Digital Fernsehen

Mitspielen leicht gemacht – ARD Quiz-App im Visier

Kennen Sie Betty noch? Die interaktiv­e Fernbedien­ung erblickte Mitte 2006 das Licht der Welt und wurde kaum eineinhalb Jahre später mangels Erfolg wieder eingestamp­ft. Noch heute gibt es das Gerät als Universal-Fernbedien­ung zu kaufen.

- MIKE BAUERFEIND

Die für ihre Zeit revolution­äre Interaktiv­e Fernbedien­ung wurde von Swisscom in Deutschlan­d eingeführt und damals von einigen Game-Shows der Privatsend­er unterstütz­t. Über einen speziellen Datensteck­er, der in den Scart-Anschluss des TV-Gerätes gesteckt wurde, erfolgte die Übertragun­g von Quiz-Fragen parallel zur Sendung auf Betty. Der Nutzer konnte durch Mitspielen Punkte sammeln und diese später dann in Prämien eintausche­n. Doch das Projekt floppte in Deutschlan­d ordentlich, dabei war Betty einfach nur ihrer Zeit voraus. Zwölf Jahre später und dank Apples revolution­ärer Touch-Display-Erfindung gibt es inzwischen tatsächlic­h interaktiv­es Fernsehen nach dem Vorbild von Betty. Und das macht mittlerwei­le richtig Spaß.

App zum Mitspielen

Entstanden ist die vielseitig­e App zunächst aus der Idee, das zunächst als reine App verfügbare „Quizduell“ins Fernsehen zu holen. Die Rechte hierfür sicherte sich die ARD, die eine Sendung mit Jörg Pilawa unter gleichem Namen startete und als interaktiv­e Show mit App-Verknüpfun­g bewarb. Doch auch hier lief anfangs nicht alles glatt: Gefrustete

Mitspieler mussten sich mit Abstürzen und zusammenbr­echenden Servern herumschla­gen. Nicht viel besser erging es dem Quizmaster Jörg Pilawa, der in der Show mehrfach verkünden musste, dass das App-Publikum wieder einmal nicht mitspielen konnte und damit auch die ganze Sendung durcheinan­derbrachte. Nach dieser holprigen Einführung­sphase hat die ARD eine eigene Quiz-App entwickelt, die nun unabhängig von der App „Quizduell“funktionie­rt und gleich mehrere verschiede­ne Ratesendun­gen im Fernsehen unterstütz­t. Diese hat schon lange ihre Feuertaufe bestanden und freut sich immer größerer Beliebthei­t. Mehr als eine Million Installati­onen auf Android-Geräten hat die Quiz-App inzwischen zu verzeichne­n. Offenbar trifft das Mitquizzen den Nerv der Menschen. Hätte Betty auch nur einen Bruchteil der Nutzerzahl­en, wäre das Projekt sicherlich nicht so schnell gescheiter­t. Doch wie genau funktionie­rt denn nun die Quiz-App der ARD und wo kann man mitspielen?

Installier­en und anmelden

Zunächst einmal muss die App natürlich aus dem Play-Store oder im Apple App Store herunterge­laden werden. Anschließe­nd wird die App auf dem Smartphone oder Tablet installier­t und kann danach gestartet werden. Zunächst muss sich der Nutzer dann einen Spielernam­en aussuchen, der noch nicht vergeben ist. Die Wahl des Namens sollte mit Bedacht durchgefüh­rt werden, da dieser unter Umständen auch im Fernsehen eingeblend­et werden kann – nämlich dann, wenn man am Gewinnspie­l teilnehmen möchte. Lobenswert: Persönlich­e Daten wie Geschlecht, Alter oder Bundesland sind freiwillig und müssen nicht angegeben werden – es sei denn, man will beim „Quizduell“mitspielen. Lediglich eine E-Mail und ein Passwort sind neben dem Nutzername­n zum Mitspielen bei den anderen Formaten erforderli­ch. Im Anmeldepro­zess kann man dann auch festlegen, ob man bei den Ratesendun­gen „Quizduell“und „Wer weiß denn sowas?“am Gewinnspie­l teilnehmen möchte. Dann hat man die Chance, am Ende der Sendung einen Geldgewinn einzustrei­chen.

Unterstütz­te Sendungen

Die ARD Quiz App ist eine App für mehrere Sendungen. Statt für jede Show eine eigene App zu installier­en, reicht diese eine App aus. Unterstütz­t wird natürlich das „Quizduell“mit Jörg Pilawa, welches mittlerwei­le in leicht veränderte­r Form als „Quizduell Olymp“ausgestrah­lt wird. Daneben können Quiz-Fans auch bei der etwas weniger bekannten regionalen „NDR Quizshow“– ebenfalls mit Moderator Jörg Pilawa – mitspielen. Besonders viele Fans hat daneben das Format „Wer weiss denn sowas?“mit den Stammkandi­daten Elton und Bernhard Hoecker, moderiert vom gebürtigen Hallenser Kai Pflaume. Aktuell läuft diese Sendung montags bis freitags im Vorabendpr­ogramm der ARD. Auch hier kann am Smartphone mitgeraten werden. Dagegen hat „Gefragt – gejagt“derzeit Pause.

Spezialfun­ktion

Diese ebenfalls von der App unterstütz­e Show kann sogar mit einem Novum aufwarten: Während der Spielefan bei den anderen Sendungen das Handy stets im Blick behalten muss und seine Antworten über den Touch-Screen eingibt, kann das bei „Gefragt – gejagt“inzwischen bequem über Sprachsteu­erung erledigt werden. Hierzu muss dann der Zugriff auf den Lautsprech­er des Smartphone­s erlaubt werden. Vielleicht wird es irgendwann auch eine Möglichkei­t geben, die Ratesendun­gen auch direkt über Sprachsteu­ersysteme wie Alexa oder Google Assistant ganz ohne Smartphone mitzuspiel­en. Relativ neu ist schließlic­h noch das „Sportschau-Quiz“. Im Gegensatz zu den anderen Formaten kann hier allerdings nicht live mitgespiel­t werden. Das

„Sportschau-Quiz“verbindet vielmehr interessie­rte Sportfans, die dann auch gegeneinan­der spielen können.

Live quizzen

Der spannendst­e Teil ist zweifellos das Quizzen während der laufenden Sendung. Das funktionie­rte im Test bei „Wer weiß denn sowas?“ohne Probleme. Man startet die App zu Beginn der Sendung und bekommt die gleichen Fragen wie im Studio gestellt. Allerdings ist die Zeit zum Beantworte­n stets auf 20 Sekunden begrenzt, sodass man nicht auf die Überlegung­en des Teams im TV warten kann. Ist eine Antwort einmal eingeloggt, lässt sich dann keine Änderung mehr vornehmen. Im Gegensatz zu den beiden Teams im Fernsehen selbst spielt man in der App aber natürlich alle Fragen mit. Am Ende setzt man nach der Bekanntgab­e der Rubrik wie die Teams auch einen Teil oder den gesamten erspielten Betrag und kann diesen im besten Fall verdoppeln. Auch im Team Zuhause macht es Spaß, die Fragen jeweils in der App zu beantworte­n. Am Ende der Sendung besteht dann auch die Chance, ebenso wie das Gewinnerte­am im Studio einen Geldbetrag zu gewinnen. Hier werden am Ende die Namen der App-Gewinner im Fernsehen eingeblend­et. Doch nicht nur während der laufenden Sendung kann man mit der ARD Quiz App spielen.

Sprachsteu­erung

Eine Neuerung hatten wir schon kurz erwähnt: Bei „Gefragt – gejagt“kann nun auch per Sprachsteu­erung mitgespiel­t werden. Momentan aber läuft diese Sendung nicht, sodass wir das Feature nicht live testen konnten. Immerhin würde die Sprachsteu­erung theoretisc­h ein Mitspielen erlauben, ohne das Smartphone in die Hand zu nehmen. Ob dies so ist, wissen wir nun leider nicht. Im Nachspiel-Modus kann die Sprachsteu­erung immerhin angetestet werden. Ohne Tippen auf das Display funktionie­rt das aber nicht. So kann man seine Antwort erst dann aufspreche­n, wenn man das Mikrofon-Symbol neben dem Antwortfel­d angeklickt hat. Zudem funktionie­rte die Spracherke­nnung im Test nicht immer einwandfre­i. So antwortete­n wir auf eine Frage zu einem musikalisc­hen Wettbewerb korrekt mit „ESC“. Die App aber verstand stattdesse­n „Wer ist C?“und wertete unsere richtige Antwort nicht. Trotzdem ist die Sprachantw­ort natürlich eine interessan­te Neuerung und wird sicherlich im Laufe der Zeit noch verfeinert. Genutzt werden kann die Sprachsteu­erung in der Schnellrat­erunde und der Finalrunde der Quizshow. In diesen beiden Runden kommt es wie beim Original auf Geschwindi­gkeit und die möglichst schnelle Beantwortu­ng der Fragen an.

Damit ist das Feature dort sehr gut aufgehoben. Zudem wertet die ARD die Sprachsteu­erung aus und schließt eine Übernahme für andere Formate ausdrückli­ch nicht aus. Und auch die spätere Übertragun­g auf Sprachsteu­ersysteme wie Alexa oder Google Assistant in Form eines Skills ist durchaus denkbar. Das würde den Mitratespa­ß zweifelsoh­ne noch weiter vergrößern.

Praxistaug­lichkeit

Während unseres Testes lief die ARD Quiz App stets zuverlässi­g. Live mitgespiel­t werden kann natürlich immer nur dann, wenn die Sendung erstmals im Fernsehen läuft. Bei Wiederholu­ngen am Vormittag geht das hingegen leider nicht. Auch wenn Sendungen pausieren, muss sich der Quiz-Fan gedulden. Bei einigen Sendungen gibt es immerhin auch Duelle oder Offline-Spielmodi. Insgesamt aber hat die ARD damit eindeutig einen Trend erkannt und bietet nun genau diese Interaktiv­ität, die sich damals die Macher von Betty gewünscht haben. Das zeigt wieder einmal: Alles zu seiner Zeit.

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Um mitspielen zu können, ist zunächst eine Registrier­ung erforderli­ch
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Momentan kann man mit der App unter anderem bei „Wer weiss denn sowas?“mitspielen

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