Gigablue H3.H
Der X3.H von Gigablue ist ein neuer Spross aus der erfolgreichen Gigablue-Serie an Linux-Receivern. Auch hier kommt wie gehabt das Betriebssystem Enigma 2 zum Einsatz, was den Receiver sehr flexibel macht. Der kompakt gebaute Receiver ist dabei übrigens H
Trotz der kompakten Bauform müssen Käufer des X3.H kaum auf Ausstattung verzichten. So wird das Gerät mit einem fest verbauten Satelliten-Tuner geliefert, ein zweiter Tuner kann nachgerüstet werden. Zwei Kartenschächte sowie ein CI-Port sorgen für die Pay-TV-Tauglichkeit. Etwas gegeizt hat Gigablue allerdings beim USB-Port: Nur ein USB-Anschluss auf der Rückseite erlaubt den Anschluss externer Datenträger. Dabei handelt es sich noch um einen nicht ganz so schnellen Port nach USB2.0-Standard. Ebenfalls verzichtet werden muss auf ein Display am Gerät. Lediglich die schon bekannte mehrfarbige LED-Leiste informiert über bestimmte Betriebszustände wie beispielsweise eine laufende Aufnahme.
Einziges Bedienelement am Receiver ist der Standby-Taster an der Front. Somit ist klar: Eine Bedienung des Gerätes ist ausschließlich über die mitgelieferte Fernbedienung im typischen Gigablue-Format möglich. Auf der Rückseite finden sich dann noch die üblichen Anschlüsse wie ein HDMI-Ausgang, ein optischer Digitalausgang, der Netzwerkanschluss und sogar eine E-SATA-Buchse.
Technische Daten
Der X3.H kommt mit dem Prozessor BCM73625A0 von Broadcom daher. Dieser ist mit 2 × 752 MHz getaktet und reicht für einen flotten Betrieb mit flüssiger HEVC-Wiedergabe problemlos aus. Vom Speicher her spendiert Gigablue dem
X3.H 512 MB DDR3-Ram und 256 MB Flash-Speicher. Im Gegensatz zum bei UHD-Geräten meist eingesetzten ARM-Prozessorsatz sollte mit der CPU von Broadcom aktuell auch schon HbbTV mit dem Receiver möglich sein (im Gegensatz zur UHD-Generation von Gigablue, wo noch keine Treiber für HbbTV verfügbar sind). Ausgeliefert wird der Receiver übrigens mit einer hauseigenen Version von Enigma 2 vom Teamblue. Im Gegensatz zu früheren Images mit nur rudimentären Features handelt es sich dabei um ein durchaus praxistaugliches Image, welches durchaus für den täglichen Fernsehbetrieb genutzt werden kann. Selbstverständlich ist aber auch der Wechsel beispielsweise auf ein aktuelles Image von OpenATV möglich.
Installation
Beim ersten Start durchläuft der Receiver eine recht umfangreiche Ersteinrichtung. Neben der Sprache und den Empfangsparametern können hier sogar schon gewünschte Plugins installiert werden. Zum fixen Start lassen sich auch Standard-Kanallisten – in unserem Fall von Astra und Hotbird – installieren. Selbstverständlich lassen sich wie bereits erwähnt auch problemlos andere Team-Images aufspielen. Der Weg über einen USBStick dürfte dabei den meisten Kennern von Enigma2 bereits bekannt sein. Wir haben uns den Receiver aber zu Beginn erst einmal mit dem hauseigenen Image vom Teamblue in der Version 6.1 angeschaut. Dieses bietet schon die meisten praktischen Features, kann aber natürlich auch mit Erweiterungen nachgerüstet werden. Diese finden sich wie gehabt im Menü Erweiterungen und sind auch zahlreich vorhanden. Doch auch im Auslieferungszustand ist das Image schon recht gut ausgestattet.
Tuner
Wie schon erwähnt lässt sich das Gerät problemlos mit einem zweiten Tuner nach Wahl ausstatten. Der eingebaute Empfänger ist für den Satellitenempfang geeignet und kann über die Originalfirmware mit den Protokollen DiSEqC 1.0/1.1/.1.2 und USALS umgehen. Außerdem lassen sich Unicable-Anlagen anschließen. Auch das komfortable Einkabelsystem JESS wird vom X3.H unterstützt. Man kann also durchaus sagen, dass praktisch alle derzeit relevanten Systeme nutzbar sind. Als optionalen zweiten Tuner bietet Gigablue entweder einen weiteren Satellitentuner oder einen kombinierten Tuner für Kabel und terrestrischen Empfang (DVB-T2) an. Beide Tunervarianten sind übrigens im Gegensatz zum eingebauten Tuner durchgeschleift.
Besonders interessant erscheint uns die Nachrüstung des X3.H mit einem Tuner für den digitalen terrestrischen Empfang. Denn dank der HEVC-Unterstützung lässt sich der Receiver dann auch zum Empfang der frei empfangbaren DVB-T2Sender nutzen. Theoretisch könnten sogar die verschlüsselten Sender mit dem Freenet-Modul empfangen werden. Das klappt allerdings mit der Standard-Firmware nicht, da diese nicht CI-Plus tauglich ist. Nochmal zurück zu eingebauten Tuner: Dieser erlaubt scheinbar neben dem manuellen und automatischen Suchlauf auch einen Blindscan. Doch die Freude wird schnell getrübt, denn trotz vorhandenem Menüpunkt läuft Blindscan nicht – weder mit dem Teamblue-Image noch mit Open ATV. Zwar beginnt der Transponderscan ganz normal, es werden aber keine Sender gefunden. Es ist also davon auszugehen, dass Blindscan zumindest mit dem verbauten Tuner nicht funktioniert.
Im Betrieb
Der X3.H von Gigablue ist erstaunlich flott im Betrieb und wird seinem Nutzer sicherlich viel Freude bereiten. Besonders fällt das bei den flinken Umschaltzeiten und den Menüfunktionen auf. Im Test reagierte das Gerät stets flüssig auf die Benutzereingaben und es kam kaum zu den berüchtigten Hängern in Form sogenannter „Spinner“. Wer den hybriden Dienst HbbTV nutzen möchte, wird derzeit allerdings noch etwas enttäuscht. Zwar schafften wir es mit den Plugins HbbTV und OpenOpera, den Dienst grundsätzlich zu installieren, allerdings läuft der Seitenaufbau ziemlich zäh und dauerte stets ein paar Sekunden. So richtig flüssig läuft der hybride Dienst also noch nicht. Vielleicht tut sich ja hier noch etwas in den neueren Versionen der Firmware.
Backup-Tuner einrichten
Besonders interessant fanden wir hingegen eine Funktion, die die Firmware des X3.H schon von Haus aus mitbringt. Die Rede ist von Fallback Remote Receiver. Diese Funktion erlaubt das Einbinden eines weiteren im Haus vorhandenen Receivers mit Enigma 2. Ist der eingebaute Tuner der Gigablue besetzt (zum Beispiel bei einer Aufnahme), holt sich die Box den Stream einfach von einem anderen Gerät im Netzwerk, wenn dieser noch über einen freien Tuner verfügt. Das ist sehr praktisch und auch einfach zu konfigurieren. Denn das Plugin erkennt vorhandene Receiver mit passendem Betriebssystem im Netzwerk automatisch, so dass keine
fummelige Eingabe von IP-Adressen erforderlich ist. Das klappt auch mit Receivern, auf denen andere Team-Images installiert sind. So konnten wir unsere Vu+ Ultimo 4K mit OpenATV problemlos als Reservegerät einrichten und nutzen.
Insgesamt ist der Receiver also auch schon mit dem ausgelieferten Image gut ausgestattet und kann mittels Erweiterungen auch komfortabel an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.
Pay-TV
Der X3.H ist nicht nur zum Empfang diverser FTA-Programme geeignet, sondern kann auch mit Pay-TV-Sendern umgehen. Hierzu verfügt das Gerät wie erwähnt über zwei seitlich angebrachte Kartenslots sowie einen CI-Leser. Im Auslieferungszustand ist dabei die Nutzbarkeit von Slot und Kartenschächten noch recht eingeschränkt. So laufen dort offiziell natürlich nur Conax-Karten und CI-Module (Ohne das „Plus“im Namen).
Für HD Plus, Sky oder Freenet TV ist das Gerät daher mit der ausgelieferten Firmware nicht nutzbar. Anders sieht das freilich aus, wenn man sich ein Image eines anderen Teams installiert und passende Patches aufspielt. Dann könnten auch hochoffizielle Module zum Laufen gebracht werden. Mit der Originalfirmware funktionierte immerhin ein gepatchtes Alphacrypt Light. Dort hatten wir wie erwartet auch keinerlei Einschränkungen bei der Aufnahme. In den Kartenschächten laufen im Normalzustand wie erwähnt nur Conax-Karten. Findige Anwender wissen natürlich, dass man auch diese mit wenig Software-Aufwand noch flexibler nutzen kann.
Aufnahmen
Von Haus aus kann der Gigablue X3.H auch mit PVR-Funktionen glänzen. Hierzu muss natürlich zuerst ein Datenträger in Form eines USB-Sticks oder einer Festplatte angeschlossen werden. Aufgrund des Single-Tuners im Testbetrieb sind Aufnahmen natürlich nur auf einen Transponder beschränkt. Hier können aber theoretisch alle Kanäle gleichzeitig aufgezeichnet werden, was uns im Test sogar mit vier HD-Sendern problemlos gelang. Selbstverständlich lässt sich auch Timeshift nutzen und auch die Einbindung von Netzwerklaufwerken (NAS) ist möglich. Dann können Programme nicht nur lokal auf einem Datenträger gespeichert werden, sondern auch auf Festplatten im Netzwerk oder sogar in der Cloud abgelegt werden, was natürlich ausgesprochen praktisch ist. Ist ein zweiter Tuner verbaut, gibt es natürlich noch weniger Einschränkungen bei der Aufnahme.
Hybridfunktionen
Natürlich lässt sich aus dem Gerät noch einiges mehr herausholen und diverse hybride Funktionen nutzen. Neben dem bereits erwähnten noch nicht so perfekten HbbTV steckt der Schlüssel hierzu in den verschiedenen Erweiterungen, welche verschiedene Netzwerkdienste zur Verfügung stellen. So lassen sich Videos von YouTube abspielen oder die App „Mediaportal“erlaubt den Zugriff auf verschiedenste Mediatheken, aber auch andere mediale Inhalte aus dem Netz, die allerdings nicht immer als legal einzustufen sind.
Die Rede ist von verschiedenen Streamingdiensten, die sich im Graubereich befinden und besser gemieden werden sollten. Hinzu kommt der Zugriff auf zahlreiche Internetradiostationen oder gespeicherte Inhalte im Heimnetzwerk. Hier kann der Gigablue seine volle Leistungsfähigkeit ausspielen und überzeugte die Testredaktion.
Image-Management
Noch kurz ein Wort zur Firmware. Wie bereits mehrfach erwähnt, wird der Gigablue mit einem Image vom Team Blue ausgeliefert. Ein Umstieg auf andere Team-Images ist natürlich jederzeit möglich. Will der Nutzer OpenATV ausprobieren, klappt das sogar auf Knopfdruck. Denn im Softwaremenü kann über die Funktion Online-Image zwischen dem Teamblue-Image und jenem von OpenATV gewechselt werden.
Wichtig für das komfortable Flashen ist allerdings, dass ein Datenträger in Form einer Festplatte oder eines USB-Sticks am Receiver angeschlossen ist. Andere Team-Images müssen hingegen auf dem klassischen Weg per USB-Stick aufgespielt werden.
Fazit
Der X3.H ist ein preisgünstiger Receiver mit Enigma 2 an Bord. Wer auf ein Display verzichten kann, erhält einen flotten und aktuellen Receiver, der dank HEVC und zweitem Tunersteckplatz auch auf den Empfang von DVB-T2 HD aufgerüstet wer- den kann. Das mitgelieferte Image ist gut ausgestattet und erlaubt sich außer der fehlerhaften HbbTV-Funktion kaum Schwächen. Aufgerüstet mit OpenATV sind die Möglichkeiten auch in Bezug auf den PayTV-Empfang noch umfangreicher. Lediglich das auch dort sehr träge HbbTV hat uns nicht gefallen.