preiswerter Alleskönner von Albrecht im Test
Die Marke Albrecht ist unter den Digitalradios schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr. Schon in der Vergangenheit zeichnete sich der Hersteller durch gut ausgestattete Radios mit einem außerordentlich gutem Preis-Leistungsverhältnis aus. Mit dem DR 690 CD steht nun ein neuer Allrounder im Testlabor.
Normalerweise verraten wir den Preis eines Testgerätes nicht bereits am Anfang des Tests. Doch beim Albrecht DR 690 CD können wir uns diesen Hinweis nicht verkneifen. Auch wir mussten zweimal hinschauen: Für nur 179 Euro steht das Radio bei den Händlern – UVP wohlgemerkt! Dafür gibt es bei den Mitbewerbern zumeist ein nur mittelmäßig ausgerüstetes Digitalradio mit mäßigem Klang. Albrecht verspricht etwas ganz anderes: Einen modernen Allrounder mit edler Verarbeitung und beachtlichem Klang. Wir waren darauf gespannt. Das
DR 690 ist ein klassisches Digitalradio mit Netzwerkfunktionen und einer All-inklusive-Ausstattung. Besonders beeindruckt hat uns das massive und wohlgerundete schwarze Holzgehäuse mit Aluminium-Bedienelementen auf der Oberseite. Die Front hingegen wird ganz dominiert von den großen Stereo-Lautsprechern und dem 2,8-Zoll-Farbdisplay mit darunterliegendem ausfahrbaren CD-Schlitten. Das sieht wirklich edel aus. Noch besser würde das wirken, wenn Albrecht auf die Beschriftung verzichtet hätte. So wird das Gesamtdesign ein ganz klein wenig gestört
– aber das ist natürlich nur unsere subjektive Meinung. Wie bereits erwähnt wurden die Bedienelemente komplett auf die Oberseite gelegt. Das ist gelungen und erinnert damit und mit dem Gesamtdesign ein wenig an das Design des Flaggschiffes Roberts Stream 67. Wobei beim Preis klar sein dürfte, dass Albrecht natürlich nicht ganz in dessen Liga spielt.
Kein Antenneneingang
Leider verbaut Albrecht weiterhin die Teleskopantennen fest am Gerät. Eine wirklich sehr ärgerliche Eigenheit, während andere
Anbieter (zum Beispiel auch das Imperial i450 CD mit ähnlicher Ausstattung, Test in dieser Ausgabe auf Seite 34) schon länger zu Antennenbuchsen übergegangen sind, die wahlweise mit einer beiliegenden Antenne oder einer Zimmer- oder Außenantenne verbunden werden kann. Damit erübrigte sich beim Albrecht auch ein Test der Empfangsstärke mit unserer Test-Außenantenne. Wir können uns beim besten Willen keinen wirklichen Grund vorstellen, warum auf dieses wichtige Detail verzichtet wird, zumal es sich bei einem Antenneneingang wirklich um keine große Investition handelt. Selbst ein Aufpreis von vielleicht zehn Euro wäre aus unserer Sicht wirklich in Ordnung gewesen. So schließt Albrecht leider doch ein gewisses Kundenklientel mit grenzwertigen Empfangseigenschaften vor Ort aus, die mit einer Teleskopantenne DAB Plus nicht oder nur schlecht empfangen können.
Installation
Die Ersteinrichtung ist schnell erledigt. Mit etwas Stolz verkündet ein Aufkleber auf der Oberseite, dass das Radio die Menüführung in 17 Sprachen unterstützt, was natürlich wirklich beeindruckend ist. Der europäische und angelsächsische Raum ist damit auf jeden Fall abgedeckt.
Auch die Einbindung des Netzwerkes über W-LAN ist schnell erledigt. Wahlweise kann das Passwort über die mitgelieferte Fernbedienung eingegeben werden oder die Verbindung wird bequem über WPS realisiert. Anschließend ist das Radio bereits einsatzbereit.
Gute Ausstattung
Wie schon angedeutet, hat Albrecht dem Radio zahlreiche Funktionen spendiert. Radio kann über alle gängigen Empfangswege – also UKW, DAB Plus und Internetradio – empfangen werden. Daneben lassen sich Medien über das Netzwerk via DLNA wiedergeben. Ebenso ist das Koppeln von Smartphone oder Tablet über Bluetooth möglich. Soweit die Habenseite. Was fehlt ist der Anschluss von USB-Medien, eine Aufnahmefunktion und der Direktzugriff auf Audio-Streamingdienste wie Spotify oder Deezer. Die beiden letzteren Funktionen wird wohl kaum jemand ernsthaft vermissen. Der nicht vorhandene USB-Anschluss ist allerdings schon etwas schade.
UKW
Wie schon erwähnt: Das Albrecht DR 690 CD kann sowohl UKW als auch DAB Plus empfangen. Im analogen UKW-Radioempfang
stehen die normalen UKW-Sender zur Verfügung. Diese können mit den Pfeiltasten Rechts/Links über eine Suche nach dem jeweils nächststärkeren Sender angesteuert werden. Mit den Pfeiltasten Hoch/Runter ist das direkte Ansteuern von Frequenzen in Schritte á 0,05 MHz möglich. Am interessantesten ist allerdings ein automatischer Suchlauf, den wir uns schon seit Jahren bei unseren Testkandidaten wünschen. Das Albrecht beherrscht diesen nämlich auch im UKW-Modus und sucht nach Druck der OK-Taste und Bestätigung das gesamte UKW-Spektrum nach Sendern ab. Diese werden hintereinander völlig ohne Zutun des Nutzers in den Senderspeicher abgelegt. Bis zu 20 Sender können auf diese Weise hintereinander abgelegt werden. Von uns ein dickes Lob für diese praktische Funktion. Das Radio ist auch RDS-fähig und blendet neben der Frequenz den Sendernamen und mitgesendete Informationen (zum Beispiel Genre und gerade gespielte Titel) ein. Ein Senderlogo wird allerdings nicht angezeigt, jedenfalls nicht auf unseren Testsendern. Auch findet der per RDS mitgesendete Sendername keine Beachtung bei den Favoriten – dort wird lediglich die Frequenz abgelegt, was die Orientierung etwas erschwert. Zur Ehrenrettung: Uns
ist bislang kein Digitalradio bekannt, welches das Auslesen und Abspeichern des per RDS gesendeten Namens erlauben würde. Vermutlich würde dies auch den Suchlauf um einige Zeit verlängern, da die Informationen nicht immer sofort zur Verfügung stehen. Anders sieht das natürlich beim Digitalradio aus
DAB Plus
Hier funktioniert der Sendersuchlauf dann noch etwas präziser und auch alle Sendernamen werden hinterlegt, was natürlich der digitalen Übertragungstechnologie geschuldet ist. Nachdem das Band beim ersten Suchlauf einmal abgescannt wurde, liegen alle gefundenen Sender im Speicher des Gerätes und können mit den Pfeiltasten angesteuert werden. Auch hier stehen wieder 20 frei belegbare Favoriten zur Verfügung. Im Digitalradiomodus stehen dann je nach Sender auch noch zusätzliche Informationen und Grafiken zur Verfügung. Das können beispielsweise Cover des aktuellen Titels, Wetterdaten oder schlicht das Senderlogo sein. Auf Wunsch lässt sich die Grafik auch bildschirmfüllend anzeigen. Was uns allerdings nicht gelang war der Zugriff auf weitere Daten. Viele Digitalradios ermöglichen auf Knopfdruck die Darstellung von Sendeparametern wie Frequenz, Datenfehlerrate oder die Bitrate des gerade empfangenen Radioprogrammes. Geräte mit einem Chipsatz von Magic Systech – auf dem auch das Albrecht basiert – erlauben offenbar keinen Zugriff auf diese doch recht wichtigen Informationen.
Internetradio
Auch der Empfang von tausenden Internetsendern weltweit ist möglich. Albrecht selber spricht von über 25000 Sendern aus aller Welt, was natürlich objektiv nicht exakt nachprüfbar ist. Auf jeden Fall dürfte es schwierig werden, den gewünschten Sender nicht in der Radioliste zu finden. Verschiedene Untermenüs mit Sortierungen erleichtern den Zugriff auf den gewünschten Sender. Eine Chronik erlaubt auch das Wiederfinden früher abgespielter Sender. Ein weiterer Menüpunkt „Lokale Stationen“bietet nochmal zusätzlich eine Sortierung nach Sendern aus Deutschland unter Zuordnung des Bundeslandes. Auch alle DAB-Sender (hier allerdings über den Umweg Internetradio) sind dort gelistet. Favoriten können selbstverständlich auch hier abgespeichert werden, und zwar in einer Favoritenliste, die nach Angaben von Albrecht bis zu 250 (!) Lieblingssender aufnehmen kann. Wer sich online unter www.mediayou.net anmeldet und das Radio registriert, kann zudem die Sender noch bequemer online verwalten. Hier gibt es dann auch eine Suchfunktion – am Radio selbst fanden wir keine Möglichkeit, nach Sendern zu suchen. Allerdings ist die Erstinstallation von my mediaU etwas umständlich. Im ersten Schritt wird das Radio im Onlineportal unter der Angabe der Seriennummer (MAC-Adresse) registriert. Im zweiten Schritt muss nun am Radio selbst my mediaU in den Einstellungen aktiviert werden. Daraufhin erscheint ein neuer Menüpunkt im System, der dann den Zugriff auf die online verwalteten Lieblingssender erlaubt. Deutlich einfacher lässt sich die App-Steuerung aktivieren.
AirMusic Control
Diese nennt sich AirMusic Control und ist kostenlos für iOS und Android im jeweiligen App-Store erhältlich. Nach dem
Start findet dies automatisch das (eingeschaltete) Radio und übernimmt die Steuerung auf dem Smartphone oder Tablet. Hier können unter anderem ebenfalls die zahlreichen Internetradios verwaltet und in eigenen Favoritenlisten zusammengefasst werden, was angesichts der schier unüberschaubaren Menge an Sendern aus aller Welt auch sinnvoll erscheint. Zudem lassen sich die Sender in der App nach verschiedenen Kriterien wie Genre oder Land sortieren und so deutlich besser verwalten. Auch die schon erwähnte Suchfunktion ist hier vorhanden. Auch alle anderen Quellen lassen sich am Radio aktivieren und steuern. Man kann sagen, dass die App nahezu alle Bedienungen des Gerätes mit Ausnahme der Einstellungen erlaubt und schon ein sehr effektiver Ersatz für die Fernbedienung ist. Gerade wenn man schnell mal einen Sender wechseln will oder eine andere Quelle sucht, ist das mit dem Smartphone schnell erledigt. Von der möglichen Steuerung von anderen Räumen aus einmal ganz abgesehen.
Mediaplayer
Wie erwähnt verfügt das Radio noch über einen eingebauten Mediaplayer. Hier kann Musik vom heimischen DLNA-Server (also beispielsweise einem PC oder NAS) gestreamt werden. Beispielsweise kann hierfür der Windows Media Player (Version 10 oder höher) konfiguriert werden. Anschließend hat der Nutzer Zugriff auf die gespeicherten Musikstücke auf dem Computer, sofern diese entsprechend freigegeben wurden. Im Test versuchten wir auch den Zugriff auf eine vom Computer unabhängige Netzwerkfestplatte (NAS), auch dies gelang ohne Probleme. Sofern Grafiken der Cover in den Ordnern hinterlegt sind, werden diese sogar auf dem Display des DR 663 CD angezeigt. Ein kleines Problem mussten wir hier aber dennoch feststellen: So spielt das Radio zwar den gewählten Titel problemlos ab, stoppt dann aber wieder. Andere Geräte würden hier automatisch das komplette Album hintereinander abspielen, was natürlich eher Sinn machen würde. Nach einer sehr langen Pause spielte das Radio dann doch noch den folgenden Titel ab. Tipp: Einfacher geht es, wenn man die gewünschten Titel zu einer Playlist zusammenstellt. Diese wird dann auch in einem Rutsch nacheinander abgespielt.
Bluetooth
Schnell und problemlos lässt sich das Albrecht mit Bluetooth-fähigen Geräten koppeln und lassen sich darüber Medien abspielen. Zum Test haben wir ein Smartphone mit dem Radio verbunden. Erfreulich: Dank aptX-Standard ist eine verlustfreie Übertragung zum Abspielgerät möglich. Anschließend können sämtliche Audioausgaben vom Smartphone auf das Sangean umgeleitet werden. Über ein Smartphone oder Tablet können dann beispielsweise noch komfortabler Internetradios abgespielt werden, und der Nutzer hat Zugriff auf diverse Musikstreamingdienste wie Spotify oder Napster. Leider unterstützt das Radio keine Titelanzeige am Radiodisplay wie einige Mitbewerber, zumindest aber ist die Lautstärkeregelung über das Tablet möglich.
CD-Player
Der Zusatz „CD“hinter dem Gerätenamen weist ja schon darauf hin: Auch CDs kann das Abspielwunder von Albrecht verarbeiten, und zwar sowohl Kauf-CDs als auch selbstgebrannte Silberlinge auf CD-R und CD-RW. Neben klassischen CD-Inhalten werden auch MP3 wiedergegeben, was ein bisschen das Fehlen des USB-Anschlusses wieder wettmachen kann. Denn so lässt sich auf jede selbstgebrannte CD auch das brennen, was sonst auf einem Stick Platz hätte – mit der Einschränkung, dass hier nur 750 bis 800 MB untergebracht werden können. Praktisch: Albrecht setzt nicht auf empfindliche Slot-In-Mechanik, sondern hat dem Radio einen ausfahrbaren CD-Schlitten spendiert. Auf jeden Fall wertet der unauffällige CD-Player das DR 690 CD weiter auf.
Klang
Auch klanglich kann das Radio auf ganzer Linie überzeugen. Mit den für diese Geräteklasse relativ leistungsstarken 10-Watt-Lautsprechern gelingt die Raumbeschallung schon ganz beeindruckend. Der Klang lässt sich mit dem eingebauten Equalizer noch weiter optimieren. Hierzu gibt es verschiedene eingebaute Klangprofile. Zusätzlich kann auf einem Speicherplatz auch ein individuelles Profil mit manuell eingestellten Höhen und Bässen sowie einer wahlweise aktiven Loudness-Funktion zur Klangverbesserung abgespeichert werden.
Weckradio
Schließlich eignet sich das Gerät auch perfekt als Uhrenradio. Es stehen zwei Alarmzeiten zur Verfügung. Zum sanften Einschlummern kann der eingebaute Sleep-Timer genutzt werden. Insgesamt hat uns das Gerät schon sehr gut gefallen. Besonders toll fanden wir dabei die recht leicht zu verstehende Bedienung auch am Gerät selbst – unter anderem über den getrennten Lautstärke- und Up/ Down-Regler. Letzterer macht sich nicht nur zur Menübedienung gut, sondern erlaubt auch das schnelle Einstellen der Frequenz beim UKW-Empfang mit dem DR 690 CD.
Fazit
Das Albrecht DR 690 CD ist ein durch und durch empfehlenswertes Radio mit ordentlichem Klang, einer guten Verarbeitung und nicht zuletzt einem sehr günstigen Preis. Im Test vermissten wir so gut wie nichts und waren auch von der Bedienung und der App-Funktion begeistert. Gestört hat uns allerdings der fehlende Antenneneingang. Auch wenn das Radio sehr günsig angeboten wird – hier hat der Hersteller an der falschen Stelle gespart. Allen in allem aber ein wirklich überzeugendes All-Inklusive-Digitalradio.