Cleveres Windows-Tool entfernt Werbung aus Aufnahmen auf Knopfdruck
Moderne Digitalreceiver verfügen über zahlreiche interessante Features und natürlich auch klassische PVR-Funktionen. Doch leider können Sie nicht die Werbung bei den Privatsendern entfernen. Wer seine Aufnahmen aber am PC nachbearbeitet, kann dies mit einem praktischen Tool auf Knopfdruck erledigen.
Nicht nur Aufnahmerestriktionen ärgern die Nutzer. Wer einen Linux-Receiver besitzt, der kann allerdings mit gewissen Tricks und Kniffen dafür sorgen, dass auch Mitschnitte der RTL-Gruppe in HD ohne Vorspulsperre und unverschlüsselt auf der Festplatte landen. Doch ein Problem bleibt auch dann weiter bestehen: Die Filme und Serien werden auch dann durch Werbung unterbrochen. Klar, ohne Vorspulsperre lassen sich diese schnell überspringen. Enigma2 nutzt dazu auch die Zifferntasten, wobei die Tasten 3, 6 und 9 gezieltes Springen erlauben. Aber mancher wünscht sich sicherlich, die Werbung komplett zu eliminieren. Schließlich spart man damit auch nicht unerheblich viel Speicherplatz auf der eigentlich immer zu knappen Festplatte. Zum Glück lassen sich die aufgenommenen Files gut und komfortabel auf den PC ziehen – am bequemsten übrigens über das Netzwerk – und dort bearbeiten. Hierfür gibt es verschiedene Tools, wo aber zumeist noch Handarbeit gefragt ist. In großen Teilen automatisiert lassen sich Werbeblöcke aber mit dem TS-Doctor herausschneiden, der mittlerweile in der Version 2.1 verfügbar ist.
TS-Doctor 2.1
Schon seit vielen Jahren gibt es den TS-Doctor von Frank Siek. Mittlerweile hat das Tool einen erstaunlichen Funktionsumfang erreicht. Ursprünglich zur Reparatur von problembehafteten Aufnahmen lässt sich inzwischen auch Werbung entfernen und natürlich das File von unnötigem Ballast entschlacken. Auch das spart enorm Speicherplatz. Natürlich kann TS-Doctor inzwischen auch mit H.265 also HEVC umgehen und auch Aufnahmen in diesem sparsamen Format bearbeiten. Das TS im Namen kommt dabei übrigens von der Bezeichnung „Transport Stream“, also dem Übertragungsformat digitaler Fernsehsender, wobei TS-Doctor bei Aufnahmen in der Regel ja nur einen einzelnen Sender und nicht den gesamten Transportstream bearbeiten muss. Wir haben uns die aktuelle Version des Tools einmal im Zusammenspiel mit Enigma2-Digitalreceivern aber auch bei Aufnahmen im neuen HEVC-Format über DVT-T2 angeschaut.
Aufnahmen bearbeiten
Die Installation des TS-Doctor ist schnell und problemlos erledigt. Auf explizite Nachfrage und nur auf Wunsch des Nutzers werden auch weitere kostenlose Tools wie MKVToolNix oder Haali Media Splitter mitinstalliert. Das ist zu empfehlen, da sich damit der Funktionsumfang des praktischen Tools weiter erhöht. Die Software ist allerdings kostenpflichtig und wird für 29,90 Euro angeboten. Ein Preis, der Angesichts des Funktionsumfangs durchaus gerechtfertigt ist. Zudem kann TS-Doctor zunächst einen Monat kostenlos ausprobiert werden. Für unseren ersten Test haben wir uns einen Film von Sat.1 herausgesucht. Erfreulicherweise hat sich der Sender wie alle in der ProSiebenSat.1-Gruppe schon vor längerem von Restriktionen verabschiedet, so dass eine Aufnahme sowohl mit Enigma2 als auch einem Digitalreceiver mit FreenetTV unverschlüsselt möglich ist. Ein
solcher Mitschnitt kann also problemlos am PC bearbeitet werden. In unserem Fall nutzen wir einen Vu+ Ultimo, der sich im Netzwerk befindet. Damit lässt sich diese Aufgabe komfortabel erledigen.
Auch über Netzwerklaufwerk
Der Receiver lässt sich nämlich problemlos über das Heimnetzwerk ansprechen und demnach auch vom PC erreichen. Voraussetzung ist natürlich der Anschluss an das Netzwerk und die Einbindung unter Windows als Netzlaufwerk. Hierbei muss am PC als Adresse die IP des Receivers gefolgt vom Kürzel harddisk eingegeben werden. Also beispielsweise im Format \\192.168.xxx.xxx\harddisk. Anschließend kann wie über ein lokales Laufwerk auf den Receiver zugegriffen werden.
Testaufnahme bearbeiten
Wir öffnen TS-Doctor und navigieren zum Filebrowser. Dort suchen wir unser eben eingerichtetes Netzlaufwerk und suchen unsere Aufnahme „Anton, ihm schmeckt’s nicht“. Je nach Netzwerkgeschwindigkeit dauert es nun ein Weilchen, bis TS-Doctor das File analysiert hat. Am schnellsten geht es, wenn Receiver und PC über Gigabit-LAN angeschlossen sind. Nach der Analyse hat TS-Doctor schon einen Anhaltspunkt für die Werbeentfernung gefunden: Die Änderung des Tonformates. Während der Film selber nämlich mit AC3 Raumklang ausgestrahlt wird, schaltet Sat.1 während der Werbepause auf normales Stereo. TS-Doctor erkennt diese Änderung und kann dort automatisch Schnittmarken setzen. Dieser Vorgang nimmt wiederum einen längeren Zeitraum in Anspruch. Schneller geht natürlich alles, wenn wir den Datenträger nicht über das Netzwerk, sondern lokal anschließen. Wir aber möchten ja den Komfort der Netzwerkanbindung nutzen und nehmen die Wartezeit in Kauf. Nachdem die Schnittmarken gesetzt wurden, können wir die gesetzten Schnittpunkte überprüfen. Hierzu dient der Menüpunkt „Schnitt vorbereiten“. Hier sehen wir auch, dass das Tool die Werbung korrekt erkannt, allerdings den Vor- und Nachlauf des Filmes natürlich nicht erkannt hat. Das lässt sich aber jetzt problemlos manuell nachholen. Übrigens gibt es hier nichts zu meckern: Das Schnittfenster ist professionell ausgestattet und erlaubt zum Beispiel framegenaue Sprünge Vor- und Rückwärts aber auch Zeitsprünge bis zu 10 Minuten. Damit lassen sich unerwünschte Szenen schnell finden und herausschneiden. Hier kürzen wir auch noch den Beginn des Filmes und bestätigen die Änderungen mit „OK“. Als letzten Schritt wählen wir nun noch den Menüpunkt „Neue Datei erzeugen“und schreiben das File wiederum über das Netzwerk zurück auf den Receiver. Wichtig für die automatische Erkennung von Werbung sind dabei möglichst viele Informationen im File. Das bedeutet: Der Receiver sollte beispielsweise alle Tonspuren und auch die Videotext-Informationen mit aufzeichnen.
Bearbeiten von HEVC
Auch Aufnahmen in HEVC lassen sich problemlos mit TS-Doctor bearbeiten, denn neben MPEG2 und H.264 kann das Programm auch H.265 bearbeiten. Aktuell senden in Deutschland nur die Programme über DVB-T2 in diesem platzsparenden Format. Außer Sender der RTL-Gruppe werden alle anderen Programme mit einem passenden Receiver problemlos unverschlüsselt auf die Festplatte gebannt. Was RTL angeht, so gibt es auch hier Möglichkeiten mit etwas Aufwand an unverschlüsselte Aufnahmen zu gelangen. Hierauf möchten wir an dieser Stelle allerdings nicht näher eingehen.