Neues Preiswunder mit Triple-Tuner: Zgemma H9.2H auf dem Prüfstand
Gleich mehrere neue Boxen bringt der chinesische Hersteller Air Digital unter der Marke Zgemma auf den Markt. In dieser Ausgabe haben wir uns das neue Kombi-Tuner-Modell H9.2H einmal genauer angesehen und zeigen im nachfolgenden Test, wo die Stärken aber
Airdigital setzt weiterhin auf preiswerte Hisilicon-Prozessoren und kann somit Enigma2-Receiver zu attraktiven Preisen anbieten. Bereits Mitte 2018 nahmen wir den H9S unter die Lupe, eine kleine Box die DVB-S2X-Signale, UHD-Signale und in HEVC codierte Programme empfangen und darstellen kann. Der neue H9.2H ist eine Weiterentwicklung des Gerätes. Neben einem zusätzlichen Tuner für den terrestrischen Empfang – dieser ist natürlich DVB-T2 tauglich – wurde der Box auch ein CA-Kartenleser spendiert. Dieser ist an der Rückseite des kleinen Gerätes zu finden. Hier stehen auch der HDMI-Ausgang, ein Netzwerkanschluss, ein Micro SD-Kartenleser und ein USB 2.0-Anschluss parat. Leider belässt es Airdigital beim H9.2H bei nur einem USB-Anschluss. Vorteilhaft ist dabei, dass die Box WLAN bereits fest integriert hat und somit dieser Solo-Anschluss nicht durch einen WLAN-Dongle blockiert wird.
Bei der Fernbedienung geht Airdigital beim neusten Model H9.2H einen Schritt zurück. Das von uns bemängelte Modell des kleinen Bruders H9.S liegt dem neusten Schützling nicht mehr bei, vielmehr setzt man auf das Fernbedienungsmodell der H7-Serie. Diese überzeugt deutlich mehr als das Modell, das der Hersteller zu Jahresbeginn dem H9.S spendierte. Somit kann die Fernbedienung unseres Testkandidaten mit guten Druckpunkten sowie einer übersichtlichen Aufteilung punkten. Der Ziffernblock ist dort, wo er hingehört und auch das Steuerkreuz bietet keinen Anlass zur Kritik. Schnell zeigt sich, was in der kleinen Box mit Hisilicon-Prozessor und Dual-Silicon 2166D-Tuner alles steckt. Der ein-
gebaute Satellitentuner ist nämlich auch zum Empfang von DVB-S2X geeignet und kann zudem Multistream darstellen. Die Kombieinheit für DVB-C und terrestrische Signale verarbeitet auch DVB-T2 perfekt. Darüber hinaus kann das Gerät mit weiteren Alleinstellungsmerkmalen punkten. Dazu gehört Transcoding - auch in H.265 – sowie eine UHD-Bild-in-Bild-Funktion.
Installation
Ausgeliefert wird das Gerät mit einem Image von OpenATV. Aber auch andere Images stehen schon bereit. Unser Test beruht auf dem zum Testzeitpunkt aktuellsten Image von OpenATV 6.2.
Die Installation des Zgemma unterscheidet sich erwartungsgemäß nicht von der bei anderen Linux-Receivern. Positiv fällt uns sofort die Schnelligkeit des Gerätes auf. Insbesondere die Umschaltzeiten sind beeindruckend. Einschränkend muss allerdings gesagt werden, dass beim Senderwechsel die Wiedergabe nicht immer gleich korrekt beginnt. Hier wird einmal mehr die kleine Schwäche der Hisilicon-Prozessoren spürbar. Aber hierfür sind mittlerweile Lösungen in Anmarsch. Generell stört das leicht ruckelige Bild in den ersten ein bis zwei Sekunden nach dem Senderwechsel aber nur wenig.
Multimedia
Im Image selber ist die HbbTV-Funktion noch nicht aktiv. Zum Glück kann sie aber über das Erweiterungsmenü des OpenATV-Images unkompliziert nachinstalliert werden. Anschließend steht die Red-Button-Funktion zur Verfügung. Der Zugriff auf die hybriden Dienste klappte im Test dann einwandfrei und recht flüssig. Eine weitere Möglichkeit zur Nutzung diverser Mediatheken ist das beliebte Plugin Mediaportal. Auch hier kann auf alle Mediatheken der Sender zugegriffen werden. Außerdem stehen diverse weitere Dienste zur Verfügung. Im Test arbeitet die Box mit der aktuellen Mediaportal-Version sehr gut zusammen. Ebenfalls zur Verfügung stehen Plugins für die Mediendienste Stalker und Kodi. Experten wissen, was hierüber mittlerweile alles möglich ist.
Tuner
Die beiden integrierten Tuner überzeugen. Als Tuner A ist das Kombimodul für DVB-C und DVB-T2 platziert. Der Nutzer muss sich bei der Installation entscheiden, welchen der beiden Übertragungsstandards er nutzen möchte. Im Test stellten wir bei keinem von beiden Schwächen fest. Im DVB-T2-Betrieb werden neben den klassischen Signalen nach DVB-T-Standard auch alle des neuen DVB-T2-Standards gefunden. Dies gilt auch über die deutschen Angebote hinaus, denn am zweiten Teststandort unseres Verlages in Mittelsachen werden alle modernen DVB-T2-Empfänger auch auf die Empfangbarkeit ausländischer Pakete – im speziellen aus Tschechien – geprüft. Der H9.2S meistert diese Aufgabe mit Bravour.
Auch beim Test des DVB-S2X-Tuners kommt Freude in der Testredaktion auf. Die Leistungsfähigkeit des Tuners kann sich sehen lassen. Selbstverständlich funktionieren wie gehabt alle DiSEqC-Protokolle für Multifeed und Drehanlagen sowie USALS und JESS. Zudem wird Multistream und sogar DVB-S2X unterstützt. Das haben wir natürlich gleich in der Praxis getestet. Zuerst haben wir uns DVB-S2X angeschaut. Ein Bouquet aus der Schweiz auf 33 Grad Ost sendet in
diesem neuen Standard. Ein Suchlauf auf 12597V klappte auf Anhieb und die drei Kanäle wurden eingelesen. Auch die anschließende Wiedergabe funktionierte einwandfrei. Unsere nächste Testposition war 5 Grad West. Dort sind zahlreiche italienische Kanäle im Multistream unverschlüsselt aufgeschaltet. Die Transponder dienen eigentlich der Zuführung für das terrestrische Digitalfernsehen in Italien. Bisher gab es nur wenige und zum Teil auch recht teure Receiver, die mit diesem System zurechtkommen. Doch auch diese Hürde leistet unser 100-Euro-Receiver mit Bravour. Alle Multistream-Bouquets auf dieser Position wurden eingelesen und problemlos wiedergegeben. Tatsächlich entpuppt sich der Receiver also als sehr gute Wahl für DXer. Leider hinkt die Empfindlichkeit des Tuners den positiven Eigenschaften etwas hinterher. Mit knapp 85 dbm hat dieser nicht besonders hohe Leistungsreserven. Aber ansonsten macht er im normalen Betrieb eine gute Figur. Positiv überrascht sind wir beim Aufruf der Blindscan-Funktion. Diese kann nun uneingeschränkt bei der H9-Serie genutzt werden. Mit dem Blindscan des neuen Edision OS Nino Pro – den wir in der letzten Ausgabe vorstellten und der innerhalb der letzten vier Wochen nochmal beim Tuner deutlich aufgewertet wurde – kann er zwar nicht mithalten, aber auf Türksat findet der Blindscan des H9.2H zuverlässig über 90 % der empfangbaren Signale. Dieses Ergebnis ist gut. Etwas störend ist, dass Modulation und FEC nicht korrekt gefunden werden. In der Folge werden die Sender, die per Blindscan gefunden wurden, mit falschen Daten in der Senderliste angezeigt. Hier besteht Optimierungsbedarf.
Im Betrieb
Die Box überzeugt durch Stabilität im TV-Alltag. Gegen einen Betrieb als reinen TV-Receiver zum Beispiel auf Astra ist nichts einzuwenden, alle Sender werden ohne Schwierigkeiten in sehr guter Bildqualität wiedergegeben. Natürlich kann auch dieser Linux-Receiver nach Belieben konfiguriert und auch mit verschiedenen Skins optisch an die eigenen Wünsche angepasst werden. Zahlreiche Plugins stehen ebenfalls zur Verfügung. Von Haus aus verfügt der Receiver auch über eine Aufnahmefunktion. Der Einbau einer Festplatte ist allerdings nicht möglich, diese muss vielmehr extern angeschlossen werden. Hierzu steht auf der Rückseite ein Anschluss nach dem Standard USB 3.0 zur Verfügung. Alternativ kann auch eine Micro-SD-Karte auf der Rückseite eingeschoben und dann als Speichermedium genutzt werden.
Transcoding
Eine Stärke des Gerätes ist zweifelsfrei das Transcoding in H.265. Damit lassen sich Streams auch in diesem effektiven Codec ressourcenschonend in das Netz schicken. Wir haben die Funktion mit dem Dreamplayer auf einem Android-Smartphone erfolgreich ausprobiert. Selbstverständlich lohnt sich Transcoding vor allem, wenn über das Internet gestreamt werden soll. Der HEVC-Codec erlaubt in Verbindung mit der Hardware der H9.2H auch das Streamen von HD-Sendern über DSL-Anschlüsse mit geringerer Bandbreite. Erfolgreich testen konnten wir das an einem DSL-Anschluss mit einem Upload von 1 Mbit/s. Trotz des begrenzten Uploads war das Streaming in Verbindung mit dem Transcoding problemlos auch mit HD-Sendern bei noch ausreichend guter Qualität auf dem Smartphone möglich. Unsere Brücke in das heimische Netzwerk haben wir dabei übrigens mittels einer VPN-Verbindung hergestellt. Auch über einen mobilen Datenzugang via LTE klappte das einwandfrei.
Bild-in-Bild
Technisch möglich ist auch die Picture-in-Picture-Darstellung mit dem Zgemma. Natürlich macht das bei einem Single-Tuner nur begrenzt Sinn. Denn dadurch ist man stets auf einen Transponder beschränkt. Das betrifft vor allem die Möglichkeit, auch UHD-Sender als PiP darzustellen. Es funktioniert zwar, macht aber, wie gesagt, wenig Sinn. Sicherlich wird es aber irgendwann auch Geräte mir Mehrfachtunern auf Basis dieses interessanten Chipsatzes geben.
Fazit
Einmal mehr beweist Airdigital, dass ein guter Enigma2-Receiver nicht teuer sein muss. Der H9.2H überzeugt im Test vor allem durch seine Zuverlässigkeit und die Empfangsergebnisse. Beide Tuner arbeiten zuverlässig und vor allem auch unabhängig, sodass Aufnahmen via DVB-T und das parallele Schauen eines Satellitenkanals kein Problem darstellen. Das integrierte WLAN sowie der SD-Kartenleser ermöglichen die einfache Multimedianutzung.Dank der sinkenden Preise solcher Speicherkarten ist dies eine echte Alternative, die sich nicht auf den Stromverbrauch auswirkt.