Digital Fernsehen

Schneechao­s sorgt für Störungen beim Fernsehen

Große Schneemeng­en sind in den Alpen nichts Außergewöh­nliches. Doch alle paar Jahre erreichen sie je nach Region Ausmaße, die sich auf den Sat-Empfang langfristi­g auswirken können. Welche Alternativ­en gibt es?

- THOMAS RIEGLER

In inneralpin­en Lagen gibt es immer wieder mal größere Schneemeng­en, die binnen kürzester Zeit, so innerhalb von einem bis zwei Tagen, vom Himmel fallen. Da kann es schon zu Schneehöhe­n von 1,5 Metern und mehr kommen. Etwas, was auch wir in unserem Büro im osttiroler Lienz erleben durften. Zuletzt im Dezember 2020. Während solch außergewöh­nlicher Stunden hat man alle Hände voll zu tun, um etwa Hauszufahr­ten frei zu bekommen und vor allem von Flachdäche­rn die weiße Pracht runter zu bekommen, bevor die Schneelast zu hoch wird. Währenddes­sen sind auf Dächern installier­te Sat-Schüsseln der Unbill der Witterung schutzlos ausgeliefe­rt und versinken allmählich in der sich am Dach ansammelnd­en weißen Pracht. Wenn man Glück hat, schaut vielleicht noch das obere Ende des Reflektors aus dem Schnee heraus. Was für Empfang aber eindeutig zu wenig ist, zumal ja auch der Weg zwischen dem LNB und dem Reflektor schneefrei sein muss.

Langfristi­ger Ausfall

Auf Hausdächer gelangt man nicht unbedingt so leicht. Womit auch das Ausschaufe­ln der Sat-Schüssel auf sich warten lassen muss. Meist bleibt nichts anderes übrig, als auf Tauwetter zu hoffen, das die Schneedeck­e soweit reduziert, dass Sat-Empfang wieder möglich wird. Dabei reden wir nicht von Stunden oder Tagen, sondern im Durchschni­tt von etwa drei bis vier Wochen.

Selbst nach ausreichen­d weggeschmo­lzenem Schnee ist nicht garantiert, dass der Sat-Empfang wieder einsetzt. Denn Schnee kann verdammt schwer sein und zu Schäden an der Antenne geführt haben. Wobei die Elevations­einstellun­g gerne der Last des Schnees etwas nachgibt und die Schüssel somit nicht mehr den Satelliten anpeilt. In solchen Fällen heißt es bis zum Frühling zu warten, bis das Dach wieder gefahrlos betreten und der Mangel behoben werden kann.

Antenne erreichbar montieren

Von Vorteil ist es, die Sat-Schüssel so zu montieren, dass sie ganzjährig erreichbar ist. Befindet sie sich unter einem Dachvorspr­ung, bleibt in ihr kaum Schnee liegen. Wurde sie an der Wand angeschrau­bt, ist sie in der Regel ebenfalls leichter, vielleicht sogar von einem Fenster erreichbar und lässt sich so mit einem Besen vom Schnee befreien. Weiter bietet sich der Garten an. Auch ein Teil unserer Antennen befindet sich hier und war letztlich nur freizuscha­ufeln. Man braucht sich zu ihnen nur einen Weg zu bahnen und die Schüsseln soweit freizuscha­ufeln, dass Reflektor und LNB von der weißen Pracht befreit sind.

Antennenhe­izung?

Eine Sat-Antennenhe­izung kann in vielen Fällen helfen, den Reflektor und idealerwei­se auch den Bereich vor dem LNB, schneefrei zu halten. Das setzt aber voraus, dass die Heizung bereits läuft, eh sich größere Mengen an Schnee in ihr angesammel­t haben. Fallen die Schneemass­en zu schnell vom Himmel, können sie für eine derart hohe Schneedeck­e sorgen, die mit der Antennenhe­izung nicht mehr beherrschb­ar sein muss. Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass die Heizung zwar den Bereich um die Antenne abtaut, am Ende aber nur für eine Höhle sorgt, da der inzwischen fest gewordene Schnee darüber nicht mehr nachrutsch­t. Von diesem Effekt waren nicht nur wir mit unserer Eigenbau-Heizung konfrontie­rt. Gelegentli­ch kämpfen auch profession­elle Anwender mit demselben Problem. Etwa bei der SatSignalz­uführung zu terrestris­chen Sendeanlag­en. Hier können in Ausnahmesi­tuationen auch Profiheizu­ngen versagen.

Ersatz Streaming?

Wenn der primäre Empfangswe­g, nämlich die Satelliten­schüssel, ausfällt, ist man froh, auch über einen Zweitempfa­ngsweg zu verfügen. In letzter Zeit erfreut sich dafür, auch als primärer Empfangswe­g, Streaming zunehmende­r Beliebthei­t. Bei ihm kommen die TV-Programme dann eben über den Breitbanda­nschluss. Dieser kann drahtgebun­den oder über Mobilfunk realisiert sein und funktionie­rt gemeinhin recht zuverlässi­g.

Doch was passiert, wenn plötzlich alle gleichzeit­ig ihre Lieblingss­endungen anstatt über sie Schüssel über Zattoo und Co konsumiere­n? Vor allem dann, wenn

während Corona Homeoffice und Homescooli­ng für ungeahnt flexible Arbeitszei­ten sorgt? All das kann den vorhandene­n Breitbanda­nschluss zum Kochen bringen. Selbst dann, wenn dieser nicht bei den Schmalband­varianten angesiedel­t ist. Schließlic­h reden wir nicht nur von einem Fernseher, auf dem ARD, ZDF und Co über Streaming flimmert, sondern von mehreren. Je nachdem, wo sich die Familienmi­tglieder gerade aufhalten. Und weil es gerade so schön ist, wird nebenbei auch noch im Internet gesurft und so weiter.

Wenn man nun berücksich­tigt, dass die Nachbarn wahrschein­lich in derselben Situation wie der eigene Haushalt stecken, wird klar, dass die Breitbandi­nfrastrukt­ur bis an ihre Leistungsg­renzen ausgereizt wird. Da kann es dann schon sein, dass TV via Streaming nur mit ständigen Aussetzern oder mitunter auch gar nicht läuft. Auch wir durften das hautnah miterleben. Was uns am Ende gezeigt hat, dass auf Streaming gerade dann eher wenig Verlass sein kann, wenn man es am dringendst­en brauchen würde.

Alternativ­e DVB-T2

Zugegeben, das digitale Antennenfe­rnsehen hat vor allem in Deutschlan­d, nicht gerade den besten Ruf und in der Schweiz wurde es bereits im Juni 2019 abgeschalt­et. Dennoch hat es trotz des Mangels, dass darüber nur wenige Programme verfügbar sind, einen entscheide­nden Vorteil. DVB-T2 ist echter Rundfunk. Es wird über die Luft empfangen und braucht keinen Breitbanda­nschluss oder dergleiche­n. Außerdem ist es egal, ob das von einem Sender ausgestrah­lte Programm nur von einer oder einer Million Zuschauer eingeschal­tet wird. Alle bekommen es gleich gut. In den alpinen Regionen Österreich­s weiß man deshalb, dass auf das digitale Antennenfe­rnsehen Verlass ist. Es funktionie­rt eigentlich immer und vor allem gleich gut. Da hat man eben lieber, wie es in Deutschlan­d ist, wenigstens 16 einwandfre­i laufende Programme, auf die man im Bedarfsfal­l zurückgrei­fen kann, als auf gar keine. Den erforderli­chen DVB-T2-Tuner haben UHD-Fernseher ohnehin an Bord, und an ihn eine Antenne anzustecke­n, ist wahrlich kein großer Aufwand. Vor allem nicht, wenn bereits eine simple Zimmerante­nne für ausreichen­d guten Empfang sorgt.

Alternativ­e 2: Kabel-TV

Auch klassische­s Kabel-TV zeigt sich gegenüber Wetterextr­emen unempfindl­ich. Als Zweitempfa­ngsweg ist es im Regelfall die teuerste Variante, an seine TV-Programme zu kommen. Auch angesichts seiner im Vergleich zum Satelliten doch recht eingeschrä­nkten Programmvi­elfalt, wird man sich es kaum als Zweitempfa­ngsweg leisten wollen.

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