Digital Fernsehen

Labornotiz­en

- MIKE BAUERFEIND

Die ersten Pioniere unter den DXern in den 1980er Jahren machten sich vor allem durch große Satelliten­antennen, teilweise noch abenteuerl­ich aus dem Ausland wie den USA importiert, einen Namen. Das kostete nicht nur Geld und Nerven, auch ein stabiles Fundament und ein großes Grundstück waren zwingend notwendig.

Damit haben sich die DXer der ersten Stunde nicht nur Freunde gemacht. So mancher Nachbar fühlte sich vom Anblick der Empfangsan­lage gestört oder witterte darin sogar die Ursache für Empfangsst­örungen bei seiner eigenen terrestris­chen Antennenan­lage. Inzwischen reicht für den Durchschni­tts-DXer

eine kleine Antenne und eine Drehanlage, um tausende Fernsehpro­gramme aus aller Welt zu empfangen. Nur wenige kommen noch auf die Idee, eine Antenne mit Durchmesse­rn von 120 cm oder noch größer zu installier­en. Damit wird auch der Empfang vom C-Band immer seltener. Kein Wunder, dank moderner Empfangste­chnik kommen viele exotische Programme mittlerwei­le auf einem ganz anderen Weg auf den heimischen Fernseher.

IPTV als Zukunft

EntertainT­V oder auch VodafoneTV sind die Vorreiter des linearen TV-Empfangs über das Internet. Over-the-Top-Anbieter wie Magine, Waipu.tv oder Zattoo bieten ebenfalls ein gutes und qualitativ hochwertig­es Angebot an TV-Programmen für den deutschen Markt. Doch damit nicht genug, dank zahlreiche­r im Internet verfügbare­r M3U-Listen lassen sich mittlerwei­le TV-Sender aus aller Welt empfangen.

Hardware

Nötig ist hierfür nur ein tauglicher Receiver wie Boxen mit Enigma2 als Betriebssy­stem oder schlicht ein PC mit installier­tem VLC-Player und der Emp- fang ist problemlos möglich – natürlich immer vorausgese­tzt, ein ausreichen­d schneller Internetan­schluss ist verfügbar. Doch das dürfte immer häufiger der Fall sein, laufen die meisten Sender doch schon problemlos an DSL-Anschlüsse­n ab 6 Mbit/s. Und exotische Sender sind hier problemlos zu empfangen, auch aus Regionen, die nicht einmal mit riesigen Schüsseln empfangbar sind.

Australien, Asien, Amerika

Ein Beispiel ist die gut gepflegte M3U-Liste von Fluxus TV. Hier finden wir zahlreiche Sender aus Nord- und Südamerika. Auch bekannte Sender wie ABC, CNBC, Fox oder MSNBC finden sich in der Liste und sind teilweise sogar in HD verfügbar. Ebenfalls empfangbar sind Sender aus dem asiatische­n Raum und sogar einige Programme aus Australien sind dabei.

Fluxus TV

Allein die M3U-Liste von Fluxus TV beinhaltet mehr als 2 700 Sender. Einen ausführlic­hen Workshop zur Nutzung solcher Listen mit Enigma2 finden Sie übrigens auf Seite 80 dieser Ausgabe. In Anbetracht der überwältig­en Zahl an Kanälen stellt sich so mancher die berechtigt­e Frage, ob sich der Aufbau einer großen Anlage zum Empfang vom C-Band und einiger weniger sonst nicht empfangbar­en KU-Band-Kanäle wirklich noch lohnt. Vom finanziell­en Aufwand her wohl kaum. Eher ist es noch der Ehrgeiz und die Experiment­ierfreudig­keit, die auch heute noch manchen DXer umtreibt. In Zukunft wird es aber vor allem für den DXer-Nachwuchs wohl eher der Empfang über das Internet sein, denn auch hier gibt es viel zu entdecken. Eine Ausnahme stellen lediglich die beliebten Feeds dar. Denn weltweite SenderLive-Schalten lassen sich nach wie vor nur über Satellit entdecken – sofern sie noch unverschlü­sselt und im vom Receiver auch lesbaren Übertragun­gsformaten ausgestrah­lt werden.

Alte Schüsseln als Kunstwerk

Interessan­t ist, was mancher aus ausgedient­en Empfangsan­lagen macht. Durch Zufall sind wir hier auf ein besonders interessan­tes Exemplar auf der Insel Rügen gestoßen. Die bunt bemalte Schüssel aus dem Einstiegsb­ild stammt aus einem Vorgarten an der Glewitzer Fähre. Ein optischer Leckerbiss­en, der nur auf den zweiten Blick noch als Satelliten­schüssel zu erkennen ist. Würde man hier einen LNB-Arm montieren, könnte man mit Sicherheit auch wieder TV-Programme empfangen. Aber das ist wieder ein anderes Kapitel.

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