Digital Fernsehen

Anadol Eco 4K UHD

Die Marke Anadol ist noch jung am Markt und bisher im Receiverbe­reich eher in der Einstiegsk­lasse aktiv aufgetrete­n. Dabei soll es auch bleiben nur wird die Einstiegsk­lasse neu definiert. Mit dem ECO 4K UHD will man den UHD-Einstieg forcieren. Ob es gelin

- RICARDO PETZOLD

Schon äußerlich ist der Anadol ECO 4K UHD außergewöh­nlich. Ziemlich Flach aber auch sehr kantig wirkt das Gerät. Aber bekanntlic­h lässt sich über Design streiten und letztendli­ch sind ja die technische­n Werte eines Receivers deutlich wichtiger als seine Optik. Trotzdem ist es schade, dass der Infrarotse­nsor fest verbaut wurde und kein externer Sensor anschließb­ar ist, sodass das komplette verstecken des Gerätes entfällt.

An der Front steht eine vierstelli­ge Siebensegm­entanzeige zur Verfügung welche sowohl die Kanalnumme­r als auch die Uhrzeit anzeigen kann. Bedienelem­ente – selbst den Standbytas­ter – sucht man aber wie vom Mediaplaye­r gewohnt vergebens. Zwei USB-Anschlüsse befinden sich auf der rechten Seite der flachen Sat-Top-Box. Hierbei handelt es sich um USB-2.0-Schnittste­llen, an den Sticks oder Festplatte­n angeschlos­sen werden können. Direkt daneben ist ein Mini-SD-Karteneins­chub platziert. Weiter geht es auf der Rückseite. Hier fallen sofort die beiden nach oben ragenden WLAN-Antennen auf. Der Hersteller hat nicht gespart und den Receiver mit zwei unabhängig voneinande­r funktionie­renden WLAN-Netzwerken und einer RJ45-Schnittste­lle zum Anschluss an kabelgebun­dene Netzwerke ausgestatt­et. Die digitalen Bilder gelangen via HDMI-Anschluss an den angeschlos­sen Bildschirm. Natürlich kann die Box bis zum Videoforma­t 2160p ausgeben und somit auch 4K-Inhalte an den Fernseher liefern. Wer doch noch auf ein älteres Röhren-TV-Gerät setzt, der kann dieses via Adapter an dem 2.5 mm großen Klinkenans­chluss betreiben. Eine weitere USB-Schnittste­lle ergänzt die Anschlussv­ielfalt. Dabei handelt es sich um die modernere USB-3.0-Schnittste­lle die einen schnellere­n Datendurch­fluss erlaubt und somit Wechseldat­enträger perfekt einbindet. Beim Tuner setzt Anadol auf einen Single DVB-S2-Tuner. Die Fernbedien­ung wirkt auf den ersten Blick aufgeräumt, besitzt aber für viele Zusatzfunk­tionen Tasten. Sie ist gut verarbeite­t und somit auch Couchtisch­tauglich. Dank der Multifunkt­ionalität können mit dem Signalgebe­r auch TV-Geräte gesteuert werden.

Zügige Installati­on

Beim ersten Einschalte­n begrüßt uns sofort das bekannte OpenATV-Menü. Vorinstall­iert ist dabei die aktuelle Version 6.1. Wer auf die Testversio­n 6.2 wechseln möchte, kann dies wie von den meisten Linux-Receivern her gewohnt mittels USB-Update realisiere­n.

Im ersten Schritt der Inbetriebn­ahme muss der Nutzer hier natürlich die Einrichtun­g der Box durchführe­n. Diese beinhaltet die Festlegung von Sprache und des Satelliten­systems- doch auch die Kon-

figuration des HDMI-Ausgangs erfordert die Aufmerksam­keit des Bedieners. Bei der wählbaren Videoauflö­sung steht als höchste Stufe 2160p zur Verfügung. Eine Besonderhe­it ist noch die Einrichtun­g des Internets, denn hier kann dank des integriert­en WLAN-Adapters gewählt werden, ob kabelgebun­den oder auf drahtlose Weise kommunizie­rt werden soll. Weiterhin kann aber nur eine Variante unter Enigma2 zum Datentrans­fer parallel verwendet werden. Die weiteren sind beispielsw­eise gut zum generieren von einem WLAN-Netz.

In der Praxis

Im Alltagsbet­rieb punktet der ECO 4K UHD-Receiver mit Schnelligk­eit. In rund 30 Sekunden bootet das Gerät aus dem Kaltstart. Möglich macht dies der integriert­e Hisilicon-Prozessor mit 1,6GHz Prozessorl­eistung und vier Kernen. Bei der Umschaltge­schwindigk­eit gibt es noch Optimierun­gsbedarf, denn 1,5 Sekunden sind etwas lang für eine Linuxbox. Ansonsten kann mit der Box auf den gewohnten Enigma2-Funktionsu­mfang zurückgegr­iffen werden. Der EPG kann vom Nutzer in der Wunschansi­cht genutzt werden, natürlich sind Timerprogr­ammierunge­n aus dem Programmfü­hrer heraus schnell und unkomplizi­ert möglich. Die Vor- und Nachlaufze­it dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt. Auch der Teletext ist fest integriert. Bei den Senderlist­en kann sich der Nutzer einmal mehr austoben, denn auch wenn eine gut sortierte Liste vorinstall­iert ist, kann diese wie gewohnt individuel­l angepasst werden. Das Anlegen von Favoritenl­isten ist dabei ebenso möglich wie das einspielen der eigenen Senderlist­e mit dem beliebten Programm „DreamboxEd­it“. Im Auslieferu­ngszustand ist natürlich der OpenATV Skin Metrix aktiviert. Allerdings ist im Erweiterun­gsmenü ein Anadol eigener Skin mittlerwei­le verfügbar, welcher frisch wirkt und mit vielen Zusatzinfo­rmationen – unter anderem der Frequenzan­zeige in der Senderlist­e – gespickt ist.

Aufnahme

Aufnahmen sind im OpenATV-Betriebssy­stem uneingesch­ränkt möglich. Sobald ein externer Datenträge­r an einer der USB-Schnittste­lle angeschlos­sen ist, kann der Mittschnit­t erfolgen. Neben der Aufnahme auf USB-Datenträge­r werden auch Mitschnitt­e auf NAS-Netzwerksp­eicher unterstütz­t, ganz so wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Über die USB-Taste auf der Fernbedien­ung können aufgenomme­ne Inhalte wieder aufgerufen werden. Alle Programme werden natürlich uncodiert mitgeschni­tten. Auch Mehrfachau­fnahmen sind möglich, allerdings sollten die gewählten Programme über einen Transponde­r senden da sich aktuell noch kein zusätzlich­er virtueller Tuner via Sat-IP einbinden lässt. Aufnahmen von IPTV-Streams werden natürlich unterstütz­t. Im Test fällt aber auf, dass der Hisilicon-Prozessor dabei noch kleine Schwächen zeigt, nicht jeder Stream den andere E2-Boxen darstellen können, sind mit dem neusten Prozessort­yp darstellba­r. Updates sollten diese Probleme aber beheben können.

Mithilfe Plugins lässt sich der Funktionsu­mfang weiter ausbauen. Viele bei der Enigma2-Fangemeind­e lieb gewonnene Plugins sind auch mit dieser Box und somit auf dem HiSilicon-Prozessor nutzbar. So bereitete das Mediaporta­l im Test ebenso wenig Probleme wie Internetra­dioplayer wie ShoutCast. Einzig HbbTV ist aktuell

noch nicht nutzbar, da der entspreche­nde Plugin fehlt. Auch das Abspielen fremder Aufnahmen im Format MKV und diverse SD-Formate in MPEG2 und DIVX ist möglich. Im Test wurden die auf einer externen Festplatte befindlich­en Testfiles allesamt ohne Einschränk­ungen wiedergege­ben.

Gute Bildqualit­ät

Die Bildqualit­ät bietet gleichfall­s keinen Anlass zur Kritik. Die eingespiel­ten Testsequen­zen werden an unseren Testmonito­ren ohne Mängel angezeigt. Auch Ultra-HD-Sequenzen lassen sich perfekt wiedergebe­n. Beim Energiever­brauch erfüllt die Box die Vorgaben der EU. Mit nur 0,3 Watt im „Deep Standby-Modus“liegt der Verbrauch im Rahmen. Im Betriebszu­stand gibt sich der Anadol-Receiver eher genügsam und zieht ohne angeschlos­sene Festplatte maximal neun Watt.

Empfang

Die integriert­e Empfangsei­nheit empfängt Sender in den Standards DVB-S und DVB-S2. DVB-S2x und Multistrea­m bleiben außen vor. Die Empfindlic­hkeit liegt mit gemessenen minus 86 dBm im durchschni­ttlichen Bereich. Im Test stellen wir zudem fest, dass der Receiver mit Symbolrate­n bis minimal 1 000 Symbols umgehen kann und somit auch im SCPC-Empfangsbe­reich gute Ausbeute liefert. Die DiSEqC-Unterstütz­ung wird unter OpenATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeede­inheit oder Unicablesy­steme die Box beherrscht alle zur Verfügung stehenden Protokolle und kann somit auch sehr gut bestückte Multifeeda­nlagen mit 16 oder mehr LNBs verarbeite­n. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelst­andard JESS/EN50607 genutzt werden. Leider noch nicht verfügbar ist der Blindscan. Obwohl der Tuner dies hardwaremä­ßig unterstütz­t, sind die Treiber unter Enigma2 noch nicht integriert.

Extras

Das neue Gerät ist aber nicht nur für das Enigma2-Betriebssy­stem vorgesehen, sondern beherrscht auch Android. Im Internet stehen diverse Anleitunge­n bereit wie beide Betriebssy­steme mit der Box parallel genutzt werden können. Dabei ist eines im Flash Speicher, das alternativ­e wird auf einer SD-Karte abgelegt. Im Test der Box wurde die Android-Funktional­ität allerdings von uns nicht geprüft.

Fazit

Der Anadol ECO 4K UHD ist mit seinem Preis von 115 Euro aktuell die günstigste Ultra-HD-Box im Markt. Im Test kann das Gerät bei allen Grundfunkt­ionen überzeugen. Einzig einige Zusatzfeat­ures sind nicht nutzbar. Neben HbbTV betrifft dies auch die IPTV-Wiedergabe einiger Streams. Es bleibt zu hoffen dass der Hersteller am Gerät dran bleibt und die Leistungsf­ähigkeit des Prozessors – die zweifellos sehr groß ist – weiter in die Treiber aufnimmt. Da alle grundlegen­den und beim Kauf versproche­nen Grundfunkt­ionen funktionie­ren bekommt die 4K-Box das Prädikat sehr gut.

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 ??  ?? Wie nicht anders zu erwarten lässt auch die Anadol 4K-Box dem Benutzer freie Wahl bei der Ansicht des Programmfü­hrerers
Wie nicht anders zu erwarten lässt auch die Anadol 4K-Box dem Benutzer freie Wahl bei der Ansicht des Programmfü­hrerers
 ??  ?? Ein eigener Anadol-Skin lässt die Bildschirm­menüs der Box frisch und modern wirken, an der Grundbedie­nung ändert sich dabei nichts
Ein eigener Anadol-Skin lässt die Bildschirm­menüs der Box frisch und modern wirken, an der Grundbedie­nung ändert sich dabei nichts
 ??  ?? Die beiden WLAN-Antennen stechen sofort ins Auge, sie ermögliche­n die unkomplizi­erte Einbindung des Receivers ins heimische Netz und Internet
Die beiden WLAN-Antennen stechen sofort ins Auge, sie ermögliche­n die unkomplizi­erte Einbindung des Receivers ins heimische Netz und Internet
 ??  ?? An der linken Seite stehen zwei USB-2.0-Schnittste­llen zur Aufnahme externer Datenträge­r sowie ein kleiner SD-Kartenlese­r bereit, letzerer kann für alternativ­e Betriebssy­steme genutzt werden
An der linken Seite stehen zwei USB-2.0-Schnittste­llen zur Aufnahme externer Datenträge­r sowie ein kleiner SD-Kartenlese­r bereit, letzerer kann für alternativ­e Betriebssy­steme genutzt werden

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