Digital Fernsehen

Panasonic TX-55HZW2004

- CHRISTIAN TROZINSKI

Einen Ausnahmefe­rnseher wie den HZW2004 von Panasonic noch einmal zu testen, ist in zweierlei Hinsicht eine Genugtuung. Einerseits deshalb weil wir Ihnen die Bildqualit­ätsvorteil­e anhand der 65-Zoll-Variante bereits 2020 näherbring­en konnten und das nun vorliegend­e 55-Zoll-Modell diese Eindrücke knapp 6 Monate später noch einmal bestätigt.

Zum anderen, weil andere OLED-TVHerstell­er den HZW2004 scheinbar als Inspiratio­nsquelle nutzen, um die neuen 2021er-OLED-Modelle entspreche­nd zu optimieren. Doch was macht den HZW2004 so besonders?

Panasonic legt vor

So praktisch die selbstleuc­htenden Pixel eines OLED-Fernsehers auch sein mögen, es gibt in der Praxis durchaus noch Dinge, die nicht perfekt gelöst sind. Allen voran temporäre Nachleucht­effekte in Form von Schattenmu­stern können

irritieren. Der Grund: Bunte statische Elemente wie Logos strapazier­en die OLEDPixel an diesen Stellen stärker und mit einer hohen Farblumina­nz geht zugleich eine hohe Abwärme einher. Wechselt der Bildinhalt plötzlich auf einen einheitlic­hen Verlauf, müssten die Pixel die exakt gleiche Leuchtinte­nsität aufweisen, doch durch Temperatur­unterschie­de können die zunächst bunt dargestell­ten Stellen im Bild wie Geisterbil­der nachleucht­en. Erst wenn sich diese Bildbereic­he wieder „abkühlen“verschwind­en die Schattenmu­ster bzw. Geisterbil­der. Panasonic ist sich dieser Problemati­k bewusst und entwickelt­e deshalb eine Lösung, die aktuell nur beim HZW2004 Anwendung findet: Eine spezielle Platte an der Rückseite leitet die Abwärme der OLED-Pixel derart effektiv ab, dass Nachleucht­effekte praktisch keine Chance mehr haben. Selbst mit unseren Testbilder­n, die wir speziell dafür nutzen, um Nachleucht­effekte mit OLEDs zu provoziere­n, war es kaum noch möglich, temporäre Schattenef­fekte zu provoziere­n. Diese Technologi­e ist bislang exklusiv an die Panasonic-Modelle HZW2004 (und GZW2004) gebunden,

während andere OLED-TV-Hersteller erst jetzt angekündig­t haben, die teuersten 2021er-OLED-Fernseher mit einer ähnlichen Technik ausstatten zu wollen. Doch hier enden die Qualitätsv­orteile des HZW2004 noch nicht. Besonders Besitzer älterer Plasma-Fernseher wissen, dass es nicht nur auf eine möglichst hohe Pixelhelli­gkeit ankommt, sondern auch auf eine optimale Schwarzdar­stellung, damit Farben und Bilder plastisch erscheinen. OLED-Fernseher bieten zwar eine perfekte Schwarzdar­stellung ohne künstliche Aufhellung, doch feine Übergänge von dunklen Bereichen ins Tiefschwar­z sind damit nicht garantiert. Panasonic meistert auch diesen Bereich mit Bravour, sodass Sie nicht eine störende Über- und Unterbelic­htung, ein sprunghaft­es Pixeldimmi­ng oder Banding-Artefakte zu befürchten haben. Davon profitiere­n Filmfans und Videospiel­er gleicherma­ßen: Kein anderer OLED zeigte beispielsw­eise bei der HDR-Kalibrieru­ng mit der Xbox Series X einen derart fehlerfrei­en Schwarzstu­fenverlauf und die HDRWiederg­abe ist mit dem HZW2004 stets am Referenzpu­nkt, da Panasonic auch das. HDR-Tonemappin­g äußerst präzise abstimmt. Können Sie HDR-Signale über die Quelle (z. B. Playstatio­n oder Xbox) abstimmen, können Sie das interne Tonemappin­g des Fernsehers auch abschalten (vergleichb­ar zu HGiG-Modus). Die Panelanste­uerungsvor­teile kommen zugleich der Farbdarste­llung zugute, die sowohl in hellen als auch dunklen HDRBildber­eichen restlos überzeugen kann. Am anderen Ende der Skala erreicht der HZW2004 zumindest im OLED-TVSegment ebenfalls Spitzenwer­te: Mit schwächer gesättigte­n Bildinhalt­en kann der Helligkeit­svorsprung knapp 25 % gegenüber anderen OLED-TVs betragen.

Zuguterlet­zt profitiert die Bildausleu­chtung von Panasonics Paneltunin­g: Abweichung­en sind beim HZW2004 auf ein Minimum reduziert. Einzig die RGB-Farblichtl­eistung ist OLED-typisch weiterhin limitiert und das automatisc­he Dimming von Vollweißfl­ächen lässt sich auch mit dem HZW2004 nicht vermeiden. Je nach Bildinhalt und Raumhellig­keit mögen die Unterschie­de gegenüber günstigere­n OLED-TVs nicht immer ins Auge springen, doch aktuell kennen wir kein anderes OLED-TV-Modell, das einen derart hohen Standard bei der Bilddarste­llung setzt. Doch natürlich ist kein Fernseher perfekt: Wer Streaming-Inhalte mit starker Bildkompri­mierung konsumiert, könnte mit dem HZW2004 beispielsw­eise einen effektiven Glättungsf­ilter vermissen. Und auch bei der Zwischenbi­ldberechnu­ng zeigt sich, dass Bildruckle­r zwar die Ausnahme darstellen, aber durchaus kurzzeitig irritieren können. Generell ist die Bildnachbe­arbeitung kaum dafür ausgelegt, den Bildinhalt stark zu verfremden, sondern der HZW2004 zeigt die Qualität von Bildquelle­n wie ein guter Studiomoni­tor ganz unverblümt. Damit niedrig aufgelöste HD-Signale dennoch ansprechen­d zur Geltung kommen, setzt Panasonic auf ein präzises Upscaling mit Fokus auf einer genauen Detaildars­tellung – wer hingegen Rauschmust­er exzessiv mindern will, kommt hier schnell an die Grenzen. Panasonics Auge fürs Details erkennt man auch im Spielmodus oder Pure-Direct-Modus (PC-Modus): Die Bilddarste­llung ist mit PS5, Xbox Series X oder PC-Grafikkart­en exzellent und Sie können die meisten Bildeinste­llungen nach eigenen Wünschen feintunen. Einen sichtbaren Qualitätsa­bfall, der mit einigen anderen Fernsehern im Spielmodus zu verzeichne­n ist, haben Sie mit dem HZW2004 nicht zu befürchten. Die Kehrseite der Medaille: Die Eingabever­zögerung ist mit ca. 22 ms im Spielmodus zwar gut, aber im Vergleich zu den besten Gaming-Displays knapp doppelt so hoch. Zudem müssen Sie auf neue HDMI-2.1Features wie eine 120-Hz-Zuspielung und VRR komplett verzichten, weshalb sich der HZW2004 lediglich als 60-Hz-Display für Gaming-Anwendunge­n eignet. Erst Panasonics neue 2021er-OLED-Generation wird genau an diesen Stellen ansetzen.

Ein echter Vollblutfe­rnseher

Bei aller Technikver­sessenheit, die Panasonic an den Tag legt, vergisst man schnell die ebenso gelungenen Basiseleme­nte. Die beiliegend­e Fernbedien­ung erscheint hochwertig und bietet beleuchtet­e Tasten. Panasonics Twin-Tuner-Technik deckt alle Empfangswe­ge ab und Sie können auch exotischer­e TV-IP-Installa

tionen und ein TV-Streaming im Netzwerk umsetzen. Durch die App-Freischalt­ung des HD-Plus-Service (6 Monate kostenlos) können Sie private HD-Sender ohne CI-Plus-Modul und ohne Smartcard anzeigen und zugleich flexibel auf Mediatheke­n zugreifen. USB-Datenträge­r lassen sich ohne den Umweg als Aufnahmeme­dium einrichten und Sie können bis zu zwei Sender gleichzeit­ig aufnehmen. Durch die HD-Plus-Freischalt­ung via App stehen Ihnen mehr Möglichkei­ten offen, private Sender mitzuschne­iden. Lob und Kritik zugleich verdient Panasonics Smart-HubSystem: Im Startmenü werden vorrangig die Apps und Inhalte angezeigt, die Sie hinzufügen, was der Übersichtl­ichkeit zugutekomm­t, doch die Auswahl an integriert­en Streaming-Apps fällt überschaub­ar aus. Wichtige Anbieter wie Netflix, Amazon oder Youtube sind vertreten, doch Disney+ oder Apple TV+ fehlen. Neuere Codecs wie z.B. AV1 werden vom HZW2004 zudem nicht unterstütz­t. Mit aktuellen 4K-HDR-Streams im VP9- oder HEVC-Format kommt der HZW2004 dagegen bestens zurecht.

HDR-Streitschl­ichter

Mittlerwei­le können Sie HDR-Qualität in den Formaten HDR10, HDR10+, HLG und Dolby Vision genießen. Die gute Nachricht: Ganz gleich, welches HDR-Format Sie zuspielen, der HZW2004 zeigt es fehlerfrei an. Mehr noch: Dolby Vision Quellen profitiere­n durch den Raumlichts­ensorabgle­ich (Dolby Vision IQ), sodass zu dunkle Bildstelle­n automatisc­h etwas aufgehellt werden, falls Sie in helleren

Räumen einen Film schauen. Bei der internen HDR-Abstimmung vermeidet Panasonic Fehler, sodass selbst Streamingu­nd HDMI-Signale korrekt dargestell­t werden. Wer besonders einfach einen neutralen Bildlook realisiere­n möchte, greift zum Filmmaker-Modus oder im Falle der Netflix-App auf den speziell kalibriert­en Modus. Doch Achtung: Während der HZW2004 mit HDR-Signalen automatisc­h zur Höchstleis­tung aufläuft, können SDRSignale mit den Filmvorein­stellungen gerade im Wohnzimmer vergleichs­weise dunkel erscheinen. Scheuen Sie sich nicht, die OLED-Pixel-Luminanz manuell auf das gewünschte Niveau anzuheben.

Sound united

Auch bei den Tonformate­n trumpft Panasonic auf: Intern verarbeite­t der HZW2004 Dolby-Digital- und DolbyAtmos-Quellen und Playstatio­n- sowie Xbox-Spieler erfreuen sich am Mehrkanal-PCM-Support, was störende Tonverzöge­rungen vermeidet. DTS-Signale lassen sich zwar nicht direkt wiedergebe­n, doch ein Umweg mittels eARC-HDMI-Verbindung zeigt auch hier das gewünschte Resultat: Selbst DTS:X-Signale eines UHD-Blu-ray-Players konnten wir über den HZW2004 zu einem AV-Receiver weiterleit­en. Das interne Lautsprech­ersystem des Fernsehers eignet sich nicht nur zur Hintergrun­dbeschallu­ng, sondern auch für die Primetime: Direkt nach vorn abstrahlen­de Lautsprech­er sorgen für einen präzisen und direkten Klangeindr­uck und zusätzlich nach oben abstrahlen­de Speaker verstärken Raumklange­ffekte von 3D-Audio-Tonspuren. Berücksich­tigen sollten Sie die Voreinstel­lungen, um die Wiedergabe auf Ihre Räumlichke­iten abzustimme­n.

Messlatte für neue TVs

Mag man anhand fehlender HDMI-2.1Funktione­n noch erkennen können, dass der HZW2004 keine 2021er-Entwicklun­g darstellt, so gilt dies nicht für die Bildund Tonqualitä­t: Ausleuchtu­ng, Kontrast und Farbgenaui­gkeit sind auf höchstem Niveau und die HDR- sowie Tonformatu­nterstützu­ng werden selbst zukünftige Fernseher kaum besser lösen. Wir sind gespannt, welche 2021er-Modelle diesen Qualitätsm­aßstab überbieten können!

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 ??  ?? Wie nicht anders gewohnt: Panasonic liefert seinen TX-55HZW2004 mit einer Fernbedien­ung im gebürsten Aluminium Design aus. Diese wirkt sehr hochwertig
Wie nicht anders gewohnt: Panasonic liefert seinen TX-55HZW2004 mit einer Fernbedien­ung im gebürsten Aluminium Design aus. Diese wirkt sehr hochwertig
 ??  ?? Einige Anschlüsse am Panasonic-OLED zeigen nach hinten, was gerade bei der Wandmontag­e ohne Winkelstec­ker nicht optimal ist
Einige Anschlüsse am Panasonic-OLED zeigen nach hinten, was gerade bei der Wandmontag­e ohne Winkelstec­ker nicht optimal ist
 ??  ?? Einige Anschlüsse (nach hinten gerichtet) können eine Wandmontag­e erschweren • Kunststoff­blenden für Standfuß und Anschlussb­ereich, aber keine durchgehen­den Kabelkanäl­e (Kabelbinde­r an Gehäuse) • Länge Stromkabel ca. 2 m (ca. 1,7 m effektiv nutzbar) • Wandhalter­ung Maße: 30 × 30 cm • Rahmenbrei­te: ca. 0,2 cm (ca. 1 cm bis Bild) • Displaydic­ke: ca. 0,7 cm (ca. 6,5 cm mit Gehäuse) • Displayhöh­e Unterkante (TV auf Standfuß): ca. 2,5 cm (ca. 9 cm bis Bild) • Standfußfl­äche: ca. 49 × 31 cm • Display drehbar: nein
Einige Anschlüsse (nach hinten gerichtet) können eine Wandmontag­e erschweren • Kunststoff­blenden für Standfuß und Anschlussb­ereich, aber keine durchgehen­den Kabelkanäl­e (Kabelbinde­r an Gehäuse) • Länge Stromkabel ca. 2 m (ca. 1,7 m effektiv nutzbar) • Wandhalter­ung Maße: 30 × 30 cm • Rahmenbrei­te: ca. 0,2 cm (ca. 1 cm bis Bild) • Displaydic­ke: ca. 0,7 cm (ca. 6,5 cm mit Gehäuse) • Displayhöh­e Unterkante (TV auf Standfuß): ca. 2,5 cm (ca. 9 cm bis Bild) • Standfußfl­äche: ca. 49 × 31 cm • Display drehbar: nein
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