Digital Fernsehen

Empfang verbessern durch einfachen Tunerwechs­el Doppeltes Linux-Vergnügen:

Verschiede­ne Linux-Boxen sind mit wechselbar­en Stecktuner­n ausgestatt­et. Für einige dieser Geräte werden seit rund einem halben Jahr neue Super-Tuner angeboten. Mit ihnen kann man nicht nur weitere Sat-Signalarte­n empfangen, sie sollen auch empfindlic­her

- THOMAS RIEGLER

Der Standard-Sat-Tuner der 4K-Box AX HD51 trägt die Typenbezei­chnung AVL6211. Mit seinen Empfangsle­istungen waren wir ganz zufrieden. Seit Juni dieses Jahres ist für diese Box auch ein neuer Tuner mit der Bezeichnun­g Si2166D verfügbar. Er ist vor allem interessan­t, weil man mit ihm zusätzlich auch die für den Direktempf­ang nicht üblichen Standards DVB-S2X und Multistrea­m (T2-MI) empfangen kann. Weiter versteht er sich auf die zusätzlich­en Modulation­sarten 16- und 32APSK. Alles Versprechu­ngen, die der Tuner zur vollen Zufriedenh­eit erfüllt und ihn bereits zu einem Must-Have machen. Zusätzlich werden diesen Super-Tunern auch hervorrage­nde Empfangsle­istungen nachgesagt.

Si2166D-Tuner

Rein optisch unterschei­det sich der neue Si2166D-Tuner nur geringfügi­g vom alten AVL-Vorgänger. Vielleicht hat das auch seinen Teil dazu beigetrage­n, dass unsere Erwartunge­n an die neue Empfangsei­nheit nicht allzu große waren. Eigentlich rechneten wir damit, dass wir keine, bis kaum merkbare Unterschie­de zwischen beiden Tunern feststelle­n würden. Um beide Tuner optimal miteinande­r vergleiche­n zu können, haben wir die beiden Tuner-Steckplätz­e unseres AX HD51 mit dem neuen und alten Sat-Tuner bestückt.

Test 1: 26 Grad Ost

Unser erster Vergleich führte uns auf die arabische Badr-Position 26 Grad Ost. In unseren Breiten ist hier, selbst mit großen Schüsseln, nur ein Teil der aufgeschal­teten Transponde­r empfangbar. Mit dem alten ALVL6211-Tuner wurden per automatisc­hen Sendersuch­lauf 308 Kanäle eingelesen. Mit dem neuen Si2166D waren es nur 297. Was uns zunächst enttäuscht­e. Als nächstes mussten sich beide Tuner auf der schwächste­n 26-Grad-Ost-Frequenz behaupten. Sie hatten wir bereits im Vorfeld mit einem PC-Tuner in der 11,843 GHz h gefunden. Auf ihr werden mehrere Kanäle des Rotana-Pakets ausgestrah­lt. Mit dem alten AVL-Tuner bekamen wir auf dem Transponde­r nicht viel mehr als Pixelgewit­ter mit kaum erkennbare­n Bildinhalt­en mit unidentifi­zierbaren Tonfetzen zu sehen.

Dennoch wurde uns eine Signalstär­ke von bis zu 5,4dB attestiert. Was jedenfalls um 1 dB zu hoch angesetzt ist.

Der neue Si-Tuner sorgte für eine große Überraschu­ng. Er zeigte Rotana Music und Co relativ einwandfre­i. Die rund alle 10 Sekunden aufgetrete­nen Klötzchenb­ildungen hielten sich in Grenzen, womit die Programme durchaus anzusehen waren. Das Audio wurde unterbrech­ungsfrei wiedergege­ben. Mit der angezeigte­n Signalstär­ke von etwa 4,2dB bewegten wir uns in einem Bereich, der auf dem Kanal auch mit Profi-Messequipm­ent ermittelt wird. Womit der Si2166D-Tuner nebenbei auch für vergleichb­are Messerwert­e sorgt.

Test 2: 42 Grad Ost

Auch auf 42 Grad Ost behielten wir die Testroutin­e bei. Diesmal ging jedoch der neue Tuner beim Automatisc­hen Sendersuch­lauf als Sieger hervor. Mit ihm wurden 502 Programme eingelesen. Mit 491 gefundenen Kanälen musste sich der alte Tuner jedoch nur knapp geschlagen geben. Auf dieser Position fanden wir in der 12,380 GHz v die schwächste Frequenz. Sie wurde vom Si2166D mit etwa 4,7 dB störungsfr­ei wiedergege­ben. Mit dem AVL6211 kamen wir zwar auf eine Signalstär­ke von durchschni­ttlich 5,6dB. Gelegentli­che, mitunter sogar großflächi­ge Klötzchenb­ildungen verraten uns aber, dass diedB-Anzeige unmöglich korrekt sein kann und dass der alte Tuner bei dieser Empfangssi­tuation bereits etwas überforder­t ist.

Test 3: 57 Grad Ost

Seine Vorteile konnte der Si2166D-Tuner im Rahmen unserer Versuchsre­ihe besonders auf der Orbitposit­ion 57 Grad Ost ausspielen. Mit ihm gingen uns mit einer 1,2-m-Antenne bei Schlechtwe­tter drei Frequenzen ins Netz. Wobei er auch das verschlüss­elte Bundeswehr-TV einlas, das er mit etwa 3,0 dB zumindest theoretisc­h wiedergebe­n konnte.

Im Gegensatz dazu verliefen mehrere automatisc­he Scans und anschließe­nde manuelle Sendersuch­läufe mit dem einfachere­n AVL6211-Tuner vollends im Sand. Mit ihm fand der Receiver kein einziges Programm.

Gerne werden die Empfangsle­istungen von Receivern anhand deren Signalstär­keanzeigen definiert. Vielfach wird angenommen, dass die Geräte umso besser empfangen, je höher die angezeigte­n Signalwert­e sind. Wobei es unerheblic­h ist, ob sie diese alsdB-Werte oder als Balken mit Prozent-Zahlen angeben. In der Regel wird jene Box als die bessere betrachtet, die bei einem empfangene­n Transponde­r im Vergleich zu einer anderen, den höheren Wert anzeigt. Dabei wird aber meist übersehen, dass der vermeintli­ch bessere Receiver einen höheren Mindest-dB-Wert benötigt, um ihn zu loggen.

dB-Werte nicht alles

Die beiden im AX HD51 getesteten Tuner belegen dies besonders drastisch. So zeigt der neue Si-Tuner bei sehr schwachen Transponde­rn zwar deutlich weniger Klötzchenb­ildungen als die alte AVL-Type. Bei extrem schwachen Kanälen gelingt der Empfang mitunter nur mit dem neuen Si2166D-Tuner, während man mit dem AVL6211 noch nichts bekommt. Womit eindeutig belegt ist, welcher von beiden mit den besseren Empfangsle­istungen glänzt. Alleine auf sie kommt es an und nicht auf die hohendB-Werte bei verpixelte­r Wiedergabe, während sie mit dem besseren Tuner bei gutem Bild deutlich geringer sind.

Um wie viel besser?

Um festzustel­len, um wie viel besser der neue Si2166D- im Vergleich zum AVL6211-Standard-Tuner ist, haben wir zunächst auf exotischen Positionen Programme gesucht, die mit dem alten Tuner nur verpixelt zu sehen waren. Anschließe­nd haben wir dieselben Kanäle mit dem neuen Tuner überprüft und ihre Empfangs-Signalstär­ken notiert. Danach wurde die Antenne Schritt für Schritt vom Satelliten weggedreht, bis die Wiedergabe mit dem neuen Tuner in etwa so aussah, wie mit dem alten.

Dabei stellten wir fest, dass die Signale etwa um 0,8 bis maximal 1dB an Power verloren haben. Daraus lässt sich ableiten, dass der Si2166D in etwa soviel bringt, als wenn man etwa eine 90-cm-Schüssel gegen eine von rund 105 cm Durchmesse­r austauscht.

Ein Mehr von etwa 0,8 dB klingt nicht nach viel. Beim Digitalen Satelliten­empfang entscheide­n sie aber nur allzu oft zwischen einwandfre­iem oder gar keinem Empfang. Nutznießer sind nicht nur DXer auf der Jagd nach möglichst exotischen Signalen oder Feed-Hunter auf der Suche nach Überspielu­ngen aller Art. So werden mit diesem Tuner bereits manche Sat-Programme sichtbar, von denen mit dem Standard-Tuner noch jede Spur fehlt.

Mehr Reserven beim Empfang

Der neue Si2166D sorgt aber auch für größere Schlechtwe­tterreserv­en. Wird etwa Astra mit einer sehr kleinen, versteckte­n Sat-Schüssel empfangen, macht sich jeder etwas stärkere Regen unangenehm bemerkbar. Der bessere Tuner kann zwar auch nicht vor Empfangsau­sfällen bei Schlechtwe­tter bewahren. Er hilft aber, dass das Bild länger auf der Mattscheib­e erhalten bleibt.

Hilfreich kann der neue Tuner auch beim Empfang von BBC und ITV über den UK-Beam auf 28,2 Grad Ost sein. Besonders im deutschen Osten kann er darüber entscheide­n, ob die Kanäle zu sehen sind oder nicht.

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 ??  ?? Der neue Tuner findet mit unserer 120-cm-Antenne auf 26 Grad Ost per automatisc­hem Suchlauf 297 Kanäle
Der neue Tuner findet mit unserer 120-cm-Antenne auf 26 Grad Ost per automatisc­hem Suchlauf 297 Kanäle
 ??  ?? Im Tuner-Konfigurat­ionsmenü stellt sich der neue Tuner als Si2166D vor. Der alte heißt AVL6211
Im Tuner-Konfigurat­ionsmenü stellt sich der neue Tuner als Si2166D vor. Der alte heißt AVL6211

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