Neu am Markt: DVB-T2 mit Dust Silicon HD Homerun Quatro im Heimnetz streamen
Schon seit einigen Jahren sorgt Sat-IP dafür, dass Satellitensignale bequem und ohne weiteren Installationsaufwand im eigenen Heim verteilt werden kann. Eine geniale Lösung für Satellitenfernsehen. Etwas vernachlässigt wurde allerdings Kabelfernsehen und ganz besonders DVB-T2. Doch nun gibt es auch hier eine interessante Lösung.
Der Hersteller Silicon Dust ist hierzulande wahrscheinlich eher noch unbekannt. Doch in Nordamerika ist er mit dem System HD Homerun schon seit längerer Zeit aktiv und erfreut sich einer großen Community. Das ist ein Vorteil, denn dadurch sind im Internet schon zahlreiche Tipps und Tricks zum System zu finden, wenn auch derzeit hauptsächlich nur in Englisch. Nun gibt es aber auch in Deutschland einen Vertrieb, nämlich die Firma Smart Electronic. Dort sind die drei Varianten Connect DUO, Connect Quatro und Expand erhältlich. Wir haben uns für diese Ausgabe den HD Homerun Connect Quatro mit vier Tunern einmal genauer angeschaut.
Ausstattung
Der Connect Quatro ist ein Streamingserver für DVB-T und DVB-T2. Die Angaben des Herstellers im Prospekt bescheinigen dem Gerät allerdings nur eine Kompatibilität mit MPEG-2 uns MPEG-4/H.264. Demnach wäre der Quatro für den deutschen Markt nicht zu gebrauchen, da DVB-T2 bekanntermaßen in H.265/HEVC ausgestrahlt wird. Glücklicherweise handelt es sich hier um eine falsche Angabe im Prospekt (und auch auf der Verpackung selbst). Denn der Connect Quatro kann sehr wohl auch mit diesem Ausstrahlungsformat umgehen, wie wir im Test erfahren haben. Der Quatro selbst besteht dabei aus einem kleinen schwarzen Kasten, der etwas kleiner als ein Fire TV ist. Einzige Anschlüsse an der Black Box sind der Eingang für das externe 5-Volt-Netzteil und ein Netzwerkeingang. Das reicht zum Betrieb aus, denn die Box ist ja nur für das Umsetzen der Signale in Streams verantwortlich. Die komplette Einrichtung wird stattdessen über ein prak-
tisches Webinterface vorgenommen. Im Inneren des Gerätes ist ein 4-fach-Tuner verbaut, wie der Name schon vermuten lässt. Als Abspielgeräte kommt eine breite Palette an Geräten in Frage, denn der HD Homerun Quatro unterstützt zahlreiche Endgeräte aus verschiedenen Bereichen.
Installation
Wie schon geschrieben: Am Gerät selbst gibt es keine Einstellmöglichkeiten. Stattdessen muss sich der Nutzer unter my.hdhomerun.com mit einem Webbrowser anmelden und dort einrichten. Genaugenommen muss hier nur ein Suchlauf durchgeführt werden. Diesen gibt es ausschließlich als automatischen Suchlauf, der durch Druck auf den Button „Detect Channels“gestartet wird. Dann wird das gesamte terrestrische Frequenzband abgesucht und gefundene Sender in der Reihenfolge des Auffindens gespeichert. Warum der Quatro dabei mit der Kanalnummer 5 000 startet, bleibt wohl ein Geheimnis der Programmierer. Nach dem Suchlauf können die Sender im Webbrowser angezeigt und persönliche Favoriten mit einem Stern gekennzeichnet werden. Eine Sortierung ist hier allerdings nicht möglich und auch der Sinn der Markierung als Favorit erschließt sich uns nicht auf den ersten Blick. Zumindest in der eigenen App für Android oder iOS werden die Favoriten nämlich nicht ausgewertet. Auch dort ist eine Sortierung der Sender nicht möglich. Immerhin werden im Suchlauf alle (freien) Sender gefunden. Verschlüsselte Programme werden hingegen erst gar nicht eingelesen, da eine Wiedergabe ohnehin nicht möglich ist. Einen kleinen Bug gibt es bei der Kanalliste aber doch. Denn hier wurde nur der Kanal Leipzig Fernsehen mit HEVC gekennzeichnet, alle anderen Sender nicht. Es ist aber genau umgedreht: Leipzig Fernsehen sendet als einziger Kanal noch in DVB-T und in MPEG2 während alle anderen Sender in HEVC ausgestrahlt werden. Das ist letztlich aber nur ein Schönheitsfehler ohne praktische Auswirkungen. Sind alle Kanäle eingelesen, kann die Wiedergabe an den zahlreichen Endgeräten starten.
Breite Unterstützung
Hier hat der Nutzer freie Wahl aus zahlreichen Endgeräten. Zum einen kann dies ein PC oder Mac mit tauglicher Ausstattung sein (Voraussetzung: Die Rechenleistung reicht für HEVC aus). Beim PC kann die Wiedergabe beispielsweise mit dem beliebten Player VLC erfolgen. Ebenfalls unterstützt werden die Xbox One, Smartphones oder Tablets mit installierter App von HD Homerun sowie das Fire TV. Bei letzterem muss allerdings HEVC-Support vorhanden sein. Dies ist beispielsweise beim Fire TV der ersten Generation und auch bei älteren Fire TV Sticks nicht der Fall. Dagegen eignet sich das Fire TV 2 und auch der neuere Stick (erkennbar an der Fernbedienung mit Sprachsteuerung). Auch auf TV-Geräten mit dem Betriebssystem Fire OS oder Android 5.0 sowie verschiedenen Multimedia-Boxen auf Android-Basis lässt sich die App installieren. Schließlich ist auch ein Zugriff über DLNA-taugliche Hardware möglich. Selbst das Einspielen der Kanäle in Enigma2 als Streamingkanäle ist möglich. Auch hier muss der Receiver aber in der Lage sein, HEVC darzustellen. Dies ist bei allen Boxen der Fall, die entweder 4K unterstützen oder zumindest H.265 unterstützen.
Bis zu vier Endgeräte gleichzeitig
Dank Quad-Tuner können bis zu vier Endgeräte gleichzeitig bedient werden, selbstverständlich mit jeweils einem anderen Kanal. Das reicht für normale Haushalte problemlos aus. Wer weniger benötigt, der kann übrigens auf den etwas preiswerteren HD Homerun Duo zurückgreifen. Im Test war stets eine störungsfreie und flüssige Wiedergabe auch bei voller Auslastung des Gerätes möglich. Allerdings wird der Quatro dann schon recht heiß. Da die Unterseite aus Metall zur Ableitung der Wärme dient, empfiehlt es sich, das Gerät auf die Oberseite zu legen, um eine bessere Wärmeableitung zu ermöglichen.
Aufnahme/EPG
Über die App ist in der Grundversion keine Aufnahme möglich. Auch einen EPG haben wir – entgegen der Angaben in der Anleitung – nicht finden können. Eigentlich sollte es hier zumindest eine 1-Tages-Übersicht geben. Möglicherweise handelt es sich ja um einen gepflegten EPG und dieser fehlt in Deutschland momentan noch. Gegen eine monatliche Pauschale soll übrigens auch eine DVR-Funktion und ein Programmführer mit 14 Tagen Vorlauf aktiviert werden. Allerdings ist dieser Dienst in Deutschland ebenfalls (noch) nicht verfügbar und konnte daher von uns auch nicht getestet werden. Wird allerdings der Stream beispielsweise in einen Receiver mit Enigma2 eingepflegt, gibt es dort dann auch die Möglichkeit der Aufzeichnung ohne das zusätzliche Abo aktiviert zu haben. Dazu noch kurz der Hinweis, wie die Streams in Enigma2 eingepflegt werden können. Hierzu im bekannten Programm Dreamboxedit unter „IPTV und andere Streamingkanäle“die Stream- Adressen der gewünschten Sender als NonTS eintragen. Die Streams haben dabei folgenden Aufbau: http://IP:5004/auto/ vKanal?transcode=native Als IP muss die IP-Adresse des HD Homerun eingetragen werden, Kanal ist die Kanalnummer des zu streamenden Kanals, also zum Beispiel 5 000 für den ersten Kanal in der Liste.
Fazit
Der HD Homerun Quatro ist eine interessante Variante, einfach und ohne weitere Verkabelung auch DVB-T2 beispielsweise parallel zum Satellitenfernsehen im eigenen Heim zu verteilen. Gut gefallen hat uns die große Vielfalt an nutzbaren Endgeräten. Auch macht das Gerät schon einen sehr ausgereiften Zustand, auch wenn es noch keinen EPG und keine kostenpflichtige DVR-Funktion gibt. Interessant ist auch die Möglichkeit, die Streams in passende Receiver mit Enigma2 einzupflegen. Allerdings ist die kleine Blackbox mit knapp 170 Euro nicht unbedingt ein Schnäppchen.