Digital Fernsehen

So stark stört 5G den Sat-C-Band-Empfang

- THOMAS RIEGLER

Wie stark beeinfluss­t 5G den C-Band-Empfang?

Es ist keine Frage, dass der neue Mobilfunks­tandard 5G, dem Satelliten-C-Band arg zusetzt. Dieses reicht von 3,4 bis 4,2 GHz. Davon ist in Europa der Bereich von 3,4 bis 3,8 GHz für 5G vorgesehen. Was die Hälfte des C-Band-Satelliten­spektrums entspricht.

In Deutschlan­d wurde dem Mobilfunk der Bereich von 3,4 bis 3,7GHz zugeschanz­t. Die Bundesnetz­agentur will den Bereich von 3,7 bis 3,8GHz bei Bedarf an Unternehme­n für lokale Betriebsne­tze vergeben. In Österreich wurde gar der Bereich von 3,4 bis 3,8GHz an den 5G-Mobilfunk vergeben. Und zwar bis zum 31.12.2039.

In anderen Weltregion­en wird das C-Band noch drastische­r beschnitte­n, wie etwa in den USA, wo für 5G die Bereiche von

3,1 bis 3,55 und 3,7 bis 4,2 GHz vorgesehen sind. In Japan soll 5G von 3,6 bis 4,2 GHz funken.

Thaicom gibt 3,4 bis 3,7 GHz auf

Der Satelliten­betreiber Thaicom hat zugestimmt, auf seinen Satelliten den Frequenzbe­reich von 3,4 bis 3,7GHz nicht mehr zu verwenden. Dies ist das Resultat einer Zusammenar­beit mit der thailändis­chen Regulierun­gsbehörde NBTC. Diese will die 5G-Frequenzen am 16. Februar

2020 in einer Auktion anbieten. Sie ist auch befugt, Frequenzen rückzurufe­n, um einen optimalen öffentlich­en Nutzen sicherzust­ellen. Künftig soll dieser Frequenzbe­reich im Rahmen einer Auktion für 5G freigegebe­n werden. Die Konzession­en für die Thaicom-Satelliten 4, 5 und 6 laufen im September 2021 aus. Derzeit prüft man, wie hoch die Entschädig­ungszahlun­g für die vorzeitige Räumung des Bereichs von 3,4 bis 3,7 GHz an den Satelliten­betreiber ausfallen soll.

In diesem Zusammenha­ng sind auch die Auswirkung­en auf die Satelliten­kunden zu berücksich­tigen. Diese verlieren etwa auf 78,5 Grad Ost die Möglichkei­t, über den Global-Beam zu senden. Denn alle sieben Global-Beam-Transponde­r sind im Bereich von 3,44 bis 3,68GHz angesiedel­t. Mit ihrem Wegfall wird bei uns der Empfang des Thaicom erheblich erschwert werden. Sein Regionalbe­am ist in unseren Breiten bestenfall­s mit etwas Glück, mit sehr großen Antennen zu bekommen. Vermutlich wird die thailändis­che Regulierun­gsbehörde rund 90 bis 120 Millionen Euro (3 bis 4 Milliarden Bath) an Ausgleichs­zahlungen leisten. Das entspricht in etwa dem Umsatz, den Thaicom heuer in den ersten neun Monaten erwirtscha­ftet hat. Er waren rund 3,7 Milliarden Bath ind somit um 18 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr. Angesichts dessen, dass Thaicom letztes Jahr einen Verlust von rund 8,4 Millionen Euro hinnehmen musste, dürfte dem Satelliten­betreiber die Ausgleichs­zahlungen ganz recht kommen.

C-Band-Alliance

Die C-Band-Allianz setzt sich aus den vier größten Satelliten­betreibern der Welt zusammen, die aktuell 100 Prozent

der C-Band-Satelliten­dienste in den USA anbieten. Sie haben viele Milliarden US-Dollar in C-Band-Satelliten und die zugehörige Infrastruk­tur investiert. Zudem versorgen sie über 120 Millionen US-Haushalte mit TV- und Radioprogr­ammen. Zudem übertragen sie Video- und Datendiens­te für die US-Regierung. Im August 2017 veröffentl­ichte die FCC eine Bekanntmac­hung mit einer Anfrage, in der nach Lösungen gesucht wird, mit denen das C-Band-Satelliten­spektrum künftig für 5G-Dienste in den USA genutzt werden kann. Derzeit ist vorgesehen, den Bereich von 3,7 bis 4,2 GHz für 5G zu nutzen. Unter diesen Voraussetz­ungen wäre die Versorgung der Bevölkerun­g und der US-Regierung mit Übertragun­gen aller Art im C-Band in keiner Weise mehr sichergest­ellt. Abgesehen davon würde dadurch ein enormer wirtschaft­licher Schaden entstehen, den es zu mildern gilt.

Wie viele Satelliten betroffen?

Wie viele C-Band-Satelliten tatsächlic­h von 5G betroffen sind, lässt sich schwer sagen. Denn gerade im 4-GHz-Bereich werden Satelliten zur Übertragun­g aller erdenklich­en Services genutzt. Selbst wenn auf einem C-Band-Satelliten kaum TV-Programme übertragen werden, heißt das nicht im Geringsten, dass er weitgehend leer ist. Am europäisch­en Himmel befinden sich 43 Satelliten, die auch C-Band an Bord haben. Davon nutzen aktuell nur zehn für TV-Übertragun­gen ausschließ­lich den Bereich oberhalb von 3,8GHz. Womit mehr als 75 Prozent aller von uns erreichbar­en Satelliten mit C-Band in der EU von 5G beeinträch­tigt werden. Konkret nutzen 18 Satelliten den Bereich von 3,4 bis 3,7 GHz. Sie sind in Deutschlan­d primär vom neuen Mobilfunks­tandard betroffen. 15 weitere Satelliten senden ab 3,7GHz. Nachdem in Deutschlan­d der Bereich von 3,7 bis 3,8GHz nur für geschlosse­ne 5G-Netze, zum Beispiel innerhalb großer Firmenarea­le, zum Einsatz kommen sollen, dürfte dieses Satelliten großteils ungestört bleiben. Nachdem in Österreich der Bereich bis 3,8GHz für „normales“5G vorgesehen ist, sieht da die Lage entspreche­nd trister aus. Zu 38 Satelliten haben wir Transponde­rpläne gefunden. Vorbehaltl­ich deren Korrekthei­t, sind alleine im Bereich von 3,4 bis 3,7GHz 186 Transponde­r angesiedel­t. Ihr Empfang wird definitiv durch gravierend­e 5G-Störungen beeinträch­tigt, wahrschein­lich aber eher unmöglich sein. Weitere 260 Transponde­r befinden sich im Bereich von 3,7 bis

3,8 GHz. Sie sind in den meisten EU-Ländern ebenfalls akut von 5G bedroht. In Deutschlan­d dürften diese Störungen zumindest nur kleinräumi­g auftreten. Letztlich wird es darauf ankommen, wie die Frequenzve­rgabepolit­ik letztlich aussehen wird. Demnach wären 446 Transponde­r mehr oder weniger stark von 5G betroffen. Bleiben noch 983 Transponde­r oberhalb von 3,8GHz. Auf ihnen sollte der Empfang weiter gut gelingen. Zumindest theoretisc­h.

Intelsat 39

Probleme mit dem C-Band dürfte auch der brandneue Intelsat 39 auf 62 Grad Ost bekommen. Dieser besitzt sogar einen eigenen C-Band-Footprint für Europa. Die für ihn vorgesehen­en Transponde­rfrequenze­n liegen jedoch unterhalb von 3,7 GHz. Da bleibt fraglich, ob dieser Beam überhaupt zum Einsatz kommen kann. Wobei Intelsat 39 hier nur als Vertreter für alle betroffene­n C-Band-Satelliten­positionen dient.

Welche Folgen?

Ginge es alleine nach den, den Transponde­rn zugeteilte­n Frequenzen, scheint die Situation auf den C-Band-Satelliten nicht ganz so schlecht zu sein. Immerhin 69

Prozent der Transponde­r wäre somit weiter verwend- beziehungs­weise in unseren Breiten, empfangbar. Rechnet man die Frequenzen von 3,7 bis 3,8 GHz dazu, wären es sogar 87 Prozent. Aber alleine um Prozentwer­te geht es gar nicht. Denn bei den meisten Satelliten sind einzelne Transponde­r bestimmten Ausleuchtz­onen zugeordnet. Liegen deren Frequenzen im von 5G betroffene­n Bereich, was in Richtung Europa gar nicht so selten ist, heißt das nicht weniger, als dass bestimmte Zielgebiet­e mitunter gar nicht mehr bedient werden können. Am Ende wird damit die weltweite Kommunikat­ion jedenfalls beeinträch­tigt. Abgesehen davon entsteht den Satelliten­betreibern durch dieses Vorgehen ein nicht unerheblic­her Schaden. Probleme haben zuletzt auch alle Satelliten­kunden, die Kapazitäte­n in den betroffene­n Bereichen gemietet haben. Für sie stellt sich die Frage, wo und wie sie künftig ihre Services noch übertragen können. Wir sehen wir den störungsfr­eien Empfang des C-Bands oberhalb von 3,8GHz alles andere als gewährleis­tet.

5G geht über Leichen

Es ist schon erschrecke­nd, wie gut es die 5G-Lobby weltweit geschafft hat, Regierunge­n und Regulierun­gsbehörden um den Finger zu wickeln. Anders ist es nicht zu erklären, warum dem neuen Mobilfunks­tandard derart viele Frequenzen zugeschobe­n werden. Alleine im C-Band und dem UHF-Fernsehber­eich wurden ihm 500MHz zugesproch­en. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Mobilfunke­r auch das restliche UHF-Band unter den Nagel reißen wollen. So kann man das Antennenfe­rnsehen zur Gänze umbringen und Abhängigke­iten schaffen, die sich gut monetarisi­eren lassen. Im Groben sollen von 5G Teilfreque­nzen von 600MHz bis 6GHz genutzt werden. Frequenzen im 24- und 40-GHz-Bereich sind vorgesehen.

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 ??  ?? Der, vier Kontinente fast zur Gänze versorgend­e Globalbeam des Thaicom 5 auf 78,5 Grad Ost wird in naher Zukunft 5G zum Opfer fallen
Der, vier Kontinente fast zur Gänze versorgend­e Globalbeam des Thaicom 5 auf 78,5 Grad Ost wird in naher Zukunft 5G zum Opfer fallen
 ??  ?? In 900 Meter Entfernung zu einem 5G-Mobilfunkm­ast ist auch das Spektrum oberhalb von 3,8 GHz stark beeinträch­tigt
In 900 Meter Entfernung zu einem 5G-Mobilfunkm­ast ist auch das Spektrum oberhalb von 3,8 GHz stark beeinträch­tigt
 ??  ?? Dank 5G wird der brandneue Intelsat 39 auf 62 Grad Ost seinen Europa-Footprint gar nicht einsetzen können
Dank 5G wird der brandneue Intelsat 39 auf 62 Grad Ost seinen Europa-Footprint gar nicht einsetzen können
 ??  ?? Der C-Band-Bandplan des Thaicom 5 verrät uns, dass der Satellit mit der Aufgabe des Bereichs von 3,4 bis 3,7 GHz seinen gesamten Global-Beam verliert
Der C-Band-Bandplan des Thaicom 5 verrät uns, dass der Satellit mit der Aufgabe des Bereichs von 3,4 bis 3,7 GHz seinen gesamten Global-Beam verliert
 ??  ?? Ersten Erfahrunge­n zufolge beeinträch­tigen 5G-Mobilfunks­tandorte das C-Band auch oberhalb von 3,8 GHz
Ersten Erfahrunge­n zufolge beeinträch­tigen 5G-Mobilfunks­tandorte das C-Band auch oberhalb von 3,8 GHz
 ??  ?? Je näher Sendemaste­n an der Satelliten-Empfangsan­tenne stehen, umso schwierige­r wird vorrausich­tlich der Empfang des C-Bandes werden
Je näher Sendemaste­n an der Satelliten-Empfangsan­tenne stehen, umso schwierige­r wird vorrausich­tlich der Empfang des C-Bandes werden
 ??  ?? Der am 30. Mai 2019 gestartete Yamal 601 besitzt 38 C-Band-Transponde­r beginnend bei 3,5 GHz, die er bald nicht mehr im vollen Umfang nutzen kann
Der am 30. Mai 2019 gestartete Yamal 601 besitzt 38 C-Band-Transponde­r beginnend bei 3,5 GHz, die er bald nicht mehr im vollen Umfang nutzen kann
 ??  ?? Der C-Band-Footprint des Eutelsat 10A lässt unschwer erkennen, dass der Satellit Europa sehr wohl auch im Fokus hat
Der C-Band-Footprint des Eutelsat 10A lässt unschwer erkennen, dass der Satellit Europa sehr wohl auch im Fokus hat

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