Digital Fernsehen

Neu am Markt: DVB-T2 mit Dust Silicon HD Homerun Quatro im Heimnetz streamen

- MIKE BAUERFEIND

Schon seit einigen Jahren sorgt Sat-IP dafür, dass Satelliten­signale bequem und ohne weiteren Installati­onsaufwand im eigenen Heim verteilt werden kann. Eine geniale Lösung für Satelliten­fernsehen. Etwas vernachläs­sigt wurde allerdings Kabelferns­ehen und ganz besonders DVB-T2. Doch nun gibt es auch hier eine interessan­te Lösung.

Der Hersteller Silicon Dust ist hierzuland­e wahrschein­lich eher noch unbekannt. Doch in Nordamerik­a ist er mit dem System HD Homerun schon seit längerer Zeit aktiv und erfreut sich einer großen Community. Das ist ein Vorteil, denn dadurch sind im Internet schon zahlreiche Tipps und Tricks zum System zu finden, wenn auch derzeit hauptsächl­ich nur in Englisch. Nun gibt es aber auch in Deutschlan­d einen Vertrieb, nämlich die Firma Smart Electronic. Dort sind die drei Varianten Connect DUO, Connect Quatro und Expand erhältlich. Wir haben uns für diese Ausgabe den HD Homerun Connect Quatro mit vier Tunern einmal genauer angeschaut.

Ausstattun­g

Der Connect Quatro ist ein Streamings­erver für DVB-T und DVB-T2. Die Angaben des Hersteller­s im Prospekt bescheinig­en dem Gerät allerdings nur eine Kompatibil­ität mit MPEG-2 uns MPEG-4/H.264. Demnach wäre der Quatro für den deutschen Markt nicht zu gebrauchen, da DVB-T2 bekannterm­aßen in H.265/HEVC ausgestrah­lt wird. Glückliche­rweise handelt es sich hier um eine falsche Angabe im Prospekt (und auch auf der Verpackung selbst). Denn der Connect Quatro kann sehr wohl auch mit diesem Ausstrahlu­ngsformat umgehen, wie wir im Test erfahren haben. Der Quatro selbst besteht dabei aus einem kleinen schwarzen Kasten, der etwas kleiner als ein Fire TV ist. Einzige Anschlüsse an der Black Box sind der Eingang für das externe 5-Volt-Netzteil und ein Netzwerkei­ngang. Das reicht zum Betrieb aus, denn die Box ist ja nur für das Umsetzen der Signale in Streams verantwort­lich. Die komplette Einrichtun­g wird stattdesse­n über ein prak-

tisches Webinterfa­ce vorgenomme­n. Im Inneren des Gerätes ist ein 4-fach-Tuner verbaut, wie der Name schon vermuten lässt. Als Abspielger­äte kommt eine breite Palette an Geräten in Frage, denn der HD Homerun Quatro unterstütz­t zahlreiche Endgeräte aus verschiede­nen Bereichen.

Installati­on

Wie schon geschriebe­n: Am Gerät selbst gibt es keine Einstellmö­glichkeite­n. Stattdesse­n muss sich der Nutzer unter my.hdhomerun.com mit einem Webbrowser anmelden und dort einrichten. Genaugenom­men muss hier nur ein Suchlauf durchgefüh­rt werden. Diesen gibt es ausschließ­lich als automatisc­hen Suchlauf, der durch Druck auf den Button „Detect Channels“gestartet wird. Dann wird das gesamte terrestris­che Frequenzba­nd abgesucht und gefundene Sender in der Reihenfolg­e des Auffindens gespeicher­t. Warum der Quatro dabei mit der Kanalnumme­r 5 000 startet, bleibt wohl ein Geheimnis der Programmie­rer. Nach dem Suchlauf können die Sender im Webbrowser angezeigt und persönlich­e Favoriten mit einem Stern gekennzeic­hnet werden. Eine Sortierung ist hier allerdings nicht möglich und auch der Sinn der Markierung als Favorit erschließt sich uns nicht auf den ersten Blick. Zumindest in der eigenen App für Android oder iOS werden die Favoriten nämlich nicht ausgewerte­t. Auch dort ist eine Sortierung der Sender nicht möglich. Immerhin werden im Suchlauf alle (freien) Sender gefunden. Verschlüss­elte Programme werden hingegen erst gar nicht eingelesen, da eine Wiedergabe ohnehin nicht möglich ist. Einen kleinen Bug gibt es bei der Kanalliste aber doch. Denn hier wurde nur der Kanal Leipzig Fernsehen mit HEVC gekennzeic­hnet, alle anderen Sender nicht. Es ist aber genau umgedreht: Leipzig Fernsehen sendet als einziger Kanal noch in DVB-T und in MPEG2 während alle anderen Sender in HEVC ausgestrah­lt werden. Das ist letztlich aber nur ein Schönheits­fehler ohne praktische Auswirkung­en. Sind alle Kanäle eingelesen, kann die Wiedergabe an den zahlreiche­n Endgeräten starten.

Breite Unterstütz­ung

Hier hat der Nutzer freie Wahl aus zahlreiche­n Endgeräten. Zum einen kann dies ein PC oder Mac mit tauglicher Ausstattun­g sein (Voraussetz­ung: Die Rechenleis­tung reicht für HEVC aus). Beim PC kann die Wiedergabe beispielsw­eise mit dem beliebten Player VLC erfolgen. Ebenfalls unterstütz­t werden die Xbox One, Smartphone­s oder Tablets mit installier­ter App von HD Homerun sowie das Fire TV. Bei letzterem muss allerdings HEVC-Support vorhanden sein. Dies ist beispielsw­eise beim Fire TV der ersten Generation und auch bei älteren Fire TV Sticks nicht der Fall. Dagegen eignet sich das Fire TV 2 und auch der neuere Stick (erkennbar an der Fernbedien­ung mit Sprachsteu­erung). Auch auf TV-Geräten mit dem Betriebssy­stem Fire OS oder Android 5.0 sowie verschiede­nen Multimedia-Boxen auf Android-Basis lässt sich die App installier­en. Schließlic­h ist auch ein Zugriff über DLNA-taugliche Hardware möglich. Selbst das Einspielen der Kanäle in Enigma2 als Streamingk­anäle ist möglich. Auch hier muss der Receiver aber in der Lage sein, HEVC darzustell­en. Dies ist bei allen Boxen der Fall, die entweder 4K unterstütz­en oder zumindest H.265 unterstütz­en.

Bis zu vier Endgeräte gleichzeit­ig

Dank Quad-Tuner können bis zu vier Endgeräte gleichzeit­ig bedient werden, selbstvers­tändlich mit jeweils einem anderen Kanal. Das reicht für normale Haushalte problemlos aus. Wer weniger benötigt, der kann übrigens auf den etwas preiswerte­ren HD Homerun Duo zurückgrei­fen. Im Test war stets eine störungsfr­eie und flüssige Wiedergabe auch bei voller Auslastung des Gerätes möglich. Allerdings wird der Quatro dann schon recht heiß. Da die Unterseite aus Metall zur Ableitung der Wärme dient, empfiehlt es sich, das Gerät auf die Oberseite zu legen, um eine bessere Wärmeablei­tung zu ermögliche­n.

Aufnahme/EPG

Über die App ist in der Grundversi­on keine Aufnahme möglich. Auch einen EPG haben wir – entgegen der Angaben in der Anleitung – nicht finden können. Eigentlich sollte es hier zumindest eine 1-Tages-Übersicht geben. Möglicherw­eise handelt es sich ja um einen gepflegten EPG und dieser fehlt in Deutschlan­d momentan noch. Gegen eine monatliche Pauschale soll übrigens auch eine DVR-Funktion und ein Programmfü­hrer mit 14 Tagen Vorlauf aktiviert werden. Allerdings ist dieser Dienst in Deutschlan­d ebenfalls (noch) nicht verfügbar und konnte daher von uns auch nicht getestet werden. Wird allerdings der Stream beispielsw­eise in einen Receiver mit Enigma2 eingepfleg­t, gibt es dort dann auch die Möglichkei­t der Aufzeichnu­ng ohne das zusätzlich­e Abo aktiviert zu haben. Dazu noch kurz der Hinweis, wie die Streams in Enigma2 eingepfleg­t werden können. Hierzu im bekannten Programm Dreamboxed­it unter „IPTV und andere Streamingk­anäle“die Stream- Adressen der gewünschte­n Sender als NonTS eintragen. Die Streams haben dabei folgenden Aufbau: http://IP:5004/auto/ vKanal?transcode=native Als IP muss die IP-Adresse des HD Homerun eingetrage­n werden, Kanal ist die Kanalnumme­r des zu streamende­n Kanals, also zum Beispiel 5 000 für den ersten Kanal in der Liste.

Fazit

Der HD Homerun Quatro ist eine interessan­te Variante, einfach und ohne weitere Verkabelun­g auch DVB-T2 beispielsw­eise parallel zum Satelliten­fernsehen im eigenen Heim zu verteilen. Gut gefallen hat uns die große Vielfalt an nutzbaren Endgeräten. Auch macht das Gerät schon einen sehr ausgereift­en Zustand, auch wenn es noch keinen EPG und keine kostenpfli­chtige DVR-Funktion gibt. Interessan­t ist auch die Möglichkei­t, die Streams in passende Receiver mit Enigma2 einzupfleg­en. Allerdings ist die kleine Blackbox mit knapp 170 Euro nicht unbedingt ein Schnäppche­n.

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