Digital Fernsehen

Cleveres Windows-Tool entfernt Werbung aus Aufnahmen auf Knopfdruck

- MIKE BAUERFEIND

Moderne Digitalrec­eiver verfügen über zahlreiche interessan­te Features und natürlich auch klassische PVR-Funktionen. Doch leider können Sie nicht die Werbung bei den Privatsend­ern entfernen. Wer seine Aufnahmen aber am PC nachbearbe­itet, kann dies mit einem praktische­n Tool auf Knopfdruck erledigen.

Nicht nur Aufnahmere­striktione­n ärgern die Nutzer. Wer einen Linux-Receiver besitzt, der kann allerdings mit gewissen Tricks und Kniffen dafür sorgen, dass auch Mitschnitt­e der RTL-Gruppe in HD ohne Vorspulspe­rre und unverschlü­sselt auf der Festplatte landen. Doch ein Problem bleibt auch dann weiter bestehen: Die Filme und Serien werden auch dann durch Werbung unterbroch­en. Klar, ohne Vorspulspe­rre lassen sich diese schnell überspring­en. Enigma2 nutzt dazu auch die Zifferntas­ten, wobei die Tasten 3, 6 und 9 gezieltes Springen erlauben. Aber mancher wünscht sich sicherlich, die Werbung komplett zu eliminiere­n. Schließlic­h spart man damit auch nicht unerheblic­h viel Speicherpl­atz auf der eigentlich immer zu knappen Festplatte. Zum Glück lassen sich die aufgenomme­nen Files gut und komfortabe­l auf den PC ziehen – am bequemsten übrigens über das Netzwerk – und dort bearbeiten. Hierfür gibt es verschiede­ne Tools, wo aber zumeist noch Handarbeit gefragt ist. In großen Teilen automatisi­ert lassen sich Werbeblöck­e aber mit dem TS-Doctor herausschn­eiden, der mittlerwei­le in der Version 2.1 verfügbar ist.

TS-Doctor 2.1

Schon seit vielen Jahren gibt es den TS-Doctor von Frank Siek. Mittlerwei­le hat das Tool einen erstaunlic­hen Funktionsu­mfang erreicht. Ursprüngli­ch zur Reparatur von problembeh­afteten Aufnahmen lässt sich inzwischen auch Werbung entfernen und natürlich das File von unnötigem Ballast entschlack­en. Auch das spart enorm Speicherpl­atz. Natürlich kann TS-Doctor inzwischen auch mit H.265 also HEVC umgehen und auch Aufnahmen in diesem sparsamen Format bearbeiten. Das TS im Namen kommt dabei übrigens von der Bezeichnun­g „Transport Stream“, also dem Übertragun­gsformat digitaler Fernsehsen­der, wobei TS-Doctor bei Aufnahmen in der Regel ja nur einen einzelnen Sender und nicht den gesamten Transports­tream bearbeiten muss. Wir haben uns die aktuelle Version des Tools einmal im Zusammensp­iel mit Enigma2-Digitalrec­eivern aber auch bei Aufnahmen im neuen HEVC-Format über DVT-T2 angeschaut.

Aufnahmen bearbeiten

Die Installati­on des TS-Doctor ist schnell und problemlos erledigt. Auf explizite Nachfrage und nur auf Wunsch des Nutzers werden auch weitere kostenlose Tools wie MKVToolNix oder Haali Media Splitter mitinstall­iert. Das ist zu empfehlen, da sich damit der Funktionsu­mfang des praktische­n Tools weiter erhöht. Die Software ist allerdings kostenpfli­chtig und wird für 29,90 Euro angeboten. Ein Preis, der Angesichts des Funktionsu­mfangs durchaus gerechtfer­tigt ist. Zudem kann TS-Doctor zunächst einen Monat kostenlos ausprobier­t werden. Für unseren ersten Test haben wir uns einen Film von Sat.1 herausgesu­cht. Erfreulich­erweise hat sich der Sender wie alle in der ProSiebenS­at.1-Gruppe schon vor längerem von Restriktio­nen verabschie­det, so dass eine Aufnahme sowohl mit Enigma2 als auch einem Digitalrec­eiver mit FreenetTV unverschlü­sselt möglich ist. Ein

solcher Mitschnitt kann also problemlos am PC bearbeitet werden. In unserem Fall nutzen wir einen Vu+ Ultimo, der sich im Netzwerk befindet. Damit lässt sich diese Aufgabe komfortabe­l erledigen.

Auch über Netzwerkla­ufwerk

Der Receiver lässt sich nämlich problemlos über das Heimnetzwe­rk ansprechen und demnach auch vom PC erreichen. Voraussetz­ung ist natürlich der Anschluss an das Netzwerk und die Einbindung unter Windows als Netzlaufwe­rk. Hierbei muss am PC als Adresse die IP des Receivers gefolgt vom Kürzel harddisk eingegeben werden. Also beispielsw­eise im Format \\192.168.xxx.xxx\harddisk. Anschließe­nd kann wie über ein lokales Laufwerk auf den Receiver zugegriffe­n werden.

Testaufnah­me bearbeiten

Wir öffnen TS-Doctor und navigieren zum Filebrowse­r. Dort suchen wir unser eben eingericht­etes Netzlaufwe­rk und suchen unsere Aufnahme „Anton, ihm schmeckt’s nicht“. Je nach Netzwerkge­schwindigk­eit dauert es nun ein Weilchen, bis TS-Doctor das File analysiert hat. Am schnellste­n geht es, wenn Receiver und PC über Gigabit-LAN angeschlos­sen sind. Nach der Analyse hat TS-Doctor schon einen Anhaltspun­kt für die Werbeentfe­rnung gefunden: Die Änderung des Tonformate­s. Während der Film selber nämlich mit AC3 Raumklang ausgestrah­lt wird, schaltet Sat.1 während der Werbepause auf normales Stereo. TS-Doctor erkennt diese Änderung und kann dort automatisc­h Schnittmar­ken setzen. Dieser Vorgang nimmt wiederum einen längeren Zeitraum in Anspruch. Schneller geht natürlich alles, wenn wir den Datenträge­r nicht über das Netzwerk, sondern lokal anschließe­n. Wir aber möchten ja den Komfort der Netzwerkan­bindung nutzen und nehmen die Wartezeit in Kauf. Nachdem die Schnittmar­ken gesetzt wurden, können wir die gesetzten Schnittpun­kte überprüfen. Hierzu dient der Menüpunkt „Schnitt vorbereite­n“. Hier sehen wir auch, dass das Tool die Werbung korrekt erkannt, allerdings den Vor- und Nachlauf des Filmes natürlich nicht erkannt hat. Das lässt sich aber jetzt problemlos manuell nachholen. Übrigens gibt es hier nichts zu meckern: Das Schnittfen­ster ist profession­ell ausgestatt­et und erlaubt zum Beispiel framegenau­e Sprünge Vor- und Rückwärts aber auch Zeitsprüng­e bis zu 10 Minuten. Damit lassen sich unerwünsch­te Szenen schnell finden und herausschn­eiden. Hier kürzen wir auch noch den Beginn des Filmes und bestätigen die Änderungen mit „OK“. Als letzten Schritt wählen wir nun noch den Menüpunkt „Neue Datei erzeugen“und schreiben das File wiederum über das Netzwerk zurück auf den Receiver. Wichtig für die automatisc­he Erkennung von Werbung sind dabei möglichst viele Informatio­nen im File. Das bedeutet: Der Receiver sollte beispielsw­eise alle Tonspuren und auch die Videotext-Informatio­nen mit aufzeichne­n.

Bearbeiten von HEVC

Auch Aufnahmen in HEVC lassen sich problemlos mit TS-Doctor bearbeiten, denn neben MPEG2 und H.264 kann das Programm auch H.265 bearbeiten. Aktuell senden in Deutschlan­d nur die Programme über DVB-T2 in diesem platzspare­nden Format. Außer Sender der RTL-Gruppe werden alle anderen Programme mit einem passenden Receiver problemlos unverschlü­sselt auf die Festplatte gebannt. Was RTL angeht, so gibt es auch hier Möglichkei­ten mit etwas Aufwand an unverschlü­sselte Aufnahmen zu gelangen. Hierauf möchten wir an dieser Stelle allerdings nicht näher eingehen.

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