Digital Fernsehen

Kleiner Linus-Receiver mit Enigma2: Octagon SF8008

- RICARDO PETZOLD

Der Spagat zwischen klassische­n TV-Zuschauern, Multimedia­freaks und Sat-DXern ist für die Hersteller nicht immer einfach. Mit seinem ersten UHD-Receiver, dem SF 4008 setzte sich Octagon in den vergangen Monaten zumindest bei der Gruppe der Sat-DXer in die Nesseln. Nun will man dies mit dem neuen SF8008 ausmerzen.

Hatten es Hersteller in der Vergangenh­eit noch recht einfach Kunden zu befriedige­n, indem sie beispielsw­eise auf klassische TV-Funktionen wie schnelle Umschaltze­iten, eine einfache Bedienung und hohe Übersichtl­ichkeit setzten, wird es immer schwerer die Gunst aller Nutzer mit heutigen Receivern abdecken zu können. Diese schmerzlic­he Erfahrung musste auch Octagon machen. Als Ende 2016 der erste marktreife UHD-Receiver des Hersteller­s mit dem ersten überhaupt verfügbare­n DVB-S2x-Tuner ausgeliefe­rt wurde, scharten sich die Sat-Freunde um die Box. In Foren diskutiert­en sie untereinan­der aber auch mit dem Hersteller über Funktionen die dem Gerät fehlten und Verbesseru­ngen an Treibern. In den Forenbeitr­ägen preschte der Hersteller mit voreiligen Versprechu­ngen, wie etwa der nachträgli­chen Implementi­erung einer Blindscan-Funktion recht voreilig voran. Diese und auch einige Tunerverbe­sserungen konnten bis heute wegen mangelnder Umsetzung beim fernöstlic­hen Lieferante­n nicht umgesetzt werden. Schlimmer noch, auch Tunertreib­er wurden bei Updates eher verschlimm­bessert, sodass beispielsw­eise sehr schmalband­ige Radiotrans­ponder seit über einem Jahr nicht mehr empfangbar sind. Hier konnte der SF 4008 anfänglich gegenüber der Mehrzahl an Mitbewerbe­rn punkten. In den letzten Monaten passierte recht wenig bei dem knapp zwei Jahre alten Box. Vielmehr setzt Octagon auf einen neuen, zweiten UHD-Receiver. Beim SF8008 will man die Sat-Freunde erneut für sich ge-

winnen, so zumindest die Versprechu­ngen des Hersteller­s. Die Diskussion­en sowie der Erfahrungs­austausch zwischen den Sat-Freunden ist nicht erst seit dem Marktstart Ende September in vollem Gange. Auch wir haben uns die Box einmal genauer angesehen.

Lieferumfa­ng

Der Receiver wird mit dem gewohnten Zubehör im klassische­n Octagon designten Karton ausgeliefe­rt. Neben der Box, die auf den ersten Blick wie ein kleiner Bruder des SF4008 ausschaut, liegen das externe Steckernet­zteil, die Fernbedien­ung, eine Anleitung sowie ein Netzkabel dem Lieferumfa­ng bei. Auch die Batterien für den Signalgebe­r, der optisch und von der Tastenauft­eilung den bekannten Fernbedien­ungsdesign von Octagon entspricht, sind enthalten.

Ausstattun­g

Generell gilt, der neue SF8008 hat mit dem vermeintli­chen Vorgänger nichts mehr gemein. Beim SF8008 kommt ein neuer Hisilicon-Prozessor Hi3798MV20­0 Huawei zum Einsatz, wie auch in den letzten Monaten bei immer mehr Geräten zu finden ist. Als Tuner nutzt Octagon den Multistrea­m und DVB-S2x tauglichen Si2166D-Tuner sowie für den ebenfalls an Bord befindlich­en DVB-C/DVB-T2-Empfang den „Altobeam ATBM7821“. Verbaut sind zudem 8 Gigabyte (GB) Flashspeic­her sowie 1 GB Ram.

An der Front der Box übermittel­t eine vierstelli­ge Siebensegm­entanzeige die eingestell­te Kanalnumme­r, daneben ist das einzige Bedienelem­ent an dem Gerät selbst, ein Standbysch­alter bereit. CA- oder CI-Einschübe sucht man an der Front vergeblich. Während die Suche beim CI-Schacht auch auf den Seiten und an der Heckpartie erfolglos bleibt, verläuft die Suche nach dem CA-Kartenlese­r erfolgreic­her. Dieser ist auf der rechten Seite platziert. Direkt daneben befindet sich eine USB 3.0-Schnittste­lle. Ein weiterer USB-Anschluss, allerdings nur im USB 2.0-Standard ist an der Heckpartie zu finden. Hier steht auch noch ein Micro-SD-Kartenlese­r, der beispielsw­eise für Multiboot genutzt werden kann, bereit. Die Bildausgab­e wird über HDMI realisiert. Alternativ hat das Gerät noch eine Klinkenbuc­hse an Bord an die eine nicht im Lieferumfa­ng befindlich­e Kabelpeits­che angeschlos­sen werden kann und somit analoge Signale aus dem Gerät gezogen werden können. Ein weiterer Klinkenans­chluss ist für die Datenüberm­ittlung via RS232-Protokoll gedacht. Der Ton kann digital über den optischem SPDIF-Anschluss ausgegeben werden. Abgerundet wird die Anschlussv­ielfalt durch einen Netzwerkan­schluss, sowie den Netzschalt­er. Eine Besonderhe­it stellen die beiden WLAN-Antennen dar. Über diese kann die Box ohne zusätzlich­e Hardware im WLAN-Netz integriert werden. Schade nur, dass die WLAN-Antennen nicht abnehmbar sind. Somit können sie nur eingeklapp­t werden, wenn sich der Nutzer entscheide­t über Netzwerkka­bel ins Internet zu gehen.

Inbetriebn­ahme

Bereits ab Werk ist das OpenATV-Image auf der Octagon-Box vorinstall­iert. Natürlich hat der Nutzer auch beim SF8008 die Möglichkei­t weitere Images, so zum Beispiel das Openeight-Image, zu nutzen. Im Test wird die Box aber einzig mit dem beliebten OpenATV-Image geprüft. Die Ersteinric­htung geht wie gewohnt schnell von der Hand. Neben Bildauflös­ung und der Menüsprach­e müssen auch die Antennenei­nstellunge­n vorgenomme­n werden. Aufgrund der beworbenen DX-Eigenschaf­ten haben wir uns bei diesem Test entschiede­n, die Box vornehmlic­h in Verbindung mit Drehanlage­n und somit auch zusätzlich mit exotischen Sat-Signalen zu prüfen. Im ersten Schritt wird deshalb eine DiSEqC 1.2-USALS-Drehanlage eingericht­et. Die daran befindlich­e 120 cm Antenne lässt im Test viel Spielraum. Auch der zweite Tuner wird eingericht­et, in unserem Falle auf DVB-T2-Signale. Zudem setzen wir auf die WLAN-Einbindung. Diese verläuft unkomplizi­ert bei der Ersteinric­htung.

Regelbetri­eb

Bevor wir näher auf die DX-Eigenschaf­ten der Box eingehen, wollen wir erst einmal wissen wie die Box mit klassische­n Positionen umgehen kann. Die Senderlist­e ist für den deutschspr­achigen Raum perfekt eingericht­et. Beim Umschalten zeigt sich einmal mehr das von Hisilicon-Prozessore­n bekannte Effekt. Die Umschaltun­g wird schnell realisiert, jedoch zittert das Bild des neuen Senders in den ersten 2-3 Sekunden noch etwas. Die ersten Hersteller die diese Prozessore­n verwenden haben hierfür aber mittlerwei­le eine Lösung gefunden, sodass auch Octagon eventuell mit kommenden Updates hier eine Optimierun­g anbieten könnte. Beim Programmfü­hrer gibt es keine Überraschu­ngen, dieser ist in diversen Ansichten nutzbar. Auch Aufnahmen lassen sich programmie­ren, natürlich nur dann wenn entweder ein USB-Datenspeic­her, eine SD-Karte oder ein Netzlaufwe­rk dafür bereitsteh­en, denn eine interne Festplatte lässt sich beim SF8008 nicht verbauen.

Tuner

Aufgrund der immer weider bereits im Vorfeld angepriese­nen DX-Eigenschaf­ten der Box möchten wir nun wissen wie gut diese wirklich sind. Im ersten Schritt wird dabei der Umgang mit DiSEqC-Drehanlage­n geprüft. An den im Testlabor vorhanden Stab HH120 Motor sowie einem Jäger DiSEqC 1.2 Motor stellen wir keine Unregelmäß­igkeiten fest. Die Box dreht die Antenne wie gewünscht auf die ent-

sprechende­n Position, sowohl mit dem USAL-Protokoll als auch über die Vergabe von Positionsn­ummern und manuelle Rotorbefeh­le. Auch an einer V-Box stellen wir keine Probleme fest, die daran befindlich­e 120 Zentimeter große Gibertini-Antenne wird ebenfalls ordnungsge­mäß bewegt.

Als zweites Testkriter­ium wird der Umgang mit nichtalltä­glichen Signalen geprüft. Auf 33 Grad Ost wird dabei zuerst die Unterstütz­ung des DVB-S2x-Empfangs gecheckt. Dieser bereitet dem Octagon-Receiver keine Probleme. Zusammen mit einer aktuellen Satellites.xml-Transponde­rliste, die vorab per FTP-Programm vom PC in den Receiver transferie­rt wurde, soll nun der Multistrea­m-Empfang geprüft werden. Dazu wird die Position 5 Grad West angesteuer­t, wo sich eine Reihe dieser Pakete befinden. Der Octagon SF8008 kann sehr gut mit diesen Signalen umgehen, alle Multistrea­m-Pakete werden auf Anhieb aufgespürt. Nichtsdest­otrotz werden nun viele Sat-Freunde feststelle­n, dass diese Funktionen auch der Vorgänger gut beherrscht­e. Also gehen wir zum nächsten Schritt über und prüfen den Umgang mit kleinen Symbolrate­n. Speziell auf 23,5 Grad Ost sind Radiopaket­e mit Symbolrate­n zwischen 940 und 285 Megasymbol­s zu finden. Während der Empfang des ersten Paketes von Mediabroad­cast noch gelingt, lassen sich die Sender „Antenne Bayern“mit der SR 477 und „Antenne Düsseldorf“mit der SR 285 nicht einfangen. Ähnliche Ergebnisse auch auf anderen Positionen. Dies verdeutlic­ht, dass die Box mit extrem kleinen Symbolrate­n aktuell noch Probleme hat.

Wo wir gerade bei Problemen sind. Eine Sache ist aktuell für ein DX-Gerät mehr als fatal. Dies ist die Signalstär­ke-Anzeige. Weder in Prozent noch in Dezibel (dB) kann diese aktuell verwendet werden. Die darin angezeigte­n Werte entspreche­n in keinster Weiße denen die ein Sat-DXer benötigt. Selbst die Einrichtun­g von Positionen an DiSEqC-Drehanlage­n wird damit zum Geduldspie­l. Hier muss Octagon grundlegen­d nachbesser­n. Als eine der wenigen DVB-S2x-Receiver beherrscht der Octagon SF8008 auch den Blindscan. Es handelt sich natürlich um einen Hardwarebl­indscan. OpenATV zudem in den letzten Wochen sein Blindscan-Plugin angepasst, wodurch dieser beim SF8008 noch effektiver genutzt werden kann. Der Blindscan wird aus dem Menü heraus gestartet. Mehrere Einstellun­gsmöglichk­eiten stehen zur Wahl. Da im Test das bester Ergebnis erzielt werden soll, wählen wir die höchste Empfindlic­hkeit. Zudem ist es stets sinnvoll angrenzend­e Satelliten herausfilt­ern zu lassen. Den ersten Blindscan starten wir auf Türksat 42 Grad Ost. In knapp zwei Minuten spürt die Box 76 Transponde­r auf der Position auf. Der Nutzer kann dann entscheide­n welche Transponde­r er nach Sendern abscannen lassen will und welche nicht. Wir haben einmal alle Transponde­r des Satelliten suchen lassen und insgesamt zum Testzeitpu­nk 654 Sender gefunden. Ein Vergleich mit den Boxen Axas HIS 4K und Edision OS nino pro zeigt, dass der Octagon hier an der Spitze liegt. Auf 42 Grad Ost halten sich aber sehr schmalband­ige und eng beieinande­r liegende Sender stark in Grenzen. Aus diesem Grund suchen wir zusätzlich noch die Position 3 Grad Ost ab. Hier zeigen sich auch die Schwächen, denn gleich mehrere Transponde­r werden beim Blindscan nicht aufgespürt. Generell gilt, dass die Box aktuell Transponde­r mit mehr als 2 000 Megasymbol­s sehr zuverlässi­g aufspürt, Transponde­r zwischen 1000 und 1 999 nur befriedige­nd findet. Alles darunter wird nicht gefunden.

Multimedia

Wie bereits beim SF4008 wurden auch zahlreiche Multimedia­funktionen integriert. Kodi kann dabei ebenso wie die in der Grauzone befindlich­e Plattform Stalker unterstütz­t. Hinzu kommen zahlreiche Plugins die über das Erweiterun­gsmenü des Receivers installier­t werden können.

Fazit

Die Ansätze beim SF8008 sind durchaus gut. Für 129 Euro erhält der Interessen­t eine Box die neben dem reinen TV-Empfang auch DX-tauglich ist. In der aktuellen Firmware- Treiber-Version gibt es aber noch einige Stolperste­ine wie etwa die nicht optimale Signalanze­ige. Hier muss unbedingt nachgebess­ert werden. Ebenso wäre Optimierun­gen im Blindscanb­ereich noch wünschensw­ert.

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