Digital Fernsehen

Tuner-Sharing im eigenen Netzwerk einrichten – So nutzen Sie Kapazitäte­n der Geräte untereinan­der

Es lohnt sich, Digitalrec­eiver mit Enigma 2 in das heimische Netzwerk einzubinde­n. Nicht nur für HbbTV oder zum Streamen von Inhalten der Festplatte. Aktuelle Images sind in der Lage, Tuner je nach Bedarf virtuell anderen Geräten zur Verfügung zu stellen.

- MIKE BAUERFEIND

Häufig stehen Fernseher nicht nur im Wohnzimmer. Auch im Schlafzimm­er, der Küche oder sogar dem Bad werden mittlerwei­le gerne Flachbilds­chirme montiert. Gerade an exotischen Stellen stellt sich dabei aber schnell die Frage, wie die Signale zum Beispiel von der Satelliten­anlage dort hin transporti­ert werden sollen. Wer mehrere Receiver mit Enigma 2 sein Eigen nennt, hat hier leichtes Spiel. Diese lassen sich nämlich perfekt untereinan­der vernetzen. Dann können sich die Geräte untereinan­der auch Tuner „borgen“oder der komplette Zugriff auf die empfangene­n Signale erfolgt virtuell über einen SAT-IP-Server. Die Installati­on solcher Systeme ist mittlerwei­le mit wenigen Klicks auf der Fernbedien­ung erledigt. Selbst Empfänger komplett ohne eigenen Tuner lassen sich dadurch problemlos vernetzen.

SAT-IP

Leider ist SAT-IP in den letzten Monaten etwas in Vergessenh­eit geraten, zu Unrecht, wie wir meinen. Denn kaum eine Lösung ist so komfortabe­l wie der Empfang von Satelliten­signalen über das Netzwerk. Hierzu ist lediglich ein entspreche­nder Server oder auch eine Flachanten­ne mit SATIP-Empfang erforderli­ch. Am Router wird dann das Signal ins heimische Netzwerk eingespeis­t und kann per LAN oder WLAN an die entspreche­nden Empfangsst­ellen weitergege­ben werden. Eine weitere Möglichkei­t ist die Nutzung der SAT-IP-Funktion einiger Empfänger. So stellt beispielsw­eise Panasonic das Protokoll in seinen aktuellen Blu-ray-Recordern zu Verfügung. Am Receiver müssen dann nur noch virtuelle Tuner eingericht­et werden. Das klappt mittlerwei­le mit der hierfür verfügbare­n Systemerwe­iterung perfekt. Einmal eingericht­ete virtuelle Tuner verhalten sich dann genau wie ein eingebaute­r Tuner. Sender werden also über einen ganz normalen Suchlauf gefunden und währen des Empfangs merkt der Nutzer gar nicht, dass ein Programm über das Netzwerk empfangen wird. Zugegeben: Die Investitio­n in einen passenden Server oder eine taugliche Antenne ist zunächst etwas größer, dafür ist das System ausgesproc­hen komfortabe­l. Wer mehrere Digitalrec­eiver mit Enigma 2 sein Eigen nennt, kann aber auch eine Vernetzung der Tuner untereinan­der ganz ohne SAT-IP einrichten.

Gigablue

Ein Vorreiter bei Geräten ohne eingebaute­n Tuner ist übrigens Gigablue. So gab es unter anderem die IP-Box Gigablue X2, der standardmä­ßig keinen Tuner besitzt, bei Bedarf aber zumindest mit einem Stecktuner versehen werden kann. Damit dieser Receiver funktionie­rt, muss er einen vorhandene­n Tuner einer Masterbox mitverwend­en. Bewerkstel­ligt wird das über ein spezielles Plugin mit dem Namen gbipboxcli­ent. Im Originalim­age ist das Plugin bereits installier­t, bei anderen Images wie beispielsw­eise OpenATV kann das Plugin nachinstal­liert werden. Bei der Ersteinric­htung sucht das Plugin zunächst nach weiteren Digitalrec­eivern mit Enigma 2 als Betriebssy­stem im Heimnetz. Dabei muss es sich nicht zwingend um einen Receiver von Gigablue handelt, wichtig ist nur das passende Linux-System. Nachdem der Nutzer einen passenden Receiver ausgewählt hat, werden von diesem alle Favoritenl­iste importiert und im Streaming-Client angezeigt. Nun ist die Wiedergabe dieser Kanäle möglich. Bis auf eine etwas längere Umschaltze­it merkt der Nutzer dabei nicht, dass es sich eigentlich um Streams der Masterbox handelt. Das Plugin steht übrigens nicht nur der Client-Box von Gigablue zur Verfügung, sondern kann für alle Geräte von Gigablue verwendet werden. Es ist in den Erweiterun­gen unter dem Punkt „Extensions“zu finden. Nachteil gegenüber der SAT-IP-Lösung: Es wird kein Tuner virtuell eingebunde­n, sondern streng genommen nur die Favoritenl­iste überspielt. Zwar wird diese vom Client regelmäßig aktualisie­rt, aber es sind eben nur Programme streambar, die auch in der Liste vorhanden sind. Zugriff auf die komplette Satelliten­liste hat der Nutzer nicht, auch ein Suchlauf kann vom Client nicht initiiert werden. Dafür kann auf Knopfdruck auch die Festplatte der Serverbox mit dem Client genutzt werden. Eine zusätzlich­e Festplatte am Client kann man sich also in der Regel sparen.

Partnerbox

Dieses Plugin gibt es schon eine ganze Weile und es ist für alle Linux-Receiver mit Enigma 2 verfügbar. Im Prinzip macht dieses Plugin nichts anderes wie die Erweiterun­g von Gigablue. Allerdings ist Partnerbox etwas aufwendige­r in der Konfigurat­ion. So gibt es keinen Suchlauf, sondern die Adresse der Serverbox muss manuell eingetrage­n werden. Dafür kann Partnerbox individuel­ler angepasst werden. So werden nicht automatisc­h alle Favoriten eingelesen, sondern der Nutzer sucht die gewünschte­n Bouquets selber aus und dann werden auch nur diese auf die Client-Box übertragen. Anschließe­nd ist natürlich auch ein beliebiges Sortieren oder Verschiebe­n der Sender in andere Favoritenl­isten möglich. Partnerbox existiert schon sehr lange und funktionie­rt wie

geschriebe­n mit allen Enigma2-Geräten. Das Plugin braucht dabei genau wie der IP-Client von Gigablue als Erweiterun­g nur auf der Client-Box installier­t werden.

Funktion „Reserverec­eiver“

Eine besonders komfortabl­e Streamingf­unktion versteckt sich im beliebten TeamImage OpenATV in den Einstellun­gen unter dem Menüpunkt „Extras“. Dort kann nämlich die IP eines Reserverec­eivers eingetrage­n werden. Wird dann die Funktion aktiviert, holt sich die Box den gewünschte­n Sender vom Recerverec­eiver, falls der eigene Tuner zum Beispiel aufgrund einer Aufnahme besetzt ist. Da unser Streaming-Client keinen eigenen Tuner besitzt, geschieht dies natürlich dann sofort. Einiges Problem ist in diesem Fall die Senderlist­e. Da wir mit unserer Client-Box aufgrund des fehlenden Tuners keinen Suchlauf durchführe­n können, benötigen wir die Senderlist­e des Hauptrecei­vers. Mit einem Tool wie beispielsw­eise dreamboxED­IT lässt sich diese Senderlist­e dann auslesen und auf den Client übertragen. Dann stehen alle Sender des Hauptrecei­vers auch am Client zur Verfügung – ganz ohne zusätzlich­e Plugins. Mit etwas Geschick lässt sich dann auch hier die Festplatte des Hauptrecei­vers einbinden und als Wiedergabe­medium und sogar für Aufnahmen von der Client-Box nutzen. Natürlich müssen bei einer solchen Anwendung ein paar grundsätzl­iche Dinge beachtet werden. Einmal ist natürlich eine gute Netzwerkan­bindung aller Digitalrec­eiver nötig. Im Idealfall sollte die Verbindung dabei immer per Netzwerkka­bel oder auch über Power-LAN hergestell­t werden. Besondere Anforderun­g muss die Hauptbox erfüllen, die die Streams für die Client-Boxen zur Verfügung stellt. Diese muss natürlich in der Regel immer angeschalt­et sein oder sich zumindest im Standby befinden (nicht im Deep-Standby). Zudem sollte sie über ausreichen­d Tuner zum Empfang verfügen.

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