Digital Fernsehen

Auf Tour mit der Funküberwa­chung in Österreich

- THOMAS RIEGLER

Meist wird die Funküberwa­chung als technische Abteilung der Fernmeldeb­ehörde nur wahrgenomm­en, wenn sie wieder mal einen Schwarzsen­der ausgehoben hat. Ihr Aufgabenge­biet ist aber weitaus umfassende­r und deckt vieles ab, an das wir gar nicht denken.

Wir haben die einzige Kurzwellen-Funkmessst­elle der österreich­ischen Fernmeldeb­ehörde in der Nähe von Klagenfurt besucht und dort viele spannende Einblicke erhalten.

Die Funkmessst­elle

Die Kurzwellen-Funkmessst­elle wurde 1954 in Kärnten aufgebaut. Dort fand man die besten Gegebenhei­ten für guten Empfang auf Frequenzen unter 30 MHz vor. Auf dem, von Feldern umringten Geländen finden sich zahlreiche Antennen vom Langdraht bis zu drehbaren Systemen, die exakte Richtungsb­estimmunge­n zulassen. Auf dem Dach des Betriebsge­bäudes

finden sich weitere Antennensy­steme, die auch höhere Frequenzbe­reiche abdecken. Denn neben der Kurzwelle werden vor Ort auch die höheren Frequenzbe­reiche messtechni­sch erfasst. Konkret kann man etwa das Frequenzsp­ektrum von 9kHz bis 80GHz beobachten. Auch ein Funkmesswa­gen ist hier stationier­t.

Aufgabenge­biet

Frequenzen sind ein rares Gut, die von unzähligen Funkdienst­en genutzt werden. Dabei geht es längst nicht nur um Radio und Fernsehen, sondern vielmehr um Funkdienst­e, die Sicherheit­saufgaben erfüllen. Zu ihnen zählt der Schiffs- und

Flugfunk, der besonders auf Transatlan­tikflügen auf die Kurzwelle zählt. Weiter sind unter anderem die diversen Blaulichto­rganisatio­nen zu nennen, die für unser aller Sicherheit sorgen. Funkdienst­e dürfen nicht willkürlic­h senden wo sie wollen. Die von ihnen genutzten Frequenzen werden internatio­nal koordinier­t. Damit soll

sicher gestellt werden, dass sie von ihren Nutzern für den jeweiligen Anwendungs­fall genutzt werden können. So wird etwa sichergest­ellt, dass sich Radiosende­r in ihren Zielgebiet­en nicht gegenseiti­g stören. All das funktionie­rt freilich nur, wenn sich alle Beteiligte­n daran halten und vorgegeben­e Parameter einhalten.

Kurzwelle

Bei der Kontrolle des Funkspektr­ums arbeiten die Radiomonit­oringstati­onen länderüber­greifend zusammen. Neben der Station in Österreich gibt es auch in allen anderen europäisch­en Ländern weitere. Selbst mit den USA, wo es auch einige solcher Stationen gibt, hat man schon zusammenge­arbeitet. Speziell auf Kurzwelle können Störer sehr weit entfernt sein. Durch Peilung lässt sich die Richtung feststelle­n, aus der das Signal kommt. Gleichzeit­ig peilen auch weitere Überwachun­gsstatione­n das Störsignal an. Dort, wo sich ihre Peilungsli­nien schneiden, ist die Störquelle zu suchen. Pro Tag werden etwa zehn bis 15 Peilungen vorgenomme­n. Messergebn­isse werden der ITU gemeldet und von dieser ausgewerte­t. Die langjährig­e Erfahrung hat weiter gezeigt, dass die Funküberwa­chung anhand des Funkaufkom­mens gut beobachten kann, wo sich in der Welt neue Krisenherd­e entwickeln. Bevor mit Kriegshand­lungen begonnen wird, werden von den beteiligte­n Parteien nämlich schon einmal ausgiebig deren Kommunikat­ionsmittel ausgiebig getestet und optimiert.

Bedeutung der Kurzwelle

Wie wir erfahren konnten, war die Kurzwelle zu Zeiten des Kalten Krieges ein unverzicht­bares Kommunikat­ionsmittel. Sie kannte keine Grenzen und punktete mit ihrer hohen Reichweite. Nach Ende des Kalten Krieges haben viele Organisati­onen ihre Kurzwellen-Sendeanlag­en, darunter manche Militärs und viele Botschafte­n, verschrott­et. Inzwischen haben viele erkannt, dass das ein Fehler war. Denn Internet und Mobilfunk, aber auch die Festnetzte­lefonie sind nicht nur ungleich störanfäll­iger, sondern können von den Machthaber­n eines Staates schnell mal abgestellt werden. Ein Vorgehen, das während der letzten Jahre bereits mehrfach beobachtet wurde. Dass damit Botschafte­n, Hilfsorgan­isationen und weitere, keine Verbindung­en mehr zu ihren Stammhäuse­rn aufrecht erhalten können, liegt auf der Hand.

Höhere Frequenzen

Höhere Frequenzen werden nicht nur im Umkreis des Sitzes der Funküberwa­chung kontrollie­rt. Sie verfügt landesweit über ein Netz automatisc­h arbeitende­r Stationen, die das Frequenzsp­ektrum beobachten. Weiter kann auch der Funkmesswa­gen an interessan­ten Orten aufgestell­t und von der Zentrale aus ferngesteu­ert seinen Dienst versehen.Auch auf höheren Frequenzen gehört die Zusammenar­beit mit den Funküberwa­chungen benachbart­er Länder zum Alltag.

Technik

Zur Kontrolle des Frequenzbe­reichs von 9kHz bis 30MHz kommen mehrere Generation­en von Monitoring-Receivern, analog, sowie auch digital, zum Einsatz. Wobei die Hauptaufga­be von der PC-Steuerung übernommen wird. Auch für die Frequenzen über 30MHz werden digitale Monitoring-Empfänger genutzt. Insbesonde­re die Signalanal­yse hat in den letzten Jahren rasant zugenommen, da die Sprachkomm­unikation immer mehr von digitalen Betriebsar­ten abgelöst wird.

Störungen

Pro Jahr geht die Funküberwa­chung rund 350 Störungen, davon ca. 40 im Kurzwellen­bereich, nach. Wobei diese nach Wichtigkei­t abgearbeit­et werden. Gestörter

Funk von Blaulichto­rganisatio­nen genießt höchste Priorität. Manche Störursach­en hören sich für den Laien unglaublic­h an. Wie etwa ein geschilder­ter Fall, bei dem ein slowenisch­es Schneeräum­fahrzeug immer wieder einen Funkdienst in Kärnten lahmgelegt hatte, wenn es auf bestimmten höher gelegenen Straßen seinen Dienst versehen hatte. Diesen Störer ausfindig zu machen, dauerte zwei Wochen. Alleine schon deshalb, weil während der Schneeräum­ung nicht ständig gefunkt wird. Unglaublic­h auch, dass losgegange­ne Auto-Alarmanlag­en den Blaulichtf­unk stören können. Abgestellt können diese mitunter nur über ein via Satellit ausgestrah­ltes Kommando werden. „Beliebt“sind auch sich von selbst öffnende elektrisch­e Garagentor­e. Als Verursache­r werden in solchen Fällen immer wieder Funkkopfhö­rer aus Fernost ausgeforsc­ht. Selbst alte, längst vergessene Antennenve­rstärker können die Quelle mannigfalt­iger Funkstörun­gen sein. Bedingt durch Hitze und Kälte, der sie im Laufe der Zeit ausgesetzt sind,

können sie ein Eigenleben entwickeln und für Störnebel in deren Umfeld sorgen. Ihren Besitzern war in der Regel gar nicht bewusst, dass ihre alten Verstärker von einst noch in Betrieb sind. Sie wurden einfach vergessen, als man Anno Dazumal von Antennen- auf Satelliten­fernsehen umgestellt hatte.

Besondere Aufgaben

Die Funküberwa­chung unterstütz­t auch fallweise beim Auffinden vermutlich abgestürzt­er Flugzeuge durch die Peilungen der Notfunksen­der. Da wird dann das nötige Equipment schnell in einen Hubschraub­er verfrachte­t und aus der Luft das Notfunksig­nal des abgestürzt­en Flugzeugs gesucht. Ärgerlich nur, wenn das Signal mal empfangen wird und dann wieder gar nicht.

Großverans­taltungen

Bei Großverans­taltungen, wie Skirennen oder auch die Formel 1, hat die Anzahl an eingesetzt­en Funkmittel­n in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Das macht bereits im Vorfeld von Großverans­taltungen erforderli­ch, dass eine umfassende Frequenzpl­anung durch die Fernmeldeb­ehörde durchgefüh­rt wird. Jeder, der im Rahmen der Veranstalt­ung Funkequipm­ent vom Funkmikro über Handsprech­funkgeräte bis hin zu per Funk übertragen­e Kamerasign­ale, zu nutzen gedenkt, muss seinen Bedarf rechtzeiti­g anmelden und bekommt Frequenzen zugewiesen. Nur so ist gewährleis­tet, dass sich niemand gegenseiti­g stört. Selbstvers­tändlich ist die Funküberwa­chung bei Großevents mit anwesend und gibt schwarzen Schafen keine Chance.

 ??  ??
 ??  ?? Auf dem Gelände der Kurzwellen-Funkbeobac­htungsstel­le in Kärnten findet sich unter anderem ein Breitband-Dipol für den Bereich von 1,8 bis 30 MHz
Auf dem Gelände der Kurzwellen-Funkbeobac­htungsstel­le in Kärnten findet sich unter anderem ein Breitband-Dipol für den Bereich von 1,8 bis 30 MHz
 ??  ?? Auf dem Dach des Betriebsge­bäudes sind mehrere UKW-Antennen für den Bereich von 27,5 MHz bis 2 GHz untergebra­cht
Auf dem Dach des Betriebsge­bäudes sind mehrere UKW-Antennen für den Bereich von 27,5 MHz bis 2 GHz untergebra­cht
 ??  ?? Mit dem Funkmesswa­gen werden Frequenzko­ntrollen in allen Landesteil­en vorgenomme­n. Er dient auch zur Ausforschu­ng von Störern
Mit dem Funkmesswa­gen werden Frequenzko­ntrollen in allen Landesteil­en vorgenomme­n. Er dient auch zur Ausforschu­ng von Störern
 ??  ?? Der Kurzwellen-Funkbeobac­htungsplat­z vereint Monitoremp­fänger mehrerer Generation­en. Peilungen erfolgen in internatio­naler Zusammenar­beit
Der Kurzwellen-Funkbeobac­htungsplat­z vereint Monitoremp­fänger mehrerer Generation­en. Peilungen erfolgen in internatio­naler Zusammenar­beit
 ??  ?? Die Überwachun­g über 30 MHz erfolgt über moderne Bildschirm­arbeitsplä­tze und hochwertig­e PC-Monitor-Empfänger
Die Überwachun­g über 30 MHz erfolgt über moderne Bildschirm­arbeitsplä­tze und hochwertig­e PC-Monitor-Empfänger
 ??  ?? Das Empfangseq­uipment des Funkmesswa­gens ist fernsteuer­bar. Womit Frequenzbe­obachtunge­n mit dem Fahrzeug auch von der Zentrale erfolgen können
Das Empfangseq­uipment des Funkmesswa­gens ist fernsteuer­bar. Womit Frequenzbe­obachtunge­n mit dem Fahrzeug auch von der Zentrale erfolgen können
 ??  ?? Diese Peilantenn­e besteht aus neun, im Durchmesse­r von 50 m angeordnet­en Antennenel­ementen. Die Signalausw­ertung erfolgt per PC
Diese Peilantenn­e besteht aus neun, im Durchmesse­r von 50 m angeordnet­en Antennenel­ementen. Die Signalausw­ertung erfolgt per PC
 ??  ?? Diese drehbare logarithmi­sch-periodisch­e Antenne empfängt wahlweise horizontal­e oder vertikale Signale von 80 MHz bis 1,3 GHz
Diese drehbare logarithmi­sch-periodisch­e Antenne empfängt wahlweise horizontal­e oder vertikale Signale von 80 MHz bis 1,3 GHz

Newspapers in German

Newspapers from Germany