Der neue Mobilfunkstandard 5G bringt möglicherweise Probleme beim Satellitenempfang
Der neue Mobilfunkstandard 5G wird in verschiedenen Kreisen als Wunderwaffe für alle Arten funkbasierter Dienste gesehen. Es soll nicht nur superschnelles Internet in den letzten Winkel des Landes bringen, neue Funktionen, wie autonomes Fahren überhaupt e
Alles soll künftig mit einem einzigen Empfangsgerät verfügbar sein, das wir ohnehin längst ständig bei uns tragen, dem Smartphone. Doch wie lange wird diese Technologie benötigen, um bei uns anzukommen und wird sie uns wirklich die heile Welt bringen, die da in Aussicht gestellt wird?
Kommt anders als geplant
Spätestens seit den Medientagen München wurde bekannt, wovon Kenner der Szene ohnehin längst ausgegangen waren. Die Mobilfunkbetreiber haben kein Interesse daran, ein flächendeckendes 5G-Sendernetz aufzubauen. Schließlich handelt es sich um enorm hohe Investitionskosten, die auch wieder eingespielt werden wollen. Mobilfunknetze werden nicht des Allgemeinwohl willens gebaut, sondern einzig darum, um damit Geld zu verdienen. Am besten funktioniert das, wenn man mit möglichst geringem Aufwand möglichst viele Personen erreicht. Womit auf der Hand liegt, dass die Nutznießer neuer Mobilfunktechnologien zuerst in großen Ballungsräumen zu finden sein werden. Funkmasten in fast menschenleeren und/oder schwierig zu versorgenden Gebieten zu installieren, kostet dagegen nur Geld. Einnahmen sind mit ihnen kaum zu erwarten. Hinzu kommt, dass 5G auch neue, höhere Frequenzen nutzen wird, die ein außerordentlich dichtes Sendernetz voraussetzen. Damit 5G jene Grundlagen bietet, die etwa die Autobauer für sicheres, autonomes fahren fordern, müsste alle 300 m ein neuer Funkmast stehen. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch, weshalb die Mobilfunkbetreiber bereits signalisiert haben, sich ihren, für das autonome
fahren erforderlichen Investitionen von der Autoindustrie finanziell abgelten lassen zu wollen. Dass diese Kosten an die Autofahrer weitergegeben werden, davon dürfen wir ausgehen. Es mag zwar schön sein, wenn man vom eigenen Auto irgendwann mal in der Zukunft bequem von A nach B gefahren wird. Aber wollen wir auch extra dafür bezahlen? Wohl nicht. Da könnten wir uns ja gleich ins nächste Taxi setzen.
Wie weit ist 5G?
Mindestens seit einem Jahr vermitteln uns 5G-Beführworter, dass der neue Mobilfunkstandard unmittelbar bevorstehe. Wozu noch auf alte Technologien setzen? Da nehmen wir doch gleich 5G, so ihre Kernaussage. Diese wurde in der Vergangenheit auch immer wieder von DAB-Plus-Gegnern betont. Frei nach dem Motto: „Warum von UKW auf DAB Plus wechseln? Da gehen wir doch besser gleich auf 5G.“Klingt danach, als könne man sich schon heute ein 5G-Handy vom nächsten Fachmarkt holen. Tatsächlich sind in diesem Jahr erste, regional begrenzte, 5G-Versuchssendernetze in Betrieb gegangen. Wie etwa erst diesen Herbst an den bayerischen Senderstandorten Wendelstein und München Ismaning. Über sie werden erste Testausstrahlungen vorgenommen. Abgesehen von in Labors aufgebauten Empfangsgeräten gibt es dafür noch nicht einmal Geräte, mit denen man 5G in der Praxis einem interessierten Publikum vorführen könnte. Man rechnet, etwa in einem Jahr soweit zu sein. Mit anderen Worten: Man steht noch ganz am Anfang. Es wurden ja noch nicht einmal die für 5G vorgesehenen Frequenzen versteigert. Zum Teil werden sie sogar noch von anderen Funkdiensten, wie DVB-T, genutzt. Bis sämtliche, für 5G vorgesehenen Kanäle in der EU auch wirklich überall für den Mobilfunk zur Verfügung stehen, werden wohl noch an die zwei Jahre oder sogar mehr, vergehen. Wie wir aus der Vergangenheit wissen, braucht es im Durchschnitt neun bis zehn Jahre, bis ein neuer Mobilfunkstandard bei der Bevölkerung angekommen ist. Bis er von der Mehrheit genutzt wird, vergeht fast noch einmal so viel Zeit. Das war bei GSM, 2G und 3G bereits so. Aktuell beginnt erst jetzt 4G zu einer relevanten Größe heranzuwachsen. Beim noch nicht einmal gestarteten 5G gehen die Kenner der Branche davon aus, dass dieser jedenfalls bis 2030 braucht, um von Otto Normalverbraucher angenommen zu werden. Wenn heute 5G in den Himmel gelobt wird, ist das nicht viel mehr als Zukunftsmusik. Dass 5G kommen wird, das bestreitet niemand. In welchen Bereichen es eine relevante Rolle spielen wird, steht jedoch noch in den Sternen.
5G mal 2
Die Mobilfunkbetreiber haben gar kein Interesse daran, Rundfunk, also lineares Radio und TV, über ihre Sendernetze auszustrahlen. Wenn die Programmanbieter über 5G empfangbar sein wollen, sollen sie doch gefälligst eigene Sendernetze dafür errichten, so deren Ansicht. Sollen öffentlich-rechtliche Angebote einmal über 5G kommen, werde man ohnehin eigene Sendernetze dafür errichten, war etwa auf den Medientagen seitens des BR zu hören. Das Stichwort heißt High Tower High Power. Also genau dasselbe Prinzip, nachdem Radio und Fernsehen seit Jahrzehnten analog und digital ausgestrahlt wurde und wird. Womit letztlich zwei 5G-Sendernetze im Betrieb wären, über die unterschiedliche Dienste laufen und die sich somit auch nicht gegenseitig ergänzen. Wir alle wissen, dass bisherige Mobilfunknetze nicht überall gleich gut funktionieren und dass DVB-T2 auch nicht an jedem Ort gleich gut empfangbar ist. Daran wird auch 5G nichts ändern.
5G frei empfangbar?
Um Mobilfunk nutzen zu können, egal ob für Telefonie oder internetbasierte Dienste, brauchen wir für unsere Smartphones eine SIM-Karte. Sie ist der Einstieg, mit dem die Mobilfunkbetreiber Geld verdienen. Die öffentlich-rechtlichen Sender im In- und Ausland fordern jedoch, dass ihre 5G-Ausstrahlungen auch mit Geräten ohne SIM-Karte nutzbar sind. Dass das absolut nicht im Sinne der Mobilfunker ist, braucht nicht extra erwähnt werden. Dass es in ihrer Macht steht, zusätzliche, nicht auf Mobilfunk basierende Übertragungswege bei Smartphones zu blockieren, ist ebenfalls bekannt. Schließlich haben sie es bereits in der Vergangenheit geschafft, Smartphones mit DVB-T- oder DAB-Plus-Empfang zu verhindern, indem sie solche Geräte erst gar nicht zu ihren Handyverträgen angeboten haben. Stichwort: Null-Euro-Handy. Eigentlich logisch. Radio und TV kann man auch über das Internet streamen. Dazu braucht es „nur“einen Vertrag mit entsprechend hohem Download-Datenvolumen. Damit lässt sich echt Kohle machen. DVB-T2 und DAB Plus würden dieses Geschäftsmodell nur stören. Also wird es verhindert. Warum sollte das in Zukunft anders sein? Abgesehen davon. Welchen Mehrwert bringen Programme über 5G, die mit Geräten ohne SIM-Karte empfangen werden können? Gar keinen! Denn es fehlt der Rückkanal. Alleine schon deshalb, weil die künftigen 5G-Netze der Rundfunkanstalten, genauso wie DVB-T2, DAB Plus und UKW, nur in eine Richtung funktionieren. Auf HbbTV mit ihren Mediatheken kann somit nicht zugegriffen werden. Auch die heute vielfach propagierte Individualisierung von TV und Radio lässt sich auf diese Weise nicht realisieren. Dazu braucht es erst wieder einen Rückkanal, der bei Smartphones über das
Mobilfunknetz erfolgt. Wo wir auch schon wieder bei der SIM-Karte und dem teuren Handyvertrag wären.
Braucht es 5G für TV und Radio?
Immer wieder ist zu hören, dass es zwingend 5G braucht, um lineares Fernsehen und Radio auf das Smartphone zu bringen, ohne die Programme zu jedem Nutzer separat streamen zu müssen. Diese Idee wird uns als neu und revolutionär verkauft. Tatsächlich würde bereits der um 2010 eingeführte Mobilfunkstandard 4G diese Funktionalität beherrschen. Man hätte also bereits acht Jahre Zeit gehabt, auf diesem Wege Rundfunk aufs Handy zu bringen. Nur hat es bislang keiner gemacht. Einmal, weil das die Mobilfunker nicht wollen und weil es kaum eine unwirtschaftlichere Methode gibt, um Rundfunk auszustrahlen. Was seriöse Studien der letzten Jahre eindrucksvoll erörterten.
5G statt DAB Plus?
DAB-Plus-Gegner, wie etwa der öffentlich-rechtliche Sender Österreichs, haben immer wieder betont, dass sie nichts von DAB Plus halten und dieses gleich überspringen wollen. Sie sehen ihr Heil im Mobilfunk. Wobei ganz bewusst 5G genannt wird. Wohl wissend, dass das kaum vor 2030 geschehen wird. Abgesehen davon wird 5G in erster Linie für Videoanwendungen kommen. Hier kann 5G seine Stärken ausspielen. Schließlich verspricht es extraschnelles Internet, das es etwa zur Übertragung von UHD-Inhalten braucht. Audioanwendungen, wie etwa Radio, stehen derzeit nicht im Fokus der Techniker. Auch deshalb, weil sich die Übertragungskosten für Programmveranstalter kaum refinanzieren lassen. Radio über 5G würde zwar eine Menge kosten, den Anbietern aber nichts bringen. Dennoch möchte man nicht ganz ausschließen, dass irgendwann, weit nach 2030, auch Audiodienste über 5G eine bescheidene Rolle spielen könnten. Dass 5G somit für die nächsten etwa zehn Jahre oder mehr, keine Alternative zu DAB Plus darstellt, liegt auf der Hand. DAB-Plus-Kritiker bemängeln gerne, wie unverantwortlich es sei, dass man den Hörern zumutet, sich für DAB Plus neue Radios zulegen zu müssen. Einsteigergeräte gibt es bereits für unter 30 Euro. Was einen „unverschämt hohen Preis“im Vergleich zu den neuesten Smartphones darstellt. Denn für den Empfang von 5G-Rundfunk wird man jedenfalls neues Equipment benötigen.
FeMBMS
Further evolved Multimedia Broadcast Multicast Service ist die Weiterentwicklung des Rundfunkmodus von LTE eMBMS. Mit FeMBMS lässt sich die gesamte Übertragungskapazität für Rundfunkdienste nutzen. Weiter erlaubt der Standard größere Funkzellen innerhalb eines Gleichwellennetzes. Bereits heute wird der 5G-Test am Wendelstein mit einer Sendeleistung von 100 kW ERP ausgestrahlt. Während für klassisches Fernsehen im UHF-Bereich ein Kanalraster mit 8 MHz zur Anwendung kommt, wird für diese Versuchsausstrahlung eine Bandbreite von 10 MHz (750 bis 760 MHz) belegt.