Mitspielen leicht gemacht – ARD Quiz-App im Visier
Kennen Sie Betty noch? Die interaktive Fernbedienung erblickte Mitte 2006 das Licht der Welt und wurde kaum eineinhalb Jahre später mangels Erfolg wieder eingestampft. Noch heute gibt es das Gerät als Universal-Fernbedienung zu kaufen.
Die für ihre Zeit revolutionäre Interaktive Fernbedienung wurde von Swisscom in Deutschland eingeführt und damals von einigen Game-Shows der Privatsender unterstützt. Über einen speziellen Datenstecker, der in den Scart-Anschluss des TV-Gerätes gesteckt wurde, erfolgte die Übertragung von Quiz-Fragen parallel zur Sendung auf Betty. Der Nutzer konnte durch Mitspielen Punkte sammeln und diese später dann in Prämien eintauschen. Doch das Projekt floppte in Deutschland ordentlich, dabei war Betty einfach nur ihrer Zeit voraus. Zwölf Jahre später und dank Apples revolutionärer Touch-Display-Erfindung gibt es inzwischen tatsächlich interaktives Fernsehen nach dem Vorbild von Betty. Und das macht mittlerweile richtig Spaß.
App zum Mitspielen
Entstanden ist die vielseitige App zunächst aus der Idee, das zunächst als reine App verfügbare „Quizduell“ins Fernsehen zu holen. Die Rechte hierfür sicherte sich die ARD, die eine Sendung mit Jörg Pilawa unter gleichem Namen startete und als interaktive Show mit App-Verknüpfung bewarb. Doch auch hier lief anfangs nicht alles glatt: Gefrustete
Mitspieler mussten sich mit Abstürzen und zusammenbrechenden Servern herumschlagen. Nicht viel besser erging es dem Quizmaster Jörg Pilawa, der in der Show mehrfach verkünden musste, dass das App-Publikum wieder einmal nicht mitspielen konnte und damit auch die ganze Sendung durcheinanderbrachte. Nach dieser holprigen Einführungsphase hat die ARD eine eigene Quiz-App entwickelt, die nun unabhängig von der App „Quizduell“funktioniert und gleich mehrere verschiedene Ratesendungen im Fernsehen unterstützt. Diese hat schon lange ihre Feuertaufe bestanden und freut sich immer größerer Beliebtheit. Mehr als eine Million Installationen auf Android-Geräten hat die Quiz-App inzwischen zu verzeichnen. Offenbar trifft das Mitquizzen den Nerv der Menschen. Hätte Betty auch nur einen Bruchteil der Nutzerzahlen, wäre das Projekt sicherlich nicht so schnell gescheitert. Doch wie genau funktioniert denn nun die Quiz-App der ARD und wo kann man mitspielen?
Installieren und anmelden
Zunächst einmal muss die App natürlich aus dem Play-Store oder im Apple App Store heruntergeladen werden. Anschließend wird die App auf dem Smartphone oder Tablet installiert und kann danach gestartet werden. Zunächst muss sich der Nutzer dann einen Spielernamen aussuchen, der noch nicht vergeben ist. Die Wahl des Namens sollte mit Bedacht durchgeführt werden, da dieser unter Umständen auch im Fernsehen eingeblendet werden kann – nämlich dann, wenn man am Gewinnspiel teilnehmen möchte. Lobenswert: Persönliche Daten wie Geschlecht, Alter oder Bundesland sind freiwillig und müssen nicht angegeben werden – es sei denn, man will beim „Quizduell“mitspielen. Lediglich eine E-Mail und ein Passwort sind neben dem Nutzernamen zum Mitspielen bei den anderen Formaten erforderlich. Im Anmeldeprozess kann man dann auch festlegen, ob man bei den Ratesendungen „Quizduell“und „Wer weiß denn sowas?“am Gewinnspiel teilnehmen möchte. Dann hat man die Chance, am Ende der Sendung einen Geldgewinn einzustreichen.
Unterstützte Sendungen
Die ARD Quiz App ist eine App für mehrere Sendungen. Statt für jede Show eine eigene App zu installieren, reicht diese eine App aus. Unterstützt wird natürlich das „Quizduell“mit Jörg Pilawa, welches mittlerweile in leicht veränderter Form als „Quizduell Olymp“ausgestrahlt wird. Daneben können Quiz-Fans auch bei der etwas weniger bekannten regionalen „NDR Quizshow“– ebenfalls mit Moderator Jörg Pilawa – mitspielen. Besonders viele Fans hat daneben das Format „Wer weiss denn sowas?“mit den Stammkandidaten Elton und Bernhard Hoecker, moderiert vom gebürtigen Hallenser Kai Pflaume. Aktuell läuft diese Sendung montags bis freitags im Vorabendprogramm der ARD. Auch hier kann am Smartphone mitgeraten werden. Dagegen hat „Gefragt – gejagt“derzeit Pause.
Spezialfunktion
Diese ebenfalls von der App unterstütze Show kann sogar mit einem Novum aufwarten: Während der Spielefan bei den anderen Sendungen das Handy stets im Blick behalten muss und seine Antworten über den Touch-Screen eingibt, kann das bei „Gefragt – gejagt“inzwischen bequem über Sprachsteuerung erledigt werden. Hierzu muss dann der Zugriff auf den Lautsprecher des Smartphones erlaubt werden. Vielleicht wird es irgendwann auch eine Möglichkeit geben, die Ratesendungen auch direkt über Sprachsteuersysteme wie Alexa oder Google Assistant ganz ohne Smartphone mitzuspielen. Relativ neu ist schließlich noch das „Sportschau-Quiz“. Im Gegensatz zu den anderen Formaten kann hier allerdings nicht live mitgespielt werden. Das
„Sportschau-Quiz“verbindet vielmehr interessierte Sportfans, die dann auch gegeneinander spielen können.
Live quizzen
Der spannendste Teil ist zweifellos das Quizzen während der laufenden Sendung. Das funktionierte im Test bei „Wer weiß denn sowas?“ohne Probleme. Man startet die App zu Beginn der Sendung und bekommt die gleichen Fragen wie im Studio gestellt. Allerdings ist die Zeit zum Beantworten stets auf 20 Sekunden begrenzt, sodass man nicht auf die Überlegungen des Teams im TV warten kann. Ist eine Antwort einmal eingeloggt, lässt sich dann keine Änderung mehr vornehmen. Im Gegensatz zu den beiden Teams im Fernsehen selbst spielt man in der App aber natürlich alle Fragen mit. Am Ende setzt man nach der Bekanntgabe der Rubrik wie die Teams auch einen Teil oder den gesamten erspielten Betrag und kann diesen im besten Fall verdoppeln. Auch im Team Zuhause macht es Spaß, die Fragen jeweils in der App zu beantworten. Am Ende der Sendung besteht dann auch die Chance, ebenso wie das Gewinnerteam im Studio einen Geldbetrag zu gewinnen. Hier werden am Ende die Namen der App-Gewinner im Fernsehen eingeblendet. Doch nicht nur während der laufenden Sendung kann man mit der ARD Quiz App spielen.
Sprachsteuerung
Eine Neuerung hatten wir schon kurz erwähnt: Bei „Gefragt – gejagt“kann nun auch per Sprachsteuerung mitgespielt werden. Momentan aber läuft diese Sendung nicht, sodass wir das Feature nicht live testen konnten. Immerhin würde die Sprachsteuerung theoretisch ein Mitspielen erlauben, ohne das Smartphone in die Hand zu nehmen. Ob dies so ist, wissen wir nun leider nicht. Im Nachspiel-Modus kann die Sprachsteuerung immerhin angetestet werden. Ohne Tippen auf das Display funktioniert das aber nicht. So kann man seine Antwort erst dann aufsprechen, wenn man das Mikrofon-Symbol neben dem Antwortfeld angeklickt hat. Zudem funktionierte die Spracherkennung im Test nicht immer einwandfrei. So antworteten wir auf eine Frage zu einem musikalischen Wettbewerb korrekt mit „ESC“. Die App aber verstand stattdessen „Wer ist C?“und wertete unsere richtige Antwort nicht. Trotzdem ist die Sprachantwort natürlich eine interessante Neuerung und wird sicherlich im Laufe der Zeit noch verfeinert. Genutzt werden kann die Sprachsteuerung in der Schnellraterunde und der Finalrunde der Quizshow. In diesen beiden Runden kommt es wie beim Original auf Geschwindigkeit und die möglichst schnelle Beantwortung der Fragen an.
Damit ist das Feature dort sehr gut aufgehoben. Zudem wertet die ARD die Sprachsteuerung aus und schließt eine Übernahme für andere Formate ausdrücklich nicht aus. Und auch die spätere Übertragung auf Sprachsteuersysteme wie Alexa oder Google Assistant in Form eines Skills ist durchaus denkbar. Das würde den Mitratespaß zweifelsohne noch weiter vergrößern.
Praxistauglichkeit
Während unseres Testes lief die ARD Quiz App stets zuverlässig. Live mitgespielt werden kann natürlich immer nur dann, wenn die Sendung erstmals im Fernsehen läuft. Bei Wiederholungen am Vormittag geht das hingegen leider nicht. Auch wenn Sendungen pausieren, muss sich der Quiz-Fan gedulden. Bei einigen Sendungen gibt es immerhin auch Duelle oder Offline-Spielmodi. Insgesamt aber hat die ARD damit eindeutig einen Trend erkannt und bietet nun genau diese Interaktivität, die sich damals die Macher von Betty gewünscht haben. Das zeigt wieder einmal: Alles zu seiner Zeit.