So stark stört 5G den Sat-C-Band-Empfang
Wie stark beeinflusst 5G den C-Band-Empfang?
Es ist keine Frage, dass der neue Mobilfunkstandard 5G, dem Satelliten-C-Band arg zusetzt. Dieses reicht von 3,4 bis 4,2 GHz. Davon ist in Europa der Bereich von 3,4 bis 3,8 GHz für 5G vorgesehen. Was die Hälfte des C-Band-Satellitenspektrums entspricht.
In Deutschland wurde dem Mobilfunk der Bereich von 3,4 bis 3,7GHz zugeschanzt. Die Bundesnetzagentur will den Bereich von 3,7 bis 3,8GHz bei Bedarf an Unternehmen für lokale Betriebsnetze vergeben. In Österreich wurde gar der Bereich von 3,4 bis 3,8GHz an den 5G-Mobilfunk vergeben. Und zwar bis zum 31.12.2039.
In anderen Weltregionen wird das C-Band noch drastischer beschnitten, wie etwa in den USA, wo für 5G die Bereiche von
3,1 bis 3,55 und 3,7 bis 4,2 GHz vorgesehen sind. In Japan soll 5G von 3,6 bis 4,2 GHz funken.
Thaicom gibt 3,4 bis 3,7 GHz auf
Der Satellitenbetreiber Thaicom hat zugestimmt, auf seinen Satelliten den Frequenzbereich von 3,4 bis 3,7GHz nicht mehr zu verwenden. Dies ist das Resultat einer Zusammenarbeit mit der thailändischen Regulierungsbehörde NBTC. Diese will die 5G-Frequenzen am 16. Februar
2020 in einer Auktion anbieten. Sie ist auch befugt, Frequenzen rückzurufen, um einen optimalen öffentlichen Nutzen sicherzustellen. Künftig soll dieser Frequenzbereich im Rahmen einer Auktion für 5G freigegeben werden. Die Konzessionen für die Thaicom-Satelliten 4, 5 und 6 laufen im September 2021 aus. Derzeit prüft man, wie hoch die Entschädigungszahlung für die vorzeitige Räumung des Bereichs von 3,4 bis 3,7 GHz an den Satellitenbetreiber ausfallen soll.
In diesem Zusammenhang sind auch die Auswirkungen auf die Satellitenkunden zu berücksichtigen. Diese verlieren etwa auf 78,5 Grad Ost die Möglichkeit, über den Global-Beam zu senden. Denn alle sieben Global-Beam-Transponder sind im Bereich von 3,44 bis 3,68GHz angesiedelt. Mit ihrem Wegfall wird bei uns der Empfang des Thaicom erheblich erschwert werden. Sein Regionalbeam ist in unseren Breiten bestenfalls mit etwas Glück, mit sehr großen Antennen zu bekommen. Vermutlich wird die thailändische Regulierungsbehörde rund 90 bis 120 Millionen Euro (3 bis 4 Milliarden Bath) an Ausgleichszahlungen leisten. Das entspricht in etwa dem Umsatz, den Thaicom heuer in den ersten neun Monaten erwirtschaftet hat. Er waren rund 3,7 Milliarden Bath ind somit um 18 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr. Angesichts dessen, dass Thaicom letztes Jahr einen Verlust von rund 8,4 Millionen Euro hinnehmen musste, dürfte dem Satellitenbetreiber die Ausgleichszahlungen ganz recht kommen.
C-Band-Alliance
Die C-Band-Allianz setzt sich aus den vier größten Satellitenbetreibern der Welt zusammen, die aktuell 100 Prozent
der C-Band-Satellitendienste in den USA anbieten. Sie haben viele Milliarden US-Dollar in C-Band-Satelliten und die zugehörige Infrastruktur investiert. Zudem versorgen sie über 120 Millionen US-Haushalte mit TV- und Radioprogrammen. Zudem übertragen sie Video- und Datendienste für die US-Regierung. Im August 2017 veröffentlichte die FCC eine Bekanntmachung mit einer Anfrage, in der nach Lösungen gesucht wird, mit denen das C-Band-Satellitenspektrum künftig für 5G-Dienste in den USA genutzt werden kann. Derzeit ist vorgesehen, den Bereich von 3,7 bis 4,2 GHz für 5G zu nutzen. Unter diesen Voraussetzungen wäre die Versorgung der Bevölkerung und der US-Regierung mit Übertragungen aller Art im C-Band in keiner Weise mehr sichergestellt. Abgesehen davon würde dadurch ein enormer wirtschaftlicher Schaden entstehen, den es zu mildern gilt.
Wie viele Satelliten betroffen?
Wie viele C-Band-Satelliten tatsächlich von 5G betroffen sind, lässt sich schwer sagen. Denn gerade im 4-GHz-Bereich werden Satelliten zur Übertragung aller erdenklichen Services genutzt. Selbst wenn auf einem C-Band-Satelliten kaum TV-Programme übertragen werden, heißt das nicht im Geringsten, dass er weitgehend leer ist. Am europäischen Himmel befinden sich 43 Satelliten, die auch C-Band an Bord haben. Davon nutzen aktuell nur zehn für TV-Übertragungen ausschließlich den Bereich oberhalb von 3,8GHz. Womit mehr als 75 Prozent aller von uns erreichbaren Satelliten mit C-Band in der EU von 5G beeinträchtigt werden. Konkret nutzen 18 Satelliten den Bereich von 3,4 bis 3,7 GHz. Sie sind in Deutschland primär vom neuen Mobilfunkstandard betroffen. 15 weitere Satelliten senden ab 3,7GHz. Nachdem in Deutschland der Bereich von 3,7 bis 3,8GHz nur für geschlossene 5G-Netze, zum Beispiel innerhalb großer Firmenareale, zum Einsatz kommen sollen, dürfte dieses Satelliten großteils ungestört bleiben. Nachdem in Österreich der Bereich bis 3,8GHz für „normales“5G vorgesehen ist, sieht da die Lage entsprechend trister aus. Zu 38 Satelliten haben wir Transponderpläne gefunden. Vorbehaltlich deren Korrektheit, sind alleine im Bereich von 3,4 bis 3,7GHz 186 Transponder angesiedelt. Ihr Empfang wird definitiv durch gravierende 5G-Störungen beeinträchtigt, wahrscheinlich aber eher unmöglich sein. Weitere 260 Transponder befinden sich im Bereich von 3,7 bis
3,8 GHz. Sie sind in den meisten EU-Ländern ebenfalls akut von 5G bedroht. In Deutschland dürften diese Störungen zumindest nur kleinräumig auftreten. Letztlich wird es darauf ankommen, wie die Frequenzvergabepolitik letztlich aussehen wird. Demnach wären 446 Transponder mehr oder weniger stark von 5G betroffen. Bleiben noch 983 Transponder oberhalb von 3,8GHz. Auf ihnen sollte der Empfang weiter gut gelingen. Zumindest theoretisch.
Intelsat 39
Probleme mit dem C-Band dürfte auch der brandneue Intelsat 39 auf 62 Grad Ost bekommen. Dieser besitzt sogar einen eigenen C-Band-Footprint für Europa. Die für ihn vorgesehenen Transponderfrequenzen liegen jedoch unterhalb von 3,7 GHz. Da bleibt fraglich, ob dieser Beam überhaupt zum Einsatz kommen kann. Wobei Intelsat 39 hier nur als Vertreter für alle betroffenen C-Band-Satellitenpositionen dient.
Welche Folgen?
Ginge es alleine nach den, den Transpondern zugeteilten Frequenzen, scheint die Situation auf den C-Band-Satelliten nicht ganz so schlecht zu sein. Immerhin 69
Prozent der Transponder wäre somit weiter verwend- beziehungsweise in unseren Breiten, empfangbar. Rechnet man die Frequenzen von 3,7 bis 3,8 GHz dazu, wären es sogar 87 Prozent. Aber alleine um Prozentwerte geht es gar nicht. Denn bei den meisten Satelliten sind einzelne Transponder bestimmten Ausleuchtzonen zugeordnet. Liegen deren Frequenzen im von 5G betroffenen Bereich, was in Richtung Europa gar nicht so selten ist, heißt das nicht weniger, als dass bestimmte Zielgebiete mitunter gar nicht mehr bedient werden können. Am Ende wird damit die weltweite Kommunikation jedenfalls beeinträchtigt. Abgesehen davon entsteht den Satellitenbetreibern durch dieses Vorgehen ein nicht unerheblicher Schaden. Probleme haben zuletzt auch alle Satellitenkunden, die Kapazitäten in den betroffenen Bereichen gemietet haben. Für sie stellt sich die Frage, wo und wie sie künftig ihre Services noch übertragen können. Wir sehen wir den störungsfreien Empfang des C-Bands oberhalb von 3,8GHz alles andere als gewährleistet.
5G geht über Leichen
Es ist schon erschreckend, wie gut es die 5G-Lobby weltweit geschafft hat, Regierungen und Regulierungsbehörden um den Finger zu wickeln. Anders ist es nicht zu erklären, warum dem neuen Mobilfunkstandard derart viele Frequenzen zugeschoben werden. Alleine im C-Band und dem UHF-Fernsehbereich wurden ihm 500MHz zugesprochen. Es ist kein Geheimnis, dass sich die Mobilfunker auch das restliche UHF-Band unter den Nagel reißen wollen. So kann man das Antennenfernsehen zur Gänze umbringen und Abhängigkeiten schaffen, die sich gut monetarisieren lassen. Im Groben sollen von 5G Teilfrequenzen von 600MHz bis 6GHz genutzt werden. Frequenzen im 24- und 40-GHz-Bereich sind vorgesehen.