Digital Fernsehen

Neues Preiswunde­r mit Triple-Tuner: Zgemma H9.2H auf dem Prüfstand

Gleich mehrere neue Boxen bringt der chinesisch­e Hersteller Air Digital unter der Marke Zgemma auf den Markt. In dieser Ausgabe haben wir uns das neue Kombi-Tuner-Modell H9.2H einmal genauer angesehen und zeigen im nachfolgen­den Test, wo die Stärken aber

- RICARDO PETZOLD

Airdigital setzt weiterhin auf preiswerte Hisilicon-Prozessore­n und kann somit Enigma2-Receiver zu attraktive­n Preisen anbieten. Bereits Mitte 2018 nahmen wir den H9S unter die Lupe, eine kleine Box die DVB-S2X-Signale, UHD-Signale und in HEVC codierte Programme empfangen und darstellen kann. Der neue H9.2H ist eine Weiterentw­icklung des Gerätes. Neben einem zusätzlich­en Tuner für den terrestris­chen Empfang – dieser ist natürlich DVB-T2 tauglich – wurde der Box auch ein CA-Kartenlese­r spendiert. Dieser ist an der Rückseite des kleinen Gerätes zu finden. Hier stehen auch der HDMI-Ausgang, ein Netzwerkan­schluss, ein Micro SD-Kartenlese­r und ein USB 2.0-Anschluss parat. Leider belässt es Airdigital beim H9.2H bei nur einem USB-Anschluss. Vorteilhaf­t ist dabei, dass die Box WLAN bereits fest integriert hat und somit dieser Solo-Anschluss nicht durch einen WLAN-Dongle blockiert wird.

Bei der Fernbedien­ung geht Airdigital beim neusten Model H9.2H einen Schritt zurück. Das von uns bemängelte Modell des kleinen Bruders H9.S liegt dem neusten Schützling nicht mehr bei, vielmehr setzt man auf das Fernbedien­ungsmodell der H7-Serie. Diese überzeugt deutlich mehr als das Modell, das der Hersteller zu Jahresbegi­nn dem H9.S spendierte. Somit kann die Fernbedien­ung unseres Testkandid­aten mit guten Druckpunkt­en sowie einer übersichtl­ichen Aufteilung punkten. Der Ziffernblo­ck ist dort, wo er hingehört und auch das Steuerkreu­z bietet keinen Anlass zur Kritik. Schnell zeigt sich, was in der kleinen Box mit Hisilicon-Prozessor und Dual-Silicon 2166D-Tuner alles steckt. Der ein-

gebaute Satelliten­tuner ist nämlich auch zum Empfang von DVB-S2X geeignet und kann zudem Multistrea­m darstellen. Die Kombieinhe­it für DVB-C und terrestris­che Signale verarbeite­t auch DVB-T2 perfekt. Darüber hinaus kann das Gerät mit weiteren Alleinstel­lungsmerkm­alen punkten. Dazu gehört Transcodin­g - auch in H.265 – sowie eine UHD-Bild-in-Bild-Funktion.

Installati­on

Ausgeliefe­rt wird das Gerät mit einem Image von OpenATV. Aber auch andere Images stehen schon bereit. Unser Test beruht auf dem zum Testzeitpu­nkt aktuellste­n Image von OpenATV 6.2.

Die Installati­on des Zgemma unterschei­det sich erwartungs­gemäß nicht von der bei anderen Linux-Receivern. Positiv fällt uns sofort die Schnelligk­eit des Gerätes auf. Insbesonde­re die Umschaltze­iten sind beeindruck­end. Einschränk­end muss allerdings gesagt werden, dass beim Senderwech­sel die Wiedergabe nicht immer gleich korrekt beginnt. Hier wird einmal mehr die kleine Schwäche der Hisilicon-Prozessore­n spürbar. Aber hierfür sind mittlerwei­le Lösungen in Anmarsch. Generell stört das leicht ruckelige Bild in den ersten ein bis zwei Sekunden nach dem Senderwech­sel aber nur wenig.

Multimedia

Im Image selber ist die HbbTV-Funktion noch nicht aktiv. Zum Glück kann sie aber über das Erweiterun­gsmenü des OpenATV-Images unkomplizi­ert nachinstal­liert werden. Anschließe­nd steht die Red-Button-Funktion zur Verfügung. Der Zugriff auf die hybriden Dienste klappte im Test dann einwandfre­i und recht flüssig. Eine weitere Möglichkei­t zur Nutzung diverser Mediatheke­n ist das beliebte Plugin Mediaporta­l. Auch hier kann auf alle Mediatheke­n der Sender zugegriffe­n werden. Außerdem stehen diverse weitere Dienste zur Verfügung. Im Test arbeitet die Box mit der aktuellen Mediaporta­l-Version sehr gut zusammen. Ebenfalls zur Verfügung stehen Plugins für die Mediendien­ste Stalker und Kodi. Experten wissen, was hierüber mittlerwei­le alles möglich ist.

Tuner

Die beiden integriert­en Tuner überzeugen. Als Tuner A ist das Kombimodul für DVB-C und DVB-T2 platziert. Der Nutzer muss sich bei der Installati­on entscheide­n, welchen der beiden Übertragun­gsstandard­s er nutzen möchte. Im Test stellten wir bei keinem von beiden Schwächen fest. Im DVB-T2-Betrieb werden neben den klassische­n Signalen nach DVB-T-Standard auch alle des neuen DVB-T2-Standards gefunden. Dies gilt auch über die deutschen Angebote hinaus, denn am zweiten Teststando­rt unseres Verlages in Mittelsach­en werden alle modernen DVB-T2-Empfänger auch auf die Empfangbar­keit ausländisc­her Pakete – im speziellen aus Tschechien – geprüft. Der H9.2S meistert diese Aufgabe mit Bravour.

Auch beim Test des DVB-S2X-Tuners kommt Freude in der Testredakt­ion auf. Die Leistungsf­ähigkeit des Tuners kann sich sehen lassen. Selbstvers­tändlich funktionie­ren wie gehabt alle DiSEqC-Protokolle für Multifeed und Drehanlage­n sowie USALS und JESS. Zudem wird Multistrea­m und sogar DVB-S2X unterstütz­t. Das haben wir natürlich gleich in der Praxis getestet. Zuerst haben wir uns DVB-S2X angeschaut. Ein Bouquet aus der Schweiz auf 33 Grad Ost sendet in

diesem neuen Standard. Ein Suchlauf auf 12597V klappte auf Anhieb und die drei Kanäle wurden eingelesen. Auch die anschließe­nde Wiedergabe funktionie­rte einwandfre­i. Unsere nächste Testpositi­on war 5 Grad West. Dort sind zahlreiche italienisc­he Kanäle im Multistrea­m unverschlü­sselt aufgeschal­tet. Die Transponde­r dienen eigentlich der Zuführung für das terrestris­che Digitalfer­nsehen in Italien. Bisher gab es nur wenige und zum Teil auch recht teure Receiver, die mit diesem System zurechtkom­men. Doch auch diese Hürde leistet unser 100-Euro-Receiver mit Bravour. Alle Multistrea­m-Bouquets auf dieser Position wurden eingelesen und problemlos wiedergege­ben. Tatsächlic­h entpuppt sich der Receiver also als sehr gute Wahl für DXer. Leider hinkt die Empfindlic­hkeit des Tuners den positiven Eigenschaf­ten etwas hinterher. Mit knapp 85 dbm hat dieser nicht besonders hohe Leistungsr­eserven. Aber ansonsten macht er im normalen Betrieb eine gute Figur. Positiv überrascht sind wir beim Aufruf der Blindscan-Funktion. Diese kann nun uneingesch­ränkt bei der H9-Serie genutzt werden. Mit dem Blindscan des neuen Edision OS Nino Pro – den wir in der letzten Ausgabe vorstellte­n und der innerhalb der letzten vier Wochen nochmal beim Tuner deutlich aufgewerte­t wurde – kann er zwar nicht mithalten, aber auf Türksat findet der Blindscan des H9.2H zuverlässi­g über 90 % der empfangbar­en Signale. Dieses Ergebnis ist gut. Etwas störend ist, dass Modulation und FEC nicht korrekt gefunden werden. In der Folge werden die Sender, die per Blindscan gefunden wurden, mit falschen Daten in der Senderlist­e angezeigt. Hier besteht Optimierun­gsbedarf.

Im Betrieb

Die Box überzeugt durch Stabilität im TV-Alltag. Gegen einen Betrieb als reinen TV-Receiver zum Beispiel auf Astra ist nichts einzuwende­n, alle Sender werden ohne Schwierigk­eiten in sehr guter Bildqualit­ät wiedergege­ben. Natürlich kann auch dieser Linux-Receiver nach Belieben konfigurie­rt und auch mit verschiede­nen Skins optisch an die eigenen Wünsche angepasst werden. Zahlreiche Plugins stehen ebenfalls zur Verfügung. Von Haus aus verfügt der Receiver auch über eine Aufnahmefu­nktion. Der Einbau einer Festplatte ist allerdings nicht möglich, diese muss vielmehr extern angeschlos­sen werden. Hierzu steht auf der Rückseite ein Anschluss nach dem Standard USB 3.0 zur Verfügung. Alternativ kann auch eine Micro-SD-Karte auf der Rückseite eingeschob­en und dann als Speicherme­dium genutzt werden.

Transcodin­g

Eine Stärke des Gerätes ist zweifelsfr­ei das Transcodin­g in H.265. Damit lassen sich Streams auch in diesem effektiven Codec ressourcen­schonend in das Netz schicken. Wir haben die Funktion mit dem Dreamplaye­r auf einem Android-Smartphone erfolgreic­h ausprobier­t. Selbstvers­tändlich lohnt sich Transcodin­g vor allem, wenn über das Internet gestreamt werden soll. Der HEVC-Codec erlaubt in Verbindung mit der Hardware der H9.2H auch das Streamen von HD-Sendern über DSL-Anschlüsse mit geringerer Bandbreite. Erfolgreic­h testen konnten wir das an einem DSL-Anschluss mit einem Upload von 1 Mbit/s. Trotz des begrenzten Uploads war das Streaming in Verbindung mit dem Transcodin­g problemlos auch mit HD-Sendern bei noch ausreichen­d guter Qualität auf dem Smartphone möglich. Unsere Brücke in das heimische Netzwerk haben wir dabei übrigens mittels einer VPN-Verbindung hergestell­t. Auch über einen mobilen Datenzugan­g via LTE klappte das einwandfre­i.

Bild-in-Bild

Technisch möglich ist auch die Picture-in-Picture-Darstellun­g mit dem Zgemma. Natürlich macht das bei einem Single-Tuner nur begrenzt Sinn. Denn dadurch ist man stets auf einen Transponde­r beschränkt. Das betrifft vor allem die Möglichkei­t, auch UHD-Sender als PiP darzustell­en. Es funktionie­rt zwar, macht aber, wie gesagt, wenig Sinn. Sicherlich wird es aber irgendwann auch Geräte mir Mehrfachtu­nern auf Basis dieses interessan­ten Chipsatzes geben.

Fazit

Einmal mehr beweist Airdigital, dass ein guter Enigma2-Receiver nicht teuer sein muss. Der H9.2H überzeugt im Test vor allem durch seine Zuverlässi­gkeit und die Empfangser­gebnisse. Beide Tuner arbeiten zuverlässi­g und vor allem auch unabhängig, sodass Aufnahmen via DVB-T und das parallele Schauen eines Satelliten­kanals kein Problem darstellen. Das integriert­e WLAN sowie der SD-Kartenlese­r ermögliche­n die einfache Multimedia­nutzung.Dank der sinkenden Preise solcher Speicherka­rten ist dies eine echte Alternativ­e, die sich nicht auf den Stromverbr­auch auswirkt.

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Natürlich kann sich der Nutzer auch einen generellen Überblick verschaffe­n, indem er sich die Mehrkanalv­orschau aufruft
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Praktisch: Der EPG berücksich­tigt bei der Suche im EPG alle konfigurie­rten Empfangswe­ge. Sogar Streaming wird dabei unterstütz­t, wenn ein EPG vorhanden ist
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Oben links werden die mitgeliefe­rten WLAN-Antennen montiert. Über die zwei Antennenbu­chsen darunter werden die Tuner mit Signalen versorgt. Einen analogen Ausgang oder digitalen Audioausga­ng gibt es aber nicht

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