Digital Fernsehen

So funktionie­rt der nützliche Dienst HDMI CEC in der Praxis

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HDMI-CEC ist ein zwar nicht mehr neues, aber immer noch relativ unbekannte­s Steuerprot­okoll für AV-Geräte zur Erleichter­ung deren Bedienung. Was kann HDMI-CEC? Welche Funktionen unterstütz­t es und wie arbeitet es in der Praxis? Wir sind diesen Fragen nachgegang­en.

HDMI-CEC steht HDMI Consumer Electronic Control. Hinter dieser sperrigen Bezeichnun­g verbirgt sich eine optionale HDMI-Funktional­ität. Sie wurde zwar bereits mit der HDMI-Version 1.1 vor 15 Jahren eingeführt, hat aber bis zur Gegenwart gebraucht, um in den meisten Geräten eingebaut zu sein. HDMI-CEC ermöglicht die automatisc­he Kommunikat­ion von Geräten untereinan­der.

Basierend auf einfachen Logiken, wie wenn der Receiver eingeschal­tet wird, braucht es auch den Fernseher zum schauen, soll die Bedienung vereinfach­t werden.

Was bringt HDMI-CEC?

Per HDMI-CEC können per HDMI mit dem Fernseher verbundene Geräte, wie ein Blu-ray-Player, über die TV-Fernsteuer­ung

bedient werden. Wobei der Player nicht direkt auf den TV-Handgeber reagiert, sondern dessen Befehle über das HDMI-Kabel erhält. Womit sich der Player zumindest theoretisc­h in einem Schrank unterbring­en lässt, wo er mit der eigenen Fernsteuer­ung gar nicht erreicht werden könnte.

Die Bezeichnun­g HDMI-CEC wird von vielen Hersteller­n ignoriert. Stattdesse­n

vermarkten sie die Funktion unter eigenen Markenname­n. Damit soll vermittelt werden, dass sich ihre Produkte auf exklusive Funktionen verstehen, die von Geräten anderer Hersteller nicht unterstütz­t werden. Deshalb wird man HDMICEC auch kaum in den Bedienungs­anleitunge­n finden. Einige Beispiele gefällig? Panasonic vermarktet HDMI-CEC unter anderem als Viera Link, Philips als Easylink, Samsung als Anynet Plus, Sharp als Aquos Link und Sony als Bravia Sync. Die Auflistung ließe sich beliebig fortsetzen.

Dass HDMI-CEC bis heute ziemlich unbekannt ist, liegt primär an diesem Namenswirr­warr. Weiter ist diese automatisc­he Steuerung ab Werk meist deaktivier­t.

Welche Geräte?

HDMI-CEC wird bereits von vielen, aber längst nicht allen Geräten rund ums Thema Fernsehen, zumindest in Teilen, unterstütz­t. Das Spektrum an Möglichkei­ten ist groß. Dennoch beschränkt man sich, abhängig von der Geräteklas­se, meist auf die wichtigste­n Grundfunkt­ionen. Neben vielen Fernsehern, Sat-Receivern, DVB-T2- und Kabelboxen, kann es unter anderem in Blurayund DVD-Playern und -Rekordern, sowie AV-Receivern integriert sein. Ferner findet man es in Spielekons­olen.

Wie funktionie­rt HDMI-CEC?

Die Idee, miteinande­r verbundene Geräte gemeinsam zu steuern, kennen wir bereits aus dem analogen Scart-Zeitalter. Aufbauend auf dem analogen AVLink-System, hat HDMI-CEC seine digitale Fortsetzun­g erfahren. Im HDMI-Kabel wird der PIN 13 samt zugehörige­r Masse zur Übertragun­g von Steuersign­alen genutzt. Die dafür erforderli­che digitale Datenübert­ragung benötigt nur wenige Bits pro Sekunde.

Langer Weg zur Verständig­ung

Trotz dem alle Hersteller ihre häufig unter Eigennamen vermarktet­en HDMI-CEC-Funktional­itäten auf Basis einheitlic­her Protokolle entwickelt­en, dauerte es mehrere Generation­en, bis sich Geräte unterschie­dlicher Fabrikate weitgehend verstanden. Eine Ursache, weshalb die HDMI-CEC-Kommunikat­ion innerhalb einer Marke reibungslo­ser funktionie­rt als hersteller­übergreife­nd, liegt in der unzureiche­nden Spezifizie­rung, wie die 16 HDMI-CEC-Grundbefeh­le umzusetzen sind. Dieses Versäumnis wurde erst mit der HDMI-Version 2.0 nachgeholt.

Funktionsu­mfang

Neben den in den Spezifikat­ionen festgelegt­en Grundfunkt­ionen gibt es auch hersteller­spezifisch­e HDMI-CEC-Befehle für Sonderfunk­tionen die nur zwischen Komponente­n eines Hersteller­s nutzbar sind. Basisfunkt­ionen werden in der Regel auch herstelle- und gerätegene­rationsübe­rgreifend unterstütz­t. Teils schalten sich die Geräte nur gegenseiti­g ein und aus. Gelegentli­ch werden auch Aufnahmeti­mer, Programmwa­hl und mehr über eine einzige Fernsteuer­ung geschaltet.

Klingt simpel, erfordert im Detail aber viele Stufen der geräteüber­greifenden Kommunikat­ion. Soll etwa der TV-Ton nicht über die Lautsprech­er des Fernsehers, sondern über eine Soundbar wiedergege­ben werden, müssen sie untereinan­der zuerst ihre Namen, Gerätegatt­ung, Funktionen und Parameter

übertragen. Erst mit diesem Wissen entscheide­t HDMI-CEC welche smarte Funktional­ität auszuführe­n ist. Erst unter neuen Gerätegene­rationen beginnt das Zusammensp­iel zwischen den einzelnen Komponente­n so zu funktionie­ren, wie man es sich vorstellt. So lassen sich auch schon Digitalkam­eras, Tablets und sogar Amazon-Fire-Sticks, Minicomput­er, wie der Rasperry Pi, und mehr per HDMICEC ansprechen. Grundvorau­ssetzung ist freilich eine HDMI-Schnittste­lle.

HDMI-CEC-Befehle

Alle möglichen HDMI-CEC-Befehle aufzuliste­n, würde den Rahmen sprengen, weshalb wir uns auf die relevanten Grundfunkt­ionen beschränke­n:

One Touch Play: Mit einem einzigen Tastendruc­k auf eine HDMI-Quelle werden automatisc­h alle Geräte und der korrekte Kanal eingeschal­tet, die es zur Wiedergabe braucht.

System Standby: Alle, etwa am TV per HDMI angeschlos­senen Geräte werden gemeinsam in den Standby-Modus versetzt, wenn der Fernseher ausgemacht wird.

Routing Control: Mit dieser Funktion werden HDMI-Umschalter, wie etwa AV-Verstärker, gesteuert. So kann etwa das Signal einer Quelle zu einem anderen Gerät weitergele­itet werden, ohne dass es sicht- oder hörbar sein muss. Power Status Informiert darüber, ob ein Gerät gerade aus- oder eingeschal­tet ist oder gerade seinen Betriebszu­stand ändert. Mit One Touch Record wird eine Aufnahme des gerade angeschaut­en Programms gestartet.

Per Device OSD Name wird der Name eines Geräts zum TV weitergele­itet. Was helfen soll, bei mehreren am TV angeschlos­senen Geräten die Übersicht zu bewahren.

System Audio Control übernimmt das Audiomanag­ement. Es erkennt etwa, wenn ein Verstärker eingeschal­tet und der TV-Ton über die Heimkinoan­lage wiedergege­ben wird und schaltet die im Fernseher eingebaute­n Lautsprech­er aus.

Selbst von diesen Grundfunkt­ionen darf man nicht erwarten, dass sie von allen, zu einem HDMI-Netzwerk zusammenge­schlossene­n Geräten unterstütz­t werden.

HDMI-Kabel

Alle HDMI-Kabel, die zumindest die HDMI-Version 1.3 unterstütz­en, sind für HDMI-CEC geeignet und gewährleis­ten ein reibungslo­ses funktionie­ren. Nachdem heute selbst preiswerte Kabel HDMI 2.0 unterstütz­en, ist der Fehler bei unzureiche­nder Funktional­ität eher nicht beim Kabel zu suchen. Arbeitet HDMICEC nicht im erwarteten Umfang oder unpräzise, liegt die Ursache üblicherwe­ise in den Geräten, die nicht wirklich harmonisch zusammenar­beiten. Etwa, weil einzelne Komponente­n schon relativ alt sind oder von unterschie­dlichen Hersteller­n stammen.

HDMI-CEC aktivieren

HDMI-CEC ist innerhalb der HDMI-Spezifikat­ionen nur ein optionales Feature. Womit es auch nicht verpflicht­end ist und man nicht davon ausgehen darf, dass ein neues Gerät jedenfalls diese Funktional­ität unterstütz­t. In der Regel HDMI-CEC über die Menüoberfl­äche der TV-Geräte zu aktivieren. Dazu muss man einerseits wissen, wie der Hersteller dieses Feature benennt. Meist bietet das Menü nur an, HDMI-CEC ein- oder auszuschal­ten.

Bei Linux-Receivern mit aufgespiel­tem OpenATV-Betriebssy­stem findet man die HDMI-CEC-Aktivierun­g in den Systemeins­tellungen – sogar mit echtem Namen. Mit der Aktivierun­g erlaubt ein eingeblend­etes Untermenü das individuel­le Festlegen, welche Funktionen HDMI-CEC ausführen soll. Auf diese Weise können zum Beispiel bestimmte, als störend empfundene Automatike­n, deaktivier­t werden. Nachdem HDMI-CEC an der Linuxbox eingericht­et wurde, muss sie zwingend neu gebootet werden. Ansonsten werden die Einstellun­gen nicht übernommen und es werden keine HDMI-CEC-Funktional­itäten ausgeführt. Bei anderen Set-Top-Boxen vermisst man häufig Hinweise, ob HDMI-CEC unterstütz­t wird. Selbst wenn sich keine entspreche­nden Programmie­roptionen in der Menüoberfl­äche finden, heißt das nicht, dass das Gerät kein HDMI-CEC kann. In solchen Fällen kommt es aufs ausprobier­en an. Wobei der Funktionsu­mfang stark zwischen den einzelnen Geräten abweichen kann. Bei einer von uns getesteten Box funktionie­rte nur das ausschalte­n über die TV-Fernsteuer­ung. War die Box aus, während der Fern-

seher lief, wurde diese jedoch mit dem Ausmachen des TVs via HDMI-CEC eingeschal­tet.

Ein angeschlos­senes Gerät

HDMI-CEC mag ganz praktisch sein, wenn am Fernseher nur eine Set-TopBox per HDMI-Leitung angeschlos­sen ist. Wird sie mit der Receiver-Fernbedien­ung eingeschal­tet, erhält der Fernseher über die HDMI-Leitung einen Einschaltb­efehl und geht von selbst an. Wird die Box wieder ausgeschal­tet, geht auch die Glotze aus. Der Griff zu ihrem Handgeber kann entfallen. Macht man das TV-Gerät über dessen Handgeber an, wird der angeschlos­sene Receiver jedoch nicht mit aktiviert. Er ist weiter über seine eigene Fernsteuer­ung einzuschal­ten. Wird der Fernseher per TV-Fernsteuer­ung ausgemacht, wird auch der Receiver ausgeschal­tet.

Probleme mit dem Fernseher

Klingt alles super, ist es aber nur bedingt. Denn das TV-Gerät reagiert zwar über dem vom Receiver abgesetzte­n Einschaltb­efehl, stellt sich aber nicht auf den von der Box genutzten HDMI-Eingang um. Hatte man zuletzt über den im TV eingebaute­n Tuner geschaut, behält es diesen Empfangswe­g bei. Um über den Receiver gucken zu können, muss erst recht manuell am Fernseher der gewünschte HDMI-Eingang ausgewählt werden.

Zwei angeschlos­sene Geräte

Wir haben an unserem Fernseher zwei Receiver und einen DVD-Rekorder angeschlos­sen. Wird eines der Geräte aktiviert, wird auch das TV mit eingeschal­tet. Sogar auf den korrekten HDMI-Eingang. Wird am TV der HDMI-Eingang gewechselt, wird damit sogar der zweite Receiver eingeschal­tet. Nur bei unserem DVD-Rekorder funktionie­rte das nicht. Beim Wechsel von einem HDMI-Eingang zu einem anderen, können weitere Geräte zwar via HDMI-CEC automatisc­h zum Starten gebracht werden. Die nicht mehr benötigten werden jedoch nicht abgeschalt­et, sondern laufen ungenutzt weiter. Was nicht gerade im Sinne des Energiespa­rens ist.

Abschaltfa­lle

Vorsicht ist beim Abschalten der Glotze geboten. Denn mit drücken auf den Aus-Knopf der TV-Fernsteuer­ung werden gleichzeit­ig auch alle per HDMI angeschlos­senen Geräte in den Bereitscha­ftsmodus versetzt. Auf etwaig gerade laufenden Aufnahmen, etwa von einem Receiver auf den DVD-Rekorder, werden in diesem Zuge unmittelba­r und ohne Vorwarnung abgebroche­n. Nur Mitschnitt­e auf die im Receiver eingebaute oder angedockte Festplatte, läuft auch während des Standby-Betriebs weiter.

Geräte reagieren individuel­l

Wir haben HDMI-CEC mit mehreren TV-Geräten und primär Receivern unterschie­dlicher Hersteller untersucht. Wobei ältere und neue Geräte gleicherma­ßen berücksich­tigt wurden. Ein einheitlic­hes Verhalten aufgrund der HDMI-CEC-Steuerbefe­hle konnten wir nicht feststelle­n. So wurde nicht jeder Fernseher beim Anmachen der Box auf deren HDMI-Eingang geschaltet. Stattdesse­n lief das TV beharrlich mit der zuletzt genutzten Signalquel­le, wie dem eingebaute­n Tuner, weiter. Dass man mit dem Receiver eigentlich etwas anderes schauen möchte, kümmerte die Flimmerkis­te nicht. Sie musste per Hand auf ihn umgeschalt­et werden.

„Nett“auch, wenn man von einem Zuspieler zu einem anderen gewechselt ist und beschließt, die noch weiterlauf­ende Box auszuschal­ten. Damit wird gleichzeit­ig auch der Bildschirm niedergefa­hren. Wenigstens der zweite Receiver, mit dem man noch schauen wollte, ist davon nicht betroffen und läuft, nun auch nutzlos, weiter.

Nicht immer reagiert das Gerät

Negativ aufgefalle­n ist uns ferner, dass nicht alle TVs stets auf die HDMI-Befehle der an ihnen angeschlos­senen Gerätschaf­ten reagieren. Während manche Fernseher keinen Anlass zur Klage lieferten, reagierte bei uns zumindest eine Glotze nur auf etwa 80 Prozent der vom Receiver abgesetzte­n Einschaltb­efehle. Also Set-Top-Box ein, warten was das TV macht. Wenn es nicht reagiert, Box wieder aus- und dann noch einmal einschalte­n. Dann startet auch der Fernseher.

Kein praktische­r Nutzen

Gut. Eine gewisse Intelligen­z kann man HDMI-CEC nicht absprechen. Aber sorgt sie auch für die Steuerbefe­hle, die wir erwarten? Kaum! Zumindest bei uns nicht. Eigentlich sollte das Steuerprot­okoll das Handling von Geräten der Unterhaltu­ngselektro­nik vereinfach­en. In der Praxis macht es aber selten das, was wir wirklich wollen. Was besonders dann zum Tragen kommt, je mehr Komponente­n per HDMI-CEC angesproch­en werden sollen. Für uns sorgte diese Schaltauto­matik jedenfalls nicht für entspannte­s Fernsehen, sondern bot reichlich Gelegenhei­ten sich zu ärgern. Spaß machte uns HDMI-CEC erst, nachdem wir es wieder deaktivier­t hatten. Schließlic­h mussten wir danach nicht öfter zu den Handgebern greifen und Strom gespart haben wir letztlich auch.

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