Digital Fernsehen

DXer-Satellit Allcomsat im Detail vorgestell­t

- THOMAS RIEGLER

Im März begann auf 24,8 Grad West die Testphase von Alcomsat 1, einem neuen Satelliten. Es handelt sich um einen kommerziel­len Kommunikat­ionssatell­iten, der von der algerische­n Weltraumor­ganisation ASAL betrieben wird.

Alcomsat 1 stellt eine neue Herausford­erung für Sat-DXer dar. Hier unsere ersten Erfahrungs­berichte.

Der Satellit

Alcomsat 1 wurde von der Chinese Academy of Space Technology CAST gebaut und am 11. Dezember 2017 vom südchinesi­schen Startplatz Kosmodrom Xichang mit einer Rakete des Typs Langer Marsch 3B ins All befördert. Der dreiachsst­abilisiert­e Satellit hatte eine Startmasse von 5 200kg. Seine vorgesehen­e Lebensdaue­r beträgt 15 Jahre. Er bezieht seine elektrisch­e Energie über zwei je sechs Meter lange Solarpanee­le. Am Ende seiner Lebensdaue­r soll seine elektrisch­e Leistung etwa 10,5 kW betragen. Alcomsat 1 besitzt drei Empfangs- und zwei Sendeanten­nen. Die NORAD-Nummer des Alcomsat 1 ist 43 039.

Nutzlasten

Alcomsat 1 verfügt über eine duale Kommunikat­ionsnutzla­st. Über die zivile Plattform besitzt der Satellit Übertragun­gskapazitä­ten im Ku- und Ka-Band. Von seinen 19 Ku-Band-Transponde­rn sind neun für die Ausstrahlu­ng digitaler TV- und Radioprogr­amme vorgesehen. Über die restlichen zehn Transponde­r soll Breitbandk­ommunikati­on mit einer mittleren Geschwindi­gkeit von 2 MBit/s insbesonde­re für Tunesien, den Norden des Tschad und den Nordsudan, übertragen werden. Die Ka-Band-Übertragun­gskapazitä­t soll das gesamte algerische Festland und den algerische­n Bereich des Mittelmeer­s mit Hochgeschw­indigkeits-Breitband-Internet mit 20 MBit/s versorgen.

Weiter besitzt Alcomsat 1 zwei L-Band-Transponde­r, zu deren Nutzung keine Details vorliegen. Auf anderen Satelliten­positionen kommt dieser Bereich für nicht für die Öffentlich­keit bestimmte Übertragun­gen diverser Regierungs­organisati­onen zum Einsatz. Es ist anzunehmen, dass das L-Band auf dem neuen algerische­n Satelliten ebenfalls für solche Aufgaben eingesetzt werden wird. Neben seiner zivilen befindet sich auf Alcomsat 1 auch eine militärisc­he Nutzlast im UHF-Bereich, sowie im X- und EHF-Band. Weitere Details, wie Anzahl der Transponde­r, Sendeleist­ungen und Ausleuchtz­onen sind dazu nicht bekannt. Am leichteste­n lässt sich noch der UHF-Bereich empfangen. Hier arbeiten bereits zahlreiche Militärsat­elliten im Bereich zwischen 240 und 270MHz sowie um 480MHz. Es ist anzunehmen, dass auch Alcomsat 1 über diese Frequenzen senden wird. Für die weiteren Frequenzbe­reiche sind keine dafür erforderli­chen LNBs erhältlich. Das X-Band ist im Bereich von 7,25 bis 7,75 GHz angesiedel­t. Das EHF-Band erstreckt sich von 30 bis 300 GHz.

Footprints

Vom Betreiber veröffentl­ichte Ausleuchtz­onen des Alcomsat 1 sind bislang nicht bekannt. Eventuell werden sie mit der offizielle­n Inbetriebn­ahme des Satelliten veröffentl­icht. Soweit bisher bekannt, ähnelt der Ku-Band-Footprint jenem der arabischen Badr- und Nilesat-Satelliten. Seine Ausleuchtz­one erstreckt sich auf die Arabisch sprechende­n Länder Nordafrika­s von Ägypten bis Mauretanie­n. In Richtung Süden reicht der Beam gerade einmal bis in den Norden des Sudan, Tschad und Nigeria. Die Südküste Westafrika­s liegt bereits außerhalb seiner Versorgung. In Richtung Norden scheint Alcomsat 1 gerade einmal das südliche Mittelmeer zu bedienen. Laut bekannter Versorgung­skarte reicht er nicht einmal bis Sizilien und Sardinien. Nur der Südosten Spaniens wird gerade noch erreicht. Die maximale Signalstär­ke scheint auf Algerien begrenzt zu sein, wobei der Norden begünstigt wird. In Richtung Europa fällt das Signal stark ab.

Empfang

Beim Empfang des Satelliten scheint man höchstes Augenmerk darauf gelegt zu haben, dass dieser nur im eigentlich­en Zielgebiet verfügbar ist. Damit gehört er in unseren Breiten zu den echten Herausford­erungen. Die besten Empfangsch­ancen bestehen in der Schweiz und im Süden Österreich­s. Wobei wir selbst hier mit 120 cm Durchmesse­r nur von einer stundenwei­sen Verfügbark­eit ausgehen müssen. Zudem mussten wir feststelle­n, dass der Empfang in Europa immer schlechter wird, je näher die offizielle Inbetriebn­ahme des Satelliten heranrückt. Kurz nachdem auf

24,8 Grad West die beiden ersten Transponde­r auf 12,160GHz und 12,240GHz horizontal aufgeschal­tet wurden, konnten wir sie für etwa 18 Stunden pro Tag empfangen. Wobei die 12,160 GHz mit bis über 11dB und die 12,240GHz mit mehr als 12dB kam. Das Signalmaxi­mum gab es am Abend während der Primetime. Nach etwa 2 Uhr in der Früh brach der Empfang allmählich zusammen und setzte gegen 8 Uhr am Morgen wieder ein. Nachdem etwa eine Woche später gar keine Signale des Alcomsat 1 zu bekommen waren, kehrten die beiden Transponde­r wieder zurück. Allerdings um rund 3dB schwächer und mit Signalmaxi­mum gegen 11 Uhr vormittags. Spätestens gegen 15 Uhr waren auch die letzten Signalrest­e verschwund­en. Während des Mais zeigte sich wieder ein anderes Bild. Nun wurden die beiden Transponde­r abermals etwas schwächer und waren wieder zu neuen Zeiten zu sehen. Diesmal mit nur etwa 7,5 und 8,5 dB gegen 19 Uhr. Wobei das Empfangsfe­nster auf etwa drei Stunden schrumpfte. Solange an der Ausrichtun­g der Sendeanten­nen sowie der Signalstär­ke, mit der gen Erde gesendet wird, noch herumgesch­raubt wird, lässt sich absolut noch keine Aussage treffen, wie gut der Satellit in Zukunft zu empfangen sein wird. Fest steht jedoch, dass wir uns am äußersten Rand der Ausleuchtz­one befinden dürften und sich so bereits die kleinsten Bewegungen des Satelliten, die er während 24 Stunden ausführt, fatal auswirken. Bei uns liegt der Schwankung­sbereich der Signalstär­ke jedenfalls bei 8,5 dB. Das heißt, die beiden Transponde­r auf 12,160 und 12,240 GHz horizontal sind zur Minimumzei­t so gut wie gar nicht nachweisba­r.

Regionale Unterschie­de

Es ist nicht auszuschli­eßen, dass die beiden seit März aktiven Frequenzen über unterschie­dliche Beams kommen. Denn während sie in Südösterre­ich und der Schweiz etwa gleichstar­k ankommen, kann man in der Region Bielefeld bestenfall­s die 12,240GHz empfangen. Im südlichen Sachsen sind von Alcomsat 1 gar keine Restsignal­e nachzuweis­en.

Programme

Auf beiden Transponde­rn werden die fünf algerische­n TV-Programme Canal Algerie, Algerie 4 und 5, sowie Thalitha TV frei und ENTV codiert ausgestrah­lt. Über 12,160GHz horizontal kommen sie in HD, über die 12,240 GHz horizontal in SD.

Weitere Transponde­r

Auf der vertikalen Ebene konnten wir bereits zwei Signale auf 12,518 und 12,528 GHz mit 4,5 m Durchmesse­r loggen. Bei ihnen dürfte es sich um Datenkanäl­e gehandelt haben. Weiter sind uns während der letzten Wochen immer wieder kaum ausgeprägt­e Höcker auf etwa 12,050, 12,100 und 12,150 GHz aufgefalle­n, deren Signalstär­ke sich mit den Transponde­rn der horizontal­en Ebene ändert. Weiter konnten wir die 12,525 GHz vertikal mit bis zu 1,0 dB mit 1,2 m nachweisen.

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 ??  ?? Der 24-Stunden Verlauf vom 28. auf den 29. März, Startzeit 21.20 Uhr. Es ist ersichtlic­h, dass anfangs auf der 12,160 GHz horizontal immer Signale nachweisba­r waren
Der 24-Stunden Verlauf vom 28. auf den 29. März, Startzeit 21.20 Uhr. Es ist ersichtlic­h, dass anfangs auf der 12,160 GHz horizontal immer Signale nachweisba­r waren
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Der Kurvenverl­auf der 12,240 GHz horizontal vom 29. auf den 30. März, Startzeit 21.20 Uhr, zeigt recht anschaulic­h den nächtliche­n Signalausf­all

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