Empfang verbessern durch einfachen Tunerwechsel Doppeltes Linux-Vergnügen:
Verschiedene Linux-Boxen sind mit wechselbaren Stecktunern ausgestattet. Für einige dieser Geräte werden seit rund einem halben Jahr neue Super-Tuner angeboten. Mit ihnen kann man nicht nur weitere Sat-Signalarten empfangen, sie sollen auch empfindlicher
Der Standard-Sat-Tuner der 4K-Box AX HD51 trägt die Typenbezeichnung AVL6211. Mit seinen Empfangsleistungen waren wir ganz zufrieden. Seit Juni dieses Jahres ist für diese Box auch ein neuer Tuner mit der Bezeichnung Si2166D verfügbar. Er ist vor allem interessant, weil man mit ihm zusätzlich auch die für den Direktempfang nicht üblichen Standards DVB-S2X und Multistream (T2-MI) empfangen kann. Weiter versteht er sich auf die zusätzlichen Modulationsarten 16- und 32APSK. Alles Versprechungen, die der Tuner zur vollen Zufriedenheit erfüllt und ihn bereits zu einem Must-Have machen. Zusätzlich werden diesen Super-Tunern auch hervorragende Empfangsleistungen nachgesagt.
Si2166D-Tuner
Rein optisch unterscheidet sich der neue Si2166D-Tuner nur geringfügig vom alten AVL-Vorgänger. Vielleicht hat das auch seinen Teil dazu beigetragen, dass unsere Erwartungen an die neue Empfangseinheit nicht allzu große waren. Eigentlich rechneten wir damit, dass wir keine, bis kaum merkbare Unterschiede zwischen beiden Tunern feststellen würden. Um beide Tuner optimal miteinander vergleichen zu können, haben wir die beiden Tuner-Steckplätze unseres AX HD51 mit dem neuen und alten Sat-Tuner bestückt.
Test 1: 26 Grad Ost
Unser erster Vergleich führte uns auf die arabische Badr-Position 26 Grad Ost. In unseren Breiten ist hier, selbst mit großen Schüsseln, nur ein Teil der aufgeschalteten Transponder empfangbar. Mit dem alten ALVL6211-Tuner wurden per automatischen Sendersuchlauf 308 Kanäle eingelesen. Mit dem neuen Si2166D waren es nur 297. Was uns zunächst enttäuschte. Als nächstes mussten sich beide Tuner auf der schwächsten 26-Grad-Ost-Frequenz behaupten. Sie hatten wir bereits im Vorfeld mit einem PC-Tuner in der 11,843 GHz h gefunden. Auf ihr werden mehrere Kanäle des Rotana-Pakets ausgestrahlt. Mit dem alten AVL-Tuner bekamen wir auf dem Transponder nicht viel mehr als Pixelgewitter mit kaum erkennbaren Bildinhalten mit unidentifizierbaren Tonfetzen zu sehen.
Dennoch wurde uns eine Signalstärke von bis zu 5,4dB attestiert. Was jedenfalls um 1 dB zu hoch angesetzt ist.
Der neue Si-Tuner sorgte für eine große Überraschung. Er zeigte Rotana Music und Co relativ einwandfrei. Die rund alle 10 Sekunden aufgetretenen Klötzchenbildungen hielten sich in Grenzen, womit die Programme durchaus anzusehen waren. Das Audio wurde unterbrechungsfrei wiedergegeben. Mit der angezeigten Signalstärke von etwa 4,2dB bewegten wir uns in einem Bereich, der auf dem Kanal auch mit Profi-Messequipment ermittelt wird. Womit der Si2166D-Tuner nebenbei auch für vergleichbare Messerwerte sorgt.
Test 2: 42 Grad Ost
Auch auf 42 Grad Ost behielten wir die Testroutine bei. Diesmal ging jedoch der neue Tuner beim Automatischen Sendersuchlauf als Sieger hervor. Mit ihm wurden 502 Programme eingelesen. Mit 491 gefundenen Kanälen musste sich der alte Tuner jedoch nur knapp geschlagen geben. Auf dieser Position fanden wir in der 12,380 GHz v die schwächste Frequenz. Sie wurde vom Si2166D mit etwa 4,7 dB störungsfrei wiedergegeben. Mit dem AVL6211 kamen wir zwar auf eine Signalstärke von durchschnittlich 5,6dB. Gelegentliche, mitunter sogar großflächige Klötzchenbildungen verraten uns aber, dass diedB-Anzeige unmöglich korrekt sein kann und dass der alte Tuner bei dieser Empfangssituation bereits etwas überfordert ist.
Test 3: 57 Grad Ost
Seine Vorteile konnte der Si2166D-Tuner im Rahmen unserer Versuchsreihe besonders auf der Orbitposition 57 Grad Ost ausspielen. Mit ihm gingen uns mit einer 1,2-m-Antenne bei Schlechtwetter drei Frequenzen ins Netz. Wobei er auch das verschlüsselte Bundeswehr-TV einlas, das er mit etwa 3,0 dB zumindest theoretisch wiedergeben konnte.
Im Gegensatz dazu verliefen mehrere automatische Scans und anschließende manuelle Sendersuchläufe mit dem einfacheren AVL6211-Tuner vollends im Sand. Mit ihm fand der Receiver kein einziges Programm.
Gerne werden die Empfangsleistungen von Receivern anhand deren Signalstärkeanzeigen definiert. Vielfach wird angenommen, dass die Geräte umso besser empfangen, je höher die angezeigten Signalwerte sind. Wobei es unerheblich ist, ob sie diese alsdB-Werte oder als Balken mit Prozent-Zahlen angeben. In der Regel wird jene Box als die bessere betrachtet, die bei einem empfangenen Transponder im Vergleich zu einer anderen, den höheren Wert anzeigt. Dabei wird aber meist übersehen, dass der vermeintlich bessere Receiver einen höheren Mindest-dB-Wert benötigt, um ihn zu loggen.
dB-Werte nicht alles
Die beiden im AX HD51 getesteten Tuner belegen dies besonders drastisch. So zeigt der neue Si-Tuner bei sehr schwachen Transpondern zwar deutlich weniger Klötzchenbildungen als die alte AVL-Type. Bei extrem schwachen Kanälen gelingt der Empfang mitunter nur mit dem neuen Si2166D-Tuner, während man mit dem AVL6211 noch nichts bekommt. Womit eindeutig belegt ist, welcher von beiden mit den besseren Empfangsleistungen glänzt. Alleine auf sie kommt es an und nicht auf die hohendB-Werte bei verpixelter Wiedergabe, während sie mit dem besseren Tuner bei gutem Bild deutlich geringer sind.
Um wie viel besser?
Um festzustellen, um wie viel besser der neue Si2166D- im Vergleich zum AVL6211-Standard-Tuner ist, haben wir zunächst auf exotischen Positionen Programme gesucht, die mit dem alten Tuner nur verpixelt zu sehen waren. Anschließend haben wir dieselben Kanäle mit dem neuen Tuner überprüft und ihre Empfangs-Signalstärken notiert. Danach wurde die Antenne Schritt für Schritt vom Satelliten weggedreht, bis die Wiedergabe mit dem neuen Tuner in etwa so aussah, wie mit dem alten.
Dabei stellten wir fest, dass die Signale etwa um 0,8 bis maximal 1dB an Power verloren haben. Daraus lässt sich ableiten, dass der Si2166D in etwa soviel bringt, als wenn man etwa eine 90-cm-Schüssel gegen eine von rund 105 cm Durchmesser austauscht.
Ein Mehr von etwa 0,8 dB klingt nicht nach viel. Beim Digitalen Satellitenempfang entscheiden sie aber nur allzu oft zwischen einwandfreiem oder gar keinem Empfang. Nutznießer sind nicht nur DXer auf der Jagd nach möglichst exotischen Signalen oder Feed-Hunter auf der Suche nach Überspielungen aller Art. So werden mit diesem Tuner bereits manche Sat-Programme sichtbar, von denen mit dem Standard-Tuner noch jede Spur fehlt.
Mehr Reserven beim Empfang
Der neue Si2166D sorgt aber auch für größere Schlechtwetterreserven. Wird etwa Astra mit einer sehr kleinen, versteckten Sat-Schüssel empfangen, macht sich jeder etwas stärkere Regen unangenehm bemerkbar. Der bessere Tuner kann zwar auch nicht vor Empfangsausfällen bei Schlechtwetter bewahren. Er hilft aber, dass das Bild länger auf der Mattscheibe erhalten bleibt.
Hilfreich kann der neue Tuner auch beim Empfang von BBC und ITV über den UK-Beam auf 28,2 Grad Ost sein. Besonders im deutschen Osten kann er darüber entscheiden, ob die Kanäle zu sehen sind oder nicht.