Workshop: So machen Sie geeignete Receiver mit Enigma2 fit zum Empfang von T2-Mi
Auf unseren Satelliten werden immer mehr, nicht von allen Receivern empfangbare ,Multistreamsignale aufgeschaltet. Sie gibt es in mehreren Varianten.
Als besonders hartnäckig erweisen sich jene in T2-MI. Mit einer Reihe von Linux-Boxen können selbst sie sichtbar gemacht werden. Dazu sind allerdings umfangreichere Programmierarbeiten vonnöten.
Multistream
In der letzten Zeit begegnen uns auf diversen Satellitenpositionen immer mehr in Multistream ausgestrahlte Programme. Sie sind nicht für den Satelliten-Direktempfang gedacht, sondern dienen als Signalzuführung zu terrestrischen Sendeanlagen. Um die Sache weiter interessant zu machen, kommen mehrere Multistream-Varianten zum Einsatz.
Das simple Multistream erfordert beim manuellen Sendersuchlauf lediglich die zusätzliche Eingabe der Input-Stream-ID und gegebenenfalls auch des PLS-Modes und des PLS-Codes. Diese Parameter sind in den diversen Listings bereits angegeben. Sofern der Receiver mit einem FBC-Tuner ausgestattet ist, steht dem Empfang solcher „gewöhnlicher“Multistream-Transponder, wie etwa auf 5 Grad West, nichts im Wege.
T2-MI
T2-MI ist zwar „auch nur“eine Variante von Multistream. Im Gegensatz zum simplen Multistream enthält ein T2-MI-Datenstrom jedoch alle für die Ausstrahlung in DVB-T2 erforderlichen Parameter. Womit wir es bei ihm, vereinfacht ausgedrückt, mit einem
kompletten DVB-T2-Datenstrom zu tun haben, der in einem DVB-S2-Signal getunnelt übertragen wird.
Die Kunst beim Empfang von T2-MI liegt folglich darin, der Box beizubringen, die Datenströme einzelner Programme zu erkennen und zu verarbeiten. Dies erfordert für jeden zu dekodierende T2-MI-Signal separate, manuell anzulegende Datensätze. Womit sich der Receiver nicht pauschal so programmieren lässt, dass er automatisch in der Lage ist, alle aktuell und künftig ausgestrahlten T2-MI-Transponder sichtbar zu machen. Grundsätzlich kann in allen Images, wie etwa OpenATV, die T2-MI-Funktionalität implementiert werden. Im griechischen SatDreamGr 5 sind jedoch bereits verschiedene, für T2-MI erforderliche Parameter vorkonfiguriert, die uns das Programmieren erleichtern. Um dennoch nicht auf unser gewohntes und eingerichtetes Betriebssystem verzichten zu müssen, haben wir uns dazu entschlossen, SatDreamGr 5 auf einer noch freien Partition unseres multibootfähigen Geräts zu installieren. Womit wir auf ihm SatDreamGr 5 künftig ausschließlich für den Empfang von T2-MI nutzen werden. Für alle restlichen Anwendungen können wir schnell und bequem auf das bisherige Betriebssystem umschalten.
Das Image kann unter http://sgcpm.com/ satdreamgr-images-experimental/ heruntergeladen werden. Wie allgemein üblich, ist das File passend zum vorhandenen Gerät auszuwählen. Es ist auf bekannte Weise auf den Receiver zu laden.
Software-Update
Nachdem SatDreamGr installiert ist, empfiehlt sich, ein Online-Software-Update vorzunehmen. Was voraussetzt, dass die Box bereits mit dem Heimnetzwerk verbunden ist.
Zum Update ist im Receiver-Hauptmenü unter „Einstellungen“der Punkt „Softwareverwaltung“anzuklicken und in diesem „Software aktualisieren“zu starten. Wobei
nach dem Herunterladen der Dateien aus dem nun eingeblendeten Menü „Aktualisieren und neu starten“auszuführen ist.
Weitere Vorbereitungen
Die T2-MI-Programmierung unserer Linux-Box erfolgt per PC, der über das Heimnetzwerk mit dem Receiver verbunden ist. Sofern nicht ohnehin schon bekannt, ist als erstes die IP-Adresse des Receivers zu ermitteln. Sie ist bei SatDreamGr 5 über das Hauptmenü und den Menüpunkten Information und Über zu finden, wo sie in der letzten Zeile angeführt wird.
Zur Kommunikation zwischen Rechner und Receiver wird weiter eine kleine Software benötigt. Wir haben uns für das Dreambox Control Center E2 1.5, kurz DCC, entschieden, das gratis unter https://www.bernyr. de/dcce2/ heruntergeladen werden kann. Alternativ kann man auch zu anderen Programmen, wie PuTTY Portable, gegriffen werden. Das Programm ist am PC zu installieren.
Nachdem zumindest bei uns die FTP-Funktionalität von DCC nicht zufriedenstellend funktioniert hat, haben wir zusätzlich das Gratis-FTP-Programm WS_FTP95LE heruntergeladen. Es ist über verschiedene Homepages, wie https://pagematic.com/ faq/ws_ftp.html, verfügbar. Auch WS_ FTP95LE ist am Rechner zu installieren. Als Nächstes ist das Dreambox Control Center am Computer zu starten. In ihm ist zunächst die IP-Adresse des Receivers einzugeben. Worauf zu ihm vom PC eine Verbindung über das Heimnetz hergestellt wird.
Anschließend ist in der linken Menüleiste „Telnet“auszuwählen. Damit startet DCC eine Eingabe-Menüoberfläche, die an alte DOS-Eingabefenster erinnert. In ihm wird zunächst der Verbindungsstatus zum Receiver angezeigt. In der letzten Zeile fordert ein blinkender Cursor zur Eingabe von Befehlen auf.
Hier ist als erstes opkg update einzugeben und mit Enter zu bestätigen. In Folge werden binnen weniger Sekunden mehrere Updates durchgeführt und in der DCC-Oberfläche auch angezeigt. Im nächsten Schritt ist opkg upgrade einzutippen und mit Enter zu bestätigen. Worauf auch hier in DCC einige weitere Zeilen listet. Weiter geht es mit dem Befehl opkg install
astra-sm und wieder Enter. Dieser Vorgang dauert etwas länger. Aus dem DCC-Textfeld ist zu entnehmen, dass währenddessen mehrere kurze Downloads und Konfigurationen einzelner Dateien stattfinden. Zuletzt ist dieser Programmierschritt durch die Eingabe von reboot ins DCC-Menü abzuschließen. Der Receiver fährt daraufhin nieder und startet neu. Auch in der
xml-Datei herunterzuladen. Die satellites. xml ist ein großer Datensatz, in dem die Übertragungsparameter der Transponder aller erdenklichen Satelliten enthalten sind. Diese Datei liefert die Grundlage für den automatischen Sendersuchlauf. Wir haben uns für unsere ersten Versuche bei diesem Link bedient: https:// www.satdreamgr.com/forum/showthread. php?14913-SATELLITES-XML-10-02-2017FOR-MULTISTREAM. Die hier zur Verfügung gestellten Daten sind zwar nicht gerade tagesaktuell, für das Fit machen der Box für T2-MI erfüllt sie aber ihren Zweck. Nachdem die satellites.xml-Datei am PC zwischengespeichert wurde, ist auf ihm das FTP-Programm, in unserem Fall WS_ FTP95LE, zu starten. Im Fenster „Eigenschaften von Session“sind zunächst die Verbindungsparameter zum Receiver einzutragen. Als Profile Name ist für unsere AX HD51 „ax51“einzutragen. Gewöhnlich setzt sich der einzutragende Name aus dem Herstellernamen und der Typenbezeichnung oder sich daraus ergebender logischer Abkürzungen zusammen. Klappt der Verbindungsaufbau nicht, ist hier einfach ein wenig mit dem Namen zu experimentieren.
Unter Host Name/Adress: ist die IP-Adresse der Box einzugeben. Das Feld User ID: erfordert die Eingabe von „root“. Unter Password: ist „dreambox“einzutippen. Die beiden Parameter root und dreambox sind übrigens für alle uns bekannten Linux-Boxen gleich.
Im linken Feld der FTP-Software werden die Speichermedien des Computers eingeblendet. Sobald die Verbindung zum Receiver aufgebaut wurde, zeigt das rechte Feld alle in der Box gespeicherten Dateien. Nun ist im linken Feld der Speicherort der zuvor heruntergeladenen und entpackten satellites.xml zu suchen. Diese ist in den Unterordner „enigma2“des Hauptordners „etc“des Receivers zu kopieren. Dazu ist zuerst im linken Feld die zu kopierende Datei zu markieren und per mittlerer Richtungs-
pfeiltaste in den bereits rechts geöffneten Ordner zu übertragen. Nachdem die satellites.xml auf die Box überspielt wurde, ist die FTP-Software am Computer zu schließen und der Receiver über den Menüpunkt „Standby/Neustart“neu zu starten.
Transponder anwählen
Nach dem hochfahren des Receivers ist dessen Signalfinder zu starten. Ihn findet man im Kanalsuchlauf-Untermenü. In ihm ist einer der beiden T2-MI-Transponder von Astra 4,9 Grad Ost aus der Liste der vordefinierten Transponder auszuwählen. Infrage kommen die beiden Einträge des Transponders auf 12,188 GHz horizontal mit der Streamadresse (IS) 10 oder 20 oder der Transponder auf 12.341GHz horizontal mit der IS 30. Entscheidend bei diesem Arbeitsschritt ist, dass die Antenne auf diesen Satelliten ausgerichtet ist und ein ausreichend starkes Signal empfangen wird, sodass es zu einem Lock kommt. Dieser wird rechts unten in der Zeile „Signal“durch das grüne Häkchen signalisiert. In diesem Zustand muss man die Box nun weiterlaufen lassen. Keinesfalls darf der Sendersuchlauf gestartet werden!
Daten herunterladen
Nun benötigen wir aus dem Internet einen weiteren Datensatz, der unter https:// mega.nz/#!GZtXzawS!GZZ6RsY189oeENvUzjiyzsbwdFepucm8P3W_XjGi8IA herutergeladen werden kann. Der entzippte Ordner ZeonBud enthält die drei Dateien astra.conf, lamedb und userbouquet.zeonbud.tv. Woraus ersichtlich ist, dass dieser Datensatz speziell für den Empfang der ukrainischen T2-MI-Programme auf 4,8 Grad Ost vorgesehen ist.
Dreambox Control Center, die Zweite
Anschließend ist wieder das Dreambox Control Center am Rechner zu starten und die Verbindung zum Receiver herzustellen. Weiter ist über die linke Menüleiste wieder die Telnet-Funktion aufzurufen. Nachdem
diese die Verbindung zur Box bestätigt hat, ist init 4 einzugeben und mit Enter zu bestätigen. Man darf sich nicht davon überraschen lassen, dass im Textfeld nun keine zusätzlichen Zeilen gelistet werden, die einen Programmiervorgang ersichtlich machen würden. Stattdessen springt der Cursor gleich zur nächsten Zeile, in die rm
/etc/enigma2/lamedb* einzugeben ist. Ganz wichtig ist dabei, das Freizeichen zwischen rm und dem Schrägstrich (/) nicht zu vergessen. Ansonsten wird man mit einer Fehlermeldung konfrontiert. Die selbst bei korrekter Befehlseingabe angezeigte Meldung, „Rm: can’t remove…“ließ uns dennoch einen Fehler bei der Programmierung vermuten. Wie sich erst am Ende der Konfigurierarbeiten herausgestellt hatte, war diese Meldung ohne Belang. Nun kann das Dreambox Control Center am Computer wieder geschlossen werden.
Dateien überspielen
Zum Programmierfinale ist der Computer noch einmal per FTP-Software mit dem Receiver auf gleiche Weise, wie bereits beschrieben, zu verbinden. Nun sind die zuvor aus dem Internet heruntergeladenen Dateien des ZeonBud-Ordners auf die Box zu kopieren. Dabei werden großteils bereits vorhandene Dateien überschrieben. Als erstes ist die Datei astra.conf in den im Receiver unter „etc“zu findenden Unterordner „astra“zu kopieren. Weiter sind die beiden Dateien lamedb und userbouquet. zeonbud.tv in den etc-Unterordner enigma2 des Receivers zu überspielen. Danach ist das FTP-Programm zu beenden.
Neustart
Zum großen Programmierfinale wird noch einmal das Dreambox Control Center am PC gestartet und per Telnet-Funktion (linke Menüleiste) in die Box eingestiegen. Nun ist nur noch der Befehl reboot einzutippen und mit Enter auszuführen. Damit bootet der Receiver neu und der T2-MI-Programmiervorgang ist abgeschlossen. Mit der
Für den Empfang von normalem Multistream, wie etwa dem zweiten ukrainischen Paket auf 4,9 Grad Ost auf 12,341 GHz horizontal mit Streamadresse 40, oder den italienischen und französischen Multistream-Transpondern auf 5 Grad West, genügt bereits eine Linux-Box mit FBC-Tuner. Konfigurationen an der Box sind dafür nicht vonnöten. Sie haben die nötigen zusätzlichen Einstellparameter bereits im Sendersuchlauf-Menü integriert. T2-MI-Programmierung hat der Receiver alle eventuell zuvor bereits eingespeicherten Kanallisten verloren. Da dies bereits im Vorfeld bekannt war, haben wir für T2-MI eine separate Multiboot-Partition in unserer Box eingerichtet.
Nach abgeschlossener T2-MI-Konfiguration sind in der Box nur die drei T2-MI-Datenströme auf 4,9 Grad Ost vorprogrammiert. Womit für sie auch kein Sendersuchlauf ausgeführt werden muss. Abgesehen davon würde dieser auf den beiden T2-MI-Frequenzen auf 12.188 und 12.341 GHz, jeweils horizontal, ohnehin keine Programme finden. So war es zumindest bei uns. Entsprechend hoch war die Spannung, ob unsere Arbeit von Erfolg gekrönt war. Anfangs machten sich bei uns auch wirklich lange Gesichter breit. Denn der Bildschirm blieb schwarz. Die Wiedergabe startete erst nach etwa fünf Sekunden. Das Wechseln zwischen den Kanälen innerhalb eines Datenstroms geht dann in gewohnter Geschwindigkeit vor sich. Nur wenn man auf einen der anderen Datenströme wechselt, ist wieder etwas Geduld gefragt. Was für uns bedeutet: Operation gelungen, Patient lebt!
Keine Parameter
Die meisten Skins unserer Linux-Boxen zeigen in der Infobox neben dem Programmnamen und EPG-Daten, auch die Übertragungsparameter und die Signalstärke des gerade empfangenen Programms an. Beim getunnelten T2-MI-Empfang können diese Parameter nicht ausgelesen werden. Womit sie auch nicht angezeigt werden können. Das Originalskin des von uns genutzten SatDreamGr-Images stuft unsere T2-MI-Programme fälschlicherweise als IPTV ein.
T2-MI-Signale
Aktuell sind T2-MI-Signale im C- und KuBand zu finden. Am begehrtesten und am leichtesten zu empfangen sind zweifelsohne die drei ukrainischen Pakete auf 4,9 Grad Ost mit seinen 24 Sendern.
Auch die Satellitenposition 5 Grad West ist mit seinen zahlreichen italienischen Programmen ein lohnendes Ziel für den Empfang von T2-MI. Auf 72 Grad Ost wird im C-Band ein Paket aus Kenia mit 22 TV- und 14 Radioprogrammen in T2-MI übertragen. Auf 53 Grad Ost werden im C-Band 26 russische Fernsehkanäle und sechs Radios frei empfangbar über sieben T2-MI-Datenströme übertragen. 40 Grad Ost beherbergt im C-Band 55 T2-MI-Datenströme, über die meist nur je ein russisches Programm verbreitet wird. Meist handelt es sich dabei um Regionalversionen von Rossiya 1 und Rossiya 24.
Zuletzt finden sich im C-Band auf 40,5 Grad West neun T2-MI-Datenströme mit 12 freien TV- und zwei Radioprogrammen aus Südamerika.
Zumindest die T2-MI-Signale via 40 Grad Ost sind in unseren Breiten ab etwa 120cm Durchmesser zu bekommen. Die restlichen C-Band-Positionen sind nur mit richtig großen Schüsseln jenseits von 180 cm erreichbar.