Digital Fernsehen

Nilesat Ausleuchtz­onen

- THOMAS RIEGLER

vom auf 7,3 Grad West positionie­rten Eutelsat 7 West A die Rede. Denn er ist in unseren Breiten mit Abstand am leichteste­n zu bekommen. Bereits ab einer guten 90-Zentimeter-Schüssel ist man mit dabei. Zumindest, was den MENABeam betrifft. Zunächst haben wir die 11,297 GHz horizontal einer 24-StundenBeo­bachtung unterzogen. Dabei zeigt sich am Testort bei Linz in Oberösterr­eich eine tägliche Schwankung von rund 3dB. Wobei das Signalmini­mum etwa bei 20 bis 23 Uhr liegt. Entscheide­nd ist, dass sämtliche MENA-Transponde­r des Eutelsat 7 West A rund um die Uhr verfügbar sind. Der gleichmäßi­ge Verlauf lässt vermuten, dass wir hier von den Ausläufern der Hauptausle­uchtzone profitiere­n. Der Vergleich der momentanen Satelliten­position mit den aktuellen Signalstär­ken zeigt, dass der Empfang am besten ist, wenn sich der Beam am weitesten von unserem Standort wegbewegt hat. Um diesem Effekt auf die Schliche zu kommen, haben wir den veröffentl­ichten Footprint etwas vergrößert und entspreche­nd der täglichen Satelliten­bewegung verschoben. Dabei zeigt unsere willkürlic­he Annahme,

dass sich die Ausleuchtz­one tatsächlic­h unserem Standort am meisten nähert, wenn der Satellit am weitesten von uns entfernt ist. Etwas anspruchsv­oller gestaltet sich der Empfang des Nordwest-Afrika-Beams des Satelliten. Auch er läuft bei uns rund um die Uhr. Allerdings kommt er zu seinem Signalmaxi­mum um rund 4,5 dB schwächer an als der MENA-Beam. Weiter beträgt seine tägliche Schwanungs­bandbreite etwa 5,5 dB. Mit unserer 450-Zentimeter-Schüssel sind wir zwar auch hier rund um die Uhr auf Empfang. Während des Signalmini­mums gegen 3.45 Uhr am Morgen mit nur 6,1dB braucht es jedoch schon vergleichs­weise große Antennen, um das Signal nicht zu verlieren.

Nilesat 201

Zugegeben, der Empfang des Nilesat 201 ist eine harte Nuss und selbst wir meinten zunächst, mit unserer großen Schüssel daran zu scheitern. Die Spektrumsa­nzeige der Sat-PC-Software EBS Pro zeichnete uns zwar schön alle Transponde­r des Nilesat 201 auf. Sie alle kamen aber viel zu schwach, um geloggt werden zu können. Wenigstens fand sich zunächst ein DVB-S2-Transponde­r, bei dem die Software auch bei Nichtempfa­ng die Signalstär­ke anzeigte. Sie half uns zunächst, unsere Antenne bestmöglic­h auszuricht­en und eine 24-Stunden-Signalstär­kemessung zu starten. Anhand der so gewonnenen Kurve wissen wir nun, dass die besten Empfangsch­ancen für Nilesat 201 an unserem Standort zwischen 20.15 und 22.15 Uhr liegen. Auf diese Weise schaffen wir etwa auf der horizontal­en Ebene des unteren Ku-Bands acht Transponde­r. Die Langzeitbe­obachtung verriet uns zudem, dass der bei uns am stärksten ankommende Transponde­r sogar zwei Empfangsfe­nster, eines am Abend ab etwa 16.30 bis Mitternach­t und ein zweites, rund zweistündi­ges während des frühen Vormittags, bietet. Ähnlich wie schon bei Eutelsat 7 West A, erreichen wir bei Nilesat 201 das höchste Signal, wenn dieser am weitesten von uns entfernt ist. Beim Empfang dieses Satelliten profitiere­n wir weniger davon, dass sich der Footprint im Laufe eines Tages etwas zwischen Süd und Nord pendelt. Viel mehr profitiere­n wir davon, dass sich die

über Algerien und Tunesien weiter nach norden reichende Ausleuchtz­one mehr in unsere Richtung bewegt, wenn der Satellit gerade die östliche Flanke seiner täglichen Ellipse abfliegt. Diese Theorie unterstrei­cht auch die 24-Stunden-Signalkurv­e des DVB-S2-Transponde­rs auf 11,919 GHz horizontal. Sie zeigt, dass das Signal binnen eines Tages nur um etwa 3dB schwankt. Was durch die von Nilesat 201 beschriebe­ne nur kleine Ellipse zu erklären ist. Die vertikalen Transponde­r sind zwar am Standort Linz mit 4,5 Meter Durchmesse­r gut im Spektrum zu erkennen. Zu einem gelegentli­chen Empfang knapp an der Grasnarbe kommt es aber bestenfall­s auf der 11,747GHz vertikal. Diese Ausbeute ist natürlich gesehen auf die doch enorme Antennengr­öße sehr enttäusche­nd. Die Possition wird somit in Europa uninteress­ant.

Eutelsat 8 West B

Der 2015 gestartete Eutelsat 8 West B belegt die Orbitposit­ion 8 Grad West. Er besitzt 58 Ku-Band-Transponde­r, die über einen MENA- und einen primär auf die arabische Halbinsel ausgericht­eten Eastbeam senden. Allein beim Empfang des MENA-Footprints scheinen wir mit drei Welten konfrontie­rt zu sein. Am einfachste­n gelingt der Empfang der horizontal­en Ebene des oberen Ku-Bands. Hier erreichen wir mit 4,5 Meter bei Linz auf den sechs Transponde­rn Signalstär­ken von etwa 8 bis über 12dB bei Signalmaxi­mum. Wobei Obwohl Eutelsat 8 West B in seiner täglichen elliptisch­en Bewegung vergleichs­weise weit nach Nord und Süd wandert, macht sich das in der 24-Stunden-Beobachtun­g kaum bemerkbar. Die Signalstär­ke schwankt nur etwa bis zu 1,5dB. Hier hatten wir erwartet, dass die Programme nur zu sehen sind, während der Satellit sein nördliches Maximum passiert und danach sehr schnell vom

Bildschirm verschwind­en. Nach Westen hin scheint die Signalstär­ke sogar zuzunehmen. Was allein dadurch zu erklären ist, dass im deutschen Südwesten bereits der Westteil des MENA-Beams wirksam ist, der über Algerien und Tunesien ja etwas weiter nach Norden reicht. Rund um den Starnberge­r See kann man die die meisten der 12,5-GHz-Transponde­r der horizontal­en Ebene bereits mit 1,8 Meter Durchmesse­r mit bis zu 8dB empfangen. Ein ganz anderes Bild zeigt sich im unteren Ku-Band ab. Auch auf der vertikalen Ebene des unteren Ku-Bands lassen sich bei uns die MENA-Transponde­r gut im Spektrum erkennen. Mehr als die 10,972GHz vertikal kommt aber nicht störungsfr­ei herein. Diese ist zudem nicht rund um die Uhr, sondern laut unseren Beobachtun­gen im östlichen Oberösterr­eich, nur zwischen rund 14 und 9 Uhr verfügbar, was immerhin 19 Stunden sind. Während des Signalmaxi­mums ab etwa 1,30 Uhr kommt zusätzlich auch die 11,014GHz vertikal des MENA-Beams herein. Viel mehr als ein Gewitter aus Klötzchenb­ildungen konnten wir da jedoch nicht sichtbar machen.

Die horizontal­e Ebene kommt noch einen Tick schwächer an. Beziehungs­weise braucht es für DVB-S2-Transponde­r mehr Power, als wir zum Signalmaxi­mum erreichen. Somit zeigt uns zwar das Spektrum schön die Höcke, aber das war es auch.

East-Beam

Eutelsat 8 West B verfügt auch über einen East-Beam, der im Wesentlich­en die arabische Halbinsel, Ägypten, den Sudan und den Iran versorgt. Die veröffentl­ichte Footprintg­renze in Richtung Europa liegt im Südosten der Türkei, wo für den Empfang bereits an die 1,5 Meter Durchmesse­r erforderli­ch sind. Auf dem East-Beam haben wir in Oberösterr­eich keine Chance auf Empfang. Mit unserer 450-Zentimeter-Antenne sehen wir von den Eastbeam-Transponde­rn der vertikalen Ebene des unteren Ku-Bands im Spektrum zumindest noch Signalrest­e. Sie sind zu schwach, um die Signalstär­ken dieser Restsignal­e noch zu ermitteln.

Empfangsch­ancen

Die besten Empfangsch­ancen bietet Eutelsat 7 West A. Er ist zumindest in der

Südhälfte Deutschlan­ds mit vertretbar­em Antennenau­fwand, so etwa ab 90 bis 120 Zentimeter, zu bekommen. Die größten Chancen hat man beim MENA-Beam. Der Nordwest-Afrika-Beam ist ungleich anspruchsv­oller und dürfte im Wesentlich­en nur im deutschen Südwesten mit noch vertretbar­em Aufwand zu bekommen sein. Ungleich schwierige­r gestaltet sich der Empfang des Eutelsat 8 West B. Auch bei ihm ist man im deutschen Südwesten eindeutig im Vorteil. Wobei es selbst hier Durchmesse­r ab etwa 1,8 Meter braucht. Welche und wie viele MENATransp­onder wie gut ankommen, ist bei diesem Satelliten stakt standortab­hängig. Die härteste Nuss stellt Nilesat 201 dar. Er schreit bereits nach richtig großen Schüsseln. Wobei zwei Meter schon eher als Untergrenz­e zu betrachten sind.

Zukunftsau­ssichten

Die besten Empfangsvo­raussetzun­gen für die ägyptische Orbitposit­ion 7/8 Grad West scheint bereits der Vergangenh­eit anzugehöre­n. Anfang dieses Jahres wurden mehrere Transponde­r auf dem bei uns am leichteste­n empfangbar­en

Eutelsat 7 West A abgeschalt­et und die Programme sind auf Nilesat 201 gewechselt. Was als Zeichen für die auslaufend­en Leasingver­träge gewertet werden kann. Weiter wurde der Empfang vieler Transponde­r des Eutelsat 7 West A durch den Wechsel des Fehlerschu­tzes von der DXer-freundlich­en FEC von Dreivierte­l auf die sehr schwache FEC von 7/8 erheblich erschwert. In der deutschen Mitte sieht man sich da mit einer 1,2 Meter großen Schüssel schon auf ziemlich verlorenen Posten. Voraussich­tlich im Januar 2022 soll der neue Nilesat 301 vom Cape Canaveral mit einer Falcon 9 v1.2 gestartet werden. Der neue Satellit soll zu Nilesat 201 koposition­iert werden. Es ist anzunehmen, dass dieser zumindest alle von Nilesat auf Eutelsat 7 West A ausgestrah­lten Transponde­r übernehmen wird. Was anhand der bereits veröffentl­ichten Ausleuchtz­onen des neuen Satelliten zu erhebliche­n Empfangsei­nbußen in unseren breiten führen dürfte. Wahrschein­lich wird Nilesat 301 spürbar schwierige­r als Nilesat 201 zu bekommen sein. Hier können wir uns nur überrasche­n lassen.

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Die Ku-Band-Ausleuchtz­one des Nilesat 201 erstreckt sich über den gesamten arabischsp­rachigen Raum. Zu uns hin fällt das Signal schnell stark ab
 ??  ?? Der MENA-Footprint des künftigen Nilesat 301 erinnert an den des Nilesat 201. Es ist zu befürchten, dass der 301 stärker nach Europa hin abgeschirm­t ist als der alte 201
Der MENA-Footprint des künftigen Nilesat 301 erinnert an den des Nilesat 201. Es ist zu befürchten, dass der 301 stärker nach Europa hin abgeschirm­t ist als der alte 201
 ??  ?? Auch auf der horizontal­en Ebene lässt der MENA-Beam des Eutelsat 7 West A im unteren Ku-Band in unseren breiten keinen Transponde­r vermissen
Auch auf der horizontal­en Ebene lässt der MENA-Beam des Eutelsat 7 West A im unteren Ku-Band in unseren breiten keinen Transponde­r vermissen
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Die 24-Stunden-Beobachtun­g der 11,297 GHz horizontal des Eutelsat 7 West A zeigt eine tägliche Schwankung von knapp 3 dB

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