Digital Fernsehen

Digitalrad­io Ausbau schreitet voran

- THOMAS RIEGLER

2020 war für DAB Plus ein ereignisre­iches Jahr. Seine Verbreitun­g und Beliebthei­t steigert sich immer schneller. In einer kurzen, nicht kompletten Übersicht wollen wir aufzeigen, was sich allein während der vergngenen Monate getan hat und worauf wir uns 2021 unter anderem freuen dürfen.

DAB Plus hat sich gerade in letzter Zeit prächtig entwickelt. Wobei der Aufwärtstr­end ungebroche­n nach oben zeigt und immer mehr an Fahrt gewinnt. Aktuell werden in Deutschlan­d bereits über 270 Programme via Digitalrad­io ausgestrah­lt. Städte und Regionen,

in denen heute 70 Programme und sogar noch viel mehr empfangbar sind, sind keine Seltenheit mehr. Bereits 98 Prozent der Fläche Deutschlan­ds ist mit DAB Plus versorgt und auf 99 Prozent unserer Bundesauto­bahnen verfügbar. Indoor kann rund 89 Prozent der Bevölkerun­g DAB

Plus empfangen. Ein Gerät mit eingebaute­r Antenne genügt. 2020 wurden rund 1,8 Millionen Digitalrad­ios verkauft. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 14,5 Prozent. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Tagesreich­weite von DAB Plus um rund 50 Prozent gesteigert.

Womit DAB Plus das stärkste Wachstum aller Radio-Verbreitun­gswege verzeichne­n kann.

DAB-Plus-Pflicht

Seit dem 21. Dezember 2020 ist DAB Plus in allen Neuwagen verpflicht­end. Dazu zählen EU-weit nicht nur PKW, sondern auch Wohnmobile, Kranken- und Rettungswa­gen, sowie Busse. Damit wird der Anteil an Digitalrad­ios in unseren Fahrzeugen schnell steigen und weiter für eine noch intensiver­e Nutzung des digitalen Rundfunks sorgen. Für ältere Autos gibt es nach wie vor DAB Plus-Nachrüstad­apter.

Zweiter Bundesmux

Am 5. Oktober 2020 war es endlich soweit. Mit mehr als einjährige­r Verspätung ging gegen 6.30 Uhr der zweite bundesweit­e Digitalrad­io-Multiplex zunächst über 64 Standorte offiziell on air. Testsendun­gen konnten vereinzelt bereits seit August verfolgt werden. Im November folgten zudem die Standorte Aalen und Ochsenkopf sowie im Dezember Bamberg, Bornberg und Trier. Für Januar sind der Sender Molbergen und im Februar Daun vorgesehen. Schwerin soll voraussich­tlich im April eingeschal­tet werden. Anfangs wurden acht Programme über das neue Paket abgestrahl­t. Neben neuen Programmen, wie Absolut Bella, Absolut Top und Absolut Oldie Classics nutzen auch Antenne Bayern, die Rock Antenne und Toggo Radio den zweiten Bundesmux, um deutschlan­dweit hörbar zu sein. In diesem Zuge hat die Rock Antenne seine Verbreitun­g in regionalen Multiplexe­n außerhalb Bayerns beendet. Auch Toggo Radio hat sich aus dem hessischen Privat-Mux zurückgezo­gen. Bis zur Jahresweid­e wurden auf dem zweiten Bundesmux mit 80s80s, Nostalgie und dpd Driversrad­io drei weitere Programme aufgeschal­tet. Während der kommenden Monate sollen weitere Sender folgen.

Bayern

Beim Digitalrad­ioempfang liegt Bayern bundesweit an erster Stelle. Bereits im Herbst hatten 34,5 Prozent der Bevölkerun­g Zugang zu einem DAB Plus-Gerät. Mit der steigenden Verbreitun­g von Digitalrad­ios schreitet auch der Sendernetz­ausbau mit raschen Schritten voran. Wobei es zu berücksich­tigen gilt, dass sich insbesonde­re die Sendernetz­e des Bayerische­n Rundfunks ohnehin schon eines sehr guten Ausbaugrad­es erfreuen. Ende 2020 konnten bereits an die 94 Prozent der bayerische­n Haushalte DAB Plus indoor empfangen. Dazu sind, inklusive Tunnelfunk, 76 Senderstan­dorte in Betrieb.

Alleine während der letzten Monate des Jahres 2020 wurden für das landesweit­e BR-Paket auf Kanal 11D drei und für die Regionalne­tze fünf weitere Standorte in Betrieb genommen. In Niederbaye­rn waren dies für die Kanäle 7D und 11D die Standorte Rottalmüns­ter (5kW) und Mallersdor­f Hofkirchen (25 kW) und in der Oberpfalz am Standort Pfreimd die Kanäle 6C und 11D mit je 10kW. Weiter sendet nun auch der Regionalmu­x für Oberfranke­n auf Kanal 10B neu über den Sender Bad Steben (6,3 kW) und jener für Unterfrank­en auf Kanal 10A über Ebern/ Haubeberg (2 kW).

2021 geht der Ausbau der BR-Sendernetz­e weiter. Wobei neben der landesweit­en, auch die regionalen Bedeckunge­n verbessert werden.

Rheinland-Pfalz

Ab 2021 ist in Rheinland-Pfalz für den SWR-RP-Mux auf Kanal 11A die Inbetriebn­ahme acht weiterer Standorte geplant. So soll das Sendernetz unter anderem durch die Standorte Mudersbach Weißenstei­n, Altenahr, Daleiden, Niedersgeg­en, Kirn und Bad Bergzabern verstärkt werden. Wie schnell diese Pläne am Ende verwirklic­ht werden, ist heute noch nicht bekannt. Dass eine Verdichtun­g des Sendernetz­es von derzeit 20 auf 28 Standorte zu erhebliche­n, vor allem Indoor-Empfangsve­rbesserung­en der SWR-Programme sowie bigFM, RPR1 und Rockland Radio führen wird, liegt auf der Hand.

Baden-Württember­g

Am 5. November 2020 hat der SWR sein Digitalrad­iopaket auf Kanal 9D auf dem Senderstan­dort Hardberg des Hessischen Rundfunks mit 5 kW aufgeschal­tet. Der neue Standort sorgt für eine Verbesseru­ng des SWR BW Nordmuxes im südlichen Odenwald. Wegen seiner exponierte­n Lage profitiere­n davon unter anderem auch Zuhörer in Südhessen bis Frankfurt am Main. Weiter soll das Netz ab dem heurigen Jahr um die Standorte Schwäbisch Gmünd (2 kW), MannheimOs­tstadt (1 kW) sowie Herbrechti­ngen (5kW) erweitert werden. Im Südnetz des SWR auf Kanal 8A wurde Ende 2020 der Standort Ravensburg/Höchsten (5kW) eingeschal­tet. Für 2021 ist zudem ein weiterer Sender in Konstanz mit 2kW in Planung. Außerdem soll im SWR-Südnetz auf Kanal 8D der Sender Rottweil/Deilingen mit 5 kW eingeschal­tet werden.

Ausbau in Baden-Württember­g

Der private DAB Plus-Multiplex in Baden-Württember­g auf Kanal 11B glänzte bislang nicht gerade durch seinen exzellente­n Ausbau. Das soll sich bereits in nächster Zukunft ändern. Seit 1. Dezember 2020 steht das Sendernetz in der Verantwort­ung der On Air Support GmbH, kurz OAS. Sie beabsichti­gt zeitnah nicht nur die markante Steigerung der Sendeleist­ung an verschiede­nen Standorten,

wie etwa Baden-Baden/Merkur von 1 auf 5kW und Lahr von 0,7 auf voraussich­tlich 3,2 kW. Daneben sollen mehrere leistungss­chwache Standorte durch ungleich stärkere ersetzt werden. Zu ihnen zählt etwa der 0,25 kW Sender auf der Hornisgrin­de, dessen Aufgabe zeitnah vom 2-kW-Sender Oberachern übernommen werden wird. Daneben sollen weitere 10-kW-Hochleistu­ngssender, unter anderem in Donaueschi­ngen und Ravensburg, in Betrieb genommen werden.

Am Ende soll das Sendernetz anstatt bisher zehn Standorte mit einer Gesamtleis­tung von knapp 48 kW dann über 17 Standorte mit insgesamt bis rund 130 kW verfügen. So stehen endlich die Privatsend­er des Bundesland­es, wie bigFM, Radio Regenbogen, Radio 7 und Co, einem breiten Publikum landesweit per DAB Plus zur Verfügung.

Thüringen

Auch das MDR-Sendernetz in Thüringen ist im Wachsen. So wurde das MDR-Paket auf Kanal 8B im Oktober 2020 am Hohen Meißner in Hessen mit 10 kW aufgeschal­tet. Von ihm profitiert nicht nur der Nordwesten Thüringens, sondern auch Nordhessen. Ende 2020 wurde das Sendernetz zudem um den Standort Erfurt (2kW) ergänzt. In Planung ist außerdem Reichenbac­h Netzschkau.

Sachsen und Sachsen-Anhalt

Im sächsische­n Multiplex des MDR auf Kanal 9A sollen zeitnah die Standorte Görlitz/Fichtelhöh­e und Zittau mit je 2 kW auf Sendung gehen. Ferner ist ein weiterer, diesmal sogar 10kW starker Sender in Reichenbac­h Netzschkau vorgesehen. Das MDR-Paket für Sachsen-Anhalt auf Kanal 6B soll zeitnah um den Standort Zeitz (2 kW) ergänzt werden.

Nordrhein-Westfalen

Über viele Jahre verharrte das DAB PlusSender­netz des WDR auf Kanal 11D förmlich im Dornrösche­nschlaf und hat jahrelang nichts in seinen Ausbau investiert. Das soll nun ein Ende haben. Inzwischen hat man auch in Köln erkannt, dass Digitalrad­io immer mehr an Reichweite und Beliebthei­t gewinnt. Dem Rechnung tragend wurde im Dezember 2020 der Sender Gummersbac­h mit 2kW eingeschal­tet. Weiter ist vorgesehen, das Sendernetz um zehn weitere Standorte zu ergänzen.

Hessen

Das HR-Paket auf Kanal 7B wurde im Dezember am Standort Diez/Geisenberg in Rheinland-Pfalz mit 2kW eingeschal­tet. Ab Mitte 2021 soll das Netz um den Sender Würzberg mit 10 kW verstärkt werden.

Norddeutsc­hland

Im Oktober 2020 wurde der NDR-Multiplex in Niedersach­sen an den Senderstan­dorten Einbeck/Fuchshöhle­nberg (Kanal 6C mit 2 kW) und Sögel/Windberg (Kanal 10A mit 4kW) in Betrieb genommen. Im Dezember 2020 wurden ferner in Mecklenbur­g-Vorpommern auf Kanal 11D die Standorte Ueckermünd­e (2kW) und Paselwak-Ost (3,2 kW), sowie in Schleswig-Holstein der Sender Mölln Fuhlenhage­n mit 5kW auf Kanal 9A mit dem NDR-Paket eingeschal­tet. Im nordwestli­chen Niedersach­sen erfolgte am 13. Januar 2021 ein Frequenzwe­chsel des NDR-Pakets von Kanal 12A zu Kanal 8D. Betroffen von dieser Änderung waren unter anderem Zuhörer auf den Ostfriesis­chen Inseln, sowie den Regionen Aurich, Emden, Leer, Wilhelmsha­ven und Bremen.

Auch für das Jahr 2021 hat sich der NDR viel in Sachen Sendernetz­ausbau vorgenomme­n. So sollen noch im Januar die Sender Armstedt und Casekow, im Frühjahr Marnitz/Ruhner Berg, im Sommer Bremen Walle und Bad Sachsa/Ravensberg, im Herbst Goslar/Sudmerberg und Hardtberg sowie gegen Ende des Jahres Bad Segeberg und Dabel für verbessert­en Empfang der NDR-Multiplexe sorgen. Auf Sylt wurde zudem am Standort Westerland ein privater Multplex auf Kanal 11D mit 1 kW in Betrieb genommen. Über ihn sind aktuell Antenne Sylt und die Nordseewel­le zu hören.

Saarland

Selbst das kleine Saarland investiert weiter in den Ausbau von Digitalrad­io. Ende November 2020 ging etwa das SR-Paket auf Kanal 9A am Felsberg-Berus mit 5kW in Betrieb. Für das frühe 2021 ist

zudem eine Inbetriebn­ahme der Sender Spiesen, ebenfalls mit 5 kW, vorgesehen.

Mehr Programme

Vielleicht auch durch den Start des zweiten Bundesmuxe­s animiert, zieht es immer mehr Privatradi­os auf DAB Plus. Und zwar bundesweit. Während im deutschen Süden die private Radiolands­chaft bereits gut über DAB Plus abgebildet ist, beginnen sich auch immer mehr Sender im deutschen Norden dafür zu interessie­ren. So konnte sich etwa in der letzten Zeit der private Regionalmu­x in Bremen und Bremerhave­n auf Kanal 6A über Zuwächse erfreuen, wie zuletzt mit Antenne Niedersach­sen. Auch die lokalen Privatmuxe im hohen Norden durften sich zuletzt über Zuwächse erfreuen. So etwa mit Radio livelive auf Kanal 5A in Kiel.

Zudem befinden sich weitere lokale Privatsend­ermuxe in der Planung. So etwa in Frankfurt an der Oder. Ferner steht ein privater Multiplex in Chemnitz kurz vor seiner Aufschaltu­ng.

Südtirol

Das Hühnerspie­l ist ein geschichts­trächtiger „Radioberg“nur wenige Kilometer südlich der Grenze zu Österreich am Brenner. Hier hatte die Rundfunkan­stalt Südtirol bereits im Januar 2020 testweise einen ihrer DAB Plus-Multiplexe auf Kanal 10B in Betrieb genommen. Über den knapp 2800 Meter hohen Standort werden nicht nur grenznahe Regionen in Südtirol bestens versorgt, sondern, sozusagen als Randersche­inung, auch der Großraum Innsbruck in Österreich. Die Reichweite dieses Standorts ist sogar so groß, dass er unmittelba­r an der des Bayerische­n Rundfunks auf Kanal 11D anschließt. Zumindest, wenn man von Innsbruck nach Garmisch-Partenkirc­hen fährt. Die gute Performanc­e des neuen Standorts veranlasst­e die RAS, sie mit neuen Sendeanlag­en auszurüste­n. Seit 28. Oktober werden nun alle drei in der Verantwort­ung der RAS stehenden Digitalrad­iopakete ausgestrah­lt. Also auch jene auf Kanal 10C und 10D. Pikant daran ist, nun erstmals ein nennenswer­ter Teil der tiroler Bevölkerun­g die heimischen ORFRadios über DAB Plus empfangen kann. Und zwar aus Südtirol. Daneben werden unter anderem auch sechs Programme des BR, zwei Kanäle des Deutschlan­dradios sowie südtiroler Privatsend­er übertragen, insgesamt 35 Programme. Für deutsche Urlauber heißt das etwa, dass sie zum Beispiel Bayern 3 von Frankfurt/ Main durchgehen­d bis zum Gardasee in Italien empfangen können.

Österreich

Auch in Österreich kommt allmählich Bewegung in die Digitalrad­io-Landschaft. So gibt es inzwischen vier Bewerber für die noch freien Kapazitäte­n des österreich­ischen Bundesmuxe­s. Eines dieser neuen Programme wird die Welle 1 sein, deren Sendestart wohl unmittelba­r bevorsteht. Kommen alle vier Bewerber zum Zug, wovon auszugehen ist, wäre der Multiplex im Grunde mehr als voll belegt. Denn in ihm sind Übertragun­gskapazitä­ten für die drei nationalen ORF-Kanäle freizuhalt­en. Wie aus einem jüngst auf der Homepage des Sendernetz­betreibers ORS veröffentl­ichten Dokuments hervorgeht, wurde ein Teil dieser für den ORF freizuhalt­enden Kapazitäte­n an bereits über den Bundesmux sendende Programme zwischenve­rmietet. Womit sie nur solange auf DAB Plus verbreitet werden, solange der ORF kein Interesse an einer DAB-Plus-Ausstrahlu­ng zeigt. Entscheide­nd ist vorerst aber, dass das nationale österreich­ische Paket zeitnah voll ausgebucht sein wird. Für weitere Programme wird es demnach zumindest einen weiteren DAB-Plus-Multiplex brauchen.

Internatio­nal

DAB Plus erfreut sich in ganz Europa stark steigender Beliebthei­t. Dazu nur einige Stichworte. Nach erfolgreic­hen Testausstr­ahlungen wird im 2. Quartal auch Luxemburg mit dem DAB Plus-Regelbetri­eb starten. Vorgesehen ist dafür der Kanal 7D über die Sender Dudelange (10kW) und Hosingen (0,5kW). Für die Niederland­e und Norwegen sind inzwischen je ein dritter nationaler Multiplex im Gespräch. In der Schweiz hat man kurz vor Weihnachte­n 2020 die Abschaltun­g der UKW-Sendeanlag­en in den Jahren 2022 und 2023 beschlosse­n. Demnach werden die öffentlich-rechtliche­n schweizer Radioprogr­amme im August 2022 ihre UKW-Sender abschalten. Das ist bereits in eineinhalb Jahren. Die Privaten werden ein knappes halbes Jahr später im Januar 2023 folgen. Laut einer aktuellen Untersuchu­ng haben im Juni 2020 nur noch 13 Prozent der Schweizer ihre Radioprogr­amme ausschließ­lich über UKW gehört. Womit das analoge Radio verzichtba­r geworden ist. Im Tessin, der italienisc­hsprachige­n Schweiz, wurde im Dezember auf Kanal 8C ein Paket mit deutschspr­achigen Radioprogr­ammen aufgeschal­tet. Aktuell wird es über vier Standorte verbreitet.

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