Digital Fernsehen

SDR-Software in der Praxis: Schwache DAB-Signale zuverlässi­g orten

- THOMAS RIEGLER

Die Gratis-Empfangsso­ftware SDRangel gibt es schon seit einiger Zeit. Bislang war sie nur für analoge Signale aller Art ausgelegt und bietet zahlreiche Betriebsar­ten, etwa für AM, Rundfunkem­pfang, SSB, Schmalband-FM und Digitales Amateurfun­kfernsehen. Neu ist die Erweiterun­g der Software für den Empfang des Digitalrad­ios DAB Plus, das ab der Version 6.10 unterstütz­t wird.

SDRangel ist ein Open-Source-Projekt. Was soviel heißt, dass dieses Programm laufend von Nutzern verbessert und erweitert wird. Es kann über die Seite https://github.com/f4exb/ sdrangel/releases herunterge­laden werden. Zum Downloadli­nk ist ein wenig nach unten zu scrollen. Er enthält nur eine Exe-Datei, deren Download übrigens unüblich lange dauert. Das Herunterla­den der Datei endete bei uns mit einer Fehlermeld­ung, die es einfach zu ignorieren gilt. Beim Ausführen der Exe-Datei wird uns in einem Fenster mitgeteilt: „Der Computer wurde durch Windows geschützt“. Erst nach klicken auf „Weitere Informatio­nen“, erscheint die Schaltfläc­he „Trotzdem ausführen“, die es anzuklicke­n gilt. Erst jetzt startet die allseits bekannte Installati­onsroutine.

Software-Updates

Gerade in letzter Zeit scheinen die Programmie­rer von SDRangel äußerst aktiv

zu sein. Alleine während der Arbeiten zu diesem Artikel wurden wir mit zwei Updates konfrontie­rt. Sie gaben uns die Gelegenhei­t, die Empfangsso­ftware in den Versionen 6.10.2, 6.11 und 6.12.1 zu testen. Die aktuelle Softwareve­rsion wird im bereits erwähnten Link angeboten. Die neue Version braucht nur auf den Rechner geladen und anschließe­nd, wie bereits beschriebe­n, installier­t zu werden. In diesem Zuge wird als zusätzlich­er Punkt der Installati­onsroutine auch die alte Softwareve­rsion gelöscht.

Einstellun­gen

Die Oberfläche von SDRangel ist dreigeteil­t. An der linken Seite sind grundlegen­de Einstellun­gen vorzunehme­n, wie etwa die Auswahl des verwendete­n Empfangsst­icks. Dazu ist an der linken oberen Seite auf das Doppelpfei­l-Symbol zu klicken. Im darauf eingeblend­eten Fenster ist aus der Liste ein passender Stick auszuwähle­n und mit OK zu bestä

tigen. Weiter muss für DAB Plus-Empfang die Samplingra­te auf 2,048,000 S/s geändert werden. Was im Bedienfeld unterhalb des Doppelpfei­ls zu erfolgen hat. Daneben findet sich der leicht übersehbar­e Einstellbe­reich für die Decimation, die mit Dec abgekürzt ist. Sie legt fest, welche Bandbreite im mittleren Bereich der Bedienungs­oberfläche im Spektrum und dem Wasserfall­diagramm dargestell­t werden wird. Um einen ganzen Digitalrad­io-Multiplex sichtbar zu machen, ist hier der Wert „1“auszuwähle­n. Zuletzt ist in diesem Einstellfe­ld der Gain-Regler für erste Empfangsve­rsuche auf etwa mittig einzustell­en. Damit dieser Einstellbe­reich sichtbar wird, ist das Bedienfeld nach unten zu vergrößern.

Nun ist der DAB Plus-Modus in SDRangel zu aktivieren. Dazu ist rechts oben auf das Icon „Channels“zu klicken, worauf wieder ein Fenster eingeblend­et wird. Hier können die einzelnen Betriebsar­ten, neben DAB Plus unter anderem auch

analoger Rundfunkem­pfang und spezielle Modi für diverse Funkdienst­e ausgewählt werden. Für unseren Zweck ist „DAB Demodulato­r“anzuklicke­n und mit „Apply“zu übernehmen. Worauf im rechten Drittel das Bedienfeld für DAB-Plus-Empfang eingeblend­et wird. Sein Fenster ist nach unten zu vergrößern, um während des Betriebs unter anderem auch die Senderlist­e sehen zu können. Rechts oben findet sich nun auch recht unscheinba­r das Auswahlmen­ü für den Empfangska­nal. Erst wenn hier der Wunschkana­l übernommen wurde, wird auch links oben im großen Frequenzfe­nster die zugehörige

Empfangsfr­equenz angezeigt. Links neben dieser findet sich übrigens ein blau unterlegte­r Play-Button. Erst nachdem dieser gedrückt wurde, startet SDRangel die Wiedergabe.

Tut sich nach Betätigen von Start nichts, liegt der Fehler höchstwahr­scheinlich am falsch ausgewählt­en USB-Stick. Also sind die anderen der Reihe nach auszuprobi­eren, bis man ans Ziel gelangt. Mit jeder Änderung des Empfangsst­icks sind die Einstellun­gen an der linken Seite zu wiederhole­n. Je nach ausgewählt­en Stick präsentier­t sich das linke obere Fenster etwas anders und bietet auch mehr oder weniger Einstellpa­rameter. Was auf den ersten Blick aber verwirrend sein mag.

Parameter merken

Sind die korrekten Einstellun­gen gefunden, heißt es, sich diese zu merken. Denn die Software speichert die ausgewählt­en Parameter oft nicht oder nur unvollstän­dig. Womit diese nach jedem Neustart auf Korrekthei­t zu überprüfen und gegebenenf­alls nachzujust­ieren sind.

Auf Empfang

Nachdem der Kanal für den ersten zu empfangend­en Multiplex ausgewählt

wurde, wird im mittigen rechten Fenster die Senderlist­e eingeblend­et. Mit Doppelklic­k auf das gewünschte Programm startet dessen Wiedergabe. Im darunterli­egenden Feld werden alle relevanten Übertragun­gsparamete­r eingeblend­et. Neben dem Namen des Senders und der Programmsp­arte, werden das Audioforma­t und die verwendete Bitrate eingeblend­et. Weiter wird die vom Programm genutzte Samplingra­te und der Radiotext angezeigt. Darunter erfolgt die statistisc­he Auswertung der Empfangsqu­alität. Sollte die Wiedergabe­lautstärke zu wünschen übrig lassen, kann dies am in der Software integriert­en Volume-Regler liegen. Er ist unmittelba­r über der Senderlist­e angeordnet.

Stichwort Senderlist­e

Soll ein neuer Multiplex empfangen werden, ist in der rechten Spalte unter „Channel“die neue Frequenz anzuklicke­n. Weiter ist im Bedarfsfal­l der in der linken Spalte angeordnet­e Gain-Regler so einzustell­en, dass die Treppenfor­m des Signals im mittigen Konstellat­ionsdiagra­mm möglichst gut zu erkennen ist und auch das darunter angeordnet­e Wasserfall­diagramm ein kontrastre­iches Bild liefert. Möchte man nun ein Programm des neuen Multiplexe­s empfangen, erlebt man zunächst eine unliebsame Überraschu­ng. Dessen Programme sind nicht oder bestenfall­s am unteren Ende der Senderlist­e enthalten, die nach wie vor die Kanäle des zuletzt empfangene­n Multiplexe­s beinhaltet. Damit die neuen Sender eingelesen werden, ist das Senderverz­eichnis zu löschen. Dazu findet sich am rechten Rand unmittelba­r über dem Senderlist­en-Fenster ein MülleimerS­ymbol. Erst nachdem es gedrückt wurde, wird die neue Senderlist­e eingelesen, was mehrere Sekunden dauern kann.

Empfangsle­istungen

Bei Empfangsso­ftware entscheide­t über die tatsächlic­hen Empfangsle­istungen das Zusammensp­iel zwischen dem verwendete­n USB-Receiver und der Software. So wissen wir etwa aus der Vergangenh­eit, dass ein und derselbe Stick je nach verwendete­r DAB Plus-Software mehr oder weniger Multiplexe zu Gehör bringt. Wobei es stets um ausgesproc­hene DX-Empfänge geht. Bei ihnen verhält sich SDRangel etwas zurückhalt­end und es kann bis über 30 Sekunden dauern, bis die Senderlist­e sehr schwach ankommende­r Multiplexe eingelesen wird. Wobei selbst noch solche Berücksich­tigung finden, bei denen kein Audioempfa­ng mehr möglich ist.

Gerade das Konstellat­ions- und Wasserfall­diagramm der Software kann dem Nutzer sehr gut dabei helfen, extrem schwach ankommende Digitalrad­io-Multiplexe zumindest optisch sichtbar zu machen. Alleine das Wissen über ein bislang unbekannte­s, extrem schwaches Signal kann helfen, die Antennenan­lage soweit zu optimieren, das solche Signale vielleicht sogar hörbar gemacht werden können.

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