SDR-Software in der Praxis: Schwache DAB-Signale zuverlässig orten
Die Gratis-Empfangssoftware SDRangel gibt es schon seit einiger Zeit. Bislang war sie nur für analoge Signale aller Art ausgelegt und bietet zahlreiche Betriebsarten, etwa für AM, Rundfunkempfang, SSB, Schmalband-FM und Digitales Amateurfunkfernsehen. Neu ist die Erweiterung der Software für den Empfang des Digitalradios DAB Plus, das ab der Version 6.10 unterstützt wird.
SDRangel ist ein Open-Source-Projekt. Was soviel heißt, dass dieses Programm laufend von Nutzern verbessert und erweitert wird. Es kann über die Seite https://github.com/f4exb/ sdrangel/releases heruntergeladen werden. Zum Downloadlink ist ein wenig nach unten zu scrollen. Er enthält nur eine Exe-Datei, deren Download übrigens unüblich lange dauert. Das Herunterladen der Datei endete bei uns mit einer Fehlermeldung, die es einfach zu ignorieren gilt. Beim Ausführen der Exe-Datei wird uns in einem Fenster mitgeteilt: „Der Computer wurde durch Windows geschützt“. Erst nach klicken auf „Weitere Informationen“, erscheint die Schaltfläche „Trotzdem ausführen“, die es anzuklicken gilt. Erst jetzt startet die allseits bekannte Installationsroutine.
Software-Updates
Gerade in letzter Zeit scheinen die Programmierer von SDRangel äußerst aktiv
zu sein. Alleine während der Arbeiten zu diesem Artikel wurden wir mit zwei Updates konfrontiert. Sie gaben uns die Gelegenheit, die Empfangssoftware in den Versionen 6.10.2, 6.11 und 6.12.1 zu testen. Die aktuelle Softwareversion wird im bereits erwähnten Link angeboten. Die neue Version braucht nur auf den Rechner geladen und anschließend, wie bereits beschrieben, installiert zu werden. In diesem Zuge wird als zusätzlicher Punkt der Installationsroutine auch die alte Softwareversion gelöscht.
Einstellungen
Die Oberfläche von SDRangel ist dreigeteilt. An der linken Seite sind grundlegende Einstellungen vorzunehmen, wie etwa die Auswahl des verwendeten Empfangssticks. Dazu ist an der linken oberen Seite auf das Doppelpfeil-Symbol zu klicken. Im darauf eingeblendeten Fenster ist aus der Liste ein passender Stick auszuwählen und mit OK zu bestä
tigen. Weiter muss für DAB Plus-Empfang die Samplingrate auf 2,048,000 S/s geändert werden. Was im Bedienfeld unterhalb des Doppelpfeils zu erfolgen hat. Daneben findet sich der leicht übersehbare Einstellbereich für die Decimation, die mit Dec abgekürzt ist. Sie legt fest, welche Bandbreite im mittleren Bereich der Bedienungsoberfläche im Spektrum und dem Wasserfalldiagramm dargestellt werden wird. Um einen ganzen Digitalradio-Multiplex sichtbar zu machen, ist hier der Wert „1“auszuwählen. Zuletzt ist in diesem Einstellfeld der Gain-Regler für erste Empfangsversuche auf etwa mittig einzustellen. Damit dieser Einstellbereich sichtbar wird, ist das Bedienfeld nach unten zu vergrößern.
Nun ist der DAB Plus-Modus in SDRangel zu aktivieren. Dazu ist rechts oben auf das Icon „Channels“zu klicken, worauf wieder ein Fenster eingeblendet wird. Hier können die einzelnen Betriebsarten, neben DAB Plus unter anderem auch
analoger Rundfunkempfang und spezielle Modi für diverse Funkdienste ausgewählt werden. Für unseren Zweck ist „DAB Demodulator“anzuklicken und mit „Apply“zu übernehmen. Worauf im rechten Drittel das Bedienfeld für DAB-Plus-Empfang eingeblendet wird. Sein Fenster ist nach unten zu vergrößern, um während des Betriebs unter anderem auch die Senderliste sehen zu können. Rechts oben findet sich nun auch recht unscheinbar das Auswahlmenü für den Empfangskanal. Erst wenn hier der Wunschkanal übernommen wurde, wird auch links oben im großen Frequenzfenster die zugehörige
Empfangsfrequenz angezeigt. Links neben dieser findet sich übrigens ein blau unterlegter Play-Button. Erst nachdem dieser gedrückt wurde, startet SDRangel die Wiedergabe.
Tut sich nach Betätigen von Start nichts, liegt der Fehler höchstwahrscheinlich am falsch ausgewählten USB-Stick. Also sind die anderen der Reihe nach auszuprobieren, bis man ans Ziel gelangt. Mit jeder Änderung des Empfangssticks sind die Einstellungen an der linken Seite zu wiederholen. Je nach ausgewählten Stick präsentiert sich das linke obere Fenster etwas anders und bietet auch mehr oder weniger Einstellparameter. Was auf den ersten Blick aber verwirrend sein mag.
Parameter merken
Sind die korrekten Einstellungen gefunden, heißt es, sich diese zu merken. Denn die Software speichert die ausgewählten Parameter oft nicht oder nur unvollständig. Womit diese nach jedem Neustart auf Korrektheit zu überprüfen und gegebenenfalls nachzujustieren sind.
Auf Empfang
Nachdem der Kanal für den ersten zu empfangenden Multiplex ausgewählt
wurde, wird im mittigen rechten Fenster die Senderliste eingeblendet. Mit Doppelklick auf das gewünschte Programm startet dessen Wiedergabe. Im darunterliegenden Feld werden alle relevanten Übertragungsparameter eingeblendet. Neben dem Namen des Senders und der Programmsparte, werden das Audioformat und die verwendete Bitrate eingeblendet. Weiter wird die vom Programm genutzte Samplingrate und der Radiotext angezeigt. Darunter erfolgt die statistische Auswertung der Empfangsqualität. Sollte die Wiedergabelautstärke zu wünschen übrig lassen, kann dies am in der Software integrierten Volume-Regler liegen. Er ist unmittelbar über der Senderliste angeordnet.
Stichwort Senderliste
Soll ein neuer Multiplex empfangen werden, ist in der rechten Spalte unter „Channel“die neue Frequenz anzuklicken. Weiter ist im Bedarfsfall der in der linken Spalte angeordnete Gain-Regler so einzustellen, dass die Treppenform des Signals im mittigen Konstellationsdiagramm möglichst gut zu erkennen ist und auch das darunter angeordnete Wasserfalldiagramm ein kontrastreiches Bild liefert. Möchte man nun ein Programm des neuen Multiplexes empfangen, erlebt man zunächst eine unliebsame Überraschung. Dessen Programme sind nicht oder bestenfalls am unteren Ende der Senderliste enthalten, die nach wie vor die Kanäle des zuletzt empfangenen Multiplexes beinhaltet. Damit die neuen Sender eingelesen werden, ist das Senderverzeichnis zu löschen. Dazu findet sich am rechten Rand unmittelbar über dem Senderlisten-Fenster ein MülleimerSymbol. Erst nachdem es gedrückt wurde, wird die neue Senderliste eingelesen, was mehrere Sekunden dauern kann.
Empfangsleistungen
Bei Empfangssoftware entscheidet über die tatsächlichen Empfangsleistungen das Zusammenspiel zwischen dem verwendeten USB-Receiver und der Software. So wissen wir etwa aus der Vergangenheit, dass ein und derselbe Stick je nach verwendeter DAB Plus-Software mehr oder weniger Multiplexe zu Gehör bringt. Wobei es stets um ausgesprochene DX-Empfänge geht. Bei ihnen verhält sich SDRangel etwas zurückhaltend und es kann bis über 30 Sekunden dauern, bis die Senderliste sehr schwach ankommender Multiplexe eingelesen wird. Wobei selbst noch solche Berücksichtigung finden, bei denen kein Audioempfang mehr möglich ist.
Gerade das Konstellations- und Wasserfalldiagramm der Software kann dem Nutzer sehr gut dabei helfen, extrem schwach ankommende Digitalradio-Multiplexe zumindest optisch sichtbar zu machen. Alleine das Wissen über ein bislang unbekanntes, extrem schwaches Signal kann helfen, die Antennenanlage soweit zu optimieren, das solche Signale vielleicht sogar hörbar gemacht werden können.