Radioeinbau mal anders: So rüstet man moderne Autos um
Die ab Werk verbauten Autoradios enttäuschen nur zu oft mit mangelhaften Empfangsleistungen. Insbesondere auf DAB Plus. Etwas, mit dem man sich auch im Zeitalter fest integrierter Multimediageräte in der Frontkonsole nicht abfinden muss. Ein Autoradio-Umbau ist öfter möglich, als man denkt.
In der Vergangenheit, konkret seit 2003, waren wir es gewohnt, in unseren Autos stets Digitalradios und Antennen verbaut zu haben, die uns das Maximum an Empfangsleistung boten. Was insbesondere dann wichtig war, wenn man großteils in Österreich unterwegs war und ist, wo das nationale DAB Plus erst 2019 an den Start ging. Mit einem bislang äußerst lückenhaften Sendernetz übrigens. Das, was über Digitalradio gehört wurde, kam demnach großteils aus dem benachbarten Bayern. Wobei wir von Distanzen zum nächsten Sender von bis über 120 Kilometern sprechen. Für uns war das kein außergewöhnlicher DX-Empfang, sondern Alltag. Keine Frage, dass wir auch nach einem Fahrzeugwechsel weiter unsere Lieblingsprogramme hören wollten.
Doch seit etwa 2005 werden wir von der Autoindustrie mit fest eingebauten Radios zwangsbeglückt. Ein Wechsel
auf Geräte, die die eigenen Ansprüche besser abdecken könnten, ist nicht vorgesehen. Dasselbe trifft auch auf die verbauten Antennen zu. Wichtig ist, dass diese möglichst unsichtbar sind. Ob man mit ihnen brauchbaren Empfang hat, ist nebensächlich. Hauptsache, es reicht irgendwie für die Ortssender.
Werkslösung
Unser nicht mehr ganz neuer Audi 6 Avant hat bereits DAB Plus ab Werk eingebaut. Auf UKW leistet das Einbauradio echt gute Arbeit. So ist etwa Bayern 3 im Großraum Linz/Steyr (Oberösterreich) ähnlich gut zu hören, so wie wir es immer schon gewohnt waren. Aber wer hört heute schon noch UKW? Auf DAB Plus präsentiert sich die Werkslösung als schlichte Katastrophe. Lediglich der ortsübliche österreichische Multiplex aus Linz wird empfangen. Das quasi ortsübliche Paket
aus dem tschechischen Budweis, das mit DAB Plus-DIN-Einbauradios und Magnetfußantenne überall mühelos spielt, wird mit viel Glück gerade einmal eingelesen. Von Audio fehlt jede Spur. Noch drastischer präsentiert sich die Situation beim BR-Mux auf Kanal 11D. Womit das eingebaute Digitalradio absolut nicht das ist, was Spaß machen würde. Womit für uns klar war: Das Teil muss weg!
Wo soll das Radio hin
Die A6-Modelljahre zwischen 2012 und 2017 sind im Prinzip mit demselben Audiosystem ausgestattet. Es besteht aus einem in der Mittelsäule über der Klimaanlage fest eingebauten CD/DVD-Player inklusive Speicherkartenschlitzen. In derselben Einbaueinheit sind auch mehrere Schalter für den Fahrbetrieb sowie der Schlüsselsensor integriert. Der ausfahrbare Monitor ist über der mittleren Be
lüftung eingebaut. Zunächst hatten wir die mittleren Lüftungsschlitze im Visier. Hier sollte sich ein DIN-Radio unterbringen lassen. Nein, geht nicht, weil in der Mitte der Belüftung die Drehmechanik des Monitors eingebaut ist. Also den werksseitigen CD/DVD-Player opfern. Ein erstes Abmessen ergab, dass hier ein DIN-Radio ganz knapp Platz finden würde. Nachdem der Player in der Frontpartie integriert ist, müsste er irgendwie ausgeschnitten werden. Mit Zierleistenkeilen lassen sich das Bedienteil der Klimaanlage und die Einheit mit dem CDPlayer leicht aus der Mittelkonsole lösen. Die Kabel sind zwar durchweg sehr kurz, womit sich die Teile nur ein kleines Stück nach vor schieben lassen. Doch es lässt sich zweifelsfrei erkennen, dass die Abmessungen des CD-Players der DIN-Norm entsprechen und dieser in einem in etwa so großen Schacht steckt. Weiter wird auf dem Gerät ein Aufkleber sichtbar: „Harman Becker MMI3G“. Er verrät uns, dass es sich hier um den Navigationsrechner handelt, der per Lichtwellenleiter mit der eigentlichen, in einem Seitenfach des Kofferraums verbauten Radioeinheit verbunden ist. Womit klar wird, dass diese Steuereinheit nicht einfach entfernt werden kann, was eine Unzahl an Fehlermeldungen hervorrufen würde.
Unsere Idee
Nachdem wir nun wissen, dass die Steuereinheit erhalten bleiben muss und auch deren Größe bekannt ist, bietet sich an, diese ins Handschuhfach zu verfrachten. An ihre Stelle würde in der Mittelkonsole ein DIN-Autoradio eingebaut werden. An dieses werden die hinteren Lautsprecher fix angeschlossen. Die vorderen Boxen werden über eine Umschaltbox erreicht. An diese werden auch die vorderen Lautsprecherausgänge des Werksradios angeschlossen. Womit dieses bei Bedarf zumindest über die Frontlautsprecher spielen könnte. Die Umschaltbox wird ebenfalls im Handschuhfach verstaut. Sie bräuchte ja nicht ständig erreichbar sein, da im Normalzustand ohnehin das nachgerüstete DAB-Plus-Autoradio über alle vier Boxen spielen würde. Nachdem es zudem über einen CD-Player, Aux-Eingang und eine USB-Schnittstelle verfügt, wird die Werkslösung ohnehin kaum mehr gebraucht werden.
Ferner soll das DIN-Radio eine separate Stromversorgung bekommen, über die das Gerät auch ohne Zündschlüssel und vor allem, ohne dass gleichzeitig das Standlicht des Autos brennt, betrieben werden kann. Zuletzt ist für das Nachrüstradio eine Magnetfußantenne vorgesehen. Sie wird per Antennen-Verlängerungskabel, das von der Mittelkonsole in den Fußraum der Beifahrerseite führt, angeschlossen. Ins Freie wird das Kabel ganz einfach durch die Beifahrertüre geführt. Es lässt sich ganz schnell und einfach in der Gummiabdichtung nach oben führen, sodass es beim Einsteigen nicht stört. Das hat sich bereits bei den Vorgängerfahrzeugen bewährt. Am Ende gibt uns das auch die Gelegenheit, verschiedene Antennen auszutesten und so mit der empfangsstärksten unterwegs zu sein.
Der Einbau
Ein eigenes Autoradio in ein zumindest halbwegs modernes Auto einzubauen ist nicht vorgesehen und somit eine echte Herausforderung, bei der es nicht schaden kann, die Hilfe von Spezialisten, etwa einer guten Vertragswerkstätte der Automarke, in Anspruch zu nehmen. Sie wissen am besten, welche Komponenten wie auszubauen sind, um überall dorthin zu gelangen, wo man hin muss. Zu
dem war bis zu Beginn der Arbeiten an unserem Audi A6 nicht klar, ob die Kabel, Lichtwellenleiter inklusive, lang genug sein würden, um das Steuergerät im Handschuhfach einbauen zu können. Zunächst einmal galt es, die Verkleidung der Fahrer- und Beifahrerseite vollständig zu entfernen und das Handschuhfach auszubauen. Erst so wurden die Wege frei, um zum Kabelstrang des Steuergeräts zu gelangen und diesen umzuleiten. Dabei stellte sich heraus, dass die Kabellängen ausreichen, wenn man bei der Einbaulage des Steuergeräts im Handschuhfach etwas trickst. Weshalb es seitlich eingebaut wurde. Um noch ein wenig Ablagefläche zu erhalten, wurde es zudem an der Oberseite des Fachs mit einem Bügel befestigt. Auch die Mittelkonsole musste frei gemacht werden. Einmal galt es, für das einzubauende DIN-Radio eine eigene Stromversorgung zu verlegen. Für sie wurde im Sicherungskasten ein bislang freier Sicherungssteckplatz genutzt. Weiter galt es, einen rund sechs Meter langen Kabelstrang vom Handschuhfach zur Radioeinheit im Kofferraum zu verlegen. Mit ihm wurde die Verbindung zwischen der Umschaltbox, beiden Radios und den Lautsprechern hergestellt. Wobei
es auch zu berücksichtigen galt, dass die Zuleitungen zu den vorderen Boxen im Kofferraum ihren Anfang nehmen. Damit beide Radios mit den ihnen zugedachten Lautsprecherboxen verbunden werden konnten, brauchte es zudem einen Kabelstrang mit sechs je zweiadrigen Kabeln. Für den Weg nach hinten mussten im Fußraumbereich der Fahrerseite Verkleidung und Tapezierung entfernt werden.
Umschaltbox
Das primär genutzte Autoradio wird künftig nur noch das nachträglich eingebaute sein. Deshalb wurden an ihm die hinteren Lautsprecher fest angeschlossen. Auf die vorderen Boxen können nun beide Radios über eine Umschaltbox zugreifen. Genau genommen besitzt diese einen Eingang und vier schaltbare Ausgänge. Nachdem es der Box grundsätzlich egal ist, in welcher Richtung sie betrieben wird, dient der Eingang nun als Ausgang, an dem die beiden Frontlautsprecher angeschlossen sind. An einem der vier Ausgänge werden die beiden vom DIN-Radio kommenden Anspeisungen der Frontlautsprecher angeschlossen. An einem zweiten Ausgang jene des Werksradios.
Womit die Ausgänge als Eingänge fungieren. Mit den Schaltern der Umschaltbox wird bestimmt, welches Radio über die Frontlautsprecher wiedergegeben wird. So bleibt etwa beim Betrieb des nachträglich eingebauten der Schalter für das Werksradio auf „Aus“.
Antenne
Ein Radio ist nur so gut wie seine Antenne. Und die ist, zumindest für DAB Plus, beim Audi A6 ausgesprochen schlecht. Deshalb wird für das DIN-Radio eine DAB-Plus-Magnetfußantenne in der Mitte des Autodachs vorgesehen. Hier liefert die Antenne besten Empfang aus allen Richtungen. Vom Radio führt zunächst eine Antennenkabel-Verlängerung von der Mittelkonsole in den Fußraum der Beifahrerseite, wo dieses einfach unter der Fußmatte verschwindet. Hier wird an die Verlängerung auch die Antenne angesteckt. Ihr Kabel wird unter der Fußmatte bis nahe des Anschlags der Seitentür, also an die B-Säule geführt und auf kurzem Weg zur Türdichtung geführt. In diese lässt sich das Kabel gut mit den Fingern hineinstecken und so unsichtbar nach oben führen. An geeigneter Stelle, bei unserem A6 ist das im
Bereich des vorderen Endes der Reling, aufs Autodach geführt. Das nun am Dach freiliegende Antennenkabel sollte nicht zu straff gespannt sein. Gegebenenfalls lässt es sich mit etwas Gewebeklebeband oder dergleichen an unauffälliger Stelle fixieren.
Und UKW?
Auf eine UKW-Antenne haben wir bei unserer Nachrüst-Lösung ganz bewusst verzichtet. Einfach, weil man UKW heute nicht mehr braucht. DAB Plus bietet zudem mehr Programme und somit mehr Vielfalt. Abgesehen davon ließe sich eine UKW-Antenne bei unserer Einbauvariante leicht nachrüsten. Wobei wir auch hier von einer Dachantennenlösung und ähnlicher Verkabelung wie für DAB Plus ausgehen würden.
Was hat es gebracht?
Beim Digitalradioempfang trennen die Werkslösung und das nachträglich eingebaute Radio Welten. Während mit dem Originalradio gerade einmal der ortsübliche DAB Plus-Multiplex aus Linz empfangen werden kann, spielen mit dem „neuen“Radio in der Mittelkonsole selbst im Großraum Steyr an topografisch ungünstigen Orten zumindest auch der österreichische Multiplex aus Salzburg und jener aus dem tschechischen Budweis. Auch die Pakete aus Bayern sind wohl wieder hörbar. Da wir uns hier am äußeren Rand der Geradenochversorgung befinden, zwar längst nicht mehr durchgehend, aber doch noch vielerorts. Somit ist die Mission Autoradioeinbau geglückt.
Ist all das nötig?
Wenn man einmal weiß, wie gut DAB Plus mobil funktionieren kann, wird man entsetzt sein, was sich die Autohersteller trauen, in ihren Fahrzeugen einzubauen. Eine Erfahrung, die nicht nur wir des Öfteren machen mussten, sondern die durchaus auch bei Sendernetzbetreibern bekannt ist. Doch müssen diese wirklich ihre Sendernetze immer weiter verdichten, nur damit der Empfang auch mit richtig schlechten Werksradios noch klappt? Sicher nicht! Hier sollte auch die Autoindustrie in die Pflicht genommen werden, brauchbare Lösungen in ihren Fahrzeugen einzubauen. Denn guter DABPlus-Empfang wäre nach wie vor wichtig. Dazu braucht man nur nach Österreich zu blicken, wo das nationale DAB-PlusSendernetz nur einem Flickenteppich gleicht. Nur mit guten Radios und Antennen lässt sich dieses Paket weithin empfangen, mit typischen Werkslösungen weitaus weniger.