Digital Fernsehen

Gigablue H3.H

Der X3.H von Gigablue ist ein neuer Spross aus der erfolgreic­hen Gigablue-Serie an Linux-Receivern. Auch hier kommt wie gehabt das Betriebssy­stem Enigma 2 zum Einsatz, was den Receiver sehr flexibel macht. Der kompakt gebaute Receiver ist dabei übrigens H

- MIKE BAUERFEIND

Trotz der kompakten Bauform müssen Käufer des X3.H kaum auf Ausstattun­g verzichten. So wird das Gerät mit einem fest verbauten Satelliten-Tuner geliefert, ein zweiter Tuner kann nachgerüst­et werden. Zwei Kartenschä­chte sowie ein CI-Port sorgen für die Pay-TV-Tauglichke­it. Etwas gegeizt hat Gigablue allerdings beim USB-Port: Nur ein USB-Anschluss auf der Rückseite erlaubt den Anschluss externer Datenträge­r. Dabei handelt es sich noch um einen nicht ganz so schnellen Port nach USB2.0-Standard. Ebenfalls verzichtet werden muss auf ein Display am Gerät. Lediglich die schon bekannte mehrfarbig­e LED-Leiste informiert über bestimmte Betriebszu­stände wie beispielsw­eise eine laufende Aufnahme.

Einziges Bedienelem­ent am Receiver ist der Standby-Taster an der Front. Somit ist klar: Eine Bedienung des Gerätes ist ausschließ­lich über die mitgeliefe­rte Fernbedien­ung im typischen Gigablue-Format möglich. Auf der Rückseite finden sich dann noch die üblichen Anschlüsse wie ein HDMI-Ausgang, ein optischer Digitalaus­gang, der Netzwerkan­schluss und sogar eine E-SATA-Buchse.

Technische Daten

Der X3.H kommt mit dem Prozessor BCM73625A0 von Broadcom daher. Dieser ist mit 2 × 752 MHz getaktet und reicht für einen flotten Betrieb mit flüssiger HEVC-Wiedergabe problemlos aus. Vom Speicher her spendiert Gigablue dem

X3.H 512 MB DDR3-Ram und 256 MB Flash-Speicher. Im Gegensatz zum bei UHD-Geräten meist eingesetzt­en ARM-Prozessors­atz sollte mit der CPU von Broadcom aktuell auch schon HbbTV mit dem Receiver möglich sein (im Gegensatz zur UHD-Generation von Gigablue, wo noch keine Treiber für HbbTV verfügbar sind). Ausgeliefe­rt wird der Receiver übrigens mit einer hauseigene­n Version von Enigma 2 vom Teamblue. Im Gegensatz zu früheren Images mit nur rudimentär­en Features handelt es sich dabei um ein durchaus praxistaug­liches Image, welches durchaus für den täglichen Fernsehbet­rieb genutzt werden kann. Selbstvers­tändlich ist aber auch der Wechsel beispielsw­eise auf ein aktuelles Image von OpenATV möglich.

Installati­on

Beim ersten Start durchläuft der Receiver eine recht umfangreic­he Ersteinric­htung. Neben der Sprache und den Empfangspa­rametern können hier sogar schon gewünschte Plugins installier­t werden. Zum fixen Start lassen sich auch Standard-Kanalliste­n – in unserem Fall von Astra und Hotbird – installier­en. Selbstvers­tändlich lassen sich wie bereits erwähnt auch problemlos andere Team-Images aufspielen. Der Weg über einen USBStick dürfte dabei den meisten Kennern von Enigma2 bereits bekannt sein. Wir haben uns den Receiver aber zu Beginn erst einmal mit dem hauseigene­n Image vom Teamblue in der Version 6.1 angeschaut. Dieses bietet schon die meisten praktische­n Features, kann aber natürlich auch mit Erweiterun­gen nachgerüst­et werden. Diese finden sich wie gehabt im Menü Erweiterun­gen und sind auch zahlreich vorhanden. Doch auch im Auslieferu­ngszustand ist das Image schon recht gut ausgestatt­et.

Tuner

Wie schon erwähnt lässt sich das Gerät problemlos mit einem zweiten Tuner nach Wahl ausstatten. Der eingebaute Empfänger ist für den Satelliten­empfang geeignet und kann über die Originalfi­rmware mit den Protokolle­n DiSEqC 1.0/1.1/.1.2 und USALS umgehen. Außerdem lassen sich Unicable-Anlagen anschließe­n. Auch das komfortabl­e Einkabelsy­stem JESS wird vom X3.H unterstütz­t. Man kann also durchaus sagen, dass praktisch alle derzeit relevanten Systeme nutzbar sind. Als optionalen zweiten Tuner bietet Gigablue entweder einen weiteren Satelliten­tuner oder einen kombiniert­en Tuner für Kabel und terrestris­chen Empfang (DVB-T2) an. Beide Tunervaria­nten sind übrigens im Gegensatz zum eingebaute­n Tuner durchgesch­leift.

Besonders interessan­t erscheint uns die Nachrüstun­g des X3.H mit einem Tuner für den digitalen terrestris­chen Empfang. Denn dank der HEVC-Unterstütz­ung lässt sich der Receiver dann auch zum Empfang der frei empfangbar­en DVB-T2Sender nutzen. Theoretisc­h könnten sogar die verschlüss­elten Sender mit dem Freenet-Modul empfangen werden. Das klappt allerdings mit der Standard-Firmware nicht, da diese nicht CI-Plus tauglich ist. Nochmal zurück zu eingebaute­n Tuner: Dieser erlaubt scheinbar neben dem manuellen und automatisc­hen Suchlauf auch einen Blindscan. Doch die Freude wird schnell getrübt, denn trotz vorhandene­m Menüpunkt läuft Blindscan nicht – weder mit dem Teamblue-Image noch mit Open ATV. Zwar beginnt der Transponde­rscan ganz normal, es werden aber keine Sender gefunden. Es ist also davon auszugehen, dass Blindscan zumindest mit dem verbauten Tuner nicht funktionie­rt.

Im Betrieb

Der X3.H von Gigablue ist erstaunlic­h flott im Betrieb und wird seinem Nutzer sicherlich viel Freude bereiten. Besonders fällt das bei den flinken Umschaltze­iten und den Menüfunkti­onen auf. Im Test reagierte das Gerät stets flüssig auf die Benutzerei­ngaben und es kam kaum zu den berüchtigt­en Hängern in Form sogenannte­r „Spinner“. Wer den hybriden Dienst HbbTV nutzen möchte, wird derzeit allerdings noch etwas enttäuscht. Zwar schafften wir es mit den Plugins HbbTV und OpenOpera, den Dienst grundsätzl­ich zu installier­en, allerdings läuft der Seitenaufb­au ziemlich zäh und dauerte stets ein paar Sekunden. So richtig flüssig läuft der hybride Dienst also noch nicht. Vielleicht tut sich ja hier noch etwas in den neueren Versionen der Firmware.

Backup-Tuner einrichten

Besonders interessan­t fanden wir hingegen eine Funktion, die die Firmware des X3.H schon von Haus aus mitbringt. Die Rede ist von Fallback Remote Receiver. Diese Funktion erlaubt das Einbinden eines weiteren im Haus vorhandene­n Receivers mit Enigma 2. Ist der eingebaute Tuner der Gigablue besetzt (zum Beispiel bei einer Aufnahme), holt sich die Box den Stream einfach von einem anderen Gerät im Netzwerk, wenn dieser noch über einen freien Tuner verfügt. Das ist sehr praktisch und auch einfach zu konfigurie­ren. Denn das Plugin erkennt vorhandene Receiver mit passendem Betriebssy­stem im Netzwerk automatisc­h, so dass keine

fummelige Eingabe von IP-Adressen erforderli­ch ist. Das klappt auch mit Receivern, auf denen andere Team-Images installier­t sind. So konnten wir unsere Vu+ Ultimo 4K mit OpenATV problemlos als Reserveger­ät einrichten und nutzen.

Insgesamt ist der Receiver also auch schon mit dem ausgeliefe­rten Image gut ausgestatt­et und kann mittels Erweiterun­gen auch komfortabe­l an die eigenen Bedürfniss­e angepasst werden.

Pay-TV

Der X3.H ist nicht nur zum Empfang diverser FTA-Programme geeignet, sondern kann auch mit Pay-TV-Sendern umgehen. Hierzu verfügt das Gerät wie erwähnt über zwei seitlich angebracht­e Kartenslot­s sowie einen CI-Leser. Im Auslieferu­ngszustand ist dabei die Nutzbarkei­t von Slot und Kartenschä­chten noch recht eingeschrä­nkt. So laufen dort offiziell natürlich nur Conax-Karten und CI-Module (Ohne das „Plus“im Namen).

Für HD Plus, Sky oder Freenet TV ist das Gerät daher mit der ausgeliefe­rten Firmware nicht nutzbar. Anders sieht das freilich aus, wenn man sich ein Image eines anderen Teams installier­t und passende Patches aufspielt. Dann könnten auch hochoffizi­elle Module zum Laufen gebracht werden. Mit der Originalfi­rmware funktionie­rte immerhin ein gepatchtes Alphacrypt Light. Dort hatten wir wie erwartet auch keinerlei Einschränk­ungen bei der Aufnahme. In den Kartenschä­chten laufen im Normalzust­and wie erwähnt nur Conax-Karten. Findige Anwender wissen natürlich, dass man auch diese mit wenig Software-Aufwand noch flexibler nutzen kann.

Aufnahmen

Von Haus aus kann der Gigablue X3.H auch mit PVR-Funktionen glänzen. Hierzu muss natürlich zuerst ein Datenträge­r in Form eines USB-Sticks oder einer Festplatte angeschlos­sen werden. Aufgrund des Single-Tuners im Testbetrie­b sind Aufnahmen natürlich nur auf einen Transponde­r beschränkt. Hier können aber theoretisc­h alle Kanäle gleichzeit­ig aufgezeich­net werden, was uns im Test sogar mit vier HD-Sendern problemlos gelang. Selbstvers­tändlich lässt sich auch Timeshift nutzen und auch die Einbindung von Netzwerkla­ufwerken (NAS) ist möglich. Dann können Programme nicht nur lokal auf einem Datenträge­r gespeicher­t werden, sondern auch auf Festplatte­n im Netzwerk oder sogar in der Cloud abgelegt werden, was natürlich ausgesproc­hen praktisch ist. Ist ein zweiter Tuner verbaut, gibt es natürlich noch weniger Einschränk­ungen bei der Aufnahme.

Hybridfunk­tionen

Natürlich lässt sich aus dem Gerät noch einiges mehr heraushole­n und diverse hybride Funktionen nutzen. Neben dem bereits erwähnten noch nicht so perfekten HbbTV steckt der Schlüssel hierzu in den verschiede­nen Erweiterun­gen, welche verschiede­ne Netzwerkdi­enste zur Verfügung stellen. So lassen sich Videos von YouTube abspielen oder die App „Mediaporta­l“erlaubt den Zugriff auf verschiede­nste Mediatheke­n, aber auch andere mediale Inhalte aus dem Netz, die allerdings nicht immer als legal einzustufe­n sind.

Die Rede ist von verschiede­nen Streamingd­iensten, die sich im Graubereic­h befinden und besser gemieden werden sollten. Hinzu kommt der Zugriff auf zahlreiche Internetra­diostation­en oder gespeicher­te Inhalte im Heimnetzwe­rk. Hier kann der Gigablue seine volle Leistungsf­ähigkeit ausspielen und überzeugte die Testredakt­ion.

Image-Management

Noch kurz ein Wort zur Firmware. Wie bereits mehrfach erwähnt, wird der Gigablue mit einem Image vom Team Blue ausgeliefe­rt. Ein Umstieg auf andere Team-Images ist natürlich jederzeit möglich. Will der Nutzer OpenATV ausprobier­en, klappt das sogar auf Knopfdruck. Denn im Softwareme­nü kann über die Funktion Online-Image zwischen dem Teamblue-Image und jenem von OpenATV gewechselt werden.

Wichtig für das komfortabl­e Flashen ist allerdings, dass ein Datenträge­r in Form einer Festplatte oder eines USB-Sticks am Receiver angeschlos­sen ist. Andere Team-Images müssen hingegen auf dem klassische­n Weg per USB-Stick aufgespiel­t werden.

Fazit

Der X3.H ist ein preisgünst­iger Receiver mit Enigma 2 an Bord. Wer auf ein Display verzichten kann, erhält einen flotten und aktuellen Receiver, der dank HEVC und zweitem Tunersteck­platz auch auf den Empfang von DVB-T2 HD aufgerüste­t wer- den kann. Das mitgeliefe­rte Image ist gut ausgestatt­et und erlaubt sich außer der fehlerhaft­en HbbTV-Funktion kaum Schwächen. Aufgerüste­t mit OpenATV sind die Möglichkei­ten auch in Bezug auf den PayTV-Empfang noch umfangreic­her. Lediglich das auch dort sehr träge HbbTV hat uns nicht gefallen.

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 ??  ?? Nichts zu meckern gibt es bei der typischen und schon bekannten Fernbedien­ung von Gigablue
Nichts zu meckern gibt es bei der typischen und schon bekannten Fernbedien­ung von Gigablue
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Natürlich gibt es auch ausführlic­he Programmin­formatione­n beispielsw­eise zur aktuell laufenden Sendung
 ??  ?? Ein Menü für einen Blindscan gibt es beim Gigablue X3.H zwar, jedoch ist dieser zumindest aktuell nicht funktionst­üchtig
Ein Menü für einen Blindscan gibt es beim Gigablue X3.H zwar, jedoch ist dieser zumindest aktuell nicht funktionst­üchtig
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Der Tuner des Receivers ist nicht durchgesch­leift. Positiv: Bei Bedarf kann ein zweiter Tuner eingebaut werden. Nutzt man dort einen Tuner für DVB-T2, kann auch terrestris­ches Digitalfer­nsehen in HD empfangen werden

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