Kleiner Linus-Receiver mit Enigma2: Octagon SF8008
Der Spagat zwischen klassischen TV-Zuschauern, Multimediafreaks und Sat-DXern ist für die Hersteller nicht immer einfach. Mit seinem ersten UHD-Receiver, dem SF 4008 setzte sich Octagon in den vergangen Monaten zumindest bei der Gruppe der Sat-DXer in die Nesseln. Nun will man dies mit dem neuen SF8008 ausmerzen.
Hatten es Hersteller in der Vergangenheit noch recht einfach Kunden zu befriedigen, indem sie beispielsweise auf klassische TV-Funktionen wie schnelle Umschaltzeiten, eine einfache Bedienung und hohe Übersichtlichkeit setzten, wird es immer schwerer die Gunst aller Nutzer mit heutigen Receivern abdecken zu können. Diese schmerzliche Erfahrung musste auch Octagon machen. Als Ende 2016 der erste marktreife UHD-Receiver des Herstellers mit dem ersten überhaupt verfügbaren DVB-S2x-Tuner ausgeliefert wurde, scharten sich die Sat-Freunde um die Box. In Foren diskutierten sie untereinander aber auch mit dem Hersteller über Funktionen die dem Gerät fehlten und Verbesserungen an Treibern. In den Forenbeiträgen preschte der Hersteller mit voreiligen Versprechungen, wie etwa der nachträglichen Implementierung einer Blindscan-Funktion recht voreilig voran. Diese und auch einige Tunerverbesserungen konnten bis heute wegen mangelnder Umsetzung beim fernöstlichen Lieferanten nicht umgesetzt werden. Schlimmer noch, auch Tunertreiber wurden bei Updates eher verschlimmbessert, sodass beispielsweise sehr schmalbandige Radiotransponder seit über einem Jahr nicht mehr empfangbar sind. Hier konnte der SF 4008 anfänglich gegenüber der Mehrzahl an Mitbewerbern punkten. In den letzten Monaten passierte recht wenig bei dem knapp zwei Jahre alten Box. Vielmehr setzt Octagon auf einen neuen, zweiten UHD-Receiver. Beim SF8008 will man die Sat-Freunde erneut für sich ge-
winnen, so zumindest die Versprechungen des Herstellers. Die Diskussionen sowie der Erfahrungsaustausch zwischen den Sat-Freunden ist nicht erst seit dem Marktstart Ende September in vollem Gange. Auch wir haben uns die Box einmal genauer angesehen.
Lieferumfang
Der Receiver wird mit dem gewohnten Zubehör im klassischen Octagon designten Karton ausgeliefert. Neben der Box, die auf den ersten Blick wie ein kleiner Bruder des SF4008 ausschaut, liegen das externe Steckernetzteil, die Fernbedienung, eine Anleitung sowie ein Netzkabel dem Lieferumfang bei. Auch die Batterien für den Signalgeber, der optisch und von der Tastenaufteilung den bekannten Fernbedienungsdesign von Octagon entspricht, sind enthalten.
Ausstattung
Generell gilt, der neue SF8008 hat mit dem vermeintlichen Vorgänger nichts mehr gemein. Beim SF8008 kommt ein neuer Hisilicon-Prozessor Hi3798MV200 Huawei zum Einsatz, wie auch in den letzten Monaten bei immer mehr Geräten zu finden ist. Als Tuner nutzt Octagon den Multistream und DVB-S2x tauglichen Si2166D-Tuner sowie für den ebenfalls an Bord befindlichen DVB-C/DVB-T2-Empfang den „Altobeam ATBM7821“. Verbaut sind zudem 8 Gigabyte (GB) Flashspeicher sowie 1 GB Ram.
An der Front der Box übermittelt eine vierstellige Siebensegmentanzeige die eingestellte Kanalnummer, daneben ist das einzige Bedienelement an dem Gerät selbst, ein Standbyschalter bereit. CA- oder CI-Einschübe sucht man an der Front vergeblich. Während die Suche beim CI-Schacht auch auf den Seiten und an der Heckpartie erfolglos bleibt, verläuft die Suche nach dem CA-Kartenleser erfolgreicher. Dieser ist auf der rechten Seite platziert. Direkt daneben befindet sich eine USB 3.0-Schnittstelle. Ein weiterer USB-Anschluss, allerdings nur im USB 2.0-Standard ist an der Heckpartie zu finden. Hier steht auch noch ein Micro-SD-Kartenleser, der beispielsweise für Multiboot genutzt werden kann, bereit. Die Bildausgabe wird über HDMI realisiert. Alternativ hat das Gerät noch eine Klinkenbuchse an Bord an die eine nicht im Lieferumfang befindliche Kabelpeitsche angeschlossen werden kann und somit analoge Signale aus dem Gerät gezogen werden können. Ein weiterer Klinkenanschluss ist für die Datenübermittlung via RS232-Protokoll gedacht. Der Ton kann digital über den optischem SPDIF-Anschluss ausgegeben werden. Abgerundet wird die Anschlussvielfalt durch einen Netzwerkanschluss, sowie den Netzschalter. Eine Besonderheit stellen die beiden WLAN-Antennen dar. Über diese kann die Box ohne zusätzliche Hardware im WLAN-Netz integriert werden. Schade nur, dass die WLAN-Antennen nicht abnehmbar sind. Somit können sie nur eingeklappt werden, wenn sich der Nutzer entscheidet über Netzwerkkabel ins Internet zu gehen.
Inbetriebnahme
Bereits ab Werk ist das OpenATV-Image auf der Octagon-Box vorinstalliert. Natürlich hat der Nutzer auch beim SF8008 die Möglichkeit weitere Images, so zum Beispiel das Openeight-Image, zu nutzen. Im Test wird die Box aber einzig mit dem beliebten OpenATV-Image geprüft. Die Ersteinrichtung geht wie gewohnt schnell von der Hand. Neben Bildauflösung und der Menüsprache müssen auch die Antenneneinstellungen vorgenommen werden. Aufgrund der beworbenen DX-Eigenschaften haben wir uns bei diesem Test entschieden, die Box vornehmlich in Verbindung mit Drehanlagen und somit auch zusätzlich mit exotischen Sat-Signalen zu prüfen. Im ersten Schritt wird deshalb eine DiSEqC 1.2-USALS-Drehanlage eingerichtet. Die daran befindliche 120 cm Antenne lässt im Test viel Spielraum. Auch der zweite Tuner wird eingerichtet, in unserem Falle auf DVB-T2-Signale. Zudem setzen wir auf die WLAN-Einbindung. Diese verläuft unkompliziert bei der Ersteinrichtung.
Regelbetrieb
Bevor wir näher auf die DX-Eigenschaften der Box eingehen, wollen wir erst einmal wissen wie die Box mit klassischen Positionen umgehen kann. Die Senderliste ist für den deutschsprachigen Raum perfekt eingerichtet. Beim Umschalten zeigt sich einmal mehr das von Hisilicon-Prozessoren bekannte Effekt. Die Umschaltung wird schnell realisiert, jedoch zittert das Bild des neuen Senders in den ersten 2-3 Sekunden noch etwas. Die ersten Hersteller die diese Prozessoren verwenden haben hierfür aber mittlerweile eine Lösung gefunden, sodass auch Octagon eventuell mit kommenden Updates hier eine Optimierung anbieten könnte. Beim Programmführer gibt es keine Überraschungen, dieser ist in diversen Ansichten nutzbar. Auch Aufnahmen lassen sich programmieren, natürlich nur dann wenn entweder ein USB-Datenspeicher, eine SD-Karte oder ein Netzlaufwerk dafür bereitstehen, denn eine interne Festplatte lässt sich beim SF8008 nicht verbauen.
Tuner
Aufgrund der immer weider bereits im Vorfeld angepriesenen DX-Eigenschaften der Box möchten wir nun wissen wie gut diese wirklich sind. Im ersten Schritt wird dabei der Umgang mit DiSEqC-Drehanlagen geprüft. An den im Testlabor vorhanden Stab HH120 Motor sowie einem Jäger DiSEqC 1.2 Motor stellen wir keine Unregelmäßigkeiten fest. Die Box dreht die Antenne wie gewünscht auf die ent-
sprechenden Position, sowohl mit dem USAL-Protokoll als auch über die Vergabe von Positionsnummern und manuelle Rotorbefehle. Auch an einer V-Box stellen wir keine Probleme fest, die daran befindliche 120 Zentimeter große Gibertini-Antenne wird ebenfalls ordnungsgemäß bewegt.
Als zweites Testkriterium wird der Umgang mit nichtalltäglichen Signalen geprüft. Auf 33 Grad Ost wird dabei zuerst die Unterstützung des DVB-S2x-Empfangs gecheckt. Dieser bereitet dem Octagon-Receiver keine Probleme. Zusammen mit einer aktuellen Satellites.xml-Transponderliste, die vorab per FTP-Programm vom PC in den Receiver transferiert wurde, soll nun der Multistream-Empfang geprüft werden. Dazu wird die Position 5 Grad West angesteuert, wo sich eine Reihe dieser Pakete befinden. Der Octagon SF8008 kann sehr gut mit diesen Signalen umgehen, alle Multistream-Pakete werden auf Anhieb aufgespürt. Nichtsdestotrotz werden nun viele Sat-Freunde feststellen, dass diese Funktionen auch der Vorgänger gut beherrschte. Also gehen wir zum nächsten Schritt über und prüfen den Umgang mit kleinen Symbolraten. Speziell auf 23,5 Grad Ost sind Radiopakete mit Symbolraten zwischen 940 und 285 Megasymbols zu finden. Während der Empfang des ersten Paketes von Mediabroadcast noch gelingt, lassen sich die Sender „Antenne Bayern“mit der SR 477 und „Antenne Düsseldorf“mit der SR 285 nicht einfangen. Ähnliche Ergebnisse auch auf anderen Positionen. Dies verdeutlicht, dass die Box mit extrem kleinen Symbolraten aktuell noch Probleme hat.
Wo wir gerade bei Problemen sind. Eine Sache ist aktuell für ein DX-Gerät mehr als fatal. Dies ist die Signalstärke-Anzeige. Weder in Prozent noch in Dezibel (dB) kann diese aktuell verwendet werden. Die darin angezeigten Werte entsprechen in keinster Weiße denen die ein Sat-DXer benötigt. Selbst die Einrichtung von Positionen an DiSEqC-Drehanlagen wird damit zum Geduldspiel. Hier muss Octagon grundlegend nachbessern. Als eine der wenigen DVB-S2x-Receiver beherrscht der Octagon SF8008 auch den Blindscan. Es handelt sich natürlich um einen Hardwareblindscan. OpenATV zudem in den letzten Wochen sein Blindscan-Plugin angepasst, wodurch dieser beim SF8008 noch effektiver genutzt werden kann. Der Blindscan wird aus dem Menü heraus gestartet. Mehrere Einstellungsmöglichkeiten stehen zur Wahl. Da im Test das bester Ergebnis erzielt werden soll, wählen wir die höchste Empfindlichkeit. Zudem ist es stets sinnvoll angrenzende Satelliten herausfiltern zu lassen. Den ersten Blindscan starten wir auf Türksat 42 Grad Ost. In knapp zwei Minuten spürt die Box 76 Transponder auf der Position auf. Der Nutzer kann dann entscheiden welche Transponder er nach Sendern abscannen lassen will und welche nicht. Wir haben einmal alle Transponder des Satelliten suchen lassen und insgesamt zum Testzeitpunk 654 Sender gefunden. Ein Vergleich mit den Boxen Axas HIS 4K und Edision OS nino pro zeigt, dass der Octagon hier an der Spitze liegt. Auf 42 Grad Ost halten sich aber sehr schmalbandige und eng beieinander liegende Sender stark in Grenzen. Aus diesem Grund suchen wir zusätzlich noch die Position 3 Grad Ost ab. Hier zeigen sich auch die Schwächen, denn gleich mehrere Transponder werden beim Blindscan nicht aufgespürt. Generell gilt, dass die Box aktuell Transponder mit mehr als 2 000 Megasymbols sehr zuverlässig aufspürt, Transponder zwischen 1000 und 1 999 nur befriedigend findet. Alles darunter wird nicht gefunden.
Multimedia
Wie bereits beim SF4008 wurden auch zahlreiche Multimediafunktionen integriert. Kodi kann dabei ebenso wie die in der Grauzone befindliche Plattform Stalker unterstützt. Hinzu kommen zahlreiche Plugins die über das Erweiterungsmenü des Receivers installiert werden können.
Fazit
Die Ansätze beim SF8008 sind durchaus gut. Für 129 Euro erhält der Interessent eine Box die neben dem reinen TV-Empfang auch DX-tauglich ist. In der aktuellen Firmware- Treiber-Version gibt es aber noch einige Stolpersteine wie etwa die nicht optimale Signalanzeige. Hier muss unbedingt nachgebessert werden. Ebenso wäre Optimierungen im Blindscanbereich noch wünschenswert.