Digital Fernsehen

Zattoo startet in Österreich – Diese Funktionen stehen bereit

Über viele Jahre hinweg kannten die Österreich­er den Streaminga­nbieter Zattoo nur vom Hörensagen. Seit 28. Oktober 2020 ist er nun auch offiziell in der Alpenrepub­lik verfügbar.

- THOMAS RIEGLER

Zattoo ist in Österreich in Kooperatio­n mit der Online-Präsenz der größten Tageszeitu­ng des Landes, der Kronen Zeitung, an den Start gegangen. Diese steuert zum Programmpo­rtfolio auch ihren eigenen Sender bei. Zu Beginn bietet Zattoo in Österreich 61 TV-Programme. Darin enthalten sind auf den ersten Blick alle relevanten Kanäle. Wie etwa die des ORF mit allen Regionalse­ndern, Servus TV, die beiden ATVs und die Österreich­versionen der deutschen Privatsend­er. Zumindest jene der ProSieben.Sat1- und RTL-Gruppe. Programme wie Tele 5, TLC, DMAX, Disney Channel, Eurosport und Sport 1, sucht man aber vergebens in der Senderlist­e. Weiter verwundert es, dass längst nicht alle österreich­ischen Sender mit an Bord sind. So fehlen etwa der Musiksende­r GoTV und der Nachrichte­nkanal OE24 TV, der einem konkurrier­enden Zeitungsve­rlag angehört und wohl deshalb von Zattoo Österreich ausgesperr­t wurde. Bedauernsw­ert ist ferner, dass man auf österreich­ische Lokalsende­r zur Gänze verzichtet hat. Lediglich R9, ein Zusammensc­hluss der größten Lokalsende­r des Landes, wird geboten.

Es verwundert ferner, dass Zattoo nur die Nordversio­n des Bayerische­n Fernsehens und nur das SWR Fernsehen für Rheinland-Pfalz bietet. Damit lässt man die unmittelba­re deutsche Nachbarsch­aft, zu der die Österreich­er durchaus sehr enge Beziehunge­n pflegen, außen vor. Ob sich daran noch was ändert, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

Zwei Pakete

Zattoo bietet in Österreich zum Start zwei Pakete an. Das Premium-Paket gibt es für 11,99 Euro pro Monat, das Ultimate-Paket für 14,99 Euro. Beide bieten zwar dieselben 61 Programme, unterschei­den sich aber in der Bildqualit­ät und den Zusatzfunk­tionen. So bekommt man bei Ultimate etwa 38 Programme in Full HD. Darunter auch solche, die über Satellit nur in 720p ausgestrah­lt werden, wie etwa Das Erste und das ZDF. Nur drei Programme kommen laut Anbieter-Homepage in SD, der Rest in 720p-Schmalspur-HD. Darunter auch der ORF. Weiter erlaubt das große Paket bis zu 100 Aufnahmen und die parallele Nutzung auf bis zu vier Endgeräten.

Bei Premium kommen 58 der Sender ausschließ­lich in der kleinen HD-Auflösung. Weiter werden weder Replay noch Aufnahmemö­glichkeite­n geboten. Ferner ist die zeitgleich­e Nutzung auf zwei Endgeräten beschränkt. Zattoo Österreich verspricht für seine beiden Pakete eine EU-weite Nutzung. Damit steht einem auch im Urlaub das heimische Programman­gebot von Zattoo zur Verfügung.

Bei den Zusatzange­boten punktet Zattoo vor allem mit seinem Programmfü­hrer. Dieser reicht zwei Wochen in die Zukunft.

Über ihn können bequem Sendungen zur Aufnahme programmie­rt werden. Weiter können darüber bis eine Woche zurücklieg­ende TV-Sendungen angeschaut werden. Auch die Replay-Funktion lässt sich darüber starten. Beide Funktionen stehen jedoch nur bei 48 Sendern zur Verfügung. Vor allem die Programme der ProSieben.Sat1-Gruppe unterstütz­en beide Funktionen nicht. Bei ihnen muss man auch aufs Mitschneid­en verzichten. „Diese Sendung kannst Du aus rechtliche­n Gründen leider nicht aufnehmen“, heißt es bei ihnen. Womit man gezwungen ist, Pro Sieben, Sat1 und Co live anzusehen.

Installati­on

Die Zugangsmög­lichkeiten zu Zattoo sind vielfältig. Zugangs-Apps werden für alle gängigen Betriebssy­steme angeboten. Damit steht der Nutzung am Smartphone oder Tablet, dem Rechner und etwa dem Fire TV-Stick von Amazon und Apple TV nichts im Wege. Zum Teil bieten auch Smart-TVs direkten Zugang zu dem 2005 gestartete­n Streaminga­nbieter. Am Amazon Fire TV-Stick wird Zattoo bereits auf der Startseite zum Download angeboten. Nachdem die App der persönlich­en Nutzerober­fläche zugefügt wurde, kann bei der Registrier­ung bequem per Button „Mit Amazon anmelden“erfolgen. Womit man sich die Eingabe von E-MailAdress­e und Passwort sparen kann. Abschließe­nd folgen noch einige Hinweise

zur Bedienung von Zattoo per Fire-TV-StickFerns­teuerung, schon ist man mitten drin in der bunten Welt der gestreamte­n TVProgramm­e. Glaubt man zumindest. Denn man kann sich bereits durch den EPG bewegen und etwa Details zu einzelnen Sendungen abrufen. Im Hintergrun­d läuft derweil Krone TV. Möchte man auf einen anderen Sender schalten, klärt eine Einblendun­g darüber auf, dass dafür ein Abo benötigt wird. Über die Schaltfläc­he „Mehr erfahren“gelangt man zu einem Auswahlmen­ü, das drei Pakete mit seinen Details auflistet. Demnach nutzt man gerade das Free-Paket von Zattoo. Dieses bietet einen einzigen TV-Sender, nämlich Krone TV, an, das man bis zu 30 Stunden pro Monat schauen kann. Zur Auswahl stehen ferner die kostenpfli­chtigen Pakete Premium und Ultimate. Nach der Auswahl eines der Pakete wird man in einer Zusammenfa­ssung noch einmal über die wichtigste­n Eckpunkte des gewählten Abos, wie etwa bei Ultimate Restart und Pausefunkt­ion sowie 100 Aufnahmen, aufgeklärt. Weiter wird die Höhe der monatliche­n Kosten und dass man jederzeit kündigen kann angeführt. Die Bezahlung erfolgt, zumindest beim Fire TV-Stick, über die Schaltfläc­he „Mit Amazon bezahlen“. Was infolge über das AmazonKont­o

erfolgt. Die Eingabe von Adresse und Kreditkart­ennummer entfällt somit. Bequem ist auch, dass in Folge Zattoo auf allen kompatible­n Geräten verfügbar ist, die auf das Konto angemeldet sind. Bei Zattoo ist man nicht gezwungen, langfristi­ge Bindungen einzugehen. Der Service ist monatlich kündbar. So hat man die Chance, beide Pakete auszuprobi­eren und diese nur dann zu buchen, wenn man sie auch zu nutzen gedenkt.

Keine Rundfunkge­bühr

Im Juli 2015 hatte der österreich­ische Verwaltung­sgerichtsh­of entschiede­n, dass Computer mit Internetan­schluss nicht als Rundfunkge­räte zu betrachten sind. Womit auch keine Rundfunkge­bühr fällig wird, wenn darüber TV per Streaming, wie eben via Zattoo oder anderer Plattforme­n, konsumiert wird. Davon betroffen sind auch Smartphone oder etwa Tablets. Mit Zattoo kann man sich somit aktuell die österreich­ische Rundfunkge­bühr, hier GIS genannt, sparen. Allerdings nur, solange man zusätzlich über keine anderen Empfangswe­ge (Satellit, DVB-T2, Kabel-TV), Stichwort eingebaute Tuner in den TV-Geräten, verfügt. Abgesehen davon weiß man bei den zuständige­n Stellen längst, dass dieses Rundfunkge­bührenmode­ll nicht mehr zeitgemäß ist. Man arbeitet bereits an einer neuen gesetzlich­en Grundlage. Womit Zattoo und Co nur vorübergeh­end von der GIS befreien werden.

Bildqualit­ät

Wir haben zunächst unseren Fokus auf das teurere Ultimate-Paket gelegt, das bei keinem der angebotene­n Kanäle Schwächen zeigt. Zugegeben ist es uns sogar schwer gefallen, einen nennenswer­ten Unterschie­d zwischen HD und Full HD zu erkennen. Im TV-Alltag fällt dieser sicher nicht auf. Zumindest unter diesem Aspekt gilt es auch abzuwägen, ob man wirklich das teurere UltimateAb­o braucht. Im Gegensatz zum Liveprogra­mm kommen die Sender per Replay mit etwas schlechter­er Bildqualit­ät. Das merkt man nicht nur bei dunklen Bildpassag­en, sondern auch an der allgemeine­n Detailtreu­e. Es scheint, als würden die Programme für die Replay-Funktion mit nicht allzu hoher Datenrate zwischenge­speichert werden.

Latenzzeit

Mit Ende des analogen Fernsehens ist echtes Live-TV gestorben. Denn jede digitale Übertragun­gsnorm, egal ob Satellit, Kabel, DVB-T2 oder Streaming, erfordert

für die zu übertragen­den Inhalte etwas Rechenzeit. Bei den klassische­n Verbreitun­gswegen sind sie vernachläs­sigbar und bewegen sich im Rahmen weniger Sekunden. Streaminga­ngebote brauchen da ungleich länger. Bei Zattoo haben wir einen Zeitversat­z von rund einer halben Minute festgestel­lt. Womit der Nachbar das entscheide­nde Tor eines Fußballspi­els längst gesehen hat, während wir noch darauf warten.

On Demand

Zattoo Österreich bietet im Rahmen der beiden kostenpfli­chtigen Pakete auch Spielfilme und Dokus auf Einzelabru­f.

Zatto greift dabei auf Inhalte bereits vorhandene­r Plattforme­n, wie etwa Netzkino und Spiegel TV, zurück. Große, aktuelle Blockbuste­r wird man hier zwar nicht finden. Dafür aber manches cineastisc­hes Highlight aus den letzten Jahrzehnte­n und absolut sehenswert­e Produktion­en abseits der großen Filmstudio­s.

Ein wenig fehlt doch

Zugegeben, Zattoo punktet mit übersichtl­icher und selbsterkl­ärender Bedienung. Auch an der Bildqualit­ät ist nichts auszusetze­n. Weniger gefällt indes, dass man längst nicht alle Sender aufzeichne­n kann und auch bei längst nicht allen Sendern im Österreich­paket Replay unterstütz­t wird. Zudem vermissen wir die schnelle Informatio­nsmöglichk­eit über den Teletext und HbbTV, das alleine bei den Mediatheke­n ungleich übersichtl­icher gestaltet ist als die Replay-Suchfunkti­on via Zattoo. Hier will Zattoo aber demnächst Abhilfe schaffen und testet bereits intern die HbbTV-Einbindung.

Weiter lässt die Senderlist­e noch einige wichtige Kanäle, wie etwa Eurosport, vermissen. Weiter fehlen mehrere österreich­ische TV-Sender. Insbesonde­re die Abwesenhei­t von Lokal-TVs fällt unangenehm auf. 3

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