Restart bei HbbTV
Verschiedene HbbTV-Versionen sorgen für Verunsicherung
Hybrid broadcast broadband TV ist ein internationaler Standard, der die Welt des Internets mit dem linearen Fernsehen verbindet. In den vergangenen Jahren hat dieser Standard immer mehr an Bedeutung gewonnen und wird teilweise als beliebtester Streamingdienst im Markt bezeichnet.
HbbTV gibt es inzwischen in mehreren Versionen und wird laufend weiter entwickelt. Besondere Beliebtheit hat diese hybride Anwendung wegen seines unkomplizierten Zugangs zu Mediatheken und der Restart-Funktion erlangt. Maßgeblich beteiligt an der Entwicklung von HbbTV war das Institut für Rundfunktechnik IRT in München sowie der Satellitenbetreiber SES Astra. Ziel war es, das herkömmliche Fernsehen um eine hybride Komponente zu erweitern, bei der der Zuschauer individuell, losgelöst von Sendezeiten, selbst darüber entscheiden konnte, wann er welche Inhalte nutzen möchte.
HbbTV-Versionen
Seit der Einführung der HbbTV-Version 1.0 im Jahre 2010 wurde der Standard laufend weiter entwickelt. 2012 wurde HbbTV 1.5 verabschiedet. Diese neue Version unterstützte unter anderem adaptives http-Streaming auf Basis von MPEG-DASH. Weiter brachte es eine Verbesserung der Bildqualität bei geringen Datenraten mit sich. Was für alle von Bedeutung war und ist, deren Breitbandanschluss nicht allzu gut ist. Weitere Verbesserungen erfuhr auch der Zugriff auf EPG-Daten. Außerdem erlaubt HbbTV 1.5 den parallelen Einsatz mehrerer DRM-Systeme, was für die Sender von Bedeutung ist, um ihre Inhalte mit ausreichendem Signal- und Kopierschutz zu versehen. Diese beruhen in der Regel auf Vorgaben der Inhaber von Urheberrechten. 2015 wurden die Spezifikationen für HbbTV 2.0 festgelegt. Es unterstützt unter anderem Ultra HD und den Komprimierungsstandard HEVC. Beides wichtige Kriterien, um ultrahochauflösende Inhalte ohne allzu hohen Datenaufwand über den Breitbandanschluss ins Wohnzimmer zu bekommen. Weiter lässt die neue Version mehrere Audiospuren und Mehrkanalton zu. Außerdem wurden die Standards HTML 5 und CI Plus integriert. Wichtig, um via HbbTV auch Pay-TV-Streams zu dekodieren. Ein weiteres Highlight dieser neuen Variante ist die Möglichkeit, mobile Endgeräte, wie das Smartphone, mit dem großen Wohnzimmer-TV zusammenzuführen. Etwa, indem dieser HbbTVInhalte an das Smartphone weiterleitet und dort genutzt werden kann, während das laufende Programm für alle Zuseher auf dem großen Bildschirm erhalten bleibt. HbbTV 2.0.1 erlaubt zudem die offene Kommunikation zwischen HbbTV-Anwendungen und auf mobilen Endgeräten installierten Apps.
Entwicklung geht weiter
Bereits jetzt steht HbbTV 2.0.2 in den Startlöchern. Damit sollen im HbbTVStandard unter anderem auch die Wiedergabe von Videos mit besonders hohem Kontrastumfang nach den Verfahren HDR und HLG berücksichtigt werden. Abgesehen davon arbeitet man bereits an HbbTV 2.0.3. Es soll zwar keine großen Neuerungen, dafür aber Verbesserungen bei den bisherigen Funktionalitäten bringen. Zudem steht der Content-Schutz weiterhin als wichtiges Kriterium bei den neuen Versionen obenan.
Restart
Restart gibt uns die Gelegenheit, gerade laufende Sendungen, deren Anfang wir versäumt haben, dennoch von Beginn an zu sehen. Wobei es sich ebenfalls um eine HbbTV-Funktion handelt. Anders als das herkömmliche HbbTV wird es aber nicht mit der roten, sondern der blauen Farbtaste der Fernbedienung gestartet. Wird zu einer Sendung Restart angeboten, wird dies zusätzlich zur bereits bekannten HbbTV-Signalisierung in der rechten unteren Bildschirmecke durch eine zusätzliche an der linken unteren Ecke angezeigt. So kennen wir es von den Sendern der ARD und des ZDF. ARTE blendet den Restart-Hinweis rechts unten, gemeinsam mit dem Red Button, ein und beim österreichischen ORF geht man den umständlichen Umweg über das HbbTV-Startmenü, in dem man wissen muss, wo man den Restart-Hinweis findet.
Die Crux mit den HbbTV-Versionen
HbbTV wurde seit seiner Einführung laufend weiterentwickelt. Somit wurden im Laufe der Jahre bereits fünf Varianten zertifiziert. Mit weiteren ist in der Zukunft zu rechnen. Damit entscheidet das Alter und die Art des Empfangsgeräts, in welchem Umfang sich HbbTV nutzen lässt. Während moderne Smart-TVs durchweg den aktuellen HbbTV-Standard unterstützen, müssen sich Linux-Boxen, bei denen HbbTV etwa beim Betriebssystem OpenATV als zusätzliche Funktion installiert werden kann, nur mit der Version 1.0 zufrieden geben. Im Wesentlichen wird man nicht viel davon merken, mit einer eigentlich veralteten Version zu arbeiten. Bei Restart fällt das aber sehr wohl auf. Sowohl, was die Restart-Funktion der ARD-Sender, die dafür die aktuelle Variante 2.0.1 nutzen, und jene des österrei
chischen ORF, der auf HbbTV 1.5 setzt, betrifft. Bei den Programmen beider Anstalten kommt es erst gar nicht zur Restart-Signalisierung. Womit sich dieses praktische Feature auch nicht nutzen lässt. Mehr Glück hat man mit der Restart-Funktion der ZDF-Sender und des deutsch-französischen Kulturkanals Arte. Bei beiden ist sie auch auf Linux-Boxen ohne Einschränkungen abrufbar.
Dass von Linux-Receivern bislang nur HbbTV 1.0 unterstützt wird, ist in der Thematik rund um den Kopierschutz geschuldet. Dennoch ist damit zu rechnen, dass sie künftig auch mit neueren HbbTV-Varianten klarkommen. Hier ist allerdings noch etwas Geduld gefragt.
Hybride Technik
Mit HbbTV 2.0.1 nutzen die ARD-Anstalten die modernste Variante von Restart. Wird die blaue Farbtaste der Fernsteuerung betätigt, wechselt das Smart-TV vom herkömmlichen Empfangsweg, wie dem Satelliten, auf den Internet-Livestream. Konkret handelt es sich um einen zeitverzögerten Livestream, der einen Zeitpuffer von bis zu 120 Minuten beinhaltet. Womit Restart allein aus technischer Sicht bei so gut wie allen Sendungen funktioniert. Abgesehen davon bieten die ARD-Anstalten Restart auch bei so gut wie allen Sendungen an. Was ein Maximum an Bedienungskomfort und Flexibilität garantiert. Die Restart-Funktion der ARD-Programme lässt sich aus lizenzrechtlichen Gründen leider nur in Deutschland nutzen. Alle Inhalte sind mit Geoblocking versehen. Auch solche, die meist etwas später über die ARD-Mediathek sehr wohl auch in Österreich abgerufen werden können. Hier ist schade, dass man sich bei der ARD nicht die Mühe macht, zumindest einzelne Sendungen im deutschsprachigen Ausland auch per Restart zugänglich zu machen. Als Stichworte seien nur Tagesschau und Tagesthemen genannt. Leider gibt die ARD bei geogeblockten Sendungen keinen Grund an, weshalb sich Sendungen via Restart nicht im Ausland ansehen lassen. Stattdessen wird man nach einigen Sekunden Wartezeit mit der Fehlermeldung: „Es trat ein technischer Fehler beim Abspielen des Videos auf, bitte versuchen Sie es später noch einmal. Interner Fehlercode:
E2“konfrontiert. Das ZDF geht bei geogeblockten Inhalten ungleich ehrlicher vor und blendet eine Tafel mit dem Hinweis: „Aus rechtlichen Gründen kann dieser Beitrag nur in Deutschland gezeigt werden“ein. Da weiß man wenigstens, woran man ist.
Vorteile von HbbTV 1.0
Restart über den alten HbbTV-Standard 1.0 zu realisieren, hat für uns Zuschauer gleich mehrere Vorteile. Zunächst funktioniert es damit selbst mit HbbTV-tauglichen Geräten der ersten Generation, die inzwischen bis an die zehn Jahre alt sein können. Abgesehen davon wird dieser Standard auch von Linux-Receivern unterstützt. Der zweite Vorteil kommt vor allem im Ausland zum Tragen. Wie etwa während des Urlaubs oder wenn man zum Beispiel in Österreich wohnt. Da Restart via HbbTV 1.0 die gewünschte Sendung direkt aus der Mediathek startet, hat man auch im Ausland große Chancen, Sendungen via Restart von Beginn an zu sehen, ohne den Umweg über die Mediathek beschreiten zu müssen. Schließlich hat man zum Beispiel in Österreich, Zu
gang zu den meisten Inhalten der Mediatheken des ZDFs und ARTE. Was sich unmittelbar auch auf Restart auswirkt.
Nachteil von HbbTV 1.0
Bei dieser alten Restart-Technologie wird man nicht auf einen gepufferten Livestream, sondern auf einen in der Mediathek hinterlegten Film geschaltet. Dies kann man etwa beim ZDF direkt nach Betätigen der blauen Farbtaste beobachten. Bevor die Sendung von Beginn an startet, ist für einige Augenblicke das Mediatheken-Hauptmenü des Senders zu sehen. Während das neue, von der ARD genutzte Restart in der HbbTV-Variante 2.0.1 auch kurzfristige Programmänderungen vollumfänglich berücksichtigt, ist dazu das alte Restart nicht in der Lage. Wird etwa ein Film aus aktuellem Anlass zugunsten einer Sondersendung abgebrochen, bekommt man davon bei genutztem Restart des ZDF und Arte nichts mit. Hier kann man den Film bis zum Ende sehen. So, wie er zuvor vom Sender abgelegt wurde.
Frage des Hauptaugenmerks
Der ARD war es bei der Einführung von Restart wichtig, maximalen Bedienungskomfort zu bieten. Dabei hat man bewusst in Kauf genommen, dass diese Funktion nur auf neuen Geräten verfügbar ist, die bereits HbbTV 2.0.1 unterstützen. Dem ZDF, das Restart erst seit Kurzem anbietet, war es indes wichtig, diesen Service allen HbbTV-tauglichen Geräten zugänglich zu machen. Womit das ZDFRestart von einem ungleich größeren Zuschauerkreis genutzt werden kann. Gleiches trifft auch auf den Restart-Pionier Arte zu.
Bedienungskomfort
Welchen Bedienungskomfort Restart mit sich bringt, hängt nicht von der von den Sendern verwendeten HbbTV-Version ab, sondern alleine davon, welche Features sie ihren Zusehern anbieten wollen. So bieten das ZDF und Arte, die auf HbbTV 1.0 setzen, genauso eine Pausenfunktion, mit der eine per Restart angesehene Sendung nach Belieben angehalten werden kann. Dasselbe Feature findet man auch bei der ARD, die auf HbbTV 2.0.1 setzt. Der österreichische ORF erlaubt bei seiner Restart-Funktion ausschließlich, eine Sendung zeitversetzt ohne Unterbrechung sehen zu können. Eine
Pausefunktion wird nicht geboten. Der ORF nutzt für seine Restart-Funktion die HbbTV-Version 1.5.
Stichwort: Geräte
Smart-TV sind seit Jahren so gut wie allgemein üblich. Heute findet man nur noch wenige Geräte, am ehesten im untersten Preissegment bei kleinen Bildschirmdiagonalen, die keine hybriden Anwendungen und somit auch kein HbbTV unterstützen. Welche Variante ein TV an Bord hat, wird im Wesentlichen von seinem Alter bestimmt. Gleiches trifft im Prinzip auch auf Sat- und DVB-T2-Boxen zu. Bei Linux-Geräten lässt sich HbbTV in der Regel mit wenigen Handgriffen nachinstallieren. Allerdings bislang nur in der Version 1.0. Bei DVB-T2-Receivern wird man HbbTV erst ab der soliden Mittelklasse finden. Auf den Punkt gebracht unterstützt bereits HbbTV 1.0 die wichtigsten Funktionen. Die Unterschiede zu den neueren HbbTV-Varianten liegen im Detail, die in der täglichen Nutzung kaum auffallen. Der einzige echte Minuspunkt ist die fehlende Restart-Unterstützung bei den ARD-Sendern.