Privatsender rudern zurück: Doch keine Verschlüsselung ab 2023?
Bisher galt die Befürchtung, dass RTL & Co ab Ende 2022 nur noch verschlüsselt und gegen eine monatliche Gebühr zu empfangen sein werden. DIGITAL FERNSEHEN liegen nun jedoch eindeutige Statements vor, dass die Privatsender auch langfristig frei empfangbar
In keinem anderen europäischen Land werden so viele private TV-Sender frei und unverschlüsselt über Satellit ausgestrahlt wie in Deutschland. SES-Astra CEO (und früherer Premiere-Chef) Ferdinand Kayser bezeichnete die freie Empfangbarkeit einmal als „Geburtsfehler“, den man korrigieren müsse.
Verschlüsselung
Die ersten Verschlüsselungspläne gab es Mitte des letzten Jahrzehnts, als sich die großen Sendergruppen RTL, ProSiebenSat.1 und Viacom zu der von Astra gegründeten Dolphin/Entavio-Plattform verbündeten. Ziel von Entavio, das im September 2007 an den Start ging, war es, die Signale der deutschen Sender über Satellit zu codieren und somit nur noch gegen eine quasi zweite Rundfunkgebühr für die Zuschauer sichtbar zu machen.
Auch mit den führenden Kabelnetzprovidern wurden ab 2006 Abkommen geschlossen, die eine rein verschlüsselte digitale Übertragung vorsahen. ARD und ZDF schlossen sich der Initiative jedoch nicht an und sprachen sich von Beginn an gegen eine codierte Abstrahlung, egal über welchen Empfangsweg, aus. Auch ProSiebenSat1 bekam noch vor dem eigentlichen Start der Entavio-Plattform kalte Füße, da sich ab Ende 2006 das Kartellamt einschaltete und ein Überprüfungsverfahren startete. SES Astra als Betreiber der Entavio-Plattform entschied deshalb Anfang 2007, die Plattform neu auszurichten und entfernte sich damit von den eigentlichen Plänen, private, werbefinanzierte TV-Angebote via Satellit verschlüsselt gegen eine monatliche Gebühr von rund zwei Euro auszustrahlen
Vielmehr wollte man sich auf die Vermarktung von richtigen Pay-TV-Sendern konzentrieren, welche ab September 2007 auch via Entavio angeboten wurden. Privatsender wie RTL, Sat.1 und Co blieben unverschlüsselt über Satellit verfügbar. Im Kabel war die Situation allerdings eine andere: Die großen deutschen Anbieter Kabel Deutschland, Unitymedia sowie Tele Columbus speisten die Privatsender digital (in SD-Qualität) nur grundverschlüsselt ein. Für den digitalen Kabelempfang war eine kostenpflichtige Smartcard nötig.
Kartellamts-Entscheidung
Am 28.12.2012 bekamen die Privatsender einen gewaltigen Dämpfer in Richtung ihrer Verschlüsselungspläne. Das Bundeskartellamt gab bekannt, dass Sanktionen und Auflagen gegen die Sendergruppen erhoben werden. „Das Bundeskartellamt hat Geldbußen in Höhe von insgesamt rund 55 Mio. Euro gegen die beiden TV-Sendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL, sowie gegen zwei verantwortliche Personen verhängt. Den Unternehmen wird vorgeworfen, bei der Einführung der Verschlüsselung ihrer digitalen FreeTV-Programme wettbewerbswidrige Absprachen getroffen zu haben.“hieß es in er Pressemitteilung der Behörde. Zudem wurden die Auflagen mitgeteilt: „Außerdem verpflichten sich die beiden Sendergruppen, ihre wesentlichen Programme in SD-Qualität für einen Zeitraum von zehn Jahren unverschlüsselt anzubieten. Diese Zusage betrifft die Übertragungswege Kabel, Satellit und IPTV. Nicht