Schneechaos sorgt für Störungen beim Fernsehen
Große Schneemengen sind in den Alpen nichts Außergewöhnliches. Doch alle paar Jahre erreichen sie je nach Region Ausmaße, die sich auf den Sat-Empfang langfristig auswirken können. Welche Alternativen gibt es?
In inneralpinen Lagen gibt es immer wieder mal größere Schneemengen, die binnen kürzester Zeit, so innerhalb von einem bis zwei Tagen, vom Himmel fallen. Da kann es schon zu Schneehöhen von 1,5 Metern und mehr kommen. Etwas, was auch wir in unserem Büro im osttiroler Lienz erleben durften. Zuletzt im Dezember 2020. Während solch außergewöhnlicher Stunden hat man alle Hände voll zu tun, um etwa Hauszufahrten frei zu bekommen und vor allem von Flachdächern die weiße Pracht runter zu bekommen, bevor die Schneelast zu hoch wird. Währenddessen sind auf Dächern installierte Sat-Schüsseln der Unbill der Witterung schutzlos ausgeliefert und versinken allmählich in der sich am Dach ansammelnden weißen Pracht. Wenn man Glück hat, schaut vielleicht noch das obere Ende des Reflektors aus dem Schnee heraus. Was für Empfang aber eindeutig zu wenig ist, zumal ja auch der Weg zwischen dem LNB und dem Reflektor schneefrei sein muss.
Langfristiger Ausfall
Auf Hausdächer gelangt man nicht unbedingt so leicht. Womit auch das Ausschaufeln der Sat-Schüssel auf sich warten lassen muss. Meist bleibt nichts anderes übrig, als auf Tauwetter zu hoffen, das die Schneedecke soweit reduziert, dass Sat-Empfang wieder möglich wird. Dabei reden wir nicht von Stunden oder Tagen, sondern im Durchschnitt von etwa drei bis vier Wochen.
Selbst nach ausreichend weggeschmolzenem Schnee ist nicht garantiert, dass der Sat-Empfang wieder einsetzt. Denn Schnee kann verdammt schwer sein und zu Schäden an der Antenne geführt haben. Wobei die Elevationseinstellung gerne der Last des Schnees etwas nachgibt und die Schüssel somit nicht mehr den Satelliten anpeilt. In solchen Fällen heißt es bis zum Frühling zu warten, bis das Dach wieder gefahrlos betreten und der Mangel behoben werden kann.
Antenne erreichbar montieren
Von Vorteil ist es, die Sat-Schüssel so zu montieren, dass sie ganzjährig erreichbar ist. Befindet sie sich unter einem Dachvorsprung, bleibt in ihr kaum Schnee liegen. Wurde sie an der Wand angeschraubt, ist sie in der Regel ebenfalls leichter, vielleicht sogar von einem Fenster erreichbar und lässt sich so mit einem Besen vom Schnee befreien. Weiter bietet sich der Garten an. Auch ein Teil unserer Antennen befindet sich hier und war letztlich nur freizuschaufeln. Man braucht sich zu ihnen nur einen Weg zu bahnen und die Schüsseln soweit freizuschaufeln, dass Reflektor und LNB von der weißen Pracht befreit sind.
Antennenheizung?
Eine Sat-Antennenheizung kann in vielen Fällen helfen, den Reflektor und idealerweise auch den Bereich vor dem LNB, schneefrei zu halten. Das setzt aber voraus, dass die Heizung bereits läuft, eh sich größere Mengen an Schnee in ihr angesammelt haben. Fallen die Schneemassen zu schnell vom Himmel, können sie für eine derart hohe Schneedecke sorgen, die mit der Antennenheizung nicht mehr beherrschbar sein muss. Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass die Heizung zwar den Bereich um die Antenne abtaut, am Ende aber nur für eine Höhle sorgt, da der inzwischen fest gewordene Schnee darüber nicht mehr nachrutscht. Von diesem Effekt waren nicht nur wir mit unserer Eigenbau-Heizung konfrontiert. Gelegentlich kämpfen auch professionelle Anwender mit demselben Problem. Etwa bei der SatSignalzuführung zu terrestrischen Sendeanlagen. Hier können in Ausnahmesituationen auch Profiheizungen versagen.
Ersatz Streaming?
Wenn der primäre Empfangsweg, nämlich die Satellitenschüssel, ausfällt, ist man froh, auch über einen Zweitempfangsweg zu verfügen. In letzter Zeit erfreut sich dafür, auch als primärer Empfangsweg, Streaming zunehmender Beliebtheit. Bei ihm kommen die TV-Programme dann eben über den Breitbandanschluss. Dieser kann drahtgebunden oder über Mobilfunk realisiert sein und funktioniert gemeinhin recht zuverlässig.
Doch was passiert, wenn plötzlich alle gleichzeitig ihre Lieblingssendungen anstatt über sie Schüssel über Zattoo und Co konsumieren? Vor allem dann, wenn
während Corona Homeoffice und Homescooling für ungeahnt flexible Arbeitszeiten sorgt? All das kann den vorhandenen Breitbandanschluss zum Kochen bringen. Selbst dann, wenn dieser nicht bei den Schmalbandvarianten angesiedelt ist. Schließlich reden wir nicht nur von einem Fernseher, auf dem ARD, ZDF und Co über Streaming flimmert, sondern von mehreren. Je nachdem, wo sich die Familienmitglieder gerade aufhalten. Und weil es gerade so schön ist, wird nebenbei auch noch im Internet gesurft und so weiter.
Wenn man nun berücksichtigt, dass die Nachbarn wahrscheinlich in derselben Situation wie der eigene Haushalt stecken, wird klar, dass die Breitbandinfrastruktur bis an ihre Leistungsgrenzen ausgereizt wird. Da kann es dann schon sein, dass TV via Streaming nur mit ständigen Aussetzern oder mitunter auch gar nicht läuft. Auch wir durften das hautnah miterleben. Was uns am Ende gezeigt hat, dass auf Streaming gerade dann eher wenig Verlass sein kann, wenn man es am dringendsten brauchen würde.
Alternative DVB-T2
Zugegeben, das digitale Antennenfernsehen hat vor allem in Deutschland, nicht gerade den besten Ruf und in der Schweiz wurde es bereits im Juni 2019 abgeschaltet. Dennoch hat es trotz des Mangels, dass darüber nur wenige Programme verfügbar sind, einen entscheidenden Vorteil. DVB-T2 ist echter Rundfunk. Es wird über die Luft empfangen und braucht keinen Breitbandanschluss oder dergleichen. Außerdem ist es egal, ob das von einem Sender ausgestrahlte Programm nur von einer oder einer Million Zuschauer eingeschaltet wird. Alle bekommen es gleich gut. In den alpinen Regionen Österreichs weiß man deshalb, dass auf das digitale Antennenfernsehen Verlass ist. Es funktioniert eigentlich immer und vor allem gleich gut. Da hat man eben lieber, wie es in Deutschland ist, wenigstens 16 einwandfrei laufende Programme, auf die man im Bedarfsfall zurückgreifen kann, als auf gar keine. Den erforderlichen DVB-T2-Tuner haben UHD-Fernseher ohnehin an Bord, und an ihn eine Antenne anzustecken, ist wahrlich kein großer Aufwand. Vor allem nicht, wenn bereits eine simple Zimmerantenne für ausreichend guten Empfang sorgt.
Alternative 2: Kabel-TV
Auch klassisches Kabel-TV zeigt sich gegenüber Wetterextremen unempfindlich. Als Zweitempfangsweg ist es im Regelfall die teuerste Variante, an seine TV-Programme zu kommen. Auch angesichts seiner im Vergleich zum Satelliten doch recht eingeschränkten Programmvielfalt, wird man sich es kaum als Zweitempfangsweg leisten wollen.