die eigenen Bedürfnisse an Privates Streaming mit MultiTranscoding so einfach wie nie
Eine zweifellos sehr nützliche Nebenwirkung von UHD-Empfang ist die Tatsache, dass zur Wiedergabe eine hohe Prozessorleistung erforderlich ist. Doch diese Rechenpower kann bei Digitalreceivern mit Enigma 2 als Betriebssystem auch für andere nützliche Anwe
Noch ist die Auswahl an Transcoding-fähigen Receivern nicht allzu groß. Unter anderem das chinesische Preiswunder Zgemma H9S beherrscht die Technik und kann sogar Multi-Transcoding. Doch was versteht man eigentlich unter diesem Begriff und was bringt das in der Praxis?
Streamen ins Netz
Die Nutzer werden immer mobiler und schauen mittlerweile selbst lineares Fernsehen auf ganz neuen Wegen zum Beispiel unterwegs auf Smartphone oder Tablet. Nicht jeder möchte dabei aber auf kostenpflichtige Streaminganbieter zurückgreifen, zumal vielleicht ein leistungsfähiger Receiver mit Enigma 2 im heimischen Wohnzimmer steht. Schon seit den ersten Dreamboxen war es damit möglich, die empfangenen Sendungen über das heimische Netzwerk per Stream zu verteilen. Auch der Empfang unterwegs war schon lange möglich und scheiterte eher an der Geschwindigkeit des Internetanschlusses. Das Problem ist dabei nicht die Downloadrate, die gerne im Fokus der Internetanbietern bei der Bewerbung ihrer Anschlüsse steht. Vielmehr ist hier die Uploadrate von großer Bedeutung, denn wir wollen ja ein Signal auf den Weg in das Netz schicken. Lange Zeit war diese bei den üblichen 16 000er Anschlüssen auf magere 1Mbit/s limitiert. Schaut man sich die üblichen Datenraten an, wird klar, dass damit selbst die allermeisten SD-Sender nicht störungsfrei zu übertragen sind. Auch wir experimentierten damals schon mit Streaming, konnten aber wirklich nur Sender mit extrem geringen Datenraten (zum Beispiel Shoppingsender oder die berühmten Standbildsender) unterwegs empfangen. Und dies, obwohl unser mobiles Internet durchaus in der Lage gewesen wäre, auch HD-Sender mit Datenraten um die 6 Mbit/s zu empfangen. An dieser Situation hat sich für viele auch bis heute nicht viel geändert. Denn die Uploadraten bei DSL-Anschlüssen sind nicht merklich gestiegen. Doch warum ist das eigentlich so?
Flaschenhals Upload
In der Hauptsache dürften die geringen Uploadraten bei DSL-Anschlüssen an zwei Gründen liegen: Zum einen soll die Geschwindigkeit nicht ausreichen, um datenintensive Dienste mit hohem Traffic am DSL-Anschluss zu betreiben. Also beispielsweise einen Webserver oder Downloadnangebote für andere Nutzer. Zum anderen würde eine höhere Uploadrate gleichzeitig die Downloadrate nach unten drücken. Doch genau diese Downloadrate ist ein wichtiges Verkaufsargument der Anbieter und wird gerne in der Werbung groß in Szene gesetzt. Bei VDSL oder gar Glasfaseroder Kabelinternet sieht es bisweilen etwas besser aus. Dort werden mittlerweile auch brauchbare Uploadgeschwindigkeiten angeboten. Doch sehr viele Nutzer müssen sich auch heute noch mit kleineren Datenraten beim Upload begnügen und dadurch bei den herkömmlichen Techniken auf Streaming von der eigenen Box verzichten. Und noch ein Problem gibt es: Mobiles Internet ist in Deutschland immer noch stark limitiert. Selbst die vorsichtige Öffnung beispielsweise bei O2 mit einer sanften Drosselung auf 1Mbit/s nach Verbrauch des Inklusivvolumens hilft beim Streaming nicht viel weiter. Und echte Flatrates sind im Mobilfunkbereich zwar mittlerweile bei der Telekom und Vodafone verfügbar, derzeit aber kaum erschwinglich. Und Streaming ist nun einmal ein datenintensiver Spaß, vor allem, wenn das TV-Signal in der Original-Datenrate in das Netz gestellt wird. Hierzu ein Beispiel: Nehmen wir einen fiktiven HD-Sender mit moderater Datenrate von 6 Mbit/s und
einen Mobilfunkvertrag mit ordentlichem Inklusivvolumen von 5GB. Hier wäre das Inklusivvolumen bereits nach einer Stunde und 57 Minuten verbraucht und reicht daher gerade einmal für ein Fußballspiel inklusive Halbzeitpause. Kein wirklich attraktives Ergebnis. Hier hat ein Nutzer nur zwei Möglichkeiten: Das Inklusivvolumen erhöhen oder die Datenrate reduzierten. Letzteres macht Transcoding.
Stream neu komprimieren
Transcoding meint also nichts anderes als die Erstellung eines neuen Datenstroms. Der empfangene Sender wird also nicht 1:1 in das Netz gestreamt, sondern zuvor neu zusammengesetzt. Auch hier gibt es nun wieder verschiedene Möglichkeiten, die Datenrate zu reduzieren. Einmal kann natürlich die Auflösung reduziert werden. Denn auf einem kleinen Smartphone-Display sieht auch jeder SD-Stream gut aus. Eine direkte Übertragung von HD wäre in diesem Fall echte Ressourcenverschwendung. Eine weitere Möglichkeit ist die Reduzierung der Datenrate wahlweise mit gleichzeitiger Verkleinerung der Auflösung. Doch hier kommt man schnell an die Grenzen des Systems, denn insbesondere wenn die Auflösung nicht angefasst werden soll, gibt es hier schnell Artefakte und Bildstörungen. Kein Wunder: Die TV-Stationen nutzen den verwendeten Codec (bei HD zumeist MPEG4 bzw. H.264) ja bereits optimal aus. Doch wenn der Receiver das Signal eh neu berechnet, bietet sich auch die Nutzung eines effizienteren Codecs an. Wir wissen ja, dass bei UHD und auch bei DVB-T2 HD in der Regel der deutlich bessere Codec H.265, auch HEVC zum Einsatz kommt. Alleine die Umrechnung in diesen Codec würde bei Beibehaltung der Auflösung eine um etwa 30 % verringerte Datenrate bedeuten. Wird noch an der Auflösung geschraubt, kommen noch geringere Datenraten heraus. Doch bislang war noch kein Receiver in der Lage, in Echtzeit HEVC zu komprimieren.
Chinesen als Vorreiter
Doch nun gibt es den Zgemma H9S. Der Receiver punktete im Test ja mit zahlreichen neuen Features, darunter eben auch dem Transcoding in HEVC. Selbstverständlich steht auch H.264 zur Verfügung, beispielsweise wenn das Smartphone älterer Bauart ist und HEVC noch nicht störungsfrei darstellen kann. Am effektivsten aber klappt mit diesem Gerät die Übertragung in H.265. Zum Einsatz kommt dabei übrigens Multi-Transcoding. Darunter versteht man eine komfortablere Stufe des Transcoding. Die ersten Systeme erlaubten nämlich nur, Transcoding auf einem zweiten Port zu übertragen. Bei Multitranscoding hingegen wird ein und derselbe Port für Streaming und Transcoding verwendet. Bei Streaming wird dabei der Datenstrom 1:1 wie über Satellit an das Smartphone weitergegeben. Je nach Leistungsfähigkeit und Menge der eingebauten Tuner können dann auch mehrere Geräte gleichzeitig zugreifen. Theoretisch würde das auch unser Zgemma H9S können, doch hier ist ja nur ein Tuner eingebaut, der die Sache letztlich doch wieder sehr einschränkt. Denn wird ein Sender gestreamt, kann nicht einmal ein anderer Sender am heimischen TV geschaut werden. In vielen Fällen ist der Nutzer aber ohnehin unterwegs und bekommt davon dann nichts mit. In der Praxis sind übrigens nur wenige Schritte erforderlich, um Sender vom heimischen Receiver per Transcoding zu streamen.
Erforderliche Erweiterungen
Auf Receiverseite muss lediglich das Plugin mit dem etwas sperrigen Namen Multi-Transcoding-Einstellungen installiert werden. Hier werden im Anschluss nur die Grundeinstellungen vorgenommen. In unserem Fall stellen wir das System gleich auf den effektiveren Codec H.265. Alle anderen Einstellungen können so belassen werden, wir werden nämlich diese Parameter später in der App auf dem Smartphone festlegen. Nun benötigen wir noch eine passende Abspiel-App auf dem Smartphone oder Tablet. Als praktische App für diese Anwendung hat sich dabei der Dreamplayer herausgestellt. Wir installieren uns also hier die kostenfreie Version, die sich über Werbeeinblendungen finanziert. Später besteht natürlich auch die Möglichkeit, gegen eine faire Gebühr auf die werbefreie Vollversion umzusteigen. Bei der Einrichtung stellen wir die Parameter zunächst einmal zum Test im heimischen Netzwerk ein. Eine Verbindung ist schnell über die IP der Box hergestellt. Im Untermenü Streaming muss auf „Transcoding verwenden“gedrückt werden. Unter „Transcoding Typ“stellen wir im Falle des Zgemma auf „Xtrend Transcoding“. Kommt ein Receiver von Gigablue oder Vu+ zum Einsatz, sollte die Einstellung stattdessen auf „Standard“belassen werden. Die Ports sind dabei bereits korrekt eingestellt. Auch die anderen Einstellungen und Optionen können erst einmal ignoriert werden. Hat alles geklappt, sollte nun die Kanalliste auf dem Smartphone sichtbar sein und Programme können gestreamt werden. Beim Klick auf das Streaming-Symbol haben wir nun die Wahl zwischen Streamen
und Transcodieren. Wir wählen zweiteres. Dort besteht dann noch die Möglichkeit, die Werte automatisch oder manuell einzurichten. Hier können wir nun im Heimnetzwerk erst einmal in Ruhe verschiedene Varianten der Auflösung und Datenraten ausprobieren und testen, welche Minimalkonfiguration noch ein für uns akzeptables Signal liefert. Klappt alles wie gewünscht und sind wir zufrieden, können wir uns nun an das Streaming über das Internet machen.
Fernzugriff einrichten
Lokal funktioniert unser Streaming ja nun schon problemlos. Doch ohne weitere Konfigurationen werden wir keinen Zugriff über das Internet bekommen. Hierzu muss die Box noch über das Netz erreichbar gemacht werden. Da diese Einrichtung doch ein wenig mehr Konfigurationen verlangt, gibt es hierzu in diesem LINUX SPEZIAL auf Seite 78 einen ausführlichen Workshop zum Thema. Grundsätzlich gilt für Streaming aber das dort geschriebene: Entweder wir geben die (via https verschlüsselten!) Ports des Receivers im Internet frei und verbinden uns dann über einen DNS-Dienst oder wir verbinden uns via VPN mit dem heimischen Netzwerk und greifen dann ganz normal via IP auf den Receiver zu.
Letztere Variante ist aus Sicherheitsgründen immer vorzuziehen, da dort zusätzlich zum Passwort auch noch Schlüsseldateien zum Einsatz kommen. Je nach Methode muss nun noch im Dreamplayer die Adresse der Box vom DNS-Dienst eingegeben werden. Bei Verbindung via VPN reicht die IP der Box. Auch brauchen wir dann nicht zwingend auf https in der Dreamplayer-App umzustellen, da die Verbindung ja schon über VPN verschlüsselt ist. Hat alles geklappt, ist nun das Streaming auch über das Internet (theoretisch weltweit) möglich.
Komfortabel fernsehen
Im Test klappte das Streaming via Transcoding einwandfrei. Allerdings mussten wir die Auflösung und Datenrate aufgrund unseres limitierten Internetanschlusses mit 1 Mbit/s im Upload doch recht weit herunterdrehen, um ein ruckelfreies Bild zu streamen. Das liegt aber auch an der Qualität des Testanschlusses mit sehr schwankenden und unstabilen Verbindungen. Wer über einen gut dimensionierten Anschluss verfügt wird sicherlich auch mit höheren Werten arbeiten können. Jedenfalls bietet Multi-Transcoding einige interessante Möglichkeiten des Streamings, die es bis vor kurzem so noch nicht gab.