Auf Tour mit der Funküberwachung in Österreich
Meist wird die Funküberwachung als technische Abteilung der Fernmeldebehörde nur wahrgenommen, wenn sie wieder mal einen Schwarzsender ausgehoben hat. Ihr Aufgabengebiet ist aber weitaus umfassender und deckt vieles ab, an das wir gar nicht denken.
Wir haben die einzige Kurzwellen-Funkmessstelle der österreichischen Fernmeldebehörde in der Nähe von Klagenfurt besucht und dort viele spannende Einblicke erhalten.
Die Funkmessstelle
Die Kurzwellen-Funkmessstelle wurde 1954 in Kärnten aufgebaut. Dort fand man die besten Gegebenheiten für guten Empfang auf Frequenzen unter 30 MHz vor. Auf dem, von Feldern umringten Geländen finden sich zahlreiche Antennen vom Langdraht bis zu drehbaren Systemen, die exakte Richtungsbestimmungen zulassen. Auf dem Dach des Betriebsgebäudes
finden sich weitere Antennensysteme, die auch höhere Frequenzbereiche abdecken. Denn neben der Kurzwelle werden vor Ort auch die höheren Frequenzbereiche messtechnisch erfasst. Konkret kann man etwa das Frequenzspektrum von 9kHz bis 80GHz beobachten. Auch ein Funkmesswagen ist hier stationiert.
Aufgabengebiet
Frequenzen sind ein rares Gut, die von unzähligen Funkdiensten genutzt werden. Dabei geht es längst nicht nur um Radio und Fernsehen, sondern vielmehr um Funkdienste, die Sicherheitsaufgaben erfüllen. Zu ihnen zählt der Schiffs- und
Flugfunk, der besonders auf Transatlantikflügen auf die Kurzwelle zählt. Weiter sind unter anderem die diversen Blaulichtorganisationen zu nennen, die für unser aller Sicherheit sorgen. Funkdienste dürfen nicht willkürlich senden wo sie wollen. Die von ihnen genutzten Frequenzen werden international koordiniert. Damit soll
sicher gestellt werden, dass sie von ihren Nutzern für den jeweiligen Anwendungsfall genutzt werden können. So wird etwa sichergestellt, dass sich Radiosender in ihren Zielgebieten nicht gegenseitig stören. All das funktioniert freilich nur, wenn sich alle Beteiligten daran halten und vorgegebene Parameter einhalten.
Kurzwelle
Bei der Kontrolle des Funkspektrums arbeiten die Radiomonitoringstationen länderübergreifend zusammen. Neben der Station in Österreich gibt es auch in allen anderen europäischen Ländern weitere. Selbst mit den USA, wo es auch einige solcher Stationen gibt, hat man schon zusammengearbeitet. Speziell auf Kurzwelle können Störer sehr weit entfernt sein. Durch Peilung lässt sich die Richtung feststellen, aus der das Signal kommt. Gleichzeitig peilen auch weitere Überwachungsstationen das Störsignal an. Dort, wo sich ihre Peilungslinien schneiden, ist die Störquelle zu suchen. Pro Tag werden etwa zehn bis 15 Peilungen vorgenommen. Messergebnisse werden der ITU gemeldet und von dieser ausgewertet. Die langjährige Erfahrung hat weiter gezeigt, dass die Funküberwachung anhand des Funkaufkommens gut beobachten kann, wo sich in der Welt neue Krisenherde entwickeln. Bevor mit Kriegshandlungen begonnen wird, werden von den beteiligten Parteien nämlich schon einmal ausgiebig deren Kommunikationsmittel ausgiebig getestet und optimiert.
Bedeutung der Kurzwelle
Wie wir erfahren konnten, war die Kurzwelle zu Zeiten des Kalten Krieges ein unverzichtbares Kommunikationsmittel. Sie kannte keine Grenzen und punktete mit ihrer hohen Reichweite. Nach Ende des Kalten Krieges haben viele Organisationen ihre Kurzwellen-Sendeanlagen, darunter manche Militärs und viele Botschaften, verschrottet. Inzwischen haben viele erkannt, dass das ein Fehler war. Denn Internet und Mobilfunk, aber auch die Festnetztelefonie sind nicht nur ungleich störanfälliger, sondern können von den Machthabern eines Staates schnell mal abgestellt werden. Ein Vorgehen, das während der letzten Jahre bereits mehrfach beobachtet wurde. Dass damit Botschaften, Hilfsorganisationen und weitere, keine Verbindungen mehr zu ihren Stammhäusern aufrecht erhalten können, liegt auf der Hand.
Höhere Frequenzen
Höhere Frequenzen werden nicht nur im Umkreis des Sitzes der Funküberwachung kontrolliert. Sie verfügt landesweit über ein Netz automatisch arbeitender Stationen, die das Frequenzspektrum beobachten. Weiter kann auch der Funkmesswagen an interessanten Orten aufgestellt und von der Zentrale aus ferngesteuert seinen Dienst versehen.Auch auf höheren Frequenzen gehört die Zusammenarbeit mit den Funküberwachungen benachbarter Länder zum Alltag.
Technik
Zur Kontrolle des Frequenzbereichs von 9kHz bis 30MHz kommen mehrere Generationen von Monitoring-Receivern, analog, sowie auch digital, zum Einsatz. Wobei die Hauptaufgabe von der PC-Steuerung übernommen wird. Auch für die Frequenzen über 30MHz werden digitale Monitoring-Empfänger genutzt. Insbesondere die Signalanalyse hat in den letzten Jahren rasant zugenommen, da die Sprachkommunikation immer mehr von digitalen Betriebsarten abgelöst wird.
Störungen
Pro Jahr geht die Funküberwachung rund 350 Störungen, davon ca. 40 im Kurzwellenbereich, nach. Wobei diese nach Wichtigkeit abgearbeitet werden. Gestörter
Funk von Blaulichtorganisationen genießt höchste Priorität. Manche Störursachen hören sich für den Laien unglaublich an. Wie etwa ein geschilderter Fall, bei dem ein slowenisches Schneeräumfahrzeug immer wieder einen Funkdienst in Kärnten lahmgelegt hatte, wenn es auf bestimmten höher gelegenen Straßen seinen Dienst versehen hatte. Diesen Störer ausfindig zu machen, dauerte zwei Wochen. Alleine schon deshalb, weil während der Schneeräumung nicht ständig gefunkt wird. Unglaublich auch, dass losgegangene Auto-Alarmanlagen den Blaulichtfunk stören können. Abgestellt können diese mitunter nur über ein via Satellit ausgestrahltes Kommando werden. „Beliebt“sind auch sich von selbst öffnende elektrische Garagentore. Als Verursacher werden in solchen Fällen immer wieder Funkkopfhörer aus Fernost ausgeforscht. Selbst alte, längst vergessene Antennenverstärker können die Quelle mannigfaltiger Funkstörungen sein. Bedingt durch Hitze und Kälte, der sie im Laufe der Zeit ausgesetzt sind,
können sie ein Eigenleben entwickeln und für Störnebel in deren Umfeld sorgen. Ihren Besitzern war in der Regel gar nicht bewusst, dass ihre alten Verstärker von einst noch in Betrieb sind. Sie wurden einfach vergessen, als man Anno Dazumal von Antennen- auf Satellitenfernsehen umgestellt hatte.
Besondere Aufgaben
Die Funküberwachung unterstützt auch fallweise beim Auffinden vermutlich abgestürzter Flugzeuge durch die Peilungen der Notfunksender. Da wird dann das nötige Equipment schnell in einen Hubschrauber verfrachtet und aus der Luft das Notfunksignal des abgestürzten Flugzeugs gesucht. Ärgerlich nur, wenn das Signal mal empfangen wird und dann wieder gar nicht.
Großveranstaltungen
Bei Großveranstaltungen, wie Skirennen oder auch die Formel 1, hat die Anzahl an eingesetzten Funkmitteln in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Das macht bereits im Vorfeld von Großveranstaltungen erforderlich, dass eine umfassende Frequenzplanung durch die Fernmeldebehörde durchgeführt wird. Jeder, der im Rahmen der Veranstaltung Funkequipment vom Funkmikro über Handsprechfunkgeräte bis hin zu per Funk übertragene Kamerasignale, zu nutzen gedenkt, muss seinen Bedarf rechtzeitig anmelden und bekommt Frequenzen zugewiesen. Nur so ist gewährleistet, dass sich niemand gegenseitig stört. Selbstverständlich ist die Funküberwachung bei Großevents mit anwesend und gibt schwarzen Schafen keine Chance.