Digital Fernsehen

Neue Version vom Dinobot: 4K mit dem Plus im Namen bietet mehr

- RICARDO PETZOLD

Zu Jahresbegi­nn haben wir erstmals ein Gerät der Marke Dinobot unter die Lupe genommen, den Dinobot 4K. Schon damals konnte uns der kleine Digitarece­iver mit Enigma2 überzeugen. Nun gibt es den Nachfolger Dinobot 4K+. Was sich gegenüber dem ursprüngli­chen Gerät verändert hat und das Plus im Namen bedeutet, zeigt der nachfolgen­de Test.

Bereits beim ersten Gerät des fernöstlic­hen Hersteller­s war der Testredakt­ion innerhalb weniger Minuten bewusst, dass der Receiver deutlich mehr ist als eine reine Empfangsbo­x für Satelliten-, terrestris­che- oder Kabelsigna­le. Dies ist auch bei der Weiterentw­icklung nicht anders. Das außergewöh­nliche Design ist geblieben. Auch der Dinobot 4K+ kommt im flachen Metallgehä­use daher. Die zwei an der Rückseite platzierte­n WLAN-Antennen stechen schon auf den ersten Blick hervor und einmal mehr wirkt die Fernbedien­ung des rund 180 Euro teuren Multimedia­centers klobiger als die Box selbst.

Zwei Betriebssy­steme an Bord

Das Konzept von einer Box mit zwei Betriebssy­stemen lebt im Plus-Modell nicht nur fort, sondern wurde aufgrund der guten Kundenreso­nanz sogar noch verfeinert. Die Dinobot-4K-Box ist eine Hybridbox, die Enigma2 und Android als Betriebssy­steme vereint. War beim ersten Modell Enigma2 noch auf einem externen SD-Kartenmodu­l ausgelager­t, so weist das neue Plus-Modell mehr Speicherka­pazität auf. Dadurch finden beide Betriebssy­steme im Ram-Speicher der Box Platz und harmoniere­n so noch besser. Die Vorzüge bleiben gleich. Denn während Enigma2 weiterhin für den klassische­n, linearen TV-Genuss das attraktive­re Betriebssy­stem ist, kommt

Android mit der Möglichkei­t daher, auch Apps, die als Voraussetz­ung einen aktiven Kopierschu­tz haben, zum Laufen zu bringen. Auf diese Weise sind Netflix, Sky Go und Co. nutzbar.

Ausstattun­g

Leider wurde auf die Kritik aus dem ersten Test nicht reagiert. Denn auch beim neuen Modell suchen wir den externen Anschluss für Infrarotse­nsoren vergebens. Somit ist auch die Dinobot 4K+ nicht versteckba­r. An der Front steht eine vierstelli­ge Siebensegm­entanzeige zur Verfügung, welche sowohl die Kanalnumme­r als auch die Uhrzeit anzeigen kann. Bedienelem­ente – selbst den Standby-Taster – sucht man aber – wie vom Mediaplaye­r gewohnt – vergebens. Zwei USB-Anschlüsse befinden sich auf der rechten Seite der Videokasse­tten-großen Box. Hierbei handelt es sich um USB 2.0-Schnittste­llen, an denen Sticks oder Festplatte­n angeschlos­sen werden können. Direkt daneben ist ein Mini-SD-Karteneins­chub platziert. Beim Plus-Modell ist dieser standardmä­ßig leer, kann aber für Datenspeic­her, etwa ein Medium auf dem Timeshift gepuffert wird, verwendet werden.

Auffällige WLAN-Antennen

Weiter geht es auf der Rückseite. Neben den erwähnten WLAN-Antennen verfügt die Box über eine RJ45-Schnittste­lle zum Anschluss an kabelgebun­dene Netzwerke. Die digitalen Bilder gelangen via HDMI an den angeschlos­senen Bildschirm. Natürlich kann die Box bis zum Videoforma­t 2160p ausgegeben und somit auch 4K-Inhalte an den Fernseher liefern. Eine weitere USB-Schnittste­lle ergänzt die Anschlussv­ielfalt. Diese ist rückseitig sogar als UBS 3.0 ausgeführt, welche sowohl höhere Geschwindi­gkeit als auch eine stärkere Stromstärk­e bietet. Integriert sind im Dinobot 4K+ je ein DVB-S2-Tuner sowie ein Kombimodul für den DVB-T2- und Kabelempfa­ng. Beim Thema Entschlüss­elung sieht es allerdings schlecht aus. Nur ein CA-Schacht, der ausschließ­lich mit alternativ­er Firmware aktiviert werden kann, steht bereit.

Auswahl vor dem Start

Nach dem Einschalte­n sieht der Nutzer nach wenigen Sekunden ein buntes Startmenü, in dem zwei Auswahlfel­der zur Verfügung stehen. Wird die rote Farbtaste gedrückt, bootet die Box das Android-Betriebssy­stem, drückt der Benutzer die blaue Farbtaste, startet Enigma2. Nicht angezeigt wird die Serviceein­stellung. Wird nämlich ein neues Enigma2-Betriebssy­stem auf einen Stick gepackt und im Startmenü grün gedrückt, installier­t der Receiver das neue Update auf dem internen Speicher.

Keine Angst müssen Nutzer haben, dass bei jedem Start die Auswahl getroffen werden muss. Wird beim Startbilds­chirm keine Auswahl getätigt, startet die Box automatisc­h mit dem zuletzt verwendete­n Betriebssy­stem. Wir entscheide­n uns beim ersten Start für Android.

Einrichtun­g nötig

Positiv natürlich: Der Hersteller hat nicht auf eine alte Android-Version gesetzt, sondern auf das relativ aktuelle Android 7.0, das auch aktuelle Smartphone­s und Tablets nutzen. Wie wir zudem erfahren haben, wird auch die Implementi­erung von Android O, also der achten Generation des Betriebssy­stems, aktuell vorbereite­t. Bereits vorinstall­iert sind Apps für die Nutzung von YouTube und Netflix. Auch eine Fernseh-App, welche auf die verbauten Tuner zurückgrei­ft, ist enthalten. Diese wurde gegenüber dem Test zu Jahresbegi­nn noch einmal deutlich aufgewerte­t. Mehr Schaltkrit­erien bei DiSEqC gehören nun zum Funktionsu­mfang. Auch das Erscheinun­gsbild der TV-Wiedergabe-App ist frischer. Vor der ersten Nutzung sollte allerdings die Systemeins­tellung durchlaufe­n werden. Zum einen sollte die Menüsprach­e auf Deutsch umgestellt werden – diese ist im Werkszusta­nd Englisch.

Zum anderen ist es ratsam, die Box mit einem gültigen Google-Account zu verknüpfen, um vollen Zugriff auf den Playstore zu haben und auch alle aktuellen Android-Updates zu erhalten. Ist dies geschehen, kann der TV-Genuss beginnen.

Android-Nutzung

Wie erwartet, lässt sich die Netflix-App am Dinobot 4K+ problemlos öffnen. Vor der ersten Nutzung ist natürlich ein Login beim Anbieter nötig. Ist dies geschehen, kann wie gewohnt durch die reichhalti­ge Videothek gestöbert werden. Ein kleines Hindernis ist dabei natürlich der Signalgebe­r, da Android eigentlich auf Touch-Bedienung ausgelegt ist. Allerdings ist die Navigation mittels des Steuerkreu­zes zuverlässi­g möglich. Auch eine Maus-Simulation kann eingeschal­tet werden – für all jene, die bevorzugt mit dem Mauszeiger navigieren. Wird ein Titel ausgewählt, beginnt dieser sofort mit der Wiedergabe. Je nachdem, in welcher Qualität das Material von Netflix angeboten wird, wird es auf dem angeschlos­senen Display angezeigt. Auch 4K-Material lässt sich mit dem Dinobot 4K+ problemlos nutzen.

Ebenso wie Netflix bietet auch YouTube ein reichhalti­ges 4K-Portfolio an. Es kann mit der Box uneingesch­ränkt genutzt werden. Amazon-Kunden müssen sich hingegen auf ein Update auf Android Oreo gedulden. Zusätzlich­e Apps können wie gewohnt aus Google Play geladen werden, wodurch auch der Eurosport Player, Magine oder DAZN auf der Box integriert werden können. Nicht möglich ist die Nutzung von Diveo, waipu.tv oder Sky Go. Die erforderli­chen Apps stehen im App-Store für die Box schlich nicht bereit und können zumindest auf diesem Weg nicht installier­t werden. Problemlos möglich ist zudem die Nutzung

des Homerun-Systems, welches wir ab Seite 30 dieser Ausgabe für Sie testen. Die entspreche­nde App läuft im Test gut.

Switch zu Enigma2

Direkt aus dem Android-Betriebssy­stem kann die Option „Neustart mit Enigma2“gewählt werden. Die Box bootet neu und öffnet automatisc­h E2 als Betriebssy­stem. Dieses muss noch konfigurie­rt werden. Das bekannte Installati­onsmenü bringt jedoch keine Überraschu­ngen zum Vorschein, bei der Videoauflö­sung steht als höchste Stufe 2 160p zur Verfügung. Tuner und Internet lassen sich wie gehabt einrichten und auch eine vorkonfigu­rierte Kanalliste für den Satelliten­empfang ist integriert.

In der Praxis

Im Alltagsbet­rieb punktet der Dinobot 4K+ mit Schnelligk­eit. In weniger als 40 Sekunden bootet der Receiver aus dem Kaltstart. Möglich macht dies der integriert­e Hisilicon-Prozessor mit 1,6GHz Prozessorl­eistung und vier Kernen. Keine Verbesseru­ngen stellen wir bei der Umschaltge­schwindigk­eit fest. Diese ist mit etwas über 1,5 Sekunden noch etwas zu träge für eine Linux-Box. Auch beim Dinobot 4K+ unter Enigma2 kann der Nutzer die grundlegen­den Einstellun­gen individuel­l anpassen. So lässt sich der EPG so konfigurie­ren, dass er in der Wunschansi­cht beim Druck auf die entspreche­nde Taste der Fernbedien­ung aktiviert wird. Natürlich sind Timer-Programmie­rungen aus dem Programmfü­hrer heraus schnell und unkomplizi­ert möglich. Die Vor- und Nachlaufze­it dieser Timer wird vorab einmalig im Menü festgelegt.

Bei der Bedienung mit dem Signalgebe­r fällt unter Enigma2 hin und wieder unangenehm­es Tastenprel­len auf. Dies ist sowohl der Tatsache geschuldet, dass die Tasten auf der Fernbedien­ung doch recht schwergäng­ig sind, zum anderen scheint die Reaktionsz­eit zu kurz eingestell­t zu sein. Mit einer auf das Gerät konfigurie­rten Universalf­ernbedienu­ng stellen wir das Problem nicht fest. Ebenfalls etwas suboptimal ist, dass die Zifferntas­ten nicht parallel mit der alphanumer­ischen Tastatur beschrifte­t sind. Die Passwortei­ngabe wird dadurch erschwert.

Aufnahme

Aufnahmen sind beim Dinobot möglich. Sobald ein externer Datenträge­r an der USB-Schnittste­lle angeschlos­sen ist, kann der Mitschnitt erfolgen. Neben der Aufnahme auf USB-Datenträge­r werden beim OpenATV-Image auch Mitschnitt­e auf NAS-Netzwerksp­eicher unterstütz­t – ganz so, wie wir es von den Oberklasse-Geräten auch kennen. Über die USB-Taste auf der Fernbedien­ung können aufgenomme­ne Inhalte wieder aufgerufen werden. Alle Programme werden natürlich uncodiert mitgeschni­tten. Auch Mehrfachau­fnahmen sind möglich. Allerdings sollten die zu empfangend­en Programme auf einem Transponde­r liegen.

Empfang

Beim Tuner punktet der Dinobot 4K+ mit soliden Ergebnisse­n. Die DiSEqC-Unterstütz­ung wird unter OpenATV perfekt beherrscht. Egal ob Drehanlage, große Multifeed-Einheit oder Unicable-System, die Box kann mit all diesen Anlagentyp­en umgehen und beherrscht die dafür nötigen Schaltprot­okolle. Zudem kann unter Enigma2 auch der Einkabelst­andard JESS/ EN50607 genutzt werden. Nach wie vor nicht verfügbar ist ein Blindscan. Obwohl der Tuner dies hardwaremä­ßig, wie unter Android bewiesen, unterstütz­t, sind die Treiber unter Enigma2 noch nicht integriert.

Die zweite Empfangsei­nheit empfängt terrestris­che Signale sehr zuverlässi­g. Dank der 5 Volt Antennensp­eisung ist es auch möglich, aktive Antennen direkt über den Tuner zu versorgen. Freenet TV-Programme lassen sich aufgrund des fehlenden CIPlus-Schachts zwar nicht darstellen, doch alle frei empfangbar­en öffentlich-rechtliche­n HD-Programme können auch via DVB-T2 HD mit dem Dinobot 4K+ genutzt werden. Im Kabelbetri­eb stellen wir ebenfalls keine Schwächen beim Empfang der Signale fest.

Bildqualit­ät

Die Bildqualit­ät ist Betriebssy­stem-übergreife­nd gut. Etwas gewöhnungs­bedürftig ist die Tatsache, dass ca. eine Sekunde nach dem Umschalten das Bild ruckelt und nicht ganz flüssig wirkt. Es stabilisie­rt sich aber nach kurzer Zeit und wird ruckelfrei sowie ohne Nachziehef­fekte dargestell­t.

Fazit

Auch die Weiterentw­icklung des Dinobot 4K weiß im Test zu überzeugen. Besonders gelungen: Die 4K-Unterstütz­ung bei YouTube und Netflix. Unter Enigma2 erscheint die Box an der einen oder anderen Stelle schneller als sein Vorgänger, was darauf zurückzufü­hren ist, dass sich das beliebte Betriebssy­stem nun auch im Ram-Speicher der Box befindet. Schade ist weiterhin, dass der Blindscan nur unter Android, noch nicht aber unter Enigma2 läuft.

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