Technisat Digit S4 FreenetTV als erster Receiver für FreenetTV über Satellit
Schon seit einiger Zeit kann das Paket von FreenetTV auch über Satellit empfangen werden. Zumeist klappte das aber nur mit dem CI-Plus-Modul des Anbieters, denn Digitalreceiver mit eingebautem Freenet-Sat-Empfang waren nicht verfügbar. Das hat sich mit dem Technisat Digit S4 FreenetTV geändert.
Der kompakte Digitalreceiver verfügt nämlich als Erster überhaupt über einen eingebauten Decoder für FreenetTV über Satellit. Damit eignet sich das Gerät – ähnlich wie die Gegenstücke für HD Plus – zum Empfang aller freien Sender in HD sowie zusätzlich gegen Gebühr der HD-Ableger aller wichtigen deutschen Privatsender. Dabei ist der Receiver etwas kompakter geraten als wir es sonst von Technisat gewohnt sind, was allerdings kein Nachteil ist. Bei der Ausstattung ist er mit andern Digitalreceiver vergleichbar. Das Programmangebot
entspricht dabei fast der Auswahl über DVB-T2, allerding werden die Programme über Satellit nicht Progressiv sondern Interlaced ausgestrahlt.
Anschlüsse
Entgegen ersten Vermutungen gibt es keine Klappe und damit auch keinerlei Bedienelemente oder Anschlüsse auf der Vorderseite. Diese sind allesamt auf der Rückseite zu finden. Neben dem üblichen HDMI-Ausgang und der Netzwerkschnittstelle zählt dazu auch ein koaxialer Digitalausgang und einen AV-Ausgang. Dieser
ist wir mittlerweile häufig üblich als 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse ausgeführt und bietet damit nur das nicht ganz so hochwertige FBAS-Signal für ältere Fernseher. Zudem ist das notwendige Adapterkabel im Lieferumfang nicht enthalten und muss bei Bedarf zusätzlich erworben werden. Ein USB-Anschluss ist ebenfalls vorhanden, allerdings auch auf der Rückseite. Auf der Frontseite informiert ein gut lesbares vierzeiliges alphanumerisches Display über den aktuellen Betriebszustand des Gerätes und zeigt manche Funktionen als Text an. Leider gilt dies
nicht für die eigentlichen Sendernamen. Diese werden Stattdessen mit einem P und der Sendernummer angezeigt. Das ist beim Radioempfang über Satellit natürlich etwas unpraktisch, da ein Betrieb ohne zusätzlich eingeschalteten Fernseher nur bedingt möglich ist.
Installation
Die Installation ist Technisat-typisch sehr umfangreich und umfassend. So kann beispielsweise der Mehrsatellitenempfang (DiSEqC 1.0) eingerichtet und die Netzwerkanbindung eingerichtet werden. Hier ist Technisat vorbildlich und informiert den Nutzer sehr ausführlich über die Konsequenzen einer Einbindung in das Internet. Sogar eine Datenschutzerklärung muss akzeptiert werden. Da hinken viele andere Anbieter von Digitalreceivern noch deutlich hinterher. Der anschließende Suchlauf ist ausgesprochen schnell erledigt. Deutlich mehr Zeit braucht der Receiver hingegen beim Einlesen der Sieh-Fern-Daten. Dabei handelt es sich um einen gepflegten EPG, der als praktisches Komfortmerkmal beim Gerät enthalten ist. Ungeduldige können unter Verzicht auf die aktuellen Daten diese Suche aber auch überspringen und später durchführen lassen. Die Kanalsortierung ist wie immer hervorragend, sogar die gewünschten Regionalvarianten der dritten Programme können ausgewählt werden.
Im Betrieb
Auf den ersten Blick etwas verwirrend ist die Kanalliste bei der Bearbeitung. So gibt es insgesamt drei Listen, die gleichzeitig auch Favoritenlisten sind. Diese tragen den Namen TV-Liste, TV-Liste 2 und TV-Liste 3 und können beliebig bestückt werden. Eine vierte Liste mit dem Namen FreenetTV ist hingegen fest belegt und kann nicht geändert werden. In der kompletten TV-Liste (Alle TV-Sender) werden schließlich alle Sender angezeigt. Werden mehrere Satelliten empfangen, sortiert das Gerät nicht nach empfangenen Satelliten, sondern legt die Kanäle alle in der Gesamtliste ab. Allerdings kann dann über die Filterfunktion doch noch eine Eingrenzung nach Satellit vorgenommen werden.
Fernbedienung
Die mitgelieferte Fernbedienung ist übrigens vielen Technisat-Nutzern sicherlich bekannt und bietet keine Überraschungen. Das ist durchaus positiv gemeint, denn die Signalgeber aus dem Hause Technisat konnten bisher immer überzeugen. So auch in diesem Test. Sie liegt gut in der Hand und steuert den Receiver zuverlässig, auch wenn sie nicht direkt auf die Front des Gerätes gerichtet ist.
Freenet TV
Ein Highlight des Gerätes ist sicherlich der Empfang von Freenet TV. Hierfür ist keine Smartcard erforderlich, da es sich um ein kartenloses Decordiersystem handelt. Der dennoch vorhandene Kartenschacht auf der Rückseite ist nur für spätere Änderungen vorgesehen, momentan aber ohne Funktion. Schaltet man mit dem Receiver auf einen Sender aus dem Paket von Freenet TV, bekommt man zuerst eine Fehlermeldung, dass die Aktivierung von FreenetTV nicht aktuell ist. Das ist normal, denn zunächst muss das Gerät über das Webinterface von Freenet aktiviert werden.
Aktivierung
Hierzu muss der Nutzer – falls noch nicht geschehen – einen Account bei Freenet anlegen. Dafür gibt es dann drei Monate FreenetTV als Schnupperangebot zum Start geschenkt (Exakt: 91 Tage). Erst danach muss sich der Nutzer entscheiden, ob er ggf. ein kostenpflichtiges Abo abschließt. Die zur Aktivierung nötige TV ID von Freenet ist ein 11-stelliger Zahlencode. Dieser liegt in einem Willkommensheft dem Receiver bei und ist nochmals zusätzlich auf der Receiverunterseite zu finden. Die eigentliche Aktivierung ist dann schnell und problemlos mit wenigen Klicks auf dem Server von Freenet unter www.freenet.tv erledigt. Wenige Sekunden nach Aktivierung ist das Bild bereits da.
Empfang
Der Tuner des Digitalreceivers von Technisat zeigt sich ausgesprochen flexibel. Neben dem Einzelsatellitenempfang ist auch der Parallelempfang von vier Positionen via DiSEqC 1.0 möglich. Unterstützt wird außerdem die hauseigene Multytenne von Technisat, die Technisat-Einkabellösung TechniSelect sowie das Spezial-LNB DisiCon, ebenfalls von Technisat. Zudem versteht die Box sowohl Unicable 1 als auch Unicable 2/JESS. Praktisch: Bei der Einrichtung von Unicable-Anlagen gibt es auch einen automatischen Suchlauf, welcher die verwendeten Frequenzen für die Einkabellösung automatisch findet. Im Test klappte das einwandfrei. Im Falle von Unicable 2 muss die Frequenz allerdings zwingend per Hand eingegeben werden.
Fernsehen
Etwas enttäuscht waren wir von den Umschaltzeiten des Gerätes. Bei freien Programmen klappt das mit im Schnitt 1,5 Sekunden zwar recht flott, die verschlüsselten Sender brauchen allerdings zumeist mehr als 3 Sekunden, bis ein stabiler Empfang feststellbar war. Sicherlich verzögert hier die Entschlüsselungselektronik die Umschaltzeit auch etwas. Gewohnt übersichtlich ist der EPG, zu erreichen über die SFI-Taste auf der Fernbedienung. Dieser lässt sich je nach Bedarf zwischen Mehrkanal- und Einzelkanalanzeige umschalten. Über die Info-Taste lassen sich schließlich die Sendungs-
Spezialfunktion
Eine interessante Funktion ist auch die automatische Aufnahme von Sendern mit Aufnahmebeschränkung: Ist die Aufnahme bei einem HD-Sender gesperrt, nimmt das Gerät automatisch die SD-Variante des Programmes auf, wenn die entsprechende Funktion aktiviert wurde. Momentan zeigte sich im Test aber, dass sämtliche Programme von Freenet auch aufgezeichnet werden können, zumindest klappte das testweise sowohl bei RTL HD, VOX als auch SAT.1. Entsprechende Aufzeichnungen konnten auch einen Tag später noch angeschaut werden, waren aber bei der RTL-Gruppe mit der schon bekannten Vorspulsperre versehen. Es empfiehlt sich deshalb, die automatische SD-Aufnahme zu deaktivieren, da der Receiver ansonsten alle Privatsender nur informationen abrufen. Diese sind dank redaktioneller Pflege sehr umfangreich und informativer als die reinen EPG-Daten der Sender.
Aufnahme
Das Gerät verfügt über volle PVR-Funktionen. Wird ein Datenträger an der Rückseite angeschlossen, lassen sich Aufnahmen auf Festplatte bannen und auch Timeshift nutzen. Glücklicherweise ist ein Formatieren des Datenträgers nicht erforderlich, so dass bereits vorhandene Inhalte nicht verlorengehen. Eine automatische Timeshiftfunktion gibt es zwar nicht, dafür erlaubt das Gerät aber das Abspeichern von bereits aufgenommenen Programmteilen nach Drücken der Pause-Taste. in SD aufzeichnet. Sollte es künftig bei der Aufnahme weitere Einschränkungen geben, kann der Nutzer aber mit dieser Funktion dir Privatsender bequem aufzeichnen, ohne jedesmal erst auf das SD-Bouquet des betreffenden Kanals wechseln zu müssen.
Netzwerkfunktionen
Im Netzwerkbereich sind wir eigentlich von den meisten Geräten des Herstellers mehr als verwöhnt. Umso erstaunlicher, dass der Digit S4 mit keinen nennenswerten Netzwerkfunktionen ausgestattet ist. So unterstützt das Gerät kein HbbTV, bietet keinerlei Apps und auch die bekannten Watchme-Kanäle – eigentlich Standardausrüstung höherwertiger Technisat-Receiver – können mit dem Receiver nicht hybrid empfangen werden. Da stellt sich sicher mancher die Frage, wozu das Gerät überhaupt über eine Netzwerkbuchse verfügt. Die Antwort: Der Empfang von Radiosendern aus dem Internet ist damit möglich. Die Kanäle sind bereits bei der Installation vorhanden und können im Radiomodus abgespielt werden, wenn der Receiver im Netz ist. Die eigentlich für Netzwerkfunktionen zuständige WWW-Taste auf der Fernbedienung hat beim Digit S4 hingegen keine Funktion.
Multimedia
Über die DVR-Taste lassen sich nicht nur angefertigte Aufnahmen abrufen, sondern auch Medien wiedergeben, die auf dem externen Datenträger abgelegt sind. So ist die Wiedergabe von Filmen, Fotos und auch Musikdateien möglich. Die üblichen Formate werden hier unterstützt, lediglich wmv-HD (VC1) und DivX 3 kann der Receiver nicht verarbeiten. Die Wiedergabe funktioniert problemlos und auch die Tonkanalauswahl bei Medien mit Mehrkanalton wird unterstützt. Hier zeigt sich das Gerät als solider Abspieler für Multimediainhalten. Etwas Schade fanden wir nur, dass die zum Anschluss externer Datenträger nötige USB-Buchse nur auf der Rückseite zu finden ist, was den spontanen Wechsel etwas erschwert.
Fazit
Der Technisat Digit S4 FreenetTV ist ein solider Pay-TV-Empfänger für die kosten- pflichtigen HD-Programme des Anbieters. Der Empfang sowohl verschlüsselter als auch unverschlüsselter Sender funktioniert damit einwandfrei. Etwas enttäuscht waren wir bei den Netzwerkfunktionen. Nur zum Empfang von Internetradio werden nicht unbedingt viele Nutzer das Gerät auch mit dem Internet verbinden. Zumindest HbbTV hätten wir eigentlich vom Gerät erwartet. Verbesserungsbedarf gibt es noch bei der Aufnahmefunktion von Sendern aus den Freenet-Paket. Wer sich für den Empfang von FreenetTV als Alternative von HD Plus über Satellit interessiert, findet mit dem Technisat Digit S4 Freenet TB eine praktische Lösung zum fairen Preis von im günstigsten Fall knapp 80 Euro.