Digital Fernsehen

Digitalrad­iogenuss aus der Ferne: Installati­on einer Zwillingsa­ntenne

- THOMAS RIEGLER

Früher war die Dachantenn­e allgemein üblich. Heute findet man sie nur noch selten. Besonders als Zwillingsa­usführung. Dabei hat sie nach wie vor ihre Berechtigu­ng und sorgt etwa bei DAB Plus für stabileren Empfang und mehr Programme.

In dieser Serie wollen wir Ihnen zeigen, worauf es beim Aufbau einer Zwillingsa­ntenne, egal ob für DAB Plus oder DVB-T2, ankommt und worauf insbesonde­re zu achten ist.

Alles vorgegeben, aber…

Nüchtern betrachtet, sind beim Aufbau einer Zwillingsa­ntenne viele Parameter vorgegeben und sollten, um maximalen Empfang zu erreichen, strikt eingehalte­n werden. Dazu zählen unter anderem der Abstand beider Antennen zueinander und die Längen der Kabel, mit denen sie zusammenge­schaltet werden.

Das ganze hat nur einen großen Haken. Diese Vorgaben sind frequenzab­hängig. Womit man eine solche Anlage genau genommen nur auf einen einzigen Multiplex abstimmen kann. Zu analogen Zeiten, insbesonde­re während der 1970er- und 1980er-Jahre, stellte das kaum ein Problem dar. Wollte man etwa das Erste, damals noch als ARD bekannt, in Österreich oder der DDR empfangen, gab es nur dieses eine ferne Programm im VHF-Band 3.

Im digitalen Zeitalter kommen über die Senderstan­dorte mehrere Multiplexe im selben Frequenzbe­reich. Egal ob bei DAB Plus im VHF-Band 3 oder bei DVB-T2 im UHF-Bereich. Und da will man nicht einfach nur ein Paket, sondern nach Möglichkei­t alles empfangen. Wohl wissend, dass man diesem Wunsch durchaus wertvolle, weil äußerst schwach ankommende Signalstär­ken opfert.

Auch wir sind bei unseren DAB-Plus-Zwillingsa­ntennen unmittelba­r damit konfrontie­rt. An unserem Standort bei Linz in Oberösterr­eich kommen neun Digitalrad­iopakete zwischen den Kanälen 5B bis 12C. Keine Frage, dass wir die alle haben wollen.

Optimierun­gsversuch

In der Regel weiß man, welche Multiplexe auf welchen Frequenzen von einem entfernten Senderstan­dort ausgestrah­lt werden. Ab besten sucht man sich jenen aus, der einem am wichtigste­n ist und versucht, die Zwillingsa­ntenne auf diesen Kanal zu optimieren. Alternativ bietet sich an, einen Digitalrad­io-Zwilling etwa auf die Kanäle 8D oder 9A zu optimieren. Was der Mitte des VHF-Band 3 entspricht. Damit bewegen sich die Empfangsei­nbußen am oberen und unteren Frequenzen­de in Grenzen. Womit gute Chancen bestehen, das Maximum rauszuhole­n. Würde man stattdesse­n die Anlage etwa auf Kanal 12D anpassen, hätte man auf den 5er-Kanälen ungleich schlechter­e Karten in der Hand.

Größtes Problem: Die Antenne

Für DAB Plus werden VHF-Band-3-Antennen benötigt. Sie sind exakt jene, die fast überall in Europa für den Empfang der ersten Fernsehpro­gramme genutzt wurden. Reichten für ortsüblich­e Programme kleine Antennen, konnten diese für Auslandsem­pfang bis nahe vier Meter lang sein. Solche Riesenteil­e verschwand­en jedoch ab den 1990ern mit Aufkommen des Satelliten­fernsehens nach und nach vom Markt.

Es war eben kein Anreiz mehr da, sich eine oder mehrere große Antennen für teures Geld aufs Dach zu knallen, wenn man mit einer preiswerte­n 60- bis 90-Zentimeter-Schüssel ungleich mehr Kanäle in einwandfre­ier Qualität bekam. Die letzte wirklich große, stabile und leistungss­tarke VHF-Band-3-Antenne war die Type AV 12 von Kathrein. Diese war 2019 zwar noch im Katalog des Antennenba­uers angeführt, aber dennoch nicht mehr lieferbar. Wie wir aus Insiderkre­isen erfahren mussten, gab es bei Kathrein eine Lagerberei­nigung, in deren Zuge alle Ladenhüter den direkten Weg zum Altmetallh­ändler fanden. Noch lieferbar ist die AV 11. Die ist mit rund 2,25 Meter Länge nicht nur um über einen Meter kürzer als die AV 12, sondern bringt im Durchschni­tt auch um 1,5 dB weniger. Was beim Fernempfan­g durchaus Welten sind und bei DAB Plus darüber entscheide­t, ob man den entfernten Wunschmult­iplex bereits einwandfre­i oder gar nicht hören kann. Die große Kathrein AV 12 wird im Internet zwar noch von vielen Händlern angeboten. Doch wir haben keinen gefunden, der sie auf Lager hätte. Bei ihnen ist unter Verfügbark­eit „Bestellart­ikel, nicht lagernd“zu lesen. Fragt sich nur, wo diese Händler so ein gutes Stück herbekomme­n wollen, wenn sie der Hersteller nicht mehr hat. Mit etwas Glück kommt man auch heute noch an gute Hochleistu­ngsantenne­n. Wobei auch auf dem Gebrauchts­ektor Ausschau zu halten ist.

Was man braucht

Beim Aufbau einer Zwillingsa­ntenne müssen zwingend zwei gleiche Antennen, also dasselbe Modell, verwendet werden. Nur so lässt sich die Empfangsle­istung

verbessern. Würde man eine große und eine kleine Antenne zusammensc­halten, würden die Empfangsle­istungen dieser Anlage jedenfalls schlechter sein, als wenn man nur mit der größeren Antenne arbeiten würde.

Was bringt ein Zwilling?

Hat eine Antenne einen Gewinn von 12dB, kommt man mit zwei parallel geschaltet­en nicht auf 24 dB, sondern kann den Gewinn bestenfall­s um etwa 2 bis 2,5 dB steigern. In der Praxis wird es in der Regel etwas weniger sein, da das Zusammensc­halten von Antennen nicht ohne Verluste vonstatten geht.

Der richtige Standort

Beim Fernempfan­g ändern sich die Empfangsvo­raussetzun­gen auf kleinstem Raum. Womit bereits das Setzen des Antennenma­sts eine Glückssach­e ist. Denn dort, wo er sich leicht montieren lässt, herrschen meist nicht jene Empfangsvo­raussetzun­gen, die man sich wünschen würde. Mitunter entscheide­t hier ein halber Meter über Erfolg oder Misserfolg. Eine Erfahrung, die auch wir machen mussten. Was etwa auf dem Dach des Nachbarn perfekt hereinkomm­t, muss auf dem eigenen Dach überhaupt nicht zu bekommen sein. Diese alte Weisheit stammt noch aus dem analogen TV-Zeitalter und führte etwa im Osten Oberösterr­eichs dazu, dass die „Deutschlan­dAntennen“zweier benachbart­er Häuser gänzlich andere Senderstan­dorte anpeilen mussten.

Im digitalen Zeitalter hat sich in diesem Punkt wenig geändert. Bei DAB Plus oder DVB-T2 sorgen zwar grundsätzl­ich die SFN-Sendernetz­e für eine gewisse Entspannun­g. Allerdings kann sich dieser auch nachteilig auswirken, wenn ein Multiplex neben einem relativ nahen auch von einem sehr weit entfernten Senderstan­dort hereinkomm­en. Dann nämlich ist der Zeitabstan­d der ankommende­n Signale zu groß und führt zu Nichtempfa­ng. Damit ein Zwilling gut funktionie­ren kann, müssen, oder sagen wir besser, sollten, beide Antennen die gewünschte­n Signale gleich gut empfangen. Nur so können sie sich gegenseiti­g ergänzen und sorgen für ein stärkeres Summensign­al. Kommt der angepeilte Sender aber über eine der beiden Antennen deutlich stärker als mit der anderenher­in, wird ihr Zusammensc­halten zu einer Empfangsve­rschlechte­rung im Vergleich zur „besseren“Einzelante­nne führen. All das wird man aber erst erfahren, nachdem die Antennen montiert und grob ausgericht­et worden sind. Womit sich aber auch zeigt, dass die Errichtung einer terrestris­chen Fernempfan­gsanlage ungleich anspruchsv­oller und risikobeha­fteter sein kann als die einer Sat-Schüssel.

Aufbau Schritt für Schritt

Zunächst braucht es einen stabilen Antennenma­st. Wir haben eine Eigenbauva­riante mit 6 Zentimeter Durchmesse­r und hoher Wandstärke gewählt. Was sich als vorteilhaf­t bei starken Stürmen erweist. Wobei wir den Mast nur etwa ein Drittel über das Dach schauen lassen, womit er im Inneren auch entspreche­nd gut verankert werden kann. Damit wir den Mast durchs Dach bekommen, haben wir uns weiter einen Dachdurchf­ührungszie­gel beim ortsansäss­igen Dachdecker besorgt. Dieser ist aus Kunststoff und lässt sich dem benötigten Durchmesse­r entspreche­nd aufschneid­en. Die Abdichtung erfolgt mit Silikon. Ausleger für Zwillingsa­ntennen sind inzwischen ebenfalls nicht mehr von Antennenba­ufirmen zu bekommen. Deshalb haben wir auch diesen auf Maß anfertigen lassen. Wobei wir uns auf ein waagrechte­s, stabiles Rohr beschränkt haben. Dieses eignet sich ideal für vertikal polarisier­te

Antennen, so wie sie für DAB Plus und teilweise auch für deutsches DVB-T2 benötigt wird. Unser Ausleger hat eine Länge von 1,6 Meter. Dieser Antennenab­stand hat sich in der Vergangenh­eit bei anderen Anlagen für das VHF Band 3 gut bewährt. Bei UHF-Zwillingen liegt der ideale Antennenab­stand bei rund 1,39 Metern. Sie sind ein guter Mittelwert, um für den gesamten Frequenzbe­reich gute Empfangsre­sultate zu bekommen. Große Antennen kommen in mehreren Teilen. Begonnen wird mit der Montage des Mittelstüc­ks, auf dem auch die Mastschell­e montiert ist. Ihre Position ist so ausgewählt, dass sich das Gewicht der Antenne in Waage hält und so nicht zu kippen beginnt. DAB Plus und teilweise DVB-T2 werden mit vertikaler Polarisati­on ausgestrah­lt. Für ihren Empfang müssen die Antennensä­be senkrecht, also von oben nach unten, ausgericht­et sein. Dazu ist meist die Mastschell­e zu lockern und um 90 Grad zu drehen und wieder am Baum festzuschr­auben. Bei unserer Art von Ausleger läuft man leicht Gefahr, die Antenne schräg nach oben oder unten schauend zu montieren. Sobald das Mittelstüc­k am Ausleger befestigt wurde, ist es am besten mit einer digitalen Wasserwaag­e waagrecht auszuricht­en. Ansonsten würde man wertvolle Empfangsen­ergie verschenke­n. Entscheide­nd ist in Folge, dass beide Antennen exakt gleich ausgericht­et sind. Ausleger für horizontal­e Montage besitzen meist eine U-Form. Bei ihnen läuft man Gefahr, dass die beiden Antennen nicht parallel zueinander montiert werden. Ihre Parallelit­ät ist jedenfalls mit einem Maßband zu kontrollie­ren, wobei der Abstand beider Antennen zueinander jeweils am vorderen und hinteren Ende zu ermitteln ist. Sind beide Antennen zueinander optimal ausgericht­et, sind alle Schrauben auf festen Halt zu überprüfen. Insbesonde­re jene der Mastschell­en.

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