlüsse befinden sich auf der rechten Seite der Videokassetten großen Box. Hierbei handelt es sich um USB 2.0 Schnittstellen, an den Sticks oder Festplatten angeschlossen werden können. Direkt daneben ist ein Mini-SD-Karteneinschub platziert. Auf der SD-Karte ist das alternative Betriebssystem, in unserem Fall OpenATV 6.1, installiert. Weiter geht es auf der Rückseite. Hier fallen sofort die beiden nach oben ragenden WLAN-Antennen auf. Der Hersteller hat nicht gespart und den Receiver mit zwei unabhängig voneinander funktionierenden WLAN-Netzwerken und einer RJ45-Schnittstelle zum Anschluss an kabelgebundene Netzwerke ausgestattet. Die digitalen Bilder gelangen via HDMI-Anschluss an den angeschlossen Bildschirm. Natürlich kann die Box bis zum Videoformat 2 160p ausgegeben und somit auch 4K-Inhalte an den Fernseher liefern. Eine weitere USB-Schnittstelle ergänzt die Anschlussvielfalt. Integriert sind im Dinobot 4K je ein DVB-S2-Tuner sowie ein Kombimodul für den DVB-T2- und Kabelempfang. Beim Thema Entschlüsselung sieht es allerdings schlecht aus. Nur ein CA-Schacht der ausschließlich mit alternativer Firmware aktiviert werden kann, steht bereit. Die Fernbedienung wirkt auf den ersten Blick aufgeräumt, besitzt aber für viele Zusatzfunktionen Tasten. Sie ist gut verarbeitet und somit auch Couchtischtauglich. Dank der Multifunktionalität können mit dem Signalgeber auch TV-Geräte gesteuert werden.
Besonderheit Startmenü
Schon wenige Sekunden nach Inbetriebnahme des Gerätes erscheint auf dem angeschlossen Bildschirm ein bis Dato unbekanntes Menü. Allein die Geschwindigkeit
in der es erscheint lässt uns erahnen, dass der Receiver zu diesem Zeitpunkt noch kein Betriebssystem geladen hat. Damit sollen wir richtig liegen, denn im ersten Bildschirm ist ein Auswahlmenü zu erkennen, in dem der Nutzer festlegen muss, ob die Box mit dem installierten Android 7.0 oder doch mit Enigma 2 – im speziellen Falle OpenATV 6.1 – starten soll. Mittels Farbtaste geschieht die Auswahl. Wir entscheiden uns im ersten Schritt für den Start der Android-Software.
Einrichtung nötig
Positiv natürlich: Der Hersteller hat nicht auf eine alte Android Version setzt, sondern auf das relativ aktuelle Android 7.0, welches auch aktuelle Smartphones und Tablets nutzen. Bereits vorinstalliert sind Apps für die Nutzung von Youtube und Netflix. Auch eine Fernsehapp, welche auf die verbauten Tuner zurückgreift, ist enthalten. Trotzdem empfiehlt es sich vor der ersten Nutzung noch ein paar Schritte in den Systemeinstellungen vorzunehmen. Zum einen sollte die Menüsprache auf Deutsch umgestellt werden – diese ist im Werkszustand Englisch. Zum anderen ist es ratsam die Box mit einem gültigen Google Account zu verknüpfen, um vollen Zugriff auf den Playstore zu haben und auch alle aktuellen Android-Updates zu erhalten. Ist dies geschehen kann der TV-Genuss beginnen.
Android-Nutzung
Wie erwartet lässt sich die Netflix App am Dinobot 4K problemlos öffnen. Vor der ersten Nutzung ist natürlich der Login beim Anbieter nötig. Ist dies geschehen kann wie gewohnt durch die reichhaltige Videothek gestöbert werden. Ein kleines Hindernis ist dabei natürlich der Signalgeber, da Android eigentlich auf Touch-Bedienung ausgerüstet ist. Allerdings ist die Navigation mittels des Steuerkreuzes zuverlässig möglich. Auch eine Maussimulation kann eingeschaltet werden, für all jene die bevorzugt mit dem Mauszeiger navigieren. Wird ein Titel ausgewählt beginnt dieser sofort zu spielen. Je nachdem in welcher Qualität das Material von Netflix angeboten wird, wird es auf dem angeschlossenen Display angezeigt. Auch 4K-Material lässt sich mit dem Dinobot 4K problemlos nutzen. Ebenso wie Netflix bietet auch Youtube ein reichhaltiges 4K Portfolio an, welches mit der Box uneingeschränkt genutzt werden kann.
TV-Nutzung unter Android
Wird die DTV-App gestartet, schaltet der Dinobot 4K in den Fernsehmodus um, in dem der Nutzer auf eine gewohnte Menüstruktur trifft. Ein Infobalken mit Angaben zu Sender, laufender und folgender Sendung sowie Signalqualität wird neben dem TV-Bild nach Aufruf der App angezeigt. Mit der OK-Taste gelangen wir in die Senderliste, welche für den Satellitenempfang von Ferguson schon vorprogrammiert wurde. Die Umschaltzeiten sind in Ordnung, gerade einmal 1,5 Sekunden werden für einen normalen Senderwechsel bei frei empfangbaren HDTV-Programmen benötigt. Auch zwischen UHD-Sender ist der Wechsel akzeptabel, rund zwei Sekunden sind hierfür nötig. Der elektronische Programmführer kann über die EPG-Taste für das aktuell gewählte Programm aufgerufen werden. Natürlich lassen sich hierüber auch Aufnahmetimer einprogrammieren. Dazu muss die blaue Taste gewählt werden. Vermisst wird unsererseits allerdings eine automatische Timerverlängerung die der Nutzer des Gerätes vorab im Menü für alle Aufnahmen einstellen kann um Vorlauf und Nachlaufzeit zu bestimmen. Der integrierte Sat-Tuner besitzt eine gute Empfindlichkeit von gemessen minus 85 dBm. Auch beim Thema DiSEqC-Protokollunterstützung kann sich das Gerät sehen lassen, denn neben dem Standard DiSEqC 1.0 bzw. 2.0 Protokoll werden auch die Protokolle DiSEqC 1.1, 1.2 und USALS unterstützt. Hinzu kommt die Möglichkeit das Gerät auch an Unicable-Anlagen der ersten Generation uneingeschränkt zu nutzen. Einzig JESS bleibt außen vor. Die Kanalsuche ist unkompliziert möglich und alle verfügbaren Signale werden zuverlässig aufgespürt. Auch eine Blindscanfunktion steht bereit sodass auch unbekannte Signale schnell aufgespürt werden können. Trotzdem dass die TV-Funktion keinen grundlegend schlechten Eindruck macht, empfiehlt es sich für den TV-Betrieb OpenATV zu nutzen, da hier mehr Service geboten wird. Gewechselt werden kann der Modi entweder über den Startbildschirm oder aber auch über einen Neustart aus Android heraus.
Bekannte Menüs
Das nach der OpenATV Auswahl erscheinende Installationsmenü bringt keine Überraschungen zum Vorschein, bei der Videoauflösung steht als höchste Stufe 2 160p zur Verfügung. Tuner und Inter-
net lassen sich wie gehabt einrichten und auch eine vorkonfigurierte Kanalliste für den Satellitenempfang ist integriert.
In der Praxis
Im Alltagsbetrieb punktet der Dinobot 4K mit Schnelligkeit. In weniger als 40 Sekunden bootet der Receiver aus dem Kaltstart. Möglich macht dies der integrierte Hisilicon-Prozessor mit 1,6 GHz Prozessorleistung und vier Kernen. Bei der Umschaltgeschwindigkeit gibt es noch Optimierungsbedarf, denn 1,5 Sekunden sind etwas lang für eine Linuxbox. Ansonsten ähnelt das Gerät in den meisten Punkten den bekannten Enigma2-Geräten. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansicht genutzt werden. Natürlich sind Timerprogrammierungen aus dem Programmführer heraus schnell und unkompliziert möglich. Die Vor- und Nachlaufzeit dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt.
Aufnahme
Aufnahmen sind beim Dinobot möglich. Sobald ein externer Datenträger an der USB-Schnittstelle angeschlossen ist, kann der Mittschnitt erfolgen. Neben der Aufnahme auf USB-Datenträger werden beim OpenATV-Image auch Mitschnitte auf NAS-Netzwerkspeicher unterstützt, ganz so wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Über die USB-Taste auf der Fernbedienung können aufgenommene Inhalte wieder aufgerufen werden. Alle Programme werden uncodiert mitgeschnitten.
Empfang
An der Empfindlichkeit des Tuners ändert sich natürlich zwischen den beiden Betriebssystemen nicht, allerdings variiert der Funktionsumfang je nach Betriebssystem. Die DiSEqC-Unterstützung wird unter OpenATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeedeinheit oder Unicablesysteme, die Box beherrscht alle zur Verfügung stehenden Protokolle und kann somit auch sehr gut bestückte Multifeedanlagen mit 16 oder mehr LNBs verarbeiten. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelstandard JESS/EN50607 genutzt werden. Leider noch nicht verfügbar ist der Blindscan. Obwohl der Tuner dies hardwaremäßig wie unter Android bewiesen unterstützt, sind die Treiber unter Enigma2 noch nicht integriert. Die zweite Empfangseinheit empfängt terrestrische Signale sehr zuverlässig. Dank der 5 Volt Antennenspeisung ist es auch möglich aktive Antennen direkt über den Tuner zu versorgen. Freenet TV-Programme lassen sich aufgrund des fehlenden CI-PlusSchachts zwar nicht darstellen, doch alle frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen HD-Programme können auch via DVB-T2 HD mit dem Dinobot 4K genutzt werden.
Bildqualität
Die Bildqualität ist Betriebssystemübergreifend gut. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass ca. eine Sekunde nach dem umschalten das Bild ruckelt und nicht ganz flüssig wirkt, sich aber nach kurzer Zeit stabilisiert und ruckelfrei sowie ohne Nachzieheffekte dargestellt wird.
Fazit
Der Dinobot 4K ist wahrhaftig eine außergewöhnliche Set-Top-Box. Der Zusammenschluss der Betriebssysteme Android und Enigma2 in einer Box ist clever gelöst. Somit ist es endlich möglich mit einem Gerät die Vorteile von Linux zu nutzen, gleichzeitig aber nicht auf die beliebten VoD-Angebote verzichten zu müssen. Im Test meisterte die Box die Grundfunktionen schon gut. Die Umschaltgeschwindigkeit ist noch optimierbar und in Sachen Bedienkomfort sollte der Hersteller eventuell über ein für Android besser geeignetes Modell nachdenken.