8K-Signale über Satellit: So gelingt der Empfang via Türksat
Kaum hatte sich HD im Fernsehen und in unseren Wohnzimmern durchgesetzt, klopfte auch schon 4K mit viermal so scharfem Bild an. UHD-Geräte sind inzwischen bereits weit verbreitet. Nur an den ultrascharfen TV-Kanälen mangelt es derzeit noch. Bislang sind erst wenige Spartenprogramme in 4K-Auflösung verfügbar und die großen Sender zeigen ab und an nur einzelne Produktionen auf diversen 4K-Demokanälen. Da möchte man meinen, UHD sei noch der letzte Schrei vom Ultraneuesten.
Doch weit gefehlt! Denn die Japaner arbeiten bereits intensiv am 4K-Nachfolgestandard 8K. Bei ihm setzt sich das TV-Bild aus 7680×4320 Pixeln zusammen, was rund 33,18 Millionen Bildpunkten entspricht. Damit ist das 8K-Bild viermal so scharf als UHD und 16 mal so scharf wie heutiges Full-HD.
Braucht es 8K?
Diese Frage müssen wir mit einem vorsichtigen Ja beantworten. Einfach, weil wir derart hohe Auflösungen eigentlich längst gewohnt sind. Der digitalen Fotografie sei Dank. Selbst kleine Kompaktkameras für weniger als 100 Euro liefern heute eine Auflösung von über 20 Millionen Pixel. Bei guten Spiegelreflexkameras kann sie sogar bei über 45 Millionen liegen. Um unsere Aufnahmen in (meist) voller Qualität betrachten zu können, wäre ein 8K-Bildschirm eigentlich ein Muss. Bei Video stellt sich allerdings die Frage, ob wir den Mehrwert von 8K im Vergleich zu 4K wirklich wahrnehmen. Die Unterschiede fallen jedenfalls weniger auf, als zwischen HD und 4K. Hier kommt es stark auf die Bilddiagonale und den Betrachtungsabstand an.
8K erreicht Europa
Seit Oktober ist in unseren Breiten der erste 8K-Testkanal über Satellit empfangbar. Er sendet auf Türksat 3A auf 42 Grad Ostauf 11 176 GHz (Polarisation vertikal, Symbolrate 34 290 MSym/s, FEC 2/3, Modulation DVB-S2/16APSK) mit HEVC-Komprimierung. Obwohl über den Westbeam gesendet wird, kommt das Signal um etwa 3,5dB schwächer, als die stärksten Transponder auf dieser Position. Weiter ist der 8K-Test auf Türksat 4B auf 50 Grad Ost 11 586 GHz (Polarisation vertikal, Symbolrate 34 290 MSym/s, FEC 2/3, Modulation DVB-S2/16APSK) zu empfangen.
Empfang
Mit üblichen HD-Receivern kommen wir an das 8K-Signal nicht heran. Sie unterstützen weder die Modulationsart 16APSK, noch verstehen sie sich auf den bereits für UHD verwendeten Komprimierungsstandard HEVC. Für den Empfang der Testausstrahlung braucht es Spezialequipment, wie die PC-Receiver TBS 5927 und 6903. Sie beherrschen unter anderem die Modulationsart 16APSK und haben sich bereits in der Vergangenheit als besonders geeignet für schwierige Signale erwiesen. Als Empfangssoftware nutzen wir EBS Pro und für die Wiedergabe den VLC-Player. Zunächst lassen wir EBS pro per Blindscan nach allen empfangbaren Transpondern auf 42 Grad Ost suchen. Die in der Auswertung angegebenen Parameter verraten uns nicht nur, dass der 8K-Test anstandslos eingelesen wird, sondern auch, dass er im Vergleich zu den meisten anderen Frequenzen zu den schwächeren gehört. Weiter können wir hier nachlesen, dass die Nutzdatenrate des 4 113 MHz breiten Trägersignals bei 90729MBit/s liegt. Was etwa 2,2 MBit/s pro belegtem MHz Bandbreite entspricht. Dieser hohe Wert ist vor allem der verwendeten Modulationsart zu verdanken. Zum Vergleich: Ein mit derselben FEC ausgestrahlter HD-Transponder auf Astra 19,2 Grad Ost bringt es auf rund 1,47 MBit/s pro belegtem MHz Bandbreite. Auch über das Spektrum wird der Transponder auf manuellem Wege eingelesen. Zur Wiedergabe starten wir den VLC-Player, den wir in EBS Pro als Standardplayer eingerichtet haben. Zunächst macht sich Enttäuschung breit. Kein Bild, kein Ton. Nicht einmal der Stationsname wird eingelesen. Das Video kommt erst nach rund zehn Sekunden. Ein Zeichen dafür, dass der Rechner wohl alle Hände voll zu tun hat, den sehr umfangreichen Datenstrom auszuwerten. Schließlich entspricht sie etwa der 4,5-fachen Datenmenge eines auf Astra üblichen UHD-Programms. Selbst nach noch längerem warten stellt sich kein Audio ein. Wie wir anhand der folgenden Analysen feststellen, wird der 8K-Test tatsächlich ohne Ton ausgestrahlt. Also quasi als Stummfilm. Wahrscheinlich deshalb, weil so gut wie
die gesamte Übertragungskapazität des Transponders für die Übertragung des 8K-Videos benötigt wird. Es benötigt an die 85 MBit/s und damit über 96 Prozent der zur Verfügung stehenden Gesamtdatenrate. 85 MBit/s sind übrigens deutlich mehr, als auf einen Astra-Transponder unter Beibehaltung der heute für den Direktempfang allgemein üblichen Übertragungsparameter, ausgestrahlt werden könnte.
Empfang mit Receiver
Natürlich wollten wir auch wissen, wie ein 4K-Receiver auf den 8K-Test reagiert. Einige Modelle, wie die aktuellen Dreamboxen, können auch 16APSK verarbeiten. Allerdings liest nur ein Teil dieser Geräte den 8K-Testkanal ein. Zum Teil gelingt dies gar nur unter der Eingabe der falschen Modulationsarten 8PSK oder QPSK. Der Testkanal erscheint in der TVoder Radiosenderliste als „Turksat_8K_ TEST“. Die Boxen sind nicht in der Lage, das Video sichtbar zu machen. Wegen des nicht ausgestrahlten Tons gibt es auch nichts zu hören. Das 8K-Testvideo zeigt ein in einem kurzen, in Endlosschleife laufenden Video diverse Ansichten aus Istanbul. Sie scheinen eher lieblos gedreht worden zu sein. Nicht einmal auf schönes Wetter hat man geachtet. So präsentiert sich die Stadt am Bosporus grau in grau. Keine leuchtenden Farben, keine atemberaubenden Einstellungen. Nichts, was vom Hocker reißen würde.
8K-Fernseher
Sich heute schon einen 8K-Fernseher zu kaufen, würde wenig Sinn machen. Erste Modelle werden zwar schon in Deutschland angeboten, kosten aber noch deutlich mehr als mancher neuer Kleinwagen. Was aber nicht lange so bleiben wird. Wir können davon ausgehen, dass die Geräte binnen weniger Jahre das heute übliche Preisniveau von 4K-Geräten erreicht haben werden.
Noch viel Entwicklungsarbeit
Die Testausstrahlung auf Türksat setzen uns zurück in die allerersten Anfänge von HD und 4K. Für sie nutzte man damals übliche Übertragungsstandards. Mit der Folge, dass gerade einmal ein einziges Programm auf einem Transponder Platz gefunden hatte. Ein Regelbetrieb wäre unter diesen Umständen für die Sender nicht finanzierbar gewesen. Wir dürfen davon ausgehen, dass 8K für TV-Sender erst interessant werden wird, wenn sich mindestens drei 8K-Kanäle auf einem Transponder unterbringen lassen. Dass sich das alleine durch den Einsatz von 16APSK nicht realisieren lässt, wissen wir bereits. Es wird also so etwas brauchen, wie einen neuen, erst zu schaffenden Übertragungsstandard und eine noch deutlich effizientere Komprimierung als HEVC. Entwicklungsarbeit ist aber auch noch an anderer Stelle gefragt. Heute gibt es noch nicht einmal richtige 8K-Kameras. Die Modelle, die heute schon auf dem Markt sind, stammen durchweg von kleinen, unbekannten Herstellern, die, nennen wir sie, im weiteren Sinne innovative Bastellösungen, hervorgebracht haben. Profimodelle von namhaften Herstellern müssen erst noch kommen.