Nilesat Ausleuchtzonen
vom auf 7,3 Grad West positionierten Eutelsat 7 West A die Rede. Denn er ist in unseren Breiten mit Abstand am leichtesten zu bekommen. Bereits ab einer guten 90-Zentimeter-Schüssel ist man mit dabei. Zumindest, was den MENABeam betrifft. Zunächst haben wir die 11,297 GHz horizontal einer 24-StundenBeobachtung unterzogen. Dabei zeigt sich am Testort bei Linz in Oberösterreich eine tägliche Schwankung von rund 3dB. Wobei das Signalminimum etwa bei 20 bis 23 Uhr liegt. Entscheidend ist, dass sämtliche MENA-Transponder des Eutelsat 7 West A rund um die Uhr verfügbar sind. Der gleichmäßige Verlauf lässt vermuten, dass wir hier von den Ausläufern der Hauptausleuchtzone profitieren. Der Vergleich der momentanen Satellitenposition mit den aktuellen Signalstärken zeigt, dass der Empfang am besten ist, wenn sich der Beam am weitesten von unserem Standort wegbewegt hat. Um diesem Effekt auf die Schliche zu kommen, haben wir den veröffentlichten Footprint etwas vergrößert und entsprechend der täglichen Satellitenbewegung verschoben. Dabei zeigt unsere willkürliche Annahme,
dass sich die Ausleuchtzone tatsächlich unserem Standort am meisten nähert, wenn der Satellit am weitesten von uns entfernt ist. Etwas anspruchsvoller gestaltet sich der Empfang des Nordwest-Afrika-Beams des Satelliten. Auch er läuft bei uns rund um die Uhr. Allerdings kommt er zu seinem Signalmaximum um rund 4,5 dB schwächer an als der MENA-Beam. Weiter beträgt seine tägliche Schwanungsbandbreite etwa 5,5 dB. Mit unserer 450-Zentimeter-Schüssel sind wir zwar auch hier rund um die Uhr auf Empfang. Während des Signalminimums gegen 3.45 Uhr am Morgen mit nur 6,1dB braucht es jedoch schon vergleichsweise große Antennen, um das Signal nicht zu verlieren.
Nilesat 201
Zugegeben, der Empfang des Nilesat 201 ist eine harte Nuss und selbst wir meinten zunächst, mit unserer großen Schüssel daran zu scheitern. Die Spektrumsanzeige der Sat-PC-Software EBS Pro zeichnete uns zwar schön alle Transponder des Nilesat 201 auf. Sie alle kamen aber viel zu schwach, um geloggt werden zu können. Wenigstens fand sich zunächst ein DVB-S2-Transponder, bei dem die Software auch bei Nichtempfang die Signalstärke anzeigte. Sie half uns zunächst, unsere Antenne bestmöglich auszurichten und eine 24-Stunden-Signalstärkemessung zu starten. Anhand der so gewonnenen Kurve wissen wir nun, dass die besten Empfangschancen für Nilesat 201 an unserem Standort zwischen 20.15 und 22.15 Uhr liegen. Auf diese Weise schaffen wir etwa auf der horizontalen Ebene des unteren Ku-Bands acht Transponder. Die Langzeitbeobachtung verriet uns zudem, dass der bei uns am stärksten ankommende Transponder sogar zwei Empfangsfenster, eines am Abend ab etwa 16.30 bis Mitternacht und ein zweites, rund zweistündiges während des frühen Vormittags, bietet. Ähnlich wie schon bei Eutelsat 7 West A, erreichen wir bei Nilesat 201 das höchste Signal, wenn dieser am weitesten von uns entfernt ist. Beim Empfang dieses Satelliten profitieren wir weniger davon, dass sich der Footprint im Laufe eines Tages etwas zwischen Süd und Nord pendelt. Viel mehr profitieren wir davon, dass sich die
über Algerien und Tunesien weiter nach norden reichende Ausleuchtzone mehr in unsere Richtung bewegt, wenn der Satellit gerade die östliche Flanke seiner täglichen Ellipse abfliegt. Diese Theorie unterstreicht auch die 24-Stunden-Signalkurve des DVB-S2-Transponders auf 11,919 GHz horizontal. Sie zeigt, dass das Signal binnen eines Tages nur um etwa 3dB schwankt. Was durch die von Nilesat 201 beschriebene nur kleine Ellipse zu erklären ist. Die vertikalen Transponder sind zwar am Standort Linz mit 4,5 Meter Durchmesser gut im Spektrum zu erkennen. Zu einem gelegentlichen Empfang knapp an der Grasnarbe kommt es aber bestenfalls auf der 11,747GHz vertikal. Diese Ausbeute ist natürlich gesehen auf die doch enorme Antennengröße sehr enttäuschend. Die Possition wird somit in Europa uninteressant.
Eutelsat 8 West B
Der 2015 gestartete Eutelsat 8 West B belegt die Orbitposition 8 Grad West. Er besitzt 58 Ku-Band-Transponder, die über einen MENA- und einen primär auf die arabische Halbinsel ausgerichteten Eastbeam senden. Allein beim Empfang des MENA-Footprints scheinen wir mit drei Welten konfrontiert zu sein. Am einfachsten gelingt der Empfang der horizontalen Ebene des oberen Ku-Bands. Hier erreichen wir mit 4,5 Meter bei Linz auf den sechs Transpondern Signalstärken von etwa 8 bis über 12dB bei Signalmaximum. Wobei Obwohl Eutelsat 8 West B in seiner täglichen elliptischen Bewegung vergleichsweise weit nach Nord und Süd wandert, macht sich das in der 24-Stunden-Beobachtung kaum bemerkbar. Die Signalstärke schwankt nur etwa bis zu 1,5dB. Hier hatten wir erwartet, dass die Programme nur zu sehen sind, während der Satellit sein nördliches Maximum passiert und danach sehr schnell vom
Bildschirm verschwinden. Nach Westen hin scheint die Signalstärke sogar zuzunehmen. Was allein dadurch zu erklären ist, dass im deutschen Südwesten bereits der Westteil des MENA-Beams wirksam ist, der über Algerien und Tunesien ja etwas weiter nach Norden reicht. Rund um den Starnberger See kann man die die meisten der 12,5-GHz-Transponder der horizontalen Ebene bereits mit 1,8 Meter Durchmesser mit bis zu 8dB empfangen. Ein ganz anderes Bild zeigt sich im unteren Ku-Band ab. Auch auf der vertikalen Ebene des unteren Ku-Bands lassen sich bei uns die MENA-Transponder gut im Spektrum erkennen. Mehr als die 10,972GHz vertikal kommt aber nicht störungsfrei herein. Diese ist zudem nicht rund um die Uhr, sondern laut unseren Beobachtungen im östlichen Oberösterreich, nur zwischen rund 14 und 9 Uhr verfügbar, was immerhin 19 Stunden sind. Während des Signalmaximums ab etwa 1,30 Uhr kommt zusätzlich auch die 11,014GHz vertikal des MENA-Beams herein. Viel mehr als ein Gewitter aus Klötzchenbildungen konnten wir da jedoch nicht sichtbar machen.
Die horizontale Ebene kommt noch einen Tick schwächer an. Beziehungsweise braucht es für DVB-S2-Transponder mehr Power, als wir zum Signalmaximum erreichen. Somit zeigt uns zwar das Spektrum schön die Höcke, aber das war es auch.
East-Beam
Eutelsat 8 West B verfügt auch über einen East-Beam, der im Wesentlichen die arabische Halbinsel, Ägypten, den Sudan und den Iran versorgt. Die veröffentlichte Footprintgrenze in Richtung Europa liegt im Südosten der Türkei, wo für den Empfang bereits an die 1,5 Meter Durchmesser erforderlich sind. Auf dem East-Beam haben wir in Oberösterreich keine Chance auf Empfang. Mit unserer 450-Zentimeter-Antenne sehen wir von den Eastbeam-Transpondern der vertikalen Ebene des unteren Ku-Bands im Spektrum zumindest noch Signalreste. Sie sind zu schwach, um die Signalstärken dieser Restsignale noch zu ermitteln.
Empfangschancen
Die besten Empfangschancen bietet Eutelsat 7 West A. Er ist zumindest in der
Südhälfte Deutschlands mit vertretbarem Antennenaufwand, so etwa ab 90 bis 120 Zentimeter, zu bekommen. Die größten Chancen hat man beim MENA-Beam. Der Nordwest-Afrika-Beam ist ungleich anspruchsvoller und dürfte im Wesentlichen nur im deutschen Südwesten mit noch vertretbarem Aufwand zu bekommen sein. Ungleich schwieriger gestaltet sich der Empfang des Eutelsat 8 West B. Auch bei ihm ist man im deutschen Südwesten eindeutig im Vorteil. Wobei es selbst hier Durchmesser ab etwa 1,8 Meter braucht. Welche und wie viele MENATransponder wie gut ankommen, ist bei diesem Satelliten stakt standortabhängig. Die härteste Nuss stellt Nilesat 201 dar. Er schreit bereits nach richtig großen Schüsseln. Wobei zwei Meter schon eher als Untergrenze zu betrachten sind.
Zukunftsaussichten
Die besten Empfangsvoraussetzungen für die ägyptische Orbitposition 7/8 Grad West scheint bereits der Vergangenheit anzugehören. Anfang dieses Jahres wurden mehrere Transponder auf dem bei uns am leichtesten empfangbaren
Eutelsat 7 West A abgeschaltet und die Programme sind auf Nilesat 201 gewechselt. Was als Zeichen für die auslaufenden Leasingverträge gewertet werden kann. Weiter wurde der Empfang vieler Transponder des Eutelsat 7 West A durch den Wechsel des Fehlerschutzes von der DXer-freundlichen FEC von Dreiviertel auf die sehr schwache FEC von 7/8 erheblich erschwert. In der deutschen Mitte sieht man sich da mit einer 1,2 Meter großen Schüssel schon auf ziemlich verlorenen Posten. Voraussichtlich im Januar 2022 soll der neue Nilesat 301 vom Cape Canaveral mit einer Falcon 9 v1.2 gestartet werden. Der neue Satellit soll zu Nilesat 201 kopositioniert werden. Es ist anzunehmen, dass dieser zumindest alle von Nilesat auf Eutelsat 7 West A ausgestrahlten Transponder übernehmen wird. Was anhand der bereits veröffentlichten Ausleuchtzonen des neuen Satelliten zu erheblichen Empfangseinbußen in unseren breiten führen dürfte. Wahrscheinlich wird Nilesat 301 spürbar schwieriger als Nilesat 201 zu bekommen sein. Hier können wir uns nur überraschen lassen.