Tuner-Sharing im eigenen Netzwerk einrichten – So nutzen Sie Kapazitäten der Geräte untereinander
Es lohnt sich, Digitalreceiver mit Enigma 2 in das heimische Netzwerk einzubinden. Nicht nur für HbbTV oder zum Streamen von Inhalten der Festplatte. Aktuelle Images sind in der Lage, Tuner je nach Bedarf virtuell anderen Geräten zur Verfügung zu stellen.
Häufig stehen Fernseher nicht nur im Wohnzimmer. Auch im Schlafzimmer, der Küche oder sogar dem Bad werden mittlerweile gerne Flachbildschirme montiert. Gerade an exotischen Stellen stellt sich dabei aber schnell die Frage, wie die Signale zum Beispiel von der Satellitenanlage dort hin transportiert werden sollen. Wer mehrere Receiver mit Enigma 2 sein Eigen nennt, hat hier leichtes Spiel. Diese lassen sich nämlich perfekt untereinander vernetzen. Dann können sich die Geräte untereinander auch Tuner „borgen“oder der komplette Zugriff auf die empfangenen Signale erfolgt virtuell über einen SAT-IP-Server. Die Installation solcher Systeme ist mittlerweile mit wenigen Klicks auf der Fernbedienung erledigt. Selbst Empfänger komplett ohne eigenen Tuner lassen sich dadurch problemlos vernetzen.
SAT-IP
Leider ist SAT-IP in den letzten Monaten etwas in Vergessenheit geraten, zu Unrecht, wie wir meinen. Denn kaum eine Lösung ist so komfortabel wie der Empfang von Satellitensignalen über das Netzwerk. Hierzu ist lediglich ein entsprechender Server oder auch eine Flachantenne mit SATIP-Empfang erforderlich. Am Router wird dann das Signal ins heimische Netzwerk eingespeist und kann per LAN oder WLAN an die entsprechenden Empfangsstellen weitergegeben werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Nutzung der SAT-IP-Funktion einiger Empfänger. So stellt beispielsweise Panasonic das Protokoll in seinen aktuellen Blu-ray-Recordern zu Verfügung. Am Receiver müssen dann nur noch virtuelle Tuner eingerichtet werden. Das klappt mittlerweile mit der hierfür verfügbaren Systemerweiterung perfekt. Einmal eingerichtete virtuelle Tuner verhalten sich dann genau wie ein eingebauter Tuner. Sender werden also über einen ganz normalen Suchlauf gefunden und währen des Empfangs merkt der Nutzer gar nicht, dass ein Programm über das Netzwerk empfangen wird. Zugegeben: Die Investition in einen passenden Server oder eine taugliche Antenne ist zunächst etwas größer, dafür ist das System ausgesprochen komfortabel. Wer mehrere Digitalreceiver mit Enigma 2 sein Eigen nennt, kann aber auch eine Vernetzung der Tuner untereinander ganz ohne SAT-IP einrichten.
Gigablue
Ein Vorreiter bei Geräten ohne eingebauten Tuner ist übrigens Gigablue. So gab es unter anderem die IP-Box Gigablue X2, der standardmäßig keinen Tuner besitzt, bei Bedarf aber zumindest mit einem Stecktuner versehen werden kann. Damit dieser Receiver funktioniert, muss er einen vorhandenen Tuner einer Masterbox mitverwenden. Bewerkstelligt wird das über ein spezielles Plugin mit dem Namen gbipboxclient. Im Originalimage ist das Plugin bereits installiert, bei anderen Images wie beispielsweise OpenATV kann das Plugin nachinstalliert werden. Bei der Ersteinrichtung sucht das Plugin zunächst nach weiteren Digitalreceivern mit Enigma 2 als Betriebssystem im Heimnetz. Dabei muss es sich nicht zwingend um einen Receiver von Gigablue handelt, wichtig ist nur das passende Linux-System. Nachdem der Nutzer einen passenden Receiver ausgewählt hat, werden von diesem alle Favoritenliste importiert und im Streaming-Client angezeigt. Nun ist die Wiedergabe dieser Kanäle möglich. Bis auf eine etwas längere Umschaltzeit merkt der Nutzer dabei nicht, dass es sich eigentlich um Streams der Masterbox handelt. Das Plugin steht übrigens nicht nur der Client-Box von Gigablue zur Verfügung, sondern kann für alle Geräte von Gigablue verwendet werden. Es ist in den Erweiterungen unter dem Punkt „Extensions“zu finden. Nachteil gegenüber der SAT-IP-Lösung: Es wird kein Tuner virtuell eingebunden, sondern streng genommen nur die Favoritenliste überspielt. Zwar wird diese vom Client regelmäßig aktualisiert, aber es sind eben nur Programme streambar, die auch in der Liste vorhanden sind. Zugriff auf die komplette Satellitenliste hat der Nutzer nicht, auch ein Suchlauf kann vom Client nicht initiiert werden. Dafür kann auf Knopfdruck auch die Festplatte der Serverbox mit dem Client genutzt werden. Eine zusätzliche Festplatte am Client kann man sich also in der Regel sparen.
Partnerbox
Dieses Plugin gibt es schon eine ganze Weile und es ist für alle Linux-Receiver mit Enigma 2 verfügbar. Im Prinzip macht dieses Plugin nichts anderes wie die Erweiterung von Gigablue. Allerdings ist Partnerbox etwas aufwendiger in der Konfiguration. So gibt es keinen Suchlauf, sondern die Adresse der Serverbox muss manuell eingetragen werden. Dafür kann Partnerbox individueller angepasst werden. So werden nicht automatisch alle Favoriten eingelesen, sondern der Nutzer sucht die gewünschten Bouquets selber aus und dann werden auch nur diese auf die Client-Box übertragen. Anschließend ist natürlich auch ein beliebiges Sortieren oder Verschieben der Sender in andere Favoritenlisten möglich. Partnerbox existiert schon sehr lange und funktioniert wie
geschrieben mit allen Enigma2-Geräten. Das Plugin braucht dabei genau wie der IP-Client von Gigablue als Erweiterung nur auf der Client-Box installiert werden.
Funktion „Reservereceiver“
Eine besonders komfortable Streamingfunktion versteckt sich im beliebten TeamImage OpenATV in den Einstellungen unter dem Menüpunkt „Extras“. Dort kann nämlich die IP eines Reservereceivers eingetragen werden. Wird dann die Funktion aktiviert, holt sich die Box den gewünschten Sender vom Recervereceiver, falls der eigene Tuner zum Beispiel aufgrund einer Aufnahme besetzt ist. Da unser Streaming-Client keinen eigenen Tuner besitzt, geschieht dies natürlich dann sofort. Einiges Problem ist in diesem Fall die Senderliste. Da wir mit unserer Client-Box aufgrund des fehlenden Tuners keinen Suchlauf durchführen können, benötigen wir die Senderliste des Hauptreceivers. Mit einem Tool wie beispielsweise dreamboxEDIT lässt sich diese Senderliste dann auslesen und auf den Client übertragen. Dann stehen alle Sender des Hauptreceivers auch am Client zur Verfügung – ganz ohne zusätzliche Plugins. Mit etwas Geschick lässt sich dann auch hier die Festplatte des Hauptreceivers einbinden und als Wiedergabemedium und sogar für Aufnahmen von der Client-Box nutzen. Natürlich müssen bei einer solchen Anwendung ein paar grundsätzliche Dinge beachtet werden. Einmal ist natürlich eine gute Netzwerkanbindung aller Digitalreceiver nötig. Im Idealfall sollte die Verbindung dabei immer per Netzwerkkabel oder auch über Power-LAN hergestellt werden. Besondere Anforderung muss die Hauptbox erfüllen, die die Streams für die Client-Boxen zur Verfügung stellt. Diese muss natürlich in der Regel immer angeschaltet sein oder sich zumindest im Standby befinden (nicht im Deep-Standby). Zudem sollte sie über ausreichend Tuner zum Empfang verfügen.